Gasversorgung nach Energiekrise: Alarmstufe aufgehoben – Was Verbraucher jetzt wissen müssen

Die Bundesregierung hat die Alarmstufe Gas wegen stabiler Versorgung und weit gediehener Diversifizierung auf die Frühwarnstufe gesenkt. Dank gut gefüllter Gasspeicher (rund 80 %), neuen Lieferbeziehungen und reduziertem Anteil an russischen Importen ist die Lage deutlich entspannter als zu Beginn der Energiekrise. Dennoch mahnen Regierung und BDEW zur Wachsamkeit angesichts anhaltender geopolitischer Spannungen, etwa in der Ukraine und im Nahen Osten.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Alarmstufe Gas auf Frühwarnstufe gesenkt, rechtliche Folgen minimal
– EU-Import russischen Erdgases im ersten Quartal 2025 bei 98 TWh (13 % aller Lieferungen)
– Deutsche Gasspeicher sind mit rund 80 % Füllstand gut gerüstet für Heizperiode

Bundesregierung senkt Alarmstufe Gas auf Frühwarnstufe – Versorgungslage stabil, Risiken bleiben präsent

Die Bundesregierung hat die Alarmstufe Gas auf die Frühwarnstufe zurückgesetzt. Bundeswirtschaftsministerin Reiche begründet diesen Schritt mit der stabilisierten Versorgungslage und der Beruhigung der Energiepreise nach mehr als drei Jahren Energiekrise. Damit gelte es weiterhin, die geopolitischen Risiken im Blick zu behalten, etwa die Lage im Nahen Osten und den anhaltenden Krieg in der Ukraine. Die EU-Kommission verfolgt zudem das Ziel, langfristig vollständig auf Erdgaslieferungen aus Russland zu verzichten, was die Bemühungen um neue Lieferwege zusätzlich vorantreibt.

Im ersten Quartal 2025 flossen rund 98 Terawattstunden Erdgas aus Russland in die EU, das entspricht 13 Prozent aller europäischen Erdgasimporte. Dieser Anteil ist überschaubar und kann in der Menge durch andere Bezugsquellen ersetzt werden. Allerdings bleibt insbesondere Südosteuropa lokal stärker von russischen Lieferungen abhängig. Parallel dazu haben sich die Gaspreise am Terminmarkt deutlich beruhigt: Das Jahresfuture für 2026 liegt mit durchschnittlich 38 Euro pro Megawattstunde zwar weiterhin etwa doppelt so hoch wie vor der Gaskrise, ist aber weit entfernt von den Spitzenpreisen über 300 Euro/MWh aus dem Jahr 2022.

Ein entscheidender Faktor für die Versorgungssicherheit sind die gut gefüllten Gasspeicher in Deutschland. Die meisten Speicher sind zu rund 80 Prozent gefüllt, lediglich der Speicher in Rehden liegt darunter, da die Einspeicherung in andere Anlagen derzeit einfacher und wirtschaftlich attraktiver ist. Gasspeicher ergänzen die diversifizierte Gasversorgung über Flüssigerdgas (LNG) und Pipelines und sind vor allem zu Beginn der Heizperiode ein wichtiger Baustein, um ausreichende Mengen sicherzustellen.

Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, erklärt dazu: „Mehr als drei Jahre nach Beginn der Energiekrise haben sich die Energiepreise beruhigt und die Gasversorgungslage hat sich stabilisiert. Die Entscheidung der Bundesregierung, die Alarmstufe auf die Frühwarnstufe abzusenken, ist daher nachvollziehbar.“ Gleichzeitig betont sie die Bedeutung des engen Austauschs zwischen Politik, Energiewirtschaft und Industrie angesichts der weiter bestehenden Unsicherheiten.

Rechtlich hat die Rückstufung der Alarmstufe kaum Konsequenzen. Die spezifischen Sonderregelungen, die bei Ausrufung der Alarmstufe im Jahr 2022 galten, sind bereits zum Frühjahr 2024 ausgelaufen. Dazu gehört beispielsweise die Ausweitung der Stromerzeugung durch die Versorgungsreserve Stein- und Braunkohle. So bleibt die rechtliche Situation unverändert, während die technische und politische Lage kontinuierlich beobachtet und angepasst wird.

Gasversorgung im Wandel: Welche Folgen hat die Entwarnung für Verbraucher und Märkte?

Ein Jahrzehnt lang war Erdgas einer der wichtigsten Energieträger in Deutschland und Europa. Neue Entwicklungen führen nun zu einer Stabilisierung, die vielerorts als Zäsur wahrgenommen wird. Für Unternehmen und Privatpersonen bringt die Rücknahme der Alarmstufe Entlastung, zugleich bleiben aber Herausforderungen bestehen. Die Gasversorgung hat sich nach intensiven Krisenjahren deutlich gefestigt. Dabei spielt nicht nur die Versorgungssicherheit eine Rolle, sondern auch die Preisentwicklung sowie die Frage, wie nachhaltig die aktuellen Veränderungen sind. Die europäische Energielandschaft durchläuft einen tiefgreifenden Wandel, der von geografischer Diversifizierung und strategischer Neuausrichtung geprägt ist.

Wie wirkt die globale Lage weiter auf Energiepreise?

Die weltweite Situation bleibt angespannt, wenngleich sich die unmittelbare Versorgungsnotlage beruhigt hat. Geopolitische Risiken, etwa durch den andauernden Krieg in der Ukraine und Konflikte im Nahen Osten, beeinflussen die Energiemärkte weiterhin. Preisliche Turbulenzen sind nicht ausgeschlossen, da Energierohstoffe global gehandelt werden und Angebot sowie Nachfrage stark schwanken können. Die internationale Abhängigkeit von nicht-europäischen Lieferanten bedeutet, dass politische Ereignisse in Förderregionen rasch Preisreaktionen auslösen. Gleichzeitig hat sich durch den Ausbau von Infrastruktur und Lieferketten ein Puffer geschaffen, der kurzfristige Schocks abfedert.

Wichtige Einflüsse auf die Gaspreise:

  • Fortdauernde Unsicherheiten in Exportregionen und Transportrouten
  • Entwicklung alternativer Energiequellen und deren Wettbewerbsfähigkeit
  • Globale Nachfrage nach Flüssigerdgas (LNG) und saisonale Schwankungen

Diese Faktoren bestimmen maßgeblich, wie volatil die Preise bleiben und welche Belastungen auf Verbraucher und Unternehmen zukommen. Trotz der aktuellen Beruhigung bleiben Preissprünge möglich, die auch die Haushalte spüren könnten.

Welche Rolle spielt Europa auf den LNG-Märkten künftig?

Europa hat seine Position auf den LNG-Märkten entscheidend gestärkt. Neue Terminals und verbesserte Anbindungsleitungen sorgen für mehr Flexibilität beim Gasimport. Die EU-Kommission plant zudem, die Abhängigkeit von russischem Erdgas langfristig zu beenden. Dadurch gewinnt der Zugang zu LNG aus unterschiedlichen Weltregionen an Bedeutung, vor allem aus den USA, dem Nahen Osten und Nordafrika. Diese Diversifizierung reduziert Risiken und stärkt die Versorgungssicherheit.

Dieser Wandel bedeutet für Europa:

  • Mehr Unabhängigkeit von einzelnen Exporteuren
  • Stärkung der Verhandlungsmacht durch breiteres Angebot
  • Ausbau der Infrastruktur als Grundlage für künftige Energieimportstrategien

Die Umstellung auf LNG und alternative Lieferquellen prägt die europäische Gasmarktordnung grundlegend um. Dabei entstehen nachhaltige Strukturen, die die Energiesicherheit auch in politisch volatilen Zeiten erhöhen können.

Mit der Entwarnung bei der Alarmstufe Gas tritt ein neues Kapitel in der Energiegeschichte Europas ein. Die teilweise Entspannung gibt politischen Akteuren und Wirtschaft Planungssicherheit zurück. Zugleich unterstreicht sie, wie wichtig der fortwährende Ausbau moderner Infrastrukturen und die weitere Diversifikation der Bezugsquellen sind. Für Verbraucher bedeutet das eine stabilere Versorgungslage und hoffentlich nachhaltige Entlastungen bei den Energiekosten. Gesellschaftlich gesehen steht die Energiewende mehr denn je im Fokus – als Schlüssel für nachhaltige Sicherheit und Wohlstand in Deutschland und Europa.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag stammen aus einer Pressemitteilung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW).

8 Antworten

  1. „LNG ist ein Schritt in die richtige Richtung“, aber ich frage mich, ob das langfristig nachhaltig ist? Welche Alternativen gibt es noch zur Erdgasnutzung in Deutschland?

  2. „Die Stabilisierung der Gasversorgung ist wichtig“, aber was passiert, wenn sich geopolitische Risiken wieder verschärfen? Wie bereitet sich die Regierung darauf vor?

    1. „Anna, das ist genau meine Sorge! Die geopolitische Lage kann sich schnell ändern und dann stehen wir vielleicht wieder ohne Plan da.“

  3. Die Situation mit den Gasspeichern sieht ja gut aus, aber ich mache mir Sorgen um die Preise. Werden sie wirklich weiter sinken oder bleibt es riskant? Ich bin skeptisch.

    1. Das ist ein berechtigter Punkt, Heinzdieter! Ich denke auch, dass wir auf weitere Preisschwankungen vorbereitet sein sollten. Welche Alternativen gibt es für Haushalte?

  4. Ich finde es gut, dass die Bundesregierung die Alarmstufe Gas gesenkt hat. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aber was denkt ihr über die Abhängigkeit von russischem Erdgas? Sollte Europa nicht schneller alternative Quellen suchen?

    1. Ich stimme zu! Es ist wichtig, dass wir uns von Russland unabhängig machen. Aber wie können wir das konkret umsetzen? Gibt es genug LNG-Quellen?

    2. Das Thema ist komplex, Birgit. Ich hoffe, dass die EU wirklich langfristige Pläne hat und nicht nur kurzfristig denkt. Wir brauchen Stabilität.

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