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Freiwilligendienste im Wandel – Chancen für Jugend & Gesellschaft

Freiwilligendienste im Wandel – Chancen für Jugend & Gesellschaft
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Ob im Altenheim, in der Grundschule, beim Naturschutz oder im Rettungsdienst – Freiwilligendienste wie das FSJ oder der Bundesfreiwilligendienst (BFD) sind für viele junge Menschen das erste Fenster in die Welt des Engagements. Sie geben Orientierung, stiften Sinn und leisten zugleich einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag.

Doch das Modell kommt an seine Grenzen. Zu wenig Geld, zu wenig Plätze, zu starre Rahmenbedingungen – die Zahl derer, die sich engagieren wollen, ist höher als die derer, die es sich leisten können. Der Koalitionsvertrag 2025 reagiert darauf mit einem klaren Ziel: Freiwilligendienste modernisieren, ausbauen und gezielt stärken. Dabei geht es nicht nur um mehr Geld – sondern auch um neue Modelle, mehr Gerechtigkeit und bessere Perspektiven.

Das Wichtigste zusammengefasst: Mehr Flexibilität & Anerkennung im Freiwilligendienst

BereichHerausforderungMaßnahme laut Koalitionsvertrag
TaschengeldOft zu geringErhöhung und bessere soziale Absicherung
EinsatzplätzeZu wenigAusbau der FSJ- und BFD-Plätze
TeilzeitmöglichkeitenKaum vorhandenTeilzeitmodelle werden ermöglicht
Internationaler DienstUnterfinanziertAusbau inkl. „FSJ digital“
Bevölkerungsschutz/HandwerkKaum AngeboteNeuer Freiwilligendienst für diese Bereiche

Zwischen Idealismus und Realität – Warum Freiwilligendienste neue Impulse benötigen

Die Idee der Freiwilligendienste ist stark: Junge Menschen investieren Zeit für die Gemeinschaft und bekommen dafür Orientierung, Erfahrung und persönliche Entwicklung zurück. Doch was in der Theorie nach Win-win klingt, scheitert in der Praxis oft an grundlegenden Hürden.

Finanzielle Belastung

Das Taschengeld in FSJ und BFD war lange zu niedrig, um davon leben zu können. Für viele junge Menschen – vor allem aus einkommensschwachen Haushalten – bedeutete das: Engagement ist ein Privileg, das man sich leisten können muss. Das widerspricht der Idee von Chancengleichheit im Ehrenamt.

Zu wenig Plätze, zu lange Wartezeiten

Die Nachfrage nach Freiwilligendienstplätzen ist hoch – das Angebot jedoch begrenzt. Viele Organisationen melden volle Kapazitäten, lange Wartelisten oder schlichtweg fehlende Mittel für neue Einsatzstellen. So verlieren engagierte junge Menschen Zeit, Motivation – und manchmal den Anschluss.

Fehlende Flexibilität

Teilzeitmodelle oder individuell anpassbare Einsatzformate sind bislang kaum verbreitet. Wer z. B. pflegebedürftige Angehörige betreut, chronisch krank ist oder nebenbei jobben muss, hat es schwer, ein Freiwilligenjahr unterzubringen. Das System war lange zu starr für eine vielfältige Realität.

Schwach ausgebaute internationale Angebote

Zwar gibt es internationale Freiwilligendienste – doch sie sind unterfinanziert, bürokratisch kompliziert und oft nur für wenige zugänglich. Gerade in Zeiten globaler Herausforderungen wäre ein stärkeres internationales Engagement junger Menschen ein Gewinn – für beide Seiten.

Was der Koalitionsvertrag 2025 für Freiwilligendienste verspricht

Der politische Wille ist da – und das spiegelt sich im Koalitionsvertrag deutlich wider. Die Bundesregierung kündigt eine umfassende Modernisierung der Freiwilligendienste an. Dabei geht es nicht um kosmetische Korrekturen, sondern um strukturelle Reformen: mehr Zugang, bessere Bedingungen, neue Formate.

Mehr Geld, mehr Plätze, mehr Wirkung

Im Zentrum steht eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel für FSJ, BFD und andere Freiwilligendienste. Das bedeutet konkret:

  • Mehr Einsatzstellen, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden
  • Attraktivere Rahmenbedingungen wie ein höheres Taschengeld und verbesserte soziale Absicherung (z. B. Beiträge zur Renten- und Krankenversicherung)
  • Zielgruppengerechter Ausbau, damit auch junge Menschen aus schwierigen Lebenslagen teilnehmen können
  • Diese Maßnahmen sollen das Freiwilligenjahr zu einer echten Option für alle machen – nicht nur für jene mit finanzieller Sicherheit im Rücken.


    Flexibilisierung durch Teilzeit und digitale Formate

    Ein besonderer Fokus liegt auf der Einführung flexibler Modelle. Teilzeit-FSJ oder berufsbegleitende Freiwilligendienste sollen Menschen mit anderen Verpflichtungen entgegenkommen – etwa Studierenden, pflegenden Angehörigen oder Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen.

    Gleichzeitig wird das „FSJ digital“ ausgebaut: ein Modell, das bereits während der Pandemie neue Wege des Engagements erschlossen hat – von Online-Nachhilfe über digitale Barrierefreiheit bis zu digitalem Kulturzugang. Diese hybriden Formate sollen kein Notbehelf mehr sein, sondern Teil eines zukunftsfähigen Engagementportfolios.


    Internationale Freiwilligendienste stärken

    Auch die internationale Dimension wird ausgebaut. Junge Menschen sollen die Möglichkeit erhalten, sich im Ausland zu engagieren – ohne bürokratische Hürden oder finanzielle Belastungen. Geplant ist:

    • Ausbau bestehender Programme wie „weltwärts“ oder „IJFD“
  • Schaffung neuer Partnerschaften in Europa und global
  • Förderung interkultureller Kompetenz und weltbürgerlicher Bildung
  • Das stärkt nicht nur die persönliche Entwicklung der Freiwilligen – sondern auch die internationale Zivilgesellschaft.

    Was bedeutet das alles? Die Bundesregierung will aus einem oft unterfinanzierten Nischenprogramm ein echtes Zukunftsmodell machen. Der Freiwilligendienst soll für junge Menschen das sein, was er schon lange verspricht: eine Chance – nicht ein Kompromiss.

    Neu gedacht: Freiwilligendienste im Bevölkerungsschutz und Handwerk

    Mit der Einführung eines neuen Freiwilligendienstes im Bevölkerungsschutz sowie der Integration des freiwilligen Handwerksjahres öffnet der Koalitionsvertrag 2025 ein neues Kapitel in der Engagementförderung. Denn: Freiwilligendienste sollen nicht nur sozial und kulturell wirksam sein – sie können auch helfen, systemrelevante Bereiche wie das Handwerk oder die zivilen Hilfsstrukturen zukunftsfähig aufzustellen.

    Nachwuchsmangel trifft auf gesellschaftlichen Bedarf

    Organisationen wie das THW, die freiwilligen Feuerwehren oder der Katastrophenschutz kämpfen seit Jahren mit sinkenden Mitgliederzahlen – bei gleichzeitig steigenden Anforderungen. Die zunehmende Komplexität von Einsatzlagen, insbesondere im Bereich der Digitalisierung und Krisenkoordination, verlangt nach spezialisierten Kräften. Ein freiwilliges Jahr in diesem Bereich bietet jungen Menschen die Möglichkeit, sich frühzeitig einzubringen – und möglicherweise dauerhaft zu bleiben.

    Auch das Handwerk ist betroffen: Ausbildungszahlen sinken, Fachkräfte fehlen, Betriebe suchen händeringend Nachwuchs. Gleichzeitig entscheiden sich viele Schulabgänger:innen gegen handwerkliche Berufe – nicht aus Desinteresse, sondern weil ihnen der Zugang fehlt. Ein Freiwilligendienst im Handwerk könnte hier eine Brücke schlagen: zwischen Schule und Ausbildung, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Orientierung und Beruf.

    Koalitionsvertrag bringt gezielte Verzahnung

    Wörtlich heißt es im Vertrag:

    „Wir wollen einen Freiwilligendienst Bevölkerungsschutz implementieren, in den wir Modellprojekte des freiwilligen Handwerksjahres gemeinsam mit den Handwerkskammern integrieren.“

    Die Botschaft ist klar: Es geht nicht nur um zusätzliches Engagement, sondern um strategische Nachwuchsförderung. Durch praktische Einsätze in Handwerksbetrieben oder Hilfsorganisationen können junge Menschen Fähigkeiten erwerben, die weit über das Freiwilligenjahr hinaus Wirkung entfalten – für sich selbst und für die Gesellschaft.

    Chancen für Orientierung, Qualifikation und Bindung

    Ein gezielter Freiwilligendienst in diesen Bereichen bietet nicht nur gesellschaftlichen Mehrwert – er stärkt auch individuelle Kompetenzen:

    • handwerkliches Können und technische Qualifikation
  • Teamarbeit, Selbstverantwortung, Einsatzbereitschaft
  • direkte Anknüpfung an Ausbildung oder berufliche Weiterentwicklung
  • Solche Programme schaffen Bindung – an Werte, an Berufswege, an gesellschaftliche Verantwortung.

    Herausforderungen bei der Umsetzung

    Der Reformwille ist da – aber er braucht sorgfältige Umsetzung, um Wirkung zu entfalten. Die geplanten Maßnahmen sind komplex, ambitioniert und langfristig angelegt. Drei Aspekte verdienen besondere Aufmerksamkeit:

    Finanzierungs- und Rechtsfragen

    Die Aufstockung der Einsatzstellen und Mittel kostet Geld – und das dauerhaft. Auch die Integration neuer Formate wie des Handwerksjahres in bestehende Gesetze (z. B. JFDG, BFDG) ist nicht trivial. Hier sind rechtliche Anpassungen notwendig, da das Handwerk nicht per se gemeinwohlorientiert im klassischen Sinne ist.

    Qualität statt Quantität

    Mit der Ausweitung der Programme steigt die Verantwortung, Betreuung, Ausbildung und Begleitung der Freiwilligen qualitativ abzusichern. Ohne pädagogisches Konzept, feste Ansprechpartner:innen und klare Einsatzpläne bleibt vom Ideal des „Lernorts Freiwilligendienst“ wenig übrig.

    Zugang für alle – ohne Hürden

    Ein gerechter Freiwilligendienst muss inklusiv sein. Menschen mit Behinderung, mit Migrationsgeschichte oder aus prekären Lebensverhältnissen brauchen gezielte Förderung, um teilnehmen zu können – sei es durch finanzielle Unterstützung, barrierefreie Angebote oder individuelle Begleitung.

    Fazit – Freiwilligendienste als Chance für Engagement und Gesellschaft

    Freiwilligendienste sind kein Relikt aus der Vergangenheit – sie sind eine Investition in die Zukunft. Der Koalitionsvertrag 2025 setzt wichtige Impulse: mehr Teilhabe, mehr Flexibilität, mehr Vielfalt. Wenn die angekündigten Reformen konsequent umgesetzt werden, könnten sie eine neue Ära des zivilgesellschaftlichen Engagements einleiten.

    Freiwilligendienste im Wandel – Chancen für Jugend & Gesellschaft
    Freiwilligendienste im Wandel – Chancen für Jugend & Gesellschaft

    Denn ob in der Pflege, im Handwerk, im Bevölkerungsschutz oder im digitalen Raum – junge Menschen wollen sich einbringen. Es ist Zeit, ihnen dafür die Strukturen zu bieten, die sie verdienen: offen, fair, zukunftsfähig.

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    Wenn du tiefer einsteigen möchtest – hier findest du zentrale Quellen und weiterführende Analysen zum Koalitionsvertrag 2025:

  • 📰 FAQ & Analyse bei tagesschau.de
  • 🏛️ Stellungnahme der deutschen Wirtschaft (BDI)
  • 👥 Verbraucherschutz im Fokus (vzbv)
  • 💬 Einordnung der Volksbanken & Raiffeisenbanken (BVR)
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    8 Antworten

    1. Ich finde den Ansatz mit dem internationalen Dienst spannend! Aber wie genau soll das umgesetzt werden? Brauchen wir nicht mehr Informationen dazu?

      1. …und wie sieht es mit den bürokratischen Hürden aus? Diese müssen doch auch beseitigt werden, damit es einfacher wird für alle Interessierten.

      2. …zudem sollte auch an die Menschen gedacht werden, die vielleicht wegen der Sprache Schwierigkeiten haben könnten bei internationalen Einsätzen.

    2. Es ist super zu hören, dass der Koalitionsvertrag Änderungen bringen soll! Ich frage mich aber, ob wirklich genug Geld zur Verfügung steht für diese Ideen? Das wäre wichtig!

    3. Das mit dem Taschengeld ist echt ein Problem. Viele können sich das FSJ oder BFD nicht leisten. Wie sollen junge Menschen engagiert sein, wenn das Geld nicht reicht? Ich hoffe, dass da wirklich was passiert.

      1. Ja, genau! Das ist sehr wichtig. Ich habe auch gehört, dass es zu lange Wartezeiten gibt für die Plätze. Was kann man dagegen tun? Ich denke, eine Online-Plattform wäre hilfreich.

      2. Gute Punkte! Vielleicht könnte man auch mehr Teilzeitangebote schaffen? Dann könnten mehr Menschen teilnehmen und es wäre flexibler für alle.

    4. Ich finde die Idee der Freiwilligendienste echt gut! Aber wieso sind die Plätze immer so wenig? Es gibt doch so viele junge Leute, die helfen möchten. Vielleicht sollte man mehr Werbung dafür machen?

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