– BFB-Konjunkturumfrage Sommer 2025: Geschäftslage verbesserte, Ausblick jedoch zurückhaltend.
– 36,5 % der Freiberufler sind überausgelastet – Anstieg um 1,3 Prozentpunkte.
– Freie Berufe fordern weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungen und klare Rahmenbedingungen.
Vertrauensvorschuss der Freien Berufe: Konjunkturumfrage Sommer 2025 zeigt stabile Geschäftslage und anspruchsvolle Herausforderungen
Die Freien Berufe in Deutschland arbeiten weiterhin auf hohem Niveau und stoßen zugleich an Grenzen. Mehr als jede, jeder dritte Befragte (36,5 Prozent) arbeitet bereits über Anschlag, das sind 1,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die Umfrage des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB) offenbart eine verbesserte Einschätzung der aktuellen Geschäftslage: 39,5 Prozent der Freiberuflerinnen und Freiberufler bewerten diese als gut, im Vorjahr waren es noch 37,4 Prozent. Weitere 43 Prozent sehen ihre Lage als befriedigend, während 17,5 Prozent von einer schlechten Situation berichten, was eine leichte Verbesserung gegenüber 20,2 Prozent im Sommer 2024 darstellt.
Dabei zeigt sich, dass drei von vier Freiberufler-Gruppen ihre Lage besser beurteilen als noch vor einem Jahr. Besonders zuversichtlich sind rechts-, steuer- und wirtschaftsberatende Freie Berufe, gefolgt von technisch-naturwissenschaftlichen und den freien Kulturberufen. Am kritischsten beurteilen die freien Heilberufe ihre Situation. Trotz dieser positiven Trends bleibt die Perspektive verhalten: Nur 10,9 Prozent erwarten für das kommende Halbjahr eine günstigere Entwicklung, während fast 30 Prozent mit einer Verschlechterung rechnen. Die Mehrheit von 59,2 Prozent rechnet mit einer stabilen Geschäftsentwicklung.
Auch die Personalplanung zeigt sich vorsichtig optimistisch. 14,1 Prozent der Befragten erwarten in zwei Jahren mehr Mitarbeitende als heute, 66,5 Prozent sehen einen gleichbleibenden Mitarbeiterstand, und 19,4 Prozent rechnen mit einem Rückgang. Damit verbessert sich die Erwartung im Vergleich zu 2024, als noch 22,7 Prozent einen Rückgang und nur 12,8 Prozent einen Zuwachs an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern prognostizierten.
Die Freien Berufe leiden unter hohen Belastungen: „Mehr als jede, jeder dritte der Befragten (36,5 Prozent) arbeitet bereits über Anschlag – 1,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Der Bedarf an unseren Vertrauensdienstleistungen wächst und unter besseren Bedingungen könnten wir noch mehr leisten. Für uns Freie Berufe ist Freiheit eine zentrale Voraussetzung, um unsere Potenziale voll entfalten zu können“ bringt BFB-Präsident Dr. Stephan Hofmeister die Lage auf den Punkt. Die Auslastung sei nach wie vor sehr hoch. 41,7 Prozent arbeiten zu mehr als 75 bis 100 Prozent ihrer Kapazität, weitere 13,3 Prozent zu mehr als 50 bis 75 Prozent. Auch in Zukunft erwarten viele, noch stärker ausgelastet zu sein.
Die Freien Berufe sehen ihr Moment zunehmend von den politischen Rahmenbedingungen abhängig. Neben den Rahmenbedingungen wird die ausreichende Auskömmlichkeit der Tätigkeit als wichtige Herausforderung genannt, dicht gefolgt vom Mangel an Fachkräften. Die Forderung nach konkreten politischen Maßnahmen ist klar formuliert: „Grundsätzlich muss die wirtschaftliche Dynamik gestärkt werden, um so die Grundlage für steigende Steuereinnahmen zu schaffen. Dafür braucht es insbesondere beherzte Reformen, weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren und verlässliche Rahmenbedingungen.“
Das kürzlich aufgelegte Investitionssofortprogramm wird als richtiger Schritt bewertet: „Das Investitionssofortprogramm weist in die richtige Richtung: Wachstum fördern statt Steuern erhöhen. Diesen Kurs sollte die Bundesregierung beibehalten und gleichzeitig den Haushalt konsolidieren. Die Skizze des Sofortprogramms setzt erste Impulse. Für die Umsetzung braucht es Tempo – auch mit Unterstützung des Bundesrates. Bei Bildung und Fachkräftesicherung besteht aber noch eine Lücke. Um den enormen Herausforderungen und dem schleichenden Substanzverlust zu begegnen, bedarf es nicht nur finanzieller Mittel, sondern gezielter Anreize, um Arbeitskraft zu aktivieren und Motivation zu stärken.“
Angesichts der wirtschaftlichen Lage stehen auch gesellschaftliche Herausforderungen im Fokus: „Eine Wirtschaftswende, der Schutz unserer Demokratie und ein starker gesellschaftlicher Zusammenhalt erfordern jetzt ein gemeinsames Mindset und Engagement. Jede und jeder ist gefragt, Verantwortung zu übernehmen. Wir Freie Berufe packen mit an.“
Insgesamt bewerten die Freien Berufe ihre aktuelle Situation deutlich besser als die Gesamtwirtschaft, doch die Geschäftserwartungen bleiben vorsichtig bis negativ, was zeigt, dass trotz Zuversicht weiterhin Unsicherheiten bestehen. Der soeben erhaltene Vertrauensvorschuss gegenüber der Bundesregierung bietet die Chance, konkrete Verbesserungen umzusetzen – vor allem durch Reformen, die den Freien Berufen mehr Freiheit und Planungssicherheit einräumen.
Freie Berufe im Wandel: Bedeutung, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Die Freien Berufe zählen zu den stabilen Säulen der deutschen Wirtschaft. Mit rund 1,48 Millionen Selbstständigen, die knapp zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen, sind sie ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Darüber hinaus beschäftigen die Freien Berufe über 4,7 Millionen Menschen, darunter etwa 129.000 Auszubildende. Diese Zahlen verdeutlichen nicht nur wirtschaftliche Relevanz, sondern auch die vielfältigen sozialen und gesellschaftlichen Aufgaben, die mit diesen Berufen verbunden sind.
Trotz der positiven Grundstruktur zeigen neueste Erhebungen: Die Freien Berufe stehen vor erheblichen Herausforderungen, die den Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft widerspiegeln. Ein zentrales Problem ist die wachsende Überlastung: Mehr als ein Drittel der Freien Berufe arbeitet über Anschlag – ein Wert, der im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gestiegen ist. Diese Entwicklung wirkt sich nicht nur auf die Arbeitsqualität aus, sondern kann auch das Vertrauensverhältnis zu den Kundinnen und Kunden unter Druck setzen. Hinzu kommen bürokratische Hürden und langwierige Genehmigungsverfahren, die den Handlungsspielraum einschränken und Innovationspotenziale bremsen.
Die politische Rahmengebung spielt dabei eine besondere Rolle: Die Befragten der Konjunkturumfrage sehen die politischen Bedingungen als den wichtigsten Einflussfaktor für ihre Tätigkeit. Zugleich fordert der Bundesverband der Freien Berufe etwa zügigere Verfahren, weniger Bürokratie und verlässliche Regelungen, um die wirtschaftliche Dynamik zu stärken und die Basis für steigende Steuereinnahmen zu schaffen. In diesem Kontext spricht BFB-Präsident Dr. Stephan Hofmeister von einem „Vertrauensvorschuss der Freien Berufe gegenüber der Bundesregierung, den es nun zu nutzen gilt.“
Gesellschaftliche Relevanz der Freien Berufe
Freiberufliche Tätigkeiten sind mehr als bloße Dienstleister. Sie fungieren als Brücke zwischen Wirtschaft, Bildung und Demokratie. Ihre Arbeit ist häufig unmittelbar am Gemeinwohl orientiert – sei es in den Heilberufen, den beratenden Professionen oder im Bereich Kultur und Wissenschaft. Dieses Gemeinwohlmerkmal macht die Freien Berufe nicht nur zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor, sondern auch zu einem stabilisierenden Element im gesellschaftlichen Gefüge.
Die Überlastung vieler Freiberuflerinnen und Freiberufler zeigt zugleich den Druck, unter dem diese Berufe heute stehen. Arbeitsverdichtung und Fachkräftemangel zwingen viele dazu, mehr Stunden als vertraglich vorgesehen zu leisten. Dies wiederum beeinflusst die Qualität der Dienstleistungen und kann gesellschaftliche Folgeeffekte entfalten, beispielsweise durch längere Wartezeiten im Gesundheitswesen oder eingeschränkte Beratungskapazitäten in sozialen und wirtschaftlichen Fragen.
Die Digitalisierung bietet für die Freien Berufe sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Einerseits ermöglicht sie effizientere Arbeitsprozesse und neue Geschäftsmodelle; andererseits steigt der Bedarf an digitalen Kompetenzen und laufender Weiterbildung. Hier besteht enger Zusammenhang mit Bildungspolitik und Fachkräftesicherung. Auch aus demokratischer Sicht ist es wichtig, dass Freiberuflerinnen und Freiberufler in digitalen Transformationsprozessen unterstützt werden, um ihr Vertrauen und damit ihre Rolle als vertrauenswürdiger Partner in der Gesellschaft zu bewahren.
Zukunftsperspektiven: Arbeitswelt und Politik
Der Blick nach vorne zeigt ein differenziertes Bild: Während die aktuelle Geschäftslage von vielen Freiberuflern als gut bewertet wird, bleibt der wirtschaftliche Ausblick vorsichtig. Etwa 30 Prozent erwarten eine Verschlechterung ihrer Situation, und bei der Personalplanung zeigt sich, dass der Fachkräftemangel weiterhin eine große Herausforderung ist. Nur rund 14 Prozent planen, den Mitarbeiterstamm in den kommenden zwei Jahren zu vergrößern.
Diese Entwicklungen setzen die Politik unter Zugzwang, gezielte Maßnahmen zur Entlastung und Fachkräftesicherung umzusetzen. Dabei gilt es, das bestehende Investitionssofortprogramm weiterzuführen und bei Bildung und Arbeitsmarkt die richtigen Impulse zu setzen. Finanzielle Mittel allein reichen nicht aus – es braucht vor allem Anreize, um Arbeitskraft zu aktivieren und Motivation zu stärken.
Die Folge kann eine stabile Basis für die Freien Berufe sein, die ihre vielfältigen Aufgaben gesellschaftlich und wirtschaftlich wirksam erfüllen. Gleichzeitig fordert die komplexe Situation ein gemeinsames Engagement aller Beteiligten – der Politik, der Wirtschaft und nicht zuletzt der Freiberuflerinnen und Freiberufler selbst.
Herausforderungen in Kürze:
- Überlastung von mehr als einem Drittel der Freiberufler
- Bürokratische Hindernisse und lange Genehmigungsverfahren
- Engpässe bei Fachkräften und Nachwuchs
- Unklare politische Rahmenbedingungen
- Notwendigkeit zur digitalen Weiterbildung und Qualifikation
Nur durch eine umfassende Entlastung und gezielte Förderung können die Freien Berufe ihre wichtige Stellung für Wirtschaft und Gesellschaft auch künftig behaupten.
Daten und Zitate in diesem Beitrag entstammen der Pressemitteilung des Bundesverbands der Freien Berufe e. V. (BFB) zur Konjunkturumfrage Sommer 2025.
8 Antworten
… ich finde die Analyse der BFB sehr gut! Das Investitionssofortprogramm könnte tatsächlich helfen – aber nur wenn es schnell umgesetzt wird. Welche Maßnahmen haltet ihr für nötig?
… interessante Punkte in dem Artikel! Besonders der Hinweis auf den Fachkräftemangel ist wichtig. Was denkt ihr darüber? Wie können wir mehr junge Menschen für diese Berufe begeistern?
Die Zahlen sind wirklich alarmierend und zeigen den Druck auf Freiberufler. Ich frage mich, was konkret passieren muss, damit sich diese Situation verbessert? Gibt es schon Ansätze für Reformen?
… das sehe ich auch so! Die Reformen müssen dringend kommen, damit die Belastungen nicht noch größer werden!
Die Umfrage zeigt, dass viele Freiberufler überlastet sind. Das klingt nach einem echten Problem! Wie können wir als Gesellschaft die Freien Berufe unterstützen? Gibt es Ideen, wie die Genehmigungen schneller gehen können?
Ich stimme zu! Es wäre hilfreich, wenn die Politik echte Lösungen findet und nicht nur redet. Vielleicht sollten wir mal über konkrete Vorschläge diskutieren.
Ja, das wäre super! Ich denke, dass eine digitale Plattform zur Beantragung von Genehmigungen viel helfen würde. Hat jemand Erfahrungen mit solchen Systemen?
Ich finde es beeindruckend, wie die Freien Berufe trotz der Herausforderungen weiter wachsen. Die Forderung nach weniger Bürokratie ist absolut nachvollziehbar. Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht? Was könnte man tun, um die Situation zu verbessern?