Bremen (VBR). Düsseldorf, 6. März 2024 – Alzheimer ist eine Krankheit, die keine Unterscheidung nach Alter, Geschlecht oder Status macht, doch eine Gruppe ist unverhältnismäßig häufiger betroffen: Frauen. Über 800.000 der in Deutschland lebenden Alzheimer-Patienten sind weiblich, was zwei Drittel aller Erkrankten ausmacht. Früher führte man dieses Missverhältnis auf die höhere Lebenserwartung von Frauen zurück, doch neuere Forschungen bringen Licht ins Dunkel und zeigen, dass mehr dahintersteckt.
Forschungsergebnisse, die gerade rechtzeitig zum Weltfrauentag publiziert wurden, offenbaren, dass der weibliche Hormonhaushalt und geschlechtsspezifische Gene eine wesentliche Rolle spielen könnten. Die Studie unter der Leitung von Privatdozent Dr. Alex Yang Liu und Prof. Klaus Faßbender vom Universitätsklinikum des Saarlandes identifiziert drei zentrale Faktoren, die Frauen anfälliger für Alzheimer machen könnten.
Erstens, Durchblutungsstörungen im Gehirn: Ein verbreitetes Phänomen bei Alzheimer, das durch den Abbau von Perizyten — Zellen, die den Blutfluss regulieren — verursacht wird. Eine verringerte Anzahl dieser Zellen führt zu unzureichender Sauerstoffversorgung des Gehirns, was die geistigen Fähigkeiten beeinträchtigt. Zudem begünstigt es die Ansammlung von Beta-Amyloid, einem Protein, das Nervenzellen absterben lässt. Dieser Prozess wird geschlechtsspezifisch durch die auf den Geschlechtschromosomen liegenden Gene beeinflusst.
Zweitens beeinträchtigt das Geschlecht die Informationsweiterleitung im Gehirn. Hier spielen Oligodendrozyten eine Rolle, die Nervenzellen schützen und die schnelle Informationsübertragung sicherstellen. Bei Alzheimer sind diese Zellen bei Frauen weniger aktiv, was die Schutzschicht beeinträchtigt und die Informationsübertragung drosselt. Die steuernden Gene finden sich in den Fortpflanzungsorganen, wobei Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen.
Der dritte Faktor ist eine geschwächte Immunabwehr. Mikrogliazellen, Teil der Immunabwehr des Gehirns, werden durch Alzheimer überaktiviert und erschöpft, was zu chronischen Entzündungen und weiterem Nervenzellabbau führt. Diese Zellen werden durch geschlechtsabhängige Faktoren beeinflusst, wobei Frauen in dieser Hinsicht schlechter abschneiden.
Diese bahnbrechenden Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Forschung in der Medizin. Jahrzehntelang wurden Männer als Standard in klinischen Studien herangezogen, was zu einem Mangel an geschlechtsspezifischen Daten führte. Nun ermöglichen technische Fortschritte, wie genetische Sequenzierung und Big-Data-Analyse, tiefere Einblicke in die subtilen Unterschiede zwischen Männern und Frauen auf molekularer Ebene.
Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. nimmt diesen Weltfrauentag zum Anlass, um auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Alzheimer aufmerksam zu machen und die Wichtigkeit von gezielter Forschung zu betonen. Ihre Förderung von Forschungsprojekten und die Bereitstellung von Informationen für die Öffentlichkeit spielen eine wesentliche Rolle dabei, Antworten auf die vielen ungeklärten Fragen dieser verheerenden Krankheit zu finden.
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Weltfrauentag 2024: Warum Frauen häufiger an Alzheimer erkranken
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