– KI muss dem Menschen dienen und erfordert klare Regeln für Tech-Unternehmen.
– Die Buchbranche wächst leicht, steht aber vor großen Herausforderungen wie Content-Raub.
– Lesekompetenz und Medienbildung müssen in Schulen gestärkt werden.
Frankfurter Buchmesse eröffnet: Streit um KI, Fair Play und Lesekompetenz
Die Frankfurter Buchmesse startet mit einer klaren Positionierung zur Künstlichen Intelligenz: „KI muss dem Menschen dienen – nicht umgekehrt“. Zum Auftakt der bedeutenden Kulturveranstaltung betonte Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, die demokratiepolitische Dimension der Technologie. Sie forderte verbindliche Regeln für große Tech-Unternehmen und verwies auf Chancen wie Risiken für Meinungsbildung und kreatives Schaffen.
Die Buchbranche meldet unterdessen eine stabile wirtschaftliche Entwicklung: Der Branchenumsatz stieg 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent (Stand: 14. Oktober 2025). Trotz dieser positiven Tendenz sieht sich die Branche mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert – darunter ungehemmter Content-Raub durch Tech-Firmen, anhaltender Kostendruck und ein wachsendes Defizit bei der Lesekompetenz.
Schmidt-Friderichs verdeutlichte die grundlegende Bedeutung der Messe: „Auf der Frankfurter Buchmesse, einer der wichtigsten Kulturveranstaltungen der Welt, geht es um nicht weniger als die Frage, wie wir miteinander leben wollen. Wie wollen wir uns informieren? Wie unsere Meinung bilden? Auf welcher Basis entscheiden?“
Demokratische Grundsäulen im KI-Zeitalter schützen
Die Vorsteherin mahnte entschlossenes politisches Handeln an: „Die Grundsäulen einer demokratischen Gesellschaft müssen auch im KI-Zeitalter geschützt werden. Neben all den positiven Effekten birgt KI, wie jede bahnbrechende Technik, auch Gefahren. Wir dürfen dieses mächtige Werkzeug nicht einer Handvoll Big-Tech-Firmen überlassen.“ Sie forderte konkret: „Die Politik muss die großen Tech-Unternehmen endlich durch klare Regeln zu Fair Play verpflichten, damit KI dem Menschen und der Gesellschaft dient – und nicht umgekehrt.“
Als dringend zu klärende Punkte nannte Schmidt-Friderichs „zentrale Fragen in Bezug auf Transparenz, Nutzungsrecht, Verantwortlichkeiten und Haftung“ bei KI-Inhalten. Nur so könnten Big Tech und Kreativbranche nachhaltig zusammenwirken und freie Meinungsbildung stattfinden.
Dramatischer Bildungsnotstand als gesellschaftliche Herausforderung
Ein besonderes Augenmerk richtete die Börsenvereins-Vorsteherin auf die Lesekompetenz als Grundvoraussetzung für den kritischen Umgang mit KI: „Aktuell kann nicht einmal jedes vierte Kind nach der Grundschule sinnerfassend lesen und jeder fünfte Erwachsene liest auf dem Niveau eines zehnjährigen Kindes. Wie kann man ohne diese grundlegende Kompetenz beurteilen, ob eine KI halluziniert bzw. manipuliert oder nicht.“ Sie forderte eine Lösung für den „dramatischen Bildungsnotstand in Deutschland“.
Die Frankfurter Buchmesse greift diese brisanten Themen in mehreren Diskussionsveranstaltungen auf:
- Donnerstag, 16. Oktober, 14 Uhr: Diskussion „Kotau vor der Tech-Wirtschaft oder Fair Play? Der AI Act und die Zukunft der Kreativität in Europa“
- Donnerstag, 17. Oktober, 14 Uhr: Diskussion „Täuschend echt: Deepfakes – Auswege im Kampf um die Wirklichkeit“
- Samstag, 18. Oktober, 15 Uhr: Diskussion „Wessen Wahrheit zählt?“
Alle Veranstaltungen finden auf der Center Stage in Halle 4.1 B68 statt und laden zum kritischen Dialog über die Zukunft von Demokratie, Information und Kreativität im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz ein.
KI als zentrales Messethema 2025
Die Frankfurter Buchmesse positioniert Künstliche Intelligenz bewusst als Schwerpunktthema ihres Programms. Unter dem Leitmotiv „Publishing in the Time of AI“ bringen internationale CEOs und Branchenvertreter die drängenden Fragen unserer Zeit auf den Punkt. Laut der offiziellen Messekommunikation vom 17. September 2025 stehen dabei verantwortungsvolle Lizenzierungsmodelle, innovative Content-Formate und die Zukunft des Publizierens im Mittelpunkt der Debatten. Diese programmatische Ausrichtung bildet den praktischen Rahmen für die politischen Forderungen der Buchbranche – es geht konkret um Transparenz bei KI-Inhalten, klare Rechteklärung und verlässliche Kooperationsbedingungen zwischen Technologieunternehmen und Kreativwirtschaft.
Was die Branche konkret diskutiert
Die Messeveranstaltungen greifen die kontroversen Aspekte der KI-Nutzung direkt auf. Im Fokus stehen ethische Leitplanken für den europäischen AI Act und der Schutz geistigen Eigentums vor unkontrollierter Datennutzung durch Tech-Giganten. Die Diskussionen kreisen um die Frage, wie schöpferische Arbeit in Zeiten generativer KI wirtschaftlich nachhaltig bleiben kann. Gleichzeitig loten Expert:innen aus, welche Content-Modelle sich durch KI-gestützte Produktionsprozesse neu entwickeln lassen. Diese praxisnahen Formate zeigen: Die Buchbranche sucht aktiv den Dialog über die Gestaltungsspielräume, die sich durch KI eröffnen – immer mit dem Ziel, menschliche Kreativität zu stärken statt zu ersetzen.
Techniktrends: Vom Text zur XR-Inszenierung
Im Messebetrieb 2025 haben sich drei technologische Schwerpunkte deutlich herauskristallisiert: automatisierte Textgenerierung, KI-gestützte Übersetzungen und neue Distributionsmodelle prägen den Arbeitsalltag. Ergänzt werden diese Entwicklungen durch den Einsatz von Augmented und Virtual Reality bei Präsentationen – ein Experimentierfeld für Verlage und Autorinnen und Autoren (Stand: 2025; Quelle: Literaturcafe).
Formate und Schwerpunkte 2025
Parallel zu diesen allgemeinen Branchentrends hat sich die Konferenz „Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg“ seit 2019 als Leitformat für Information Professionals und Data Scientists etabliert. Ihr Fokus liegt auf praktischen KI-Anwendungen im Arbeitsleben (Stand: 2025; Quelle: Frankfurter Buchmesse). Diese Entwicklung zeigt deutlich: Künstliche Intelligenz ist längst vom theoretischen Diskurs in die praktische Anwendung übergegangen. Sie erreicht die Werkbank des Publizierens und verändert Prozesse von der Inhaltsproduktion über Sprachübersetzungen bis hin zur medialen Inszenierung.
Was das für Gesellschaft und Publikum bedeutet
Künstliche Intelligenz verändert nicht nur die Buchbranche, sondern stellt die gesamte Gesellschaft vor grundlegende Fragen. Im Zentrum stehen dabei drei zentrale Werte: der Schutz kreativer Arbeit, die freie Meinungsbildung und die Lesekompetenz als Fundament demokratischer Teilhabe. KI-Systeme können Inhalte verzerren oder gezielt zurückhalten, während mangelnde Lese- und Medienkompetenz die Urteilsfähigkeit jedes Einzelnen schwächt. Die Frankfurter Buchmesse 2025 greift diese Herausforderungen mit einem Programm auf, das von Regulierungsfragen über Deepfakes bis hin zu Verschwörungsnarrativen reicht.
Für die breite Öffentlichkeit ergeben sich daraus konkrete Handlungsfelder:
- Lesende sollten besonders auf transparente Kennzeichnungen von Inhalten achten, Quellen kritisch hinterfragen und Wert auf redaktionelle Verantwortung legen. Die Besuche von Diskussionen zu Deepfakes und Faktenprüfung bieten hier wichtige Orientierung.
- Kreative und Verlage müssen rechtssichere Lizenzierung, faire Nutzung von Trainingsdaten und den Schutz geistigen Eigentums priorisieren, um ihre Existenzgrundlage zu bewahren.
- Politik und Institutionen sind gefordert, klare Rahmenbedingungen für Verantwortlichkeiten und Haftung zu schaffen sowie Medien- und Leseförderung systematisch zu stärken.
Diese Aufteilung zeigt: Der verantwortungsvolle Umgang mit KI ist keine rein technische Frage, sondern betrifft uns alle in unserer Rolle als Informationsnutzer, Kulturschaffende und Gesellschaftsmitglieder.
Ausblick: Regeln, Praxis, Bildung zusammendenken
Die Debatte um Künstliche Intelligenz in der Buchbranche wird sich künftig entlang dreier zentraler Stränge entwickeln, die nur im Zusammenspiel wirksam werden. Klare und durchsetzbare Regeln gegenüber Big-Tech-Unternehmen bilden die Grundvoraussetzung, um die Machtkonzentration bei wenigen Tech-Giganten zu brechen und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Ohne verbindliche Vorgaben zu Transparenz, Nutzungsrechten und Haftung bleibt die kreative Freiheit ebenso gefährdet wie die demokratische Meinungsbildung.
Parallel dazu gewinnen praktische KI-Einsätze in Publishing-Workflows an Bedeutung. Der produktive Umgang mit KI-Tools in Redaktionen, Verlagen und bei Content-Erstellern zeigt, wo die Technologie tatsächlich Mehrwert schaffen kann – und wo ihre Grenzen liegen. Diese praktischen Erfahrungen speisen wiederum in die regulatorische Diskussion ein und machen abstrakte Regulierungsvorschläge greifbar.
Der dritte Strang betrifft die breit angelegte Lese- und Medienbildung. Die Fähigkeit, KI-generierte Inhalte kritisch zu hinterfragen und zwischen menschlicher Kreativität und algorithmischer Produktion zu unterscheiden, wird zur essenziellen Kulturtechnik. Der im Branchendiskurs immer wieder thematisierte Bildungsnotstand unterstreicht die Dringlichkeit, hier grundlegende Kompetenzen zu vermitteln.
Der vom Börsenverein gesetzte Schwerpunkt auf Fair Play, Transparenz und Haftung wird damit zur Bewährungsprobe für die gesamte Branche. Ob auf den Bühnen der Buchmesse oder in den politischen Verhandlungsräumen – es geht um nicht weniger als die Frage, wie KI dem Menschen dienen kann, ohne kreative Freiheit und demokratische Grundprinzipien zu gefährden.
Die vorliegenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
Weiterführende Quellen:
- „KI gilt 2025 als Schlüsselthema der Frankfurter Buchmesse; zahlreiche internationale CEOs und Branchenvertreter diskutieren in Fachformaten wie ‚AI and the Battle for Reality‘ und ‚Publishing in the Time of AI‘ Herausforderungen und Chancen – etwa verantwortungsvolle KI-Lizenzierung oder neue Content-Modelle.“ – Quelle: https://www.buchmesse.de/presse/pressemitteilungen/2025-09-17-ceo-talks-masterclasses-und-trends-von-ki-bis-webtoons-das
- „Automatisierte Textgenerierung, KI-gestützte Übersetzungen und neue Distributionsmodelle stehen 2025 im Fokus des KI-Schwerpunkts auf der Frankfurter Buchmesse; ergänzt wird dies durch Einsatz von Augmented Reality und VR bei Buchpräsentationen.“ – Quelle: https://www.literaturcafe.de/frankfurter-buchmesse-2025-was-man-vor-dem-besuch-wissen-muss/
- „Die Konferenz ‚Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg‘ hat sich auf der Frankfurter Buchmesse seit 2019 als Leitveranstaltung zum Thema KI für Information Professionals und Data Scientists etabliert, mit Schwerpunkten auf praktischen KI-Anwendungen im Arbeitsleben.“ – Quelle: https://www.buchmesse.de/news/ki-im-job-kein-reden-um-den-heissen-brei


8 Antworten
„KI muss dem Menschen dienen“ – absolut richtig! Aber wie sieht es mit der Überwachung aus? Wer kontrolliert die großen Tech-Firmen wirklich? Es gibt so viele Fragen!
„Lesekompetenz stärken“ klingt gut, aber wie genau soll das geschehen? Ich hoffe auf mehr Projekte und Initiativen in Schulen!
Ich finde die Diskussion um Fair Play und KI sehr spannend! Aber wer entscheidet denn, was fair ist? Gibt es schon Beispiele für gute Lösungen in der Branche?
Gute Frage! Vielleicht könnten mehr Workshops helfen? Wenn mehr Leute sich informieren, könnten wir besser diskutieren!
Die Buchbranche hat es echt schwer mit dem Content-Raub! Wie können wir das stoppen? Ich denke, Bildung ist der Schlüssel! Welche Ideen habt ihr dafür?
Ich glaube auch, dass Lesekompetenz wichtig ist! Wenn Kinder nicht lesen können, verstehen sie auch nichts von KI! Wie kann man das in Schulen verbessern?
Ich finde es wichtig, dass KI dem Menschen dienen muss. Aber was ist mit den Unternehmen? Sie sollten auch Verantwortung übernehmen. Wo sind die klaren Regeln für sie? Was denkt ihr darüber?
Ja, ich stimme zu! Die Firmen machen oft, was sie wollen. Ich frage mich, ob wir wirklich etwas ändern können. Was haltet ihr von den Vorschlägen der Buchmesse?