– Bundesfamilienministerium erhält 14,12 Mrd. €, VdK kritisiert Familienpolitik auf Sparflamme
– VdK fordert Abbau bürokratischer Hürden und Zusammenführung familienunterstützender Förderleistungen
– VdK verlangt bessere finanzielle Absicherung pflegender Angehöriger und einkommensunabhängigen Pflegelohn
Familienpolitik in Deutschland: Etat bleibt überschaubar, VdK fordert mehr Unterstützung für Familien und Pflege
Der aktuelle Haushalt des Bundesfamilienministeriums sieht für das laufende Jahr 14,12 Milliarden Euro vor. Im Vergleich zu anderen Ministerien ist das ein relativ bescheidener Betrag, der die Familienpolitik aktuell am unteren Ende der Prioritätenliste der Bundesregierung positioniert. Dazu erklärt VdK-Präsidentin Verena Bentele: „Das ist mit Blick auf andere Ressorts ein bescheidener Betrag. Damit rangiert die Familienpolitik am unteren Ende der Prioritätenliste der neuen Bundesregierung, auf Sparflamme in meinen Augen. Aber Familien verdienen mehr.“
Der Sozialverband VdK sieht dringenden Handlungsbedarf, vor allem um Kinder in ihren Familien besser zu stärken. Eine zentrale Forderung lautet, bürokratische Hürden abzubauen und die bislang unübersichtlichen Einzelleistungen zur Förderung von Lebensunterhalt, Bildung und Teilhabe zusammenzuführen. „Um insbesondere Kinder in ihren Familien zu stärken, fordert der VdK den raschen Abbau bürokratischer Hürden und die Zusammenführung unübersichtlicher Einzelleistungen zur Förderung von Lebensunterhalt, Bildung und Teilhabe in allen Lebensbereichen.“
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der gezielten Unterstützung junger Väter in der wichtigen Anfangsphase nach der Geburt. Der VdK plädiert dafür, dass junge Väter in den ersten zwei Wochen durch finanzielle Ausgleichsleistungen gefördert werden, um ihre Anwesenheit und aktive Teilnahme in dieser prägenden Zeit zu ermöglichen. „Außerdem sollten junge Väter in den ersten zwei Wochen nach der Geburt aktiv unterstützt werden, etwa durch finanzielle Ausgleichsleistungen, damit sie in der prägenden Anfangszeit des Kindes anwesend sind und sich einbringen können.“
Auch im Bereich der Pflege sieht der VdK erheblichen Nachbesserungsbedarf. In Deutschland werden etwa 86 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt, überwiegend durch Angehörige. Diese pflegenden Familienmitglieder stehen vor der Herausforderung, Pflege und Beruf miteinander zu vereinbaren. Fast die Hälfte von ihnen reduziert aufgrund der Pflegetätigkeit ihre Arbeitszeit oder gibt die Erwerbstätigkeit ganz auf – mit Verlusten bei Einkommen und Rentenansprüchen. Dazu heißt es: „Wir appellieren an die Bundesregierung, pflegende Angehörige finanziell besser abzusichern und deren Armutsrisiko zu verringern. Im Koalitionsvertrag ist eine Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige als Vorhaben genannt, das wäre ein erster Schritt. Der VdK plädiert für einen einkommensunabhängigen Pflegelohn.“
Diese Forderungen des VdK verdeutlichen, wie wichtig eine stärkere finanzielle und soziale Unterstützung für Familien und pflegende Angehörige ist – eine Forderung, die über die reinen Haushaltszahlen hinausgeht und konkrete Verbesserungen im Alltag anstrebt.
Warum Investitionen in Familien und Pflege unerlässlich sind
Die aktuellen Haushaltsetats für Familienpolitik in Deutschland sind vergleichsweise gering und spiegeln eine Prioritätensetzung wider, die für viele Betroffene spürbare Folgen hat. Mit rund 14,12 Milliarden Euro im laufenden Jahr ist das Budget des Bundesfamilienministeriums bescheiden, besonders im Vergleich zu anderen Ministerien. Diese knappe finanzielle Ausstattung beeinträchtigt die Unterstützung von Familien und pflegenden Angehörigen deutlich. In einer Gesellschaft, die sich dem demografischen Wandel gegenübersieht, stellen diese Investitionslücken nicht nur eine momentane Herausforderung dar, sondern bringen auch langfristige Risiken mit sich.
Familien finden sich oft in einer Vielzahl von bürokratischen Hürden wieder, die den Zugang zu Förderleistungen für Lebensunterhalt, Bildung und Teilhabe erschweren. Ohne eine klare und verlässliche Struktur wird es schwieriger, gezielt Unterstützung zu erhalten. Zudem fehlen bislang flächendeckende Maßnahmen, die es jungen Vätern ermöglichen, in den ersten prägenden Wochen nach der Geburt aktiv und finanziell abgesichert präsent zu sein. Dies schwächt die partnerschaftliche Erziehung und beeinträchtigt die frühkindliche Entwicklung.
Pflegende Angehörige und ihre Rolle in der Gesellschaft
Ein großer Teil der Pflegebedürftigen wird in Deutschland zu Hause versorgt – rund 86 Prozent, meist durch Angehörige. Diese stillen Helfer stehen vor enormen Belastungen. Die Pflege unter einen Hut mit beruflichen Anforderungen zu bringen, ist für viele kaum machbar. Fast die Hälfte der Pflegenden reduziert ihre Arbeitszeit oder steigt ganz aus dem Beruf aus, was unmittelbar finanzielle Einbußen und einen Verlust von Rentenansprüchen bedeutet. Neben der persönlichen Erschöpfung droht so auch eine soziale Gefährdung.
Die Forderungen des VdK, pflegende Angehörige finanziell besser abzusichern und deren Armutsrisiko zu senken, verweisen auf einen wichtigen politischen Diskurs um Anerkennung und nachhaltige Unterstützung. Eine im Koalitionsvertrag erwähnte Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige könnte ein erster Schritt sein, der langfristig jedoch mit einem einkommensunabhängigen Pflegelohn ergänzt werden müsste, um fest verankerten sozialen Schutz zu gewährleisten.
Stellenwert der Familienpolitik im internationalen Vergleich
Im internationalen Vergleich liegen die Ausgaben für Familienpolitik in Deutschland trotz gewisser Fortschritte oft hinter denen anderer europäischer Länder zurück. Staaten mit stärkerer Finanzkraft im Familienbereich bieten häufig umfassendere und gezieltere Programme, die nicht nur finanzielle Unterstützung umfassen, sondern auch flexible Betreuungsangebote und stärkere Hilfen für pflegende Angehörige. Diese umfassenderen Ansätze fördern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und verhindern die soziale Isolation vieler Pflegefälle.
Die vergleichsweise niedrigen Etatausstattungen und die zurückhaltende Umsetzung von Reformen zeigen, dass Deutschland hier noch erheblichen Nachholbedarf hat. Ohne einen grundsätzlichen Kurswechsel fehlen Chancen, um den gesellschaftlichen Wandel sozialverträglich zu gestalten und die Gleichberechtigung in Familienrollen zu fördern.
Die Debatte über die finanzielle Ausstattung der Familien- und Pflegepolitik ist ein Spiegel gesellschaftlicher Prioritäten. Eine Aufstockung der Mittel und gezielte Reformen können die Lebensqualität von Familien und pflegenden Angehörigen entscheidend verbessern. Gleichzeitig stellen sie eine Investition in den sozialen Zusammenhalt und die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft dar. Der VdK positioniert sich mit seinen Forderungen eindeutig in dieser breiten politischen Diskussion und fordert „mehr“ als bloßes Verwalten der bisherigen Verhältnisse. Die Weichen für eine solidarische und nachhaltige Familien- und Pflegepolitik müssen jetzt gestellt werden.
Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Sozialverbands VdK Deutschland.

