Fahrradklima-Test 2024: Radverkehr in Hamburg stagniert – Verkehrssicherheit bleibt große Herausforderung

Beim aktuellen ADFC-Fahrradklima-Test rutscht Hamburg leicht ab und belegt Rang 7 – statt Verbesserungen zeigen sich vor allem bei Sicherheit und Infrastruktur kaum Fortschritte. Viele Radfahrende klagen über gefährliche Überholmanöver, falsch parkende Autos und unzureichenden Winterdienst, besonders in den Außenbezirken. Angesichts steigender Unfall- und Todeszahlen fordern ADFC und Betroffene nun flächendeckende Verkehrsberuhigung, schärfere Tempolimits und konsequente Kontrollen, um das Ziel „Vision Zero“ wirklich zu erreichen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Hamburg fällt im ADFC-Fahrradklimatest um einen Platz auf Rang 7 zurück.
– Sieben getötete Radfahrende in frühen 2025 Monaten, hohe Unfallzahlen und Sicherheitsmängel.
– 58 % empfinden Radfahren als stressig, Winterdienst und hinderisfreie Wege mangelhaft.

Fahrradklima-Test 2024: Hamburger Radverkehr fällt zurück, Sicherheit bleibt größtes Problem

Hamburg ist beim Fahrradklima-Test 2024 um einen Platz auf Rang 7 gefallen. Bei der weltweit größten Umfrage unter Radfahrenden bewerteten rund 250.000 Teilnehmende in Deutschland wie fahrradfreundlich ihre Städte sind. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und das Bundesministerium für Verkehr führen den Test alle zwei Jahre durch. Die Radfahrenden in Hamburg sehen besonders dringenden Handlungsbedarf bei der Verkehrssicherheit, der Akzeptanz von Radfahrenden im Straßenverkehr und einer hindernisfreien Infrastruktur.

Viele Hamburger Radfahrende berichten, dass sie auf den Straßen von Auto- und Lkw-Fahrer:innen genötigt und gefährdet werden. „Die Polizei muss endlich die viel zu geringen Abstände beim Überholen sowie das Anhupen und Drängeln von Autofahrenden kontrollieren und sie auch wirksam sanktionieren“, fordert Cajus Pruin vom ADFC Hamburg. Er betont: „Die Menschen steigen nur dann dauerhaft aufs Fahrrad um, wenn sie sich auf den Straßen sicher fühlen können – und es auch sind.“

Trotz Bemühungen des Senats spitzt sich die Lage bei der Sicherheit zu. Nach einem traurigen Höchststand von zehn getöteten Radfahrer:innen im Jahr 2024 starben bereits in den ersten Monaten dieses Jahres sieben Menschen bei Fahrradunfällen in Hamburg. Pruin kritisiert: „Der Schutz der Verkehrsteilnehmerinnen muss allerhöchste Priorität im Straßenverkehr haben – statt sich um den Erhalt von Kfz-Parkständen zu sorgen, dürfen Senat und Polizei jetzt nicht länger weggucken und Fußgänger:innen und Radfahrer:innen ungeschützt den Gefahren des Auto- und Lkw-Verkehrs ausliefern.“*

Der ADFC fordert eine flächendeckende Verkehrsberuhigung, mehr Platz für klimafreundliche Verkehrsmittel und wirksame Tempolimits, um die Vision Zero – also keine Verkehrstoten und Schwerverletzten mehr – umzusetzen.

Die Umfrage zeigt außerdem, dass 58 Prozent der Hamburger Radfahrer:innen das Radfahren als stressig empfinden. Zum Vergleich: In Städten wie Hannover oder Bremen geben bis zu 69 Prozent der Befragten an, beim Radfahren Spaß zu haben. Besonders schlechte Bewertungen erhielten der Winterdienst auf den Radwegen und die generelle hindernisfreie Befahrbarkeit. Ein häufiges Problem ist das Falschparken von Autofahrenden auf Radwegen. Pruin erklärt: „Falschparken von Autofahrer:innen ist ein Thema, auf das wir die Behörden seit Jahren immer wieder hinweisen, ohne dass sich hier etwas getan hat.“

Erstmals differenzierte der Fahrradklima-Test zwischen Innenstadt und Außenbezirken Hamburgs. Die Zustände außerhalb der Innenstadt bewerten die Radfahrenden deutlich schlechter. Pruin kommentiert: „Die Mobilitätswende findet in der äußeren Stadt kaum statt. Wenn Verkehrssenator Anjes Tjarks glaubwürdig bleiben will, dann muss er diese Dinge endlich anpacken. Radfahren muss in ganz Hamburg attraktiv und sicher werden – nicht nur rund um die Außenalster.“

Der ADFC sieht zwar einzelne Fortschritte des rot-grünen Senats, hält diese aber für unzureichend, um die Verkehrswende nachhaltig zu schaffen. Der Umstieg auf den Umweltverbund aus ÖPNV sowie Fuß- und Radverkehr müsse in ganz Hamburg Priorität erhalten. Pruin warnt: „Die Idee der autogerechten Stadt, wie sie die CDU will, ist aber keine zukunftsfähige Alternative für ein Hamburg, in dem die Menschen sicher und klimafreundlich mobil sind.“

Warum Hamburg beim Radverkehr zurückfällt – und was das für die Stadt heißt

Der aktuelle ADFC-Fahrradklima-Test zeigt: Hamburg verliert an Boden im bundesweiten Vergleich und rutscht auf Rang 7 ab. Das mag auf den ersten Blick nicht dramatisch wirken, doch die Details hinter dieser Platzierung offenbaren, dass die Stadt bei entscheidenden Faktoren für Fahrradfreundlichkeit hinterherhinkt – und das hat Folgen für alle Hamburgerinnen und Hamburger. Radverkehr ist längst nicht mehr nur ein Thema für Engagierte und Sportliche, sondern ein wesentlicher Bestandteil einer modernen, nachhaltigen Stadtentwicklung. Die Ergebnisse des Tests spiegeln gesellschaftliche und politische Herausforderungen wider und machen deutlich, warum die Förderung des Radverkehrs eine kommunale Querschnittsaufgabe sein muss.

Was bedeutet eine schlechte Platzierung im Fahrradklima-Test? Der Test misst die Zufriedenheit der Radfahrenden mit Infrastruktur, Sicherheit und politischer Unterstützung. In Hamburg zeigt sich etwa, dass über die Hälfte der Befragten das Radfahren als stressig erleben. Ein zentrales Problem ist die unzureichende Verkehrssicherheit: Viele Radfahrerinnen und Radfahrer berichten, von Autos und Lkws bedrängt zu werden. Die Zahl der tödlichen Radunfälle in Hamburg ist auf einem alarmierenden Niveau, zuletzt mit zehn Todesfällen im Jahr 2024 und bereits sieben im ersten Quartal 2025. Diese Fakten belegen, dass die derzeitigen Maßnahmen nicht ausreichen, um den Radverkehr sicherer zu machen.

Auch räumlich gibt es deutliche Unterschiede: Während die Innenstadt in einigen Aspekten noch vergleichsweise gut abschneidet, bewerten die Radfahrenden die Bedingungen in den Außenbezirken deutlich schlechter. Dort mangelt es an durchgängiger, sicherer und hindernisfreier Infrastruktur – ein Zeichen dafür, dass die Mobilitätswende nicht flächendeckend angekommen ist. Hinzu kommt das häufige Thema Falschparken auf Radwegen, das den Alltag vieler Radfahrender erschwert.

Die Bedeutung dieser Defizite geht über den reinen Radverkehr hinaus. Eine fahrradfreundliche Stadt trägt zu besserer Luftqualität, weniger Lärm und mehr Lebensqualität bei. Außerdem fördert sie die soziale Teilhabe und stärkt die Gesundheit. Bleiben die Bedingungen hingegen wie sie sind, ist mit einem Rückgang des Radverkehrs zu rechnen – ein Rückschritt für Hamburgs Klimaziele und die Verkehrswende.

Die Herausforderungen, vor denen Hamburg steht, sind vielschichtig: Es geht um mehr Sicherheit, flächendeckende und attraktive Infrastruktur, bessere Einbindung der Randbereiche sowie konsequente Kontrolle und Ahndung von Verkehrsverstößen. Vergleichbare Städte zeigen, wie Lösungen aussehen können: Verkehrsberuhigte Zonen, wirksame Tempolimits, breite und hindernisfreie Radwege sowie ein engagierter Winterdienst verbessern dort nachweislich die Akzeptanz und Sicherheit auf dem Fahrrad.

Wichtig für eine gelingende Radverkehrsförderung sind vor allem diese Faktoren:

  • Verkehrssicherheit streng und konsequent durchsetzen (z. B. Abstand beim Überholen kontrollieren)
  • Flächendeckende, zusammenhängende Radwegequalität gewährleisten
  • Radwege frei von Hindernissen und Falschparkern halten
  • Attraktive Angebote und Verleihsysteme fördern – auch in Außenbezirken
  • Integrierte Verkehrsplanung zugunsten des Umweltverbunds (ÖPNV, Fuß- und Radverkehr)
  • Verkehrsberuhigung und Tempo-30-Zonen in Wohngebieten ausweiten
  • Zuverlässiger Winterdienst auf Radwegen

Hamburg steht unter Innovationsdruck, da andere Städte längst auf diesem Feld weiter vorangehen. Um mittelfristig nicht weiter zurückzufallen, muss die Stadtpolitik die Kritik der Radfahrenden ernst nehmen und die nötigen Investitionen sowie Maßnahmen schnell und konsequent umsetzen. Nur so gelingt es, das Radfahren attraktiver und sicherer zu machen und letztlich den Wandel zu einer nachhaltigen Mobilität in der gesamten Stadtgesellschaft zu verankern.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Hamburg.

8 Antworten

  1. Die Umfrageergebnisse sind besorgniserregend! Falschparken auf Radwegen bleibt ein großes Problem. Ich würde gerne wissen, was genau der ADFC darüber hinaus plant und ob wir als Bürger da auch mitwirken können!

    1. Das wäre wichtig zu erfahren! Vielleicht könnten wir eine Petition starten oder an einem offenen Forum teilnehmen? So könnten wir unsere Stimmen bündeln und etwas bewegen!

  2. „Vision Zero“ klingt super, aber wie realistisch ist das in einer Stadt wie Hamburg? Viele Städte haben erfolgreich Tempolimits eingeführt – könnten wir da nicht auch nachziehen? Ich finde solche Ansätze wichtig.

  3. Der Rückgang im Fahrradklima-Test zeigt deutlich, dass Hamburg dringend handeln muss! Ich frage mich, warum so viele Politiker nicht reagieren? Was denkt ihr über die Idee von Verkehrsberuhigungen in der Innenstadt?

  4. Es ist echt frustrierend zu lesen, wie schlecht die Sicherheitslage für Radfahrer in Hamburg ist. Wenn über 50% sagen, dass sie Radfahren als stressig empfinden, sollte das wirklich Alarm schlagen! Wie kann man das ändern?

    1. Ja Yerdmann! Es könnte helfen, wenn mehr Platz für Fahrräder geschaffen wird und Autofahrer besser geschult werden im Umgang mit Radfahrenden. Was haltet ihr von Tempolimits in Wohngebieten?

  5. Die Situation für Radfahrer in Hamburg ist wirklich bedenklich. Die hohe Anzahl an Unfällen und Toten ist alarmierend. Was denkt ihr, könnten konkret Maßnahmen sein, die hier schnell greifen? Ich finde, es braucht dringend mehr Aufmerksamkeit auf diese Probleme.

    1. Ich stimme dir zu, Dlange! Besonders der Winterdienst auf Radwegen sollte verbessert werden. Oft sind die Wege einfach unbefahrbar. Gibt es Beispiele aus anderen Städten, wo das besser geregelt ist?

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