– Norddeutschland fehlen aktuell 122.000 Fachkräfte und 40.000 Auszubildende
– Bis 2035 scheiden über 20 % der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer altersbedingt aus
– Forderungen: Bürokratieabbau Einwanderung, Mobilitätslösungen, praxisorientierte Berufsorientierung, qualitative Stellen-Bewerber-Passung
Norddeutschlands Fachkräftemangel spitzt sich weiter zu
Aktuell fehlen in Norddeutschland rund 122.000 Fachkräfte und 40.000 Auszubildende. Dieses Defizit setzt Betriebe unter enormen Druck und steht erst am Anfang einer größeren Herausforderung: Bis zum Jahr 2035 werden über 20 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer altersbedingt ausscheiden. Die Konsequenzen für Regionalwirtschaft, Infrastruktur und soziale Sicherheit sind erheblich. Thomas Küll, Mitglied der Geschäftsleitung bei NORDMETALL und AGV NORD, bringt die Situation auf den Punkt: „Die demografische Entwicklung trifft den Arbeitsmarkt bereits heute stark. Wir brauchen jetzt umgehend weniger Bürokratie bei der Fachkräfteeinwanderung, gute Mobilitätslösungen in Flächenländern, eine praxisbezogene Berufsorientierung und mehr Fokus auf qualitative Passung von Stellen und Bewerbern.“ Die Forderungen zeigen deutlich, wie dringlich politische und wirtschaftliche Maßnahmen sind, um den Fachkräftemangel rechtzeitig zu begegnen und die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern.
Wie die Fachkräftelücke Norddeutschland vor große Herausforderungen stellt
Norddeutschland leidet unter einem massiven Mangel an Fachkräften, der inzwischen rund 162.000 Stellen umfasst – davon 122.000 offene Positionen und 40.000 unbesetzte Ausbildungsplätze. Diese Lücke zieht weite Kreise, weil sie nahezu alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft betrifft. Besonders spürbar ist der Mangel in den ländlichen Regionen, in denen Unternehmen Schwierigkeiten haben, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden und Fachkräfte zu halten. Die Folgen reichen über die betroffenen Firmen hinaus und wirken sich auch auf Bürgerinnen und Bürger aus: Weniger Personal bedeutet häufig eingeschränkte Dienstleistungen, längere Wartezeiten und weniger Innovation im Alltag.
Die Ursache für diese Entwicklung liegt wesentlich in der demografischen Struktur der Region. Bis 2035 wird ein Viertel der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten altersbedingt ausscheiden. Damit schrumpft das Erwerbspersonenpotenzial auf eine Weise, die bislang keine ausreichende Kompensation durch Zuwanderung oder neue Ausbildungsplätze erfährt. Diese Herausforderungen treiben Unternehmen, politische Akteure und die Gesellschaft insgesamt um. Es geht nicht nur um wirtschaftliche Produktivität, sondern auch um den sozialen Zusammenhalt. Junge Menschen stehen vor der Frage, welche Berufswege ihnen offenstehen und wie sie durch gezielte Ausbildung kompetent auf die Anforderungen vorbereitet werden können.
Die Politik steht dabei vor komplexen Aufgaben: Neben einer schnelleren und einfacheren Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland fordert Thomas Küll, Mitglied der Geschäftsleitung bei NORDMETALL und AGV NORD, dringend „weniger Bürokratie bei der Fachkräfteeinwanderung, gute Mobilitätslösungen in Flächenländern, eine praxisbezogene Berufsorientierung und mehr Fokus auf qualitative Passung von Stellen und Bewerbern“. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die vorhandenen Potenziale besser zu nutzen und die Arbeitsmärkte flexibler zu gestalten. Denn der Fachkräftemangel ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung, die in Norddeutschland in ihrer Dringlichkeit schon heute spürbar ist.
Lösungsansätze und gesellschaftliche Folgen
Die bewältigte Fachkräftelücke bedeutet auch vermeidbare Einschnitte in der öffentlichen Infrastruktur, etwa im Gesundheitswesen oder bei der Kinderbetreuung. Ohne ausreichendes Personal gerät die Versorgung aus dem Gleichgewicht, was gerade für den ländlichen Raum problematisch ist. Unternehmen sehen sich gezwungen, Arbeitszeitmodelle und Qualifizierungsangebote anzupassen, um besser auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren. Gleichzeitig eröffnet die Situation Chancen für junge Menschen: Die Nachfrage nach Fachkräften bietet stabile Beschäftigungsaussichten und motiviert zur gezielten Berufswahl.
Mobilität spielt dabei eine Schlüsselrolle. Vielfach liegt der Fachkräftebedarf in Regionen, die schlecht an öffentliche Verkehrssysteme angebunden sind. Innovative Lösungen im Bereich Pendeln und digitale Arbeit könnten helfen, geografische Hindernisse zu überwinden und die Beschäftigungschancen zu verbessern. Insgesamt zeigt sich, dass nur ein Zusammenspiel aus politischen Reformen, regionalen Initiativen und betrieblichen Anpassungen den Fachkräftemangel in Norddeutschland langfristig eindämmen kann. Dieser Prozess ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die alle betrifft – von jungen Berufseinsteigerinnen und -einsteigern über Arbeitnehmer bis hin zu den Betrieben des Landes.
Diese Zahlen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des NORDMETALL Verbandes der Metall- und Elektroindustrie e.V.
8 Antworten
„Der demografische Wandel ist ein Thema, das uns alle betrifft! Vielleicht könnte man mehr Workshops anbieten für Berufsorientierung in Schulen? Was denkt ihr darüber?
Die Diskussion über Mobilität finde ich wichtig! Wenn junge Menschen nicht reisen können, um zu arbeiten, verlieren wir viele Talente. Wie können wir das verbessern?
@Rblum Ja genau! Auch digitale Lösungen sollten gefördert werden. Homeoffice kann auch eine Möglichkeit sein.
Ich frage mich, wie wir den Mangel an Fachkräften langfristig lösen können? Es geht nicht nur um Zahlen, sondern auch um Lebensqualität in den Regionen.
Die Bürokratie ist wirklich ein großes Hindernis! Ich hoffe, dass die Politiker das bald ernst nehmen und ändern. Wir brauchen dringend Lösungen für diese Situation.
Ich finde es besorgniserregend, wie viele Fachkräfte uns fehlen. Die Zahlen sind echt erschreckend. Was könnten wir tun, um mehr junge Leute in die Ausbildung zu bringen? Hat jemand Ideen?
Ich denke, dass mehr Praktika helfen könnten. Junge Leute sollten die Berufe ausprobieren können, bevor sie sich entscheiden.
Das wäre eine gute Idee! Vielleicht könnte man auch Schulen stärker einbeziehen, damit Schüler frühzeitig informiert werden.