Fachkräftemangel in Ingenieurberufen 2024: Warum Frauen in MINT die Schlüsselrolle für Deutschlands Zukunft spielen

Der VDI/IW-Ingenieurmonitor Q4/2024 zeigt, dass die Zahl offener Stellen in Ingenieur- und IT-Berufen zwar im Jahresvergleich um 25,7 % auf 118 250 sank, der Fachkräftemangel mit 236 offenen Stellen je 100 Arbeitslosen aber weiter deutlich spürbar bleibt. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosigkeit in diesen Berufen um 19,6 % auf den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 2011. Ein Drittel des Stellenzuwachses geht inzwischen auf Frauen zurück, deren Anteil von 15,1 % auf 20,3 % wuchs – ein Potenzial, das mit gezielten Maßnahmen wie Mentoring und geschlechtergerechter Berufsorientierung noch stärker gehoben werden soll.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– 118.250 offene Ingenieur- und IT-Stellen, 25,7 % Rückgang gegenüber Vorjahr.
– Arbeitslosigkeit stieg um 19,6 % auf 50.025 Personen, höchster Wert seit 2011.
– Frauenanteil in Ingenieurberufen kletterte von 15,1 % auf 20,3 %, wichtiger Fachkräftehebel.

Fachkräftemangel bei Ingenieur- und IT-Berufen trotz Wirtschaftsabschwung bleibt bestehen

Der aktuelle VDI-/IW-Ingenieurmonitor Q4/2024 macht eine überraschende Entwicklung sichtbar: Obwohl die Wirtschaft in den letzten Jahren eine Abschwächung erfahren hat, bleibt der Fachkräftemangel in Ingenieur- und IT-Berufen nach wie vor ein großes Problem. So sank die Zahl der offenen Stellen um 25,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf noch 118.250. Dennoch verdeutlichen die Kennzahlen, dass der Bedarf an qualifizierten Fachkräften weiterhin hoch ist und Engpässe fortbestehen.

Parallel dazu stieg die Arbeitslosigkeit in diesen Berufen auf 50.025 Personen, was einem Anstieg von 19,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen des Monitors im Jahr 2011. VDI-Direktor Adrian Willig erklärt dazu: „Wichtig zur Einordnung solcher Zahlen ist, dass die Beschäftigung im Ingenieurbereich seit 2011 insgesamt deutlich stärker gewachsen ist als die Arbeitslosigkeit. Die aktuelle Konjunkturschwäche darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es aufgrund des demografischen Wandels mit einer größeren Herausforderung zu tun haben.“

Trotz der konjunkturellen Schwäche liegt die Zahl der offenen Stellen weiterhin über dem Vorkrisenniveau von 2019. Arbeitsmarktexperte Ingo Rauhut bestätigt: „Der Fachkräftemangel ist keineswegs verschwunden.“ So lag die Engpasskennziffer, die das Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitslosen misst, im vierten Quartal 2024 bei 236 offenen Stellen pro 100 Arbeitslosen – ein deutlicher Hinweis auf anhaltende Engpässe, auch wenn der Wert im Vorjahr mit 380 noch höher war.

Am stärksten sind die Engpässe in einigen spezialisierten Bereichen ausgeprägt: In der Energie- und Elektrotechnik gibt es 393 offene Stellen je 100 Arbeitslose, gefolgt von den Ingenieurberufen in Bau, Vermessung, Gebäudetechnik und Architektur mit 346 offenen Stellen pro 100 Arbeitslosen. Auch in den Ingenieurberufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik ist der Bedarf mit 275 offenen Stellen je 100 Arbeitslose sehr hoch.

Ein besonders wichtiger Faktor für die Fachkräftesicherung ist der zunehmende Anteil von Frauen in Ingenieurberufen. Seit 2012 stieg ihr Anteil von 15,1 auf 20,3 Prozent – und etwa ein Drittel des Gesamtzuwachses in diesen Berufen geht auf weibliche Beschäftigte zurück. Adrian Willig fordert daher: „Um diesen positiven Trend weiter zu verstärken, braucht es gezielte Maßnahmen: mehr weibliche MINT-Vorbilder, Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Mentoringprogramme und eine geschlechtergerechte Berufsorientierung an Schulen.“

Wenn das Interesse von Mädchen an MINT-Berufen konsequent gefördert wird, könnte sich der Frauenanteil bis 2037 deutlich erhöhen und so einen entscheidenden Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten. Besonders das Thema Klimaschutz spielt dabei eine wichtige Rolle, da es eine starke Anziehungskraft auf junge Frauen ausübt.

Der VDI unterstützt diese Entwicklung bereits mit Programmen wie „Ingenieurin der Woche“ und dem Mentoringprogramm VDI-WoMentorING, die weiblichen Technikvorbilder mehr Sichtbarkeit geben. Ingo Rauhut betont dabei die Bedeutung der schulischen Bildung: „Vor allem im schulischen Umfeld, wo entscheidende Weichen für die Berufswahl gestellt werden.“

Zusätzlich widmet sich die Initiative „Zukunft Deutschland 2050“ des VDI gemeinsam mit Expertinnen und Experten den zukünftigen Anforderungen an Qualifikationen in Ingenieur- und IT-Berufen, um Antworten auf die anhaltenden Herausforderungen des Arbeitsmarkts zu finden.

Frauen als Schlüsselfaktor im Kampf gegen den Ingenieurmangel

Der Ingenieur- und IT-Fachkräftemangel bleibt trotz konjunktureller Schwankungen eine zentrale Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Zwar ist die Zahl offener Stellen im vierten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 25,7 Prozent auf 118.250 gesunken, dennoch zeigt sich laut dem aktuellen VDI-/IW-Ingenieurmonitor: Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften bleibt hoch, Engpässe bestehen weiter. Die demografische Entwicklung verschärft die Lage zusätzlich – insbesondere das Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt führt zu einer wachsenden Lücke, die ohne strukturelle Veränderungen kaum zu schließen ist.

Ein entscheidender Hebel zur Fachkräftesicherung liegt im Ausbau des Anteils weiblicher Ingenieurinnen und IT-Fachkräfte. Zwar ist der Anteil von Frauen in Ingenieurberufen zwischen 2012 und 2024 von 15,1 auf 20,3 Prozent gestiegen, und etwa ein Drittel des Gesamtwachstums in diesen Berufen ist auf Frauen zurückzuführen, doch das Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft. Wenn das Interesse von Mädchen und jungen Frauen für MINT-Berufe – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – gezielter gefördert wird, könnte der Frauenanteil in technischen Berufen bis 2037 deutlich steigen und so eine wesentliche Rolle bei der Fachkräftesicherung spielen.

Warum der Fokus auf Frauen entscheidend ist

Frauen bieten nicht nur quantitatives Potenzial, sondern auch die Chance auf eine diversere, innovativere Arbeitswelt. Dieser Wandel setzt allerdings voraus, dass Stereotype und Barrieren in Bildung und Beruf abgebaut werden. Derzeit beeinflussen gesellschaftliche Vorstellungen, tradierte Rollenbilder und mangelnde Sichtbarkeit weiblicher Vorbilder die Berufswahl junger Frauen nach wie vor stark. Programme wie „Ingenieurin der Woche“ oder Mentoring-Initiativen wie VDI-WoMentorING zeigen positive Effekte, doch die Reichweite und der Umfang solcher Angebote müssen deutlich ausgeweitet werden, um nachhaltig wirksam zu sein.

Internationale Vergleiche belegen, dass Länder mit einer höheren Geschlechterdiversität im MINT-Bereich oft auch besser auf Fachkräfteengpässe reagieren können. Zudem steigert die Förderung weiblicher Fachkräfte die Innovationskraft von Unternehmen, was angesichts der Herausforderungen wie Digitalisierung und Klimaschutz eine zusätzliche wirtschaftliche Tragweite hat. Nicht zuletzt üben Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine große Anziehungskraft auf junge Frauen aus, die hier wie kaum anderswo eine persönliche und berufliche Sinnhaftigkeit sehen.

Wie nachhaltige Lösungen im Bildungssystem entstehen

Eine zentrale Stellschraube liegt im deutschen Bildungssystem. Gerade hier müssen die Weichen frühzeitig richtig gestellt werden. Es braucht mehr geschlechtergerechte Berufsorientierung und eine didaktische Aufbereitung, die Mädchen motiviert, Technik- und Naturwissenschaftsfächer nicht nur als Pflichtdisziplinen, sondern als attraktive und zukunftsträchtige Karrierewege wahrzunehmen. Lehrkräfte und Schulen benötigen dafür entsprechende Weiterbildungen und Ressourcen.

Parallel sind flexible Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt ein Muss, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Dies stärkt vor allem die Karrierechancen von Frauen in MINT-Berufen und mindert Ausstiegsquoten. Unternehmen können durch gezielte Förderprogramme, Mentoring und Vorbilder in Führungspositionen ihre Attraktivität als Arbeitgeber für weibliche Talente steigern.

In der aktuellen Analyse des VDI-IW-Ingenieurmonitors wird deutlich: Trotz der aktuellen konjunkturellen Delle hat sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Ingenieurberufen seit 2011 um über 35 Prozent erhöht, bei IT-Berufen sogar um mehr als 148 Prozent. Das zeigt, dass die Branche grundsätzlich Wachstumspotenzial bietet – das aber nur mit einer breiteren Einbindung von Frauen ausgeschöpft werden kann.

Förderansätze für Deutschland im Überblick

  • Stärkere Sichtbarkeit weiblicher MINT-Vorbilder in Schulen und Medien
  • Geschlechtergerechte Berufsorientierung ab der Sekundarstufe
  • Ausbau von Mentoring-Programmen und Netzwerken speziell für junge Frauen
  • Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuung
  • Unterstützung von Unternehmen bei der geschlechtssensiblen Personalentwicklung
  • Integration von Zukunftsthemen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit in die MINT-Bildung
  • Förderung von Kooperationen zwischen Schulen, Hochschulen und Wirtschaft zur praxisnahen MINT-Vermittlung

Die Maßnahmen sind vielfältig und müssen vernetzt gedacht werden, damit der Wandel gelingt. Die Herausforderungen sind komplex, doch die Chancen, den Fachkräftemangel durch gezielte Förderung weiblicher Fachkräfte zu mildern, sind groß und sollten konsequent genutzt werden.

Die dargestellten Daten und Aussagen basieren auf einer Pressemitteilung des VDI e. V.

9 Antworten

  1. ‚Klimaschutz‘ als Anreiz für junge Frauen ist eine interessante Perspektive! Ich denke, wir sollten mehr darüber diskutieren, wie Umweltthemen attraktiv gestaltet werden können. Was haltet ihr von dieser Idee?

    1. ‚Nachhaltigkeit‘ könnte ein starkes Argument sein! Es wäre hilfreich zu wissen, ob es bereits Studien gibt, die diese Verbindung zwischen Klimaschutz und Berufswahl untersuchen.

  2. ‚Zukunft Deutschland 2050‘ klingt ambitioniert! Ich hoffe wirklich, dass wir durch solche Initiativen nachhaltige Lösungen finden können. Welche Rolle spielen Hochschulen in diesem Prozess?

  3. ‚Ingenieurin der Woche‘ klingt nach einem tollen Programm! Solche Initiativen könnten helfen, das Interesse an MINT-Fächern bei jungen Frauen weiter zu fördern. Gibt es weitere ähnliche Projekte?

  4. Es ist faszinierend zu sehen, wie der Anteil von Frauen in Ingenieurberufen steigt! Dennoch müssen wir die Barrieren abbauen, die sie davon abhalten, diese Berufe zu wählen. Was denkt ihr über Mentoring-Programme?

    1. Mentoring scheint eine großartige Idee zu sein! Es wäre interessant zu erfahren, wie solche Programme konkret umgesetzt werden können und welche Erfolge es bereits gibt.

  5. Die Statistiken über den Fachkräftemangel in Ingenieur- und IT-Berufen sind wirklich alarmierend. Es ist bemerkenswert, dass trotz eines Rückgangs der offenen Stellen die Nachfrage immer noch hoch ist. Wie können wir sicherstellen, dass mehr junge Frauen für diese Berufe begeistert werden?

    1. Ich finde es auch wichtig, mehr Sichtbarkeit für weibliche Vorbilder zu schaffen. Das könnte helfen, Stereotypen abzubauen und das Interesse von Mädchen an MINT-Berufen zu steigern.

    2. Eine sehr gute Analyse! Ich frage mich, welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden könnten, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern? Das scheint mir ein Schlüsselthema zu sein.

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