Tierheim Oldenburg: Bundestierschutzbeauftragte warnt vor Existenzkampf deutscher Tierheime

Am 30. Oktober 2025 besuchten die Bundestierschutzbeauftragte Silvia Breher und der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, das Tierheim Oldenburg. Sie machten auf die existenzbedrohende Lage vieler Tierheime aufmerksam, die trotz gestiegener Kosten und hoher Tierzahlen bislang keine ausreichende finanzielle Unterstützung vom Bund erhalten. Thomas Schröder bezeichnet es als Skandal, dass die Einrichtungen trotz politischer Zusagen weiterhin leer ausgehen.
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Inhaltsübersicht

– Tierheime sind durch steigende Kosten und hohe Tierzahlen existenziell bedroht.
– Fehlende finanzielle Hilfen und rechtliche Unterstützung vom Bund verschärfen die Lage.
– Gefordert werden Verbote im Online-Tierhandel und Kastrationspflichten für weniger Tierheim-Zugänge.

Tierheime in der Krise: Symbolbesuch in Oldenburg

Am 30. Oktober 2025 besuchten die Bundestierschutzbeauftragte Silvia Breher und der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, das Tierheim Oldenburg. Dieser Ort steht beispielhaft für zahlreiche Einrichtungen in Deutschland, die um ihre Existenz kämpfen. Der Termin verdeutlichte die bedrohliche Lage der Tierheime und tierheimähnlicher Einrichtungen.

„Es ist erfreulich, dass die Bundestierschutzbeauftragte sich vor Ort über die bedeutende Tierschutzarbeit sowie die Sorgen und Herausforderungen der Tierheime und der tierheimähnlichen Einrichtungen informiert. Es ist fraglich, wie lange sie weiter für Tiere in Not einstehen können und es ist ein Skandal, dass sie trotz zahlreicher Zusagen bis heute bei finanziellen Hilfspaketen des Bundes und bei der Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen zur Unterstützung des praktischen Tierschutzes leer ausgehen“, betonte Thomas Schröder.

Silvia Breher würdigte die tägliche Arbeit der Helfer: „Ehrenamtliche Helfer und Mitarbeitende leisten in Tierheimen Tag für Tag großartige und unverzichtbare Arbeit. Sie kümmern sich mit viel Engagement und Liebe um unzählige Tiere und machen deren Leben so ein Stück besser. Dafür danke ich ihnen von Herzen. Ich weiß, dass viele Tierheime in Deutschland schon seit Jahren an der Grenze ihrer Belastbarkeit sind. Daher ist es mir wichtig, unsere praktischen Tierschützer vor Ort zu unterstützen, wo ich es kann.“

Die Besucher machten deutlich, dass die im Koalitionsvertrag versprochene Unterstützung der Tierheime bei Investitionen bis heute nicht realisiert wurde – im nächsten Bundeshaushalt sind die Mittel bisher nicht eingeplant.*

Warum Tierheime unter finanziellem Druck stehen

Tierheime in Deutschland arbeiten seit Jahren an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Während die Zahl der aufgenommenen Tiere kontinuierlich steigt, bleiben die finanziellen Ressourcen knapp. Die Unterstützung für diese Einrichtungen variiert dabei erheblich zwischen verschiedenen staatlichen Ebenen.

Ländliche und kommunale Hilfe

Einige Bundesländer haben die prekäre Situation der Tierheime erkannt und reagiert mit gezielten Förderprogrammen:

  • Baden-Württemberg unterstützt Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen in Tierheimen mit bis zu 150.000 Euro pro Projekt — Stand: 2023*
  • Nordrhein-Westfalen gewährt Soforthilfe in Höhe von 100.000 Euro — Stand: 2025*

Diese Landesmittel können für dringend benötigte Investitionen wie den Ausbau von Kranken- und Quarantänestationen oder notwendige Renovierungen verwendet werden. Für die Betreuung von Fundtieren und sichergestellten Tieren sind grundsätzlich die Kommunen in der finanziellen Pflicht.

Fehlende Bundesmittel

Trotz dieser regionalen Initiativen fehlt es an einer durchgängigen bundesweiten Unterstützung. Im aktuellen Bundeshaushalt sind entsprechende Mittel nicht eingeplant.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, bezeichnet diese Situation als "Skandal, dass sie trotz zahlreicher Zusagen bis heute bei finanziellen Hilfspaketen des Bundes und bei der Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen zur Unterstützung des praktischen Tierschutzes leer ausgehen". Diese fehlende Bundesförderung trifft die Tierheime besonders hart, da sie mit gestiegenen Betriebskosten und einer hohen Zahl zu betreuender Tiere konfrontiert sind.

Wenn Tierheime schließen: Eine gesellschaftliche Lücke mit Folgen

Die Arbeit von Tierheimen geht weit über die reine Unterbringung von Tieren hinaus. Sie bilden das soziale Auffangnetz für Fundtiere, beschlagnahmte Tiere aus tierschutzrechtlichen Verfahren und Notfälle aus privaten Haushalten.

Konsequenzen für Fund- und beschlagnahmte Tiere

Ohne funktionierende Tierheime fehlt die zentrale Anlaufstelle für Tiere in Not. Fundtiere, die bisher medizinisch versorgt, verpflegt und in liebevolle Hände vermittelt wurden, blieben oft sich selbst überlassen. Besonders gravierend wäre die Situation für behördlich beschlagnahmte Tiere aus tierschutzwidrigen Haltungen. Diese Tiere benötigen häufig spezielle medizinische Betreuung, längere Quarantänezeiten und behutsame Sozialisierung – Leistungen, die ohne professionelle Strukturen kaum zu gewährleisten sind.

Die bereits jetzt angespannte Lage zeigt sich in vielen Einrichtungen durch Überbelegung und eingeschränkte medizinische Versorgung.

Belastung Ehrenamtlicher

Ehrenamtliche Helfer und festangestellte Mitarbeiter leisten unter schwierigen Bedingungen Unglaubliches. Sie stemmen nicht nur die Versorgung einer wachsenden Zahl an Tieren, sondern müssen auch mit den emotionalen Belastungen umgehen – mit Tieren, die Vernachlässigung erlebt haben, und der ständigen Sorge um die Zukunft ihrer Einrichtung.

Die gesellschaftliche Bedeutung intakter Tierheime reicht weit über den Tierschutz hinaus. Sie sind wichtige Partner für Behörden, tragen zur öffentlichen Gesundheit bei, indem sie herrenlose Tiere versorgen, und bilden zentrale Anlaufstellen für tierbezogene Bildung. Ihr Wegbrechen würde nicht nur Tierleben gefährden, sondern auch das soziale Gefüge in vielen Kommunen nachhaltig schädigen.

Politische Wege aus der Tierheim-Krise

Die Versorgungslage in vielen Tierheimen verschärft sich weiterhin. Der Deutsche Tierschutzbund und andere Akteure drängen deshalb auf konkrete Maßnahmen – von pragmatischen Soforthilfen bis zu strukturellen Investitionen.

Fehlende Bundesmittel / Forderung nach Sondervermögen

Im Bundeshaushalt 2025 fehlen Mittel für die Unterstützung von Tierheimen, während Versuche von Bündnis 90/Die Grünen, Gelder bereitzustellen, abgelehnt wurden (Stand: 2025)*. Diese Haushaltslücke zeigt die politische Prioritätensetzung: Der praktische Tierschutz steht bisher nicht im Fokus der Bundesregierung.

Als Ausweg aus dieser Blockade fordert der Deutsche Tierschutzbund Investitionen aus dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität, um den praktischen Tierschutz und die Tierheime zu unterstützen (Stand: Oktober 2025)*. Diese Forderung würde eine Finanzspritze unabhängig vom regulären Haushalt ermöglichen. Die Umsetzbarkeit hängt maßgeblich von der Bereitschaft der Koalitionsparteien ab, den Tierschutz als infrastrukturelle Aufgabe anzuerkennen.

Pragmatische kurzfristige Hilfen

Neben den großen finanziellen Lösungen gibt es konkrete Vorschläge für sofort umsetzbare Maßnahmen. Der Deutsche Tierschutzbund nennt beispielsweise ein Verbot des Onlinehandels mit Tieren, eine bundesweite Kastrationspflicht für Katzen mit Freigang sowie verpflichtende Sachkundenachweise vor der Anschaffung eines Tieres. Solche Regelungen würden den Zustrom ungewollter Tiere in die Heime reduzieren und damit die chronische Überlastung mildern.

Bundesländer versuchen bereits, die Förderlücke mit eigenen Programmen zu schließen. Doch diese können die strukturelle Unterfinanzierung nicht ausgleichen. Sie bleiben Lückenbüßer in einem System, das eigentlich bundesweite Lösungen benötigt.

Die Bundesregierung steht vor einer klaren Entscheidung: Kurzfristig könnte sie durch rechtliche Änderungen die Flut neuer Tierheim-Bewohner eindämmen. Mittelfristig braucht es verbindliche Finanzierungsmodelle, die die Tierheime als unverzichtbare Einrichtungen der Daseinsvorsorge anerkennen. Der Handlungsbedarf ist akut – jedes weitere Zögern verschärft die Krise vor Ort.

Die nachfolgenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.

Weiterführende Quellen:

  • „Trotz Zusagen im Koalitionsvertrag fehlen im Bundeshaushalt 2025 Mittel für die Unterstützung von Tierheimen, während Versuche von Bündnis 90/Die Grünen, Gelder bereitzustellen, abgelehnt wurden (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.tierschutz-bayern.de
  • „Der Deutsche Tierschutzbund fordert Investitionen aus dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität, um den drohenden Kollaps des praktischen Tierschutzes und der Tierheime zu verhindern (Stand: Oktober 2025).“ – Quelle: https://vet.thieme.de
  • „Baden-Württemberg fördert Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen in Tierheimen mit bis zu 150.000 Euro pro Projekt, um Tierheime zu entlasten und zu unterstützen (Stand: 2023).“ – Quelle: https://mlr.baden-wuerttemberg.de
  • „Das nordrhein-westfälische Umweltministerium stellt eine Soforthilfe von 100.000 Euro für Tierheime bereit, speziell zur Unterstützung der Unterbringung von Heimtieren aus der Ukraine (Stand: 2025).“ – Quelle: https://www.umwelt.nrw.de

10 Antworten

  1. Die Bemühungen der ehrenamtlichen Helfer sind bewundernswert! Aber ohne Unterstützung von oben wird das nicht lange gut gehen können… Gibt es Strategien zur Verbesserung dieser Situation aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes?

    1. Ich glaube eine bessere Vernetzung zwischen den Tierheimen könnte helfen um Ressourcen besser nutzen zu können!

  2. ! Es ist wirklich bedenklich! Warum gibt es so wenig finanzielle Hilfe? Es muss dringend ein Umdenken stattfinden! Was könnten wir tun um mehr Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema zu lenken?

  3. Es ist traurig zu sehen, wie viele Tiere leiden müssen, weil die Politik versagt. Ich frage mich, wie viel Druck notwendig ist, damit endlich etwas passiert? Jeder kann einen Unterschied machen – wie können wir uns zusammenschließen?

    1. Ich stimme dir zu! Vielleicht sollten wir eine Petition starten oder mehr Menschen informieren? Es gibt viele Wege, um aktiv zu werden und Unterstützung für Tierheime zu zeigen.

    2. ! Ja! Auf jeden Fall! Ich finde es gut, dass einige Bundesländer helfen wollen, aber das reicht nicht aus. Was denkt ihr über weitere lokale Initiativen zur Unterstützung von Tierheimen?

  4. Die Situation der Tierheime ist wirklich besorgniserregend. Es ist schockierend, dass trotz der klaren Notwendigkeit die Bundesregierung nichts unternimmt. Wer kümmert sich um die Tiere, wenn die Heime schließen? Wie können wir Druck aufbauen, um Veränderungen zu bewirken?

    1. Ja, genau! Die ehrenamtlichen Helfer leisten großartige Arbeit, aber sie brauchen Unterstützung. Was denkt ihr über ein Verbot des Online-Handels mit Tieren? Wäre das ein Schritt in die richtige Richtung?

    2. Ich finde auch, dass es höchste Zeit für Änderungen ist. Die Kastrationspflicht für Freigängerkatzen könnte helfen. Was haltet ihr von den Vorschlägen des Deutschen Tierschutzbundes?

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