– EU-Parlamentswahl am 9. Juni: Apotheker betonen sichere, patientenorientierte Arzneimittelversorgung trotz globaler Lieferengpässe.
– ABDA fordert gemeinsame EU-Bekämpfung von Medikamentenengpässen sowie Erhalt von Freiberuflichkeit und Subsidiarität.
– Sechs Kernpositionen zur Europawahl: Gesundheitshoheit, Digitalisierung, Arzneimittelrechts-Revision, Verfügbarkeitsgarantie, Apotheker-Unabhängigkeit, Patientenschutz.
Europawahl 2024: Die Apothekerschaft spricht sich für Verbraucher- und Patientenschutz aus
Am 9. Juni 2024 finden die Wahlen zum Europäischen Parlament statt. In diesem Kontext rückt die deutsche Apothekerschaft die Bedeutung einer sicheren und patientenorientierten Arzneimittelversorgung in den Fokus. Angesichts der globalen Lieferengpässe bei lebenswichtigen Medikamenten betonen sie insbesondere den Verbraucher- und Patientenschutz als essenzielle Themen. Mathias Arnold, Vizepräsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, bringt die Erwartungen auf den Punkt: „Wir wollen und brauchen ein Europa, wo gemeinsame Herausforderungen wie globale Lieferengpässe bei lebenswichtigen Arzneimitteln auch gemeinsam angepackt werden“.
Für die Apothekerschaft spielen zudem die beruflichen Freiheiten und das Prinzip der Subsidiarität eine zentrale Rolle. Arnold fordert deshalb: „Wir wollen und brauchen aber auch ein Europa, wo die Freiberuflichkeit von Apothekerinnen und Apothekern anerkannt wird.“ Bereits im Dezember 2023 hat die ABDA sechs zentrale Positionen zur Europawahl 2024 formuliert. Diese umfassen unter anderem:
- die Achtung der Gesundheit als mitgliedstaatliche Kompetenz
- eine verantwortungsbewusste Nutzung der Digitalisierung
- die Novellierung des europäischen Arzneimittelrechts
- die Sicherstellung der Verfügbarkeit von Arzneimitteln
- den Erhalt der Freiberuflichkeit zur Wahrung der Unabhängigkeit der Apotheker
- die Sicherstellung von Patientenschutz und Arzneimitteltherapiesicherheit
Besonders vor dem Hintergrund des EU-Pharmapakets, das in der laufenden Legislaturperiode gestartet wurde und in Zukunft fortzusetzen ist, sieht Arnold dringenden Handlungsbedarf: „Die Europaabgeordneten sollten unsere Positionen kennen, damit wir gemeinsam Lösungen finden können“.
Die Europawahl wird dabei nicht nur als Stimmungsbarometer verstanden, sondern auch als Aufruf an alle Bürgerinnen und Bürger: „Als verantwortungsbewusste Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sollten wir alle wählen gehen, um unsere Zukunft mitzugestalten“. Die deutsche Apothekerschaft ist international eng vernetzt – die ABDA ist Mitglied im internationalen Apothekenverband PGEU und unterhält ein eigenes Büro in Brüssel, um apothekenrelevante Interessen auf europäischer Ebene zu vertreten. Zu den wichtigsten Themen zählen neben dem Verbraucherschutz auch die Sicherung der Freiberuflichkeit und das Prinzip der Subsidiarität (die Regelung, dass lokale Probleme auch lokal gelöst werden sollten).
Apotheker zwischen europäischer Verantwortung und nationalen Strukturen
Die Arzneimittelversorgung gehört zu den zentralen Herausforderungen im europäischen Gesundheitswesen. In einem gemeinsamen Binnenmarkt, der durch verstärkte grenzüberschreitende Zusammenarbeit geprägt ist, gewinnt die Sicherheit der Medikamentenversorgung für die Gesellschaft eine immer größere politische und gesellschaftliche Bedeutung. Das EU-Pharmapaket setzt dabei wichtige Impulse, um Engpässe zu vermeiden, die Qualität der Arzneimittelversorgung zu sichern und die Versorgungssicherheit im europäischen Raum zu stärken. Für Patientinnen und Patienten bedeutet dies zuverlässigen Zugang zu benötigten Arzneimitteln, während Apothekerinnen und Apotheker vor komplexen Anforderungen stehen, die über nationale Regelungen hinausgehen.
Eine der besonderen Herausforderungen bleibt die globale Medikamentenversorgung und Lieferengpässe. Weltweit auftretende Versorgungsprobleme, die sich in Zeiten von Krisen wie der COVID-19-Pandemie deutlich zeigten, machen den Handlungsbedarf transparent. Die Pandemie offenbarte, wie dramatisch sich unterbrochene Lieferketten und steigende Gesundheitskosten auf die Versorgungssicherheit auswirken können. Zudem beschleunigen zunehmende Digitalisierung und technologische Entwicklungen im Gesundheitswesen die Notwendigkeit einer engen europäischen Kooperation, um resilient und effizient auf zukünftige Krisen reagieren zu können.
Dabei spielt der Grundsatz der Subsidiarität eine wichtige Rolle: Gesundheitspolitik und Versorgung bleiben in nationaler Verantwortung, doch in zunehmend vernetzten Märkten ist europäische Zusammenarbeit unverzichtbar. Dies betrifft besonders die Rolle der Freiberuflichkeit im Gesundheitswesen. Apothekerinnen und Apotheker stehen als unabhängige und fachlich qualifizierte Akteure für eine verlässliche Arzneimittelversorgung vor der Aufgabe, sich in einem zunehmend regulierten und digitalisierten Umfeld zu behaupten.
Wesentliche Herausforderungen und aktuelle Trends lassen sich in folgenden Punkten zusammenfassen:
- Sicherstellung der Lieferketten trotz globaler Engpässe und geopolitischer Risiken
- Bewältigung steigender Gesundheitskosten und zunehmender Preisdruck
- Integration von Digitalisierung und Telemedizin in die pharmazeutische Versorgung
- Erhalt der Freiberuflichkeit im Wandel europäischer Regulierung und Versorgungskonzepte
- Förderung grenzüberschreitender Kooperationen zur Verbesserung der Patientenversorgung
Vor diesem Hintergrund lässt sich das EU-Pharmapaket als Reaktion auf diese komplexen Entwicklungen verstehen. Es verfolgt das Ziel, die Arzneimittelversorgung im Binnenmarkt durch bessere Koordinierung, mehr Transparenz und schnellere Reaktionsmöglichkeiten auf Lieferengpässe zu verbessern. Für Apotheken eröffnet dies Chancen, Qualitätsstandards europaweit zu harmonisieren und den Patientinnen und Patienten einen sicheren Zugang zu gewährleisten. Gleichzeitig erfordert dies eine laufende Anpassung an neue rechtliche Rahmenbedingungen und die engere Vernetzung mit Partnern in anderen Mitgliedstaaten.
In der Gesamtschau wird deutlich: Die Verbindung von europäischer Verantwortung und nationaler Struktur ist ein Balanceakt, der über den Erfolg der Arzneimittelversorgung entscheidet. Für Gesellschaft und Politik bedeutet das, die Weichen so zu stellen, dass sowohl die Stärken des nationalen Gesundheitssystems erhalten bleiben als auch die Chancen der europäischen Zusammenarbeit genutzt werden. Nur so lässt sich eine Versorgungssicherheit gewährleisten, die den Anforderungen einer sich schnell verändernden Welt gerecht wird.
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Europawahlen: Verbraucherschutz, Freiberuflichkeit und Subsidiarität in der …
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