EU-Tierschutzreform 2026 gefährdet: Warum das geleakte Arbeitsprogramm der EU-Kommission Alarm auslöst

Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert das durchgesickerte Arbeitsprogramm 2026 der EU-Kommission, weil die angekündigte Reform der Tierschutzgesetzgebung darin fehlt. Diese war ein zentrales Versprechen im Rahmen der Europäischen Bürgerinitiative "End the Cage Age" und wurde auch von EU-Kommissar Olivér Várhelyi mehrfach bekräftigt. Der Verband fordert die Kommission auf, ihr Wort zu halten und die überfällige Reform fest ins Arbeitsprogramm aufzunehmen.
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Inhaltsübersicht

– Deutscher Tierschutzbund kritisiert fehlende EU-Tierschutzreform im Arbeitsprogramm 2026
– Geleaktes Dokument ignoriert Versprechen zur Abschaffung der Käfighaltung
– EU-Kommission wird aufgefordert, Zusagen einzuhalten und Reform umzusetzen

EU-Kommission droht Tierschutzversprechen zu brechen

Ein durchgesickertes Arbeitsprogramm der EU-Kommission für 2026 lässt beim Deutschen Tierschutzbund Alarmglocken schrillen. Das Dokument enthält keine Spur der seit Langem angekündigten Reform der EU-Tierschutzgesetzgebung – obwohl erste Legislativvorschläge eigentlich im kommenden Jahr vorgelegt werden sollten. Dieses Versprechen war nicht nur zentral für die Europäische Bürgerinitiative "End the Cage Age" zur Abschaffung der Käfighaltung, sondern wurde auch von EU-Kommissar Olivér Várhelyi mehrfach öffentlich bekräftigt.

"Seit Jahren warten Bürgerinnen und Bürger in der EU darauf, dass die Kommission ihre Versprechen beim Tierschutz endlich einlöst. Mit der Ernennung eines eigenen Kommissars für Tierschutz wurden klare Erwartungen geweckt. Umso besorgniserregender ist es, dass ausgerechnet dieses zentrale Vorhaben im geleakten Arbeitsprogramm fehlt. Wir erwarten, dass die EU-Kommission Wort hält und die dringend notwendige Reform nicht auf die lange Bank schiebt", sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Besonders widersprüchlich erscheint das Fehlen der Tierschutzgesetzgebung, da parallel dazu eine öffentliche Konsultation zur Modernisierung der EU-Regelungen läuft. Hier sind bereits mehr als 500 Stellungnahmen eingegangen (Stand: 16.10.2024). Auch der Strategiedialog zur Zukunft der EU-Landwirtschaft hat die Überarbeitung der Tierschutzvorschriften als dringenden Handlungsbedarf identifiziert.

Angesichts dieser besorgniserregenden Signale fordern der Deutsche Tierschutzbund und weitere Mitgliedsorganisationen der europäischen Tierschutzdachorganisation Eurogroup for Animals die EU-Kommission eindringlich auf, ihre Zusagen einzuhalten. Die Überarbeitung der Tierschutzgesetzgebung muss fest im Arbeitsprogramm 2026 verankert werden, um den klaren Erwartungen der EU-Bürgerinnen und Bürger nach höheren Tierschutzstandards gerecht zu werden.

Hintergrund: Chronologie der Reformbemühungen

Der Weg zur Modernisierung der EU-Tierschutzgesetzgebung erstreckt sich über mehrere Jahre und umfasst zahlreiche politische Prozesse, wissenschaftliche Bewertungen und öffentliche Konsultationen. Die Entwicklung zeigt eine klare zeitliche Abfolge von der ersten Evaluierung bis hin zu konkreten Legislativvorschlägen.

Chronologie

Die Europäische Kommission startete 2020 den Prozess zur Modernisierung der EU-Tierschutzgesetzgebung mit der Veröffentlichung des Fitness Check zur Evaluierung der bestehenden Regelungen (Quelle: Europäische Kommission).

2021 kündigte die Kommission im Zusammenhang mit der Europäischen Bürgerinitiative "End the Cage Age" Rechtsvorschläge zur Abschaffung der Käfighaltung an (Quelle: Europäische Kommission). Diese Ankündigung weckte bei Bürgerinnen und Bürgern sowie Tierschutzorganisationen konkrete Erwartungen an eine grundlegende Reform.

Zwischen 2022 und 2023 veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit mehrere wissenschaftliche Gutachten, die als Grundlage für die geplanten neuen Tierschutzstandards dienen sollten (Quelle: Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit).

2023 legte die Kommission konkrete Vorschläge zur Aktualisierung der Tiertransportverordnung sowie zum Schutz und zur Rückverfolgbarkeit von Hunden und Katzen vor (Quelle: Europäische Kommission). Diese Teilreformen galten als erste Schritte hin zu einem umfassenden Reformpaket.

Im September 2024 forderte der strategische Dialog zur Zukunft der EU-Landwirtschaft die Tierschutzgesetzgebung bis 2026 grundlegend zu überarbeiten (Quelle: Deutscher Naturschutzring). Diese Empfehlung unterstrich die politische Dringlichkeit des Themas.

Am 19. Februar 2025 verabschiedete die EU-Kommission die "Vision für Landwirtschaft und Ernährung", die auch Tierschutzaspekte berücksichtigte (Quelle: Europäische Kommission). Zu diesem Zeitpunkt war die umfassende Tierschutzreform jedoch noch nicht im Arbeitsprogramm für 2026 verankert.

Jahr Maßnahme Kurzbeschreibung Quelle/Stand
2020 Fitness Check Evaluierung bestehender Tierschutzregelungen Europäische Kommission
2021 Ankündigung Rechtsvorschläge Im Zusammenhang mit "End the Cage Age" Europäische Kommission
2022-2023 Wissenschaftliche Gutachten EFSA-Bewertungen für neue Standards Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit
2023 Teilreformen Tiertransport und Heimtierschutz Europäische Kommission
September 2024 Strategiedialog Forderung nach grundlegender Überarbeitung bis 2026 Deutscher Naturschutzring
19.02.2025 "Vision für Landwirtschaft und Ernährung" Politische Leitlinie mit Tierschutzaspekten Europäische Kommission

Empfehlungen des Strategiedialogs

Der strategische Dialog zur Zukunft der EU-Landwirtschaft identifizierte die Überarbeitung der Tierschutzvorschriften als zentralen Handlungsbedarf. Die Experten forderten eine grundlegende Reform bis 2026, die über kosmetische Anpassungen hinausgeht. Diese Empfehlung gewann zusätzliches Gewicht durch die parallele öffentliche Konsultation zur Modernisierung der EU-Regelungen.

Die chronologische Betrachtung zeigt einen mehrstufigen Prozess: von der wissenschaftlichen Fundierung über politische Ankündigungen bis hin zu konkreten Teilreformen. Allerdings blieb die umfassende Tierschutzgesetzgebung trotz dieser Vorarbeiten und der klaren Forderungen aus dem Strategiedialog im Arbeitsprogramm 2026 zunächst unberücksichtigt, was bei Tierschutzorganisationen und Bürgerinitiativen auf Kritik stieß.

Aktuell: Konsultationen, Zahlen und Reaktionen

Die Überarbeitung der EU-Tierschutzgesetzgebung bewegt sich derzeit in einem intensiven Konsultationsprozess, der breite Beteiligung erfährt. Zwischen Juni und Juli 2025 führte die EU-Kommission einen Call for Evidence zum Tierschutz in landwirtschaftlichen Betrieben durch und erhielt über 700 Antworten von Bürgern, Unternehmen und NGOs (Quelle: Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit). Seit dem 19. September 2025 läuft zudem eine 12-wöchige öffentliche Konsultation zur Überarbeitung der EU-Tierschutzgesetzgebung in landwirtschaftlichen Betrieben (Quelle: Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit).

Öffentliche Beteiligung im Fokus

Die laufenden Konsultationen zeigen deutlich, dass das Thema Tierschutzreform auf großes öffentliches Interesse stößt. Bereits kurz nach Start der aktuellen Befragung gingen mehr als 500 Stellungnahmen ein – ein deutliches Signal an die Politik. Diese intensive Bürgerbeteiligung steht im Einklang mit den Forderungen des Strategiedialogs zur Zukunft der EU-Landwirtschaft, der bereits im September 2024 die Überarbeitung der Tierschutzvorschriften als wichtigen Handlungsbedarf benannt hatte.

Die aktuellen Konsultationen folgen einem klaren Zeitplan:

  • Call for Evidence: Juni–Juli 2025 (abgeschlossen, über 700 Antworten)
  • Öffentliche Konsultation: 19. September 2025 (läuft, 12 Wochen)
  • Nächster Schritt: Auswertung und Vorlage von Legislativvorschlägen durch die Kommission

Trotz dieser aktiven Beteiligungsprozesse gibt es besorgniserregende Signale aus Brüssel. Wie der Deutsche Tierschutzbund mitteilt, fehlt im teilweise durchgesickerten Arbeitsprogramm der EU-Kommission für 2026 die seit Langem angekündigte Reform der EU-Tierschutzgesetzgebung. Dies wäre jedoch essenziell, um den Erwartungen der EU-Bürgerinnen und -Bürger nachzukommen, die sich seit Jahren für ein höheres Schutzniveau für Tiere einsetzen.

Ausblick: Was bedeutet das für Bürger und Politik?

Die ausstehende Entscheidung über die Tierschutzreform betrifft Bürgerinnen und Bürger unmittelbar. Sie haben durch die Europäische Bürgerinitiative "End the Cage Age" deutlich gemacht, dass sie höhere Tierschutzstandards erwarten.

Mögliche Szenarien bis 2026

Sollte die Tierschutzgesetzgebung tatsächlich nicht ins Arbeitsprogramm 2026 aufgenommen werden, drohen mehrere Konsequenzen. Politisch würde dies die Glaubwürdigkeit der EU-Kommission beschädigen, die bereits am 19. Februar 2025 ihre "Vision für Landwirtschaft und Ernährung" verabschiedet hatte – inklusive der schrittweisen Abschaffung von Käfigen und Überarbeitung der Tierschutzgesetzgebung (Stand: 19.02.2025). Auch der strategische Dialog zur Zukunft der EU-Landwirtschaft forderte im September 2024 eine grundlegende Überarbeitung der Tierschutzgesetzgebung bis 2026 (Stand: September 2024). Wirtschaftlich könnte das Ausbleiben der Reform zu Wettbewerbsverzerrungen führen, während landwirtschaftliche Betriebe weiter in veraltete Haltungssysteme investieren. Für den Tierschutz bedeutete eine Verzögerung, dass Millionen Tiere weiterhin unter nicht artgerechten Bedingungen leben müssen.

Bürgerinnen und Bürger können aktiv werden, indem sie sich an der laufenden öffentlichen Konsultation zur Modernisierung der EU-Tierschutzregelungen beteiligen. Diese Möglichkeit besteht aktuell noch – mehr als 500 Stellungnahmen sind bereits eingegangen. Zudem bleibt der Druck auf die politischen Entscheidungsträger wichtig, damit Versprechen zur Tierwohl-Verbesserung nicht gebrochen werden.

Die vorliegenden Informationen und Zitate in diesem Beitrag stammen aus einer Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes.

Weiterführende Quellen:

7 Antworten

  1. ‚End the Cage Age‘ war doch eine großartige Initiative, aber wenn die EU jetzt nicht handelt, was bleibt uns dann? Es ist frustrierend und ich fühle mich hilflos in dieser Situation.

  2. Es ist schockierend zu hören, dass die versprochene Reform fehlt! Das zeigt doch, wie wenig Priorität Tierschutz für einige Entscheidungsträger hat. Was denkt ihr über die Möglichkeit einer Bürgerinitiative?

    1. Eine Bürgerinitiative könnte wirklich helfen! Wir müssen alle zusammenarbeiten und unsere Stimmen erheben. Habt ihr schon Ideen für Aktionen oder Petitionen?

  3. Tierschutz ist ein so wichtiges Thema! Es ärgert mich, dass solche Reformen immer wieder aufgeschoben werden. Was denkt ihr, wie können wir mehr Druck auf die EU ausüben? Ich mache gerne mit!

  4. Ich finde es echt bedauerlich, dass die EU-Kommission nicht zu ihren Versprechen steht. Tierschutz ist so wichtig! Warum wird das Thema immer wieder aufgeschoben? Ich hoffe, dass wir bald mehr Infos bekommen.

    1. Das ist wirklich ein großes Problem! Wir brauchen dringend eine Reform. Habt ihr euch schon an der Konsultation beteiligt? Es ist wichtig, dass unsere Stimmen gehört werden.

    2. Ich stimme zu! Ich frage mich auch, warum die Bürger nicht stärker in den Prozess einbezogen werden. Wir müssen für unsere Tiere kämpfen und sicherstellen, dass die Kommission unser Anliegen ernst nimmt!

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