DUH warnt: EU-Luftqualitätsrichtlinie droht zu scheitern – Bundesregierung soll für WHO-Grenzwerte und Gesundheitsschutz eintreten

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt, dass geplante Ausnahmeregelungen für die EU-Luftqualitätsrichtlinie die Gesundheit der Menschen gefährden, weil ärmere Mitgliedsstaaten bis zu zehn Jahre länger Zeit für die Einhaltung neuer Schadstoff-Grenzwerte erhalten sollen. Parlament und Regierungen müssen bis zum 20. Februar 2024 entscheiden, während die DUH Bundeskanzler Scholz und die Bundesregierung auffordert, sich für strikte, WHO-konforme Grenzwerte einzusetzen, um jährlich bis zu 253.000 vorzeitige Todesfälle in der EU zu verhindern.
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Inhaltsübersicht

– Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert, dass die Bundesregierung auf Druck der Industrie Ausnahmeregelungen unterstützt, die einkommensschwächeren EU-Staaten bis zu zehn Jahre mehr Zeit zur Einhaltung neuer, WHO-empfohlener Luftschadstoff-Grenzwerte gewähren und dadurch die Gesundheit der Europäer gefährden.
– Studien und Expert:innen (u. a. Prof. Münzel) warnen, dass nur mit strengen, WHO-konformen Luftqualitätsstandards ab 2030/2035 jährlich bis zu 253.000 vorzeitige Todesfälle in der EU vermieden werden können, während der Europäische Rat versucht, die Richtlinie abzuschwächen.
– Die DUH fordert ein klares deutsches Votum für eine wirksame EU-Luftqualitätsrichtlinie ohne Verlängerungen oder Ausnahmen bei der Abstimmung bis zum 20. Februar 2024.

Neue EU-Luftqualitätsrichtlinie: Warnung vor gefährlichen Ausnahmen bei Grenzwerten

Die geplante EU-Luftqualitätsrichtlinie steht derzeit im Mittelpunkt einer intensiven Debatte. Bis zum 20. Februar 2024 sollen die EU-Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament eine Entscheidung über die Novellierung der Richtlinie treffen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schlägt dabei Alarm: „Die geplanten Ausnahmeregelungen für Luftschadstoff-Grenzwerte könnten die Gesundheit der Menschen in Europa gefährden.“

Die Sorge der DUH richtet sich insbesondere gegen eine mögliche Verlängerung der Fristen für ärmere Länder. Diese sollen laut DUH bis zu zehn Jahre länger Zeit haben, um die neuen Grenzwerte einzuhalten, was die Effektivität des Schutzes deutlich schwächen könnte. Bereits im Oktober 2022 hatte die EU-Kommission einen Entwurf vorgestellt, der strengere Grenzwerte ab 2030 vorsieht. Das EU-Parlament ging im September 2023 noch einen Schritt weiter und stimmte für eine weitere Verschärfung der Grenzwerte ab 2035 – und zwar entsprechend der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Doch beim Europäischen Rat regt sich Widerstand. Er versuche, das Gesetzesvorhaben „in jeder Hinsicht abzuschwächen“, so die DUH. Das sorgt für zusätzlichen Druck auf die Bundesregierung. Die DUH fordert, sich klar und deutlich für striktere Grenzwerte einzusetzen. „Bundeskanzler Scholz muss sich endlich für strengere Grenzwerte und saubere Luft in ganz Europa einsetzen“, heißt es unmissverständlich. Dabei plädiert die DUH dafür, die Empfehlungen der WHO als verbindliche Grundlage zu nehmen.

Ein weiterer gewichtiger Aspekt kommt von Prof. Dr. Thomas Münzel von der Universität Mainz: Er warnt vor den Folgen einer hohen Luftschadstoffbelastung und appelliert an die Bundesregierung, ihrer Verantwortung für den Schutz der allgemeinen Gesundheit gerecht zu werden und sich klar für strengere Luftqualitätsstandards in Europa einzusetzen. Die Dringlichkeit unterstreicht eine beachtliche Zahl: Nur durch die Umsetzung der WHO-Empfehlungen könnten jährlich 253.000 vorzeitige Todesfälle in der Europäischen Union vermieden werden.

Die DUH sieht es als eine zentrale Aufgabe der Bundesregierung an, die Gesundheit aller Europäer über die Interessen der Industrie zu stellen und sich aktiv für wirksame und WHO-konforme Luftqualitätsstandards in Europa starkzumachen. Eine mögliche Enthaltung Deutschlands bei der Abstimmung würde de facto Ausnahmeregelungen befürworten, die die Gesundheit der Menschen in Europa beeinträchtigen könnten. Die Uhr tickt – die Entscheidung im Februar 2024 wird wegweisend für die Zukunft der Luftqualität und den Gesundheitsschutz in der EU sein.

Hintergründe und Konflikte um die EU-Luftschadstoffgrenzwerte

Der Streit um die EU-Luftqualitätsrichtlinie zeigt, wie komplex die Balance zwischen Gesundheitsschutz, wirtschaftlichen Interessen und Klimaschutz sein kann. Seit Jahren wird über strengere Grenzwerte für Luftschadstoffe diskutiert, denn saubere Luft hat eine direkte Auswirkung auf das Leben von Millionen Menschen in Europa. Während einige Mitgliedsstaaten auf ambitionierte Ziele drängen, fordern andere Flexibilität und Ausnahmeregeln. Diese Kontroverse betrifft nicht nur politische Ebenen, sondern auch die Gesellschaft insgesamt – von den Menschen in Städten bis hin zu einzelnen Ländern, die unterschiedliche Belastungen und Rahmenbedingungen erleben.

Wie sauber ist Europas Luft?

Europa hat Fortschritte bei der Verbesserung der Luftqualität erzielt, doch die Belastung durch Feinstaub, Stickoxide und andere Schadstoffe bleibt in vielen Regionen ein gravierendes Gesundheitsproblem. Diese Schadstoffe erhöhen das Risiko für Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weitere schwere Gesundheitsfolgen. Im Vergleich zu internationalen Standards, etwa in Teilen Nordamerikas oder Asiens, bewegt sich Europa in einem mittleren Bereich, doch viele Experten sehen noch erheblichen Nachholbedarf bei der Einhaltung gängiger Grenzwerte. Die Diskussion um die EU-Luftqualitätsrichtlinie ist deshalb auch eine Auseinandersetzung darüber, wie ambitioniert und wirksam Luftreinhalteziele gestaltet sein können und müssen.

Politik, Gesundheit und Industrieinteressen im Zielkonflikt

Im Zentrum der Debatte stehen gegensätzliche Interessen: Auf der einen Seite steht der Schutz der öffentlichen Gesundheit und des Klimas, der strengere Grenzwerte erforderlich macht. Auf der anderen Seite argumentieren Teile der Industrie und einzelner Mitgliedsstaaten, dass zu enge Auflagen wirtschaftliche Entwicklung und Arbeitsplätze gefährden könnten. Auch die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in den Ländern erschweren eine einheitliche Linie. Deutschland etwa hat sich in der Abstimmung durch Enthaltung positioniert, was die Dynamik innerhalb der EU beeinflusst. Außerdem werfen Ausnahmeregeln und Übergangsfristen Fragen auf, ob der Umweltschutz damit ausreichend gewährleistet werden kann oder ob damit der Fortschritt ausgebremst wird.

Die wichtigsten Streitpunkte im Überblick:

  • Gesundheitsschutz vs. wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit: Wie streng sollen Grenzwerte sein, ohne Unternehmen übermäßig zu belasten?
  • Verbindlichkeit der Vorgaben: Sollen Länder mit hohen Luftschadstoffbelastungen extra Zeit und Ausnahmen erhalten?
  • Klimaschutz als Zusatzmotivation: Inwieweit unterstützt die Richtlinie auch die Erreichung von Klimazielen?
  • Unterschiedliche nationale Ausgangslagen: Wie kann eine einheitliche EU-Politik Länder mit sehr unterschiedlichen Luftqualitäten gerecht werden?
  • Politische Einflussnahmen: Wie wirkt sich das Abstimmungsverhalten einzelner Staaten, etwa Deutschlands Enthaltung, auf den Gesamtprozess aus?

Die anstehende Entscheidung löst nicht nur eine juristische Umsetzungsphase aus, sondern wird auch weiter gesellschaftliche Debatten entfachen. Wie das Zusammenspiel aus Politik, Wirtschaft und Bevölkerung künftig gestaltet wird, entscheidet maßgeblich über die Luftqualität in Europas Städten – und damit über die Gesundheit vieler Menschen.

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