Bremen (VBR). Inmitten der laufenden Neuausrichtung der Europäischen Kommission erhebt der Lebensmittelverband Deutschland mahnende Stimmen in Richtung Brüssel. Der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft sieht die aktuelle Legislaturperiode als wertvolle Gelegenheit, um die administrativen Hindernisse abzubauen und die Innovationskraft der europäischen Unternehmen zu stärken.
Peter Loosen, der Geschäftsführer des Brüsseler Büros des Verbands, hebt die Bedeutung dieser Neujustierung hervor: „In Zeiten schwieriger politischer Situationen ist es umso wichtiger, dass Europa die Chance der Neuaufstellung nutzt und die Weichen für eine zukunftsorientierte Politik stellt.“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung). Eine klare Botschaft, die auf das Herzstück wirtschaftlicher Belange zielt und zugleich den drohenden Gespenstern von Überregulierung die rote Karte zeigt.
Die Lebensmittelbranche hat eine tragende Rolle in der EU inne: Mit über 4,4 Millionen Beschäftigten allein in Deutschland bildet sie eine essenzielle Säule zur Versorgung der Bevölkerung mit sicheren und nachhaltigen Nahrungsmitteln. Die letzten Jahre jedoch, geprägt durch Pandemie und geopolitische Spannungen, haben deutliche Spuren hinterlassen und die Grenzen der Belastbarkeit aufgezeigt.
Besondere Aufmerksamkeit richtet sich auf regulatorische Herausforderungen, wie etwa die Verordnung über neuartige Lebensmittel, die sogenannten Novel Foods. Diese Regelung, einst gedacht als Beschleuniger für Innovationen, wird heute von vielen als bürokratische Hürde wahrgenommen. Lange und kostenintensive Zulassungsverfahren stellen gerade für kleinere Unternehmen eine erhebliche Belastung dar. Auch die Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben erweist sich als nahezu unüberwindbares Hindernis. In den vergangenen sieben Jahren wurde nur eine neue gesundheitsbezogene Angabe zugelassen – nicht wegen fehlender wissenschaftlicher Belege, sondern aufgrund überzogener Zulassungskriterien.
Loosens eindringliches Plädoyer an die Politik lautet daher: Es ist Zeit für eine grundlegende Reform. „Die Unternehmen haben bereits enorme Fortschritte bei der Nachhaltigkeit erzielt. Nun ist es Aufgabe der Politik, diesen Weg durch angemessene Rahmenbedingungen zu unterstützen, statt ihn durch Überregulierung zu erschweren“, konstatiert er. (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Die eingeforderte Politik der besseren Rechtsetzung soll nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen. Nur so lässt sich eine Balance schaffen, die sowohl der Umwelt als auch der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft Rechnung trägt.
Der Lebensmittelverband Deutschland verkörpert eine breite Allianz entlang der gesamten Nahrungskette. Von Landwirtschaft bis Gastronomie, vom Handwerk bis zur Industrie – hier bündeln sich vielfältige Interessen und ein gemeinsames Ziel: die Zukunft Europas aktiv mitzugestalten und dabei für eine sichere und fortschrittliche Lebensmittelversorgung zu sorgen.
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Europäische Kommission muss Bürokratieabbau und Wettbewerbsfähigkeit priorisieren
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Weichenstellung für eine zukunftsfähige Lebensmittelwirtschaft: Chancen und Herausforderungen
Angesichts der aktuellen Forderungen des Lebensmittelverbandes Deutschland e.V. nach einem umfassenden Bürokratieabbau und einer Förderung von Innovationskraft betrachten wir, wie ähnliche Herausforderungen in der Vergangenheit gemanagt wurden und welche Implikationen dies für die Zukunft hat. Historisch gesehen hat sich das Zusammenspiel von Regulierungen und wirtschaftlicher Dynamik in der EU oft als zweischneidig erwiesen. Während Regularien notwendig sind, um Standards zu sichern und Verbraucher zu schützen, können zu starre oder komplexe Regelungen Innovationen hemmen – besonders in einem schnelllebigen Bereich wie der Lebensmittelwirtschaft.
Ein relevantes Beispiel aus jüngerer Vergangenheit ist der technologische Fortschritt im Bereich der Agrartechnologie, der durch gezielte Deregulierungen und Initiativen wie den Green Deal unterstützt wurde. Diese Maßnahmen zeigten, dass eine strategische Neuausrichtung auf EU-Ebene bedeutende Sprünge in Nachhaltigkeit und Effizienz möglich machte.
Im Kontext der geforderten Reform der Novel-Food-Verordnung wäre es daher sinnvoll, Best-Practice-Beispiele aus anderen Bereichen zu übernehmen. Hier könnten beschleunigte Zulassungsverfahren für innovative Produkte etabliert werden, etwa durch Sandbox-Modelle, die bereits in anderen Industriezweigen erfolgreich angewandt werden. Angesichts steigender globaler Wettbewerbsfähigkeit asiatischer Hersteller könnte ein innovativer Rechtsrahmen entscheidend dafür sein, Europas Stellung als Marktführer im Lebensmittelsektor zu festigen.
Des Weiteren ist die Rolle der Verbraucheraufklärung nicht zu unterschätzen. Mit zunehmendem Gesundheitsbewusstsein und dem Wunsch nach nachhaltigeren Produkten wächst auch die Nachfrage nach klar verständlichen, wissenschaftlich fundierten Informationen. Eine Überarbeitung der Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben könnte diesen Bedarf adressieren und neue Anreize für innovative Produktentwicklungen schaffen.
Ausblickend steht die EU vor der Herausforderung, einen Balanceakt zwischen notwendigem Schutz und dynamischer Entfaltung der Wirtschaft zu meistern. Dazu gehört nicht nur die politische Courage, Gesetze zu adaptieren und flexibel zu gestalten, sondern auch die aktive Einbindung aller Stakeholder in diesen Prozess. Die kommenden Jahre werden für die europäische Lebensmittelwirtschaft richtungsweisend sein, und die Bereitschaft zur Erneuerung wird darüber entscheiden, ob Europa mit seinen Werten und Qualitäten weiterhin weltweit Einfluss und Prestige behält.
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