– EU-Kommission veröffentlicht Gesetzesvorschlag für flexibles EU-Klimaziel 2040
– VCI fordert internationale Klimaschutzgutschriften im EU-Emissionshandelssystem zu integrieren
– Chemie- und Pharmaindustrie reduzierte Treibhausgasemissionen seit 1990 um über 60 Prozent
Vorschlag für Gesetzesänderung zum EU-Klimaziel 2040 – Industrie fordert Integration des Emissionshandels
Die Europäische Kommission hat am 2. Juli 2025 ihren Gesetzesvorschlag zum EU-Klimaziel 2040 vorgelegt. Dabei setzt sie erstmals auf flexiblere und kostengünstigere Wege, um die ehrgeizigen Klimavorgaben zu erreichen. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) begrüßt diese pragmatische Richtung, sieht jedoch entscheidenden Nachbesserungsbedarf beim Emissionshandelssystem.
VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup betont: „Es ist allerhöchste Eisenbahn, dass die EU-Kommission beim Klimaschutz pragmatischer wird.“ Er unterstreicht die Bedeutung internationaler Lösungsansätze, denn: Für ein globales Problem brauche es globale Maßnahmen. Die Möglichkeit, hochwertige internationale Klimaschutzmaßnahmen auf das europäische Ziel anzurechnen, könne Kosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen stärken. Dieses Signal aus Brüssel sei wichtig, aber bislang bleibe dies für die Industrie ein „Muster ohne Wert“.
Besonders kritisch sieht der VCI, dass der Emissionshandel bei dem Vorschlag bisher ausgeklammert bleibt. Das Emissionshandelssystem (ETS) beschreibt Große Entrup als zentrales „Zahnrad“, das für das Funktionieren des gesamten Klimaschutzmechanismus unerlässlich ist. Er fordert: „Wer Europas Wettbewerbsfähigkeit wirklich stärken will, darf den Emissionshandel nicht ausklammern. Ohne dieses zentrale Zahnrad greift das Getriebe nicht. Hier muss dringend nachjustiert werden.“
Große Entrup schlägt vor, bei der kommenden Reform des ETS auch die globalen Treibhausgaseinsparungen zu berücksichtigen. Auf diese Weise erhielten Unternehmen Luft für die umfangreichen Transformationen, die in der EU anstehen, die sich nicht sofort umsetzen lassen. Werden internationale Minderungen eingerechnet, lasse sich für den gleichen finanziellen Aufwand mehr und schnellerer Klimaschutz weltweit erreichen. „Eine Win-win-Situation fürs Klima und die Unternehmen“, so der VCI-Chef.
Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie hat ihren Treibhausgasausstoß seit 1990 bereits um mehr als 60 Prozent reduziert. Die Branche arbeitet weiter zielstrebig an zusätzlichen Beiträgen zum Klimaschutz. Dabei sind Fortschritte vor allem von neuen Technologien abhängig, die nicht nur in Labors, sondern auch in großtechnischen Anlagen funktionieren müssen. Große Entrup betont: „Dieser Fortschritt passiert nicht linear, sondern in Sprüngen.“
Die Fortentwicklung der Industrie erfordere erhebliche Investitionen, die nur ein starker Industriestandort leisten könne. Große Entrup warnt: „Erfolgreiche Klimapolitik und Klimaneutralität in Europa gelingen nur mit einem Comeback des Industriestandorts – sonst droht ein Europa ohne Industrie.“ Dies wäre weder für den Standort noch für den globalen Klimaschutz hilfreich.
Der zaghafte Pragmatismus, den die EU-Kommission bislang an den Tag lege, sei zwar hoffnungsvoll, erfordere aber mehr Mut für einen spürbaren Politikwechsel auf europäischer Ebene. Im Jahr 2024 erzielten die Mitgliedsunternehmen des VCI einen Umsatz von rund 240 Milliarden Euro und beschäftigten über 560.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Verband sieht darin die Basis für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Industrie, die bereit ist, einen bedeutenden Beitrag zum EU-Klimaziel 2040 zu leisten.
Was das neue EU-Klimaziel für Wirtschaft und Gesellschaft bedeutet
Die Europäische Union hat mit ihrem Klimaziel 2040 einen ambitionierten Schritt hin zu mehr Klimaschutz angekündigt, der weitreichende Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft haben wird. Zentral dabei ist der Emissionshandel (ETS), der nicht nur als marktwirtschaftliches Instrument die CO₂-Emissionen reguliert, sondern auch ein Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie darstellt. Die geplanten Reformen sollen den Unternehmen nicht nur neue Spielräume eröffnen, sondern auch die Einbindung internationaler Klimaschutzmaßnahmen ermöglichen. Dies ist ein bedeutender Schritt, um die Transformation der Wirtschaft zu beschleunigen und gleichzeitig den globalen Klimaschutz zu fördern. Für die Gesellschaft bedeutet das neue Ziel, dass Klimapolitik zunehmend pragmatischer und zugleich anspruchsvoller wird, weil die vorhandenen Möglichkeiten besser ausgeschöpft und Verbesserungen international koordiniert werden.
Welche Rolle spielt der Emissionshandel international?
Der Emissionshandel fungiert in Europa als zentrales Instrument, um den Ausstoß klimaschädlicher Gase durch eine Preisordnung effizient zu begrenzen. Doch seine Bedeutung reicht inzwischen über die EU-Grenzen hinaus, da die Erreichung globaler Klimaziele nur durch international abgestimmte Maßnahmen möglich ist. Die Integration von globalen Minderungsgutschriften in den europäischen Emissionshandel kann den Unternehmen dringend benötigte Flexibilität verschaffen.
Dadurch lassen sich Investitionen für die Klimawende besser steuern, indem internationale Einsparungen auf das europäische Ziel angerechnet werden. Dies verspricht Kosteneinsparungen und kann die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen verbessern. Besonders wichtig ist: Mehr Klimaschutz für das gleiche Geld wird so realistischer, und die EU kann ihre Vorreiterrolle für eine globale Lösung stärken.
Die wichtigsten Vorteile und Herausforderungen des internationalen Emissionshandels im Überblick:
- Vorteile: Flexiblere Zielerreichung, Kostenersparnis, Förderung globaler Klimaschutzprojekte, Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in Europa
- Herausforderungen: Sicherstellung der Qualität und Nachvollziehbarkeit der Minderungsgutschriften, Angleichung regulatorischer Rahmenbedingungen, Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen
Durch diese internationale Verzahnung bleibt der Emissionshandel ein dynamisches und wirkungsvolles Instrument, das nicht nur nationale Anforderungen adressiert, sondern echte globale Lösungen vorantreibt.
Industrie am Wendepunkt – Wie gelingt die Transformation?
Die europäische Industrie steht an einem entscheidenden Punkt: Sie muss ihre Produktion und ihre Prozesse grundsätzlich umweltfreundlicher gestalten, ohne dabei ihre wirtschaftliche Stärke einzubüßen. Die Chemie- und Pharmaindustrie in Deutschland hat bereits hunderttausende Tonnen CO₂ eingespart und zeigt, dass Transformation möglich ist. Dennoch erfordert die nächste Stufe der Klimaneutralität tiefgreifende technologische Innovationen, neue Anlagen und hohe Investitionen.
Der Erfolg hängt davon ab, ob die Industrie genügend Spielraum bekommt, ihre Prozesse schrittweise und technologisch fundiert anzupassen. Hier ist der Emissionshandel das „zentrale Zahnrad“, ohne das das gesamte klimapolitische „Getriebe“ nicht funktioniert: Er setzt auf klare wirtschaftliche Anreize und erlaubt Anpassungen, die mit starren Vorschriften schwer umzusetzen wären.
Innovationen passieren in Sprüngen und nicht linear – das heißt, sowohl Forschung als auch der großtechnische Nachweis neuer Verfahren müssen gefördert werden. Entsprechend ist es essenziell, dass die Politik Rahmenbedingungen schafft, die Planungssicherheit geben und gleichzeitig international konkurrenzfähig bleiben.
Vor diesem Hintergrund gewinnt die Industrie als Motor für den Klimaschutz im europäischen System eine zentrale Rolle. Denn nur mit einer starken Industrie, die in neue Technologien und ihren Ausbau investiert, lässt sich die EU ambitioniert und realistisch auf den Weg in eine klimaneutrale Zukunft bringen. Die anstehenden politischen Entscheidungen werden deshalb maßgeblich darüber entscheiden, ob Europa den notwendigen Sprung schafft oder ob die Industrie an Ressourcen und Wettbewerbsfähigkeit verliert.
Einblick in den weiteren Kurs: In den kommenden Monaten stehen wichtige politische Abstimmungen zur ETS-Reform an. Dabei wird deutlich, wie stark internationale Klimaschutzmaßnahmen in den europäischen Handel eingebunden werden und in welchem Umfang die Industrie bei der nötigen Transformation gefördert wird. Die EU-Kommission hat mit dem Vorschlag einen ersten Schritt getan, doch die konkreten Weichenstellungen werden das Tempo und die Erfolge im Klimaschutz maßgeblich beeinflussen.
Die hier dargestellten Informationen und Zitate basieren auf einer Pressemitteilung des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI).
13 Antworten
Der Emissionshandel klingt gut in der Theorie aber wie siehts in der Praxis aus? Ich mache mir Sorgen über mögliche Wettbewerbsverzerrungen zwischen Unternehmen.
Das sehe ich ähnlich Dana! Es wäre schade wenn einige Firmen unfair profitieren könnten während andere leiden müssen.
Ich glaube wir müssen als Gesellschaft zusammenarbeiten um Lösungen zu finden und dafür sorgen das alle an einem Strang ziehen!
Die Zahl von 60% weniger Emissionen seit 1990 ist beeindruckend! Aber was passiert mit den Branchen, die noch hinterherhinken? Ich hoffe auf mehr Unterstützung für alle Industrien.
Das stimmt Helene! Alle Industrien müssen auf einen grünen Pfad gebracht werden. Was denkt ihr über staatliche Förderungen für weniger effiziente Unternehmen?
Ich bin skeptisch bezüglich der Unterstützung für ineffiziente Unternehmen! Manchmal muss man den Mut haben, neue Wege zu gehen und alte Strukturen abzubauen.
Klimaschutz muss echt schnell gehen und pragmatisch sein! Die Industrie sollte aber nicht zu sehr unter Druck gesetzt werden. Wo seht ihr hier einen guten Kompromiss zwischen Umwelt und Wirtschaft?
Ein Kompromiss ist schwierig zu finden! Es gibt oft Widerstand von der Industrie gegen strikte Regeln. Welche Maßnahmen könnten wirklich helfen?
Die Idee, internationale Klimaschutzmaßnahmen einzubeziehen, könnte wirklich helfen! Ich frage mich aber, wie transparent dieser Prozess sein wird? Gibt es schon Beispiele aus anderen Ländern?
Das ist ein guter Punkt, Gundula! Ich glaube nicht, dass wir genug Transparenz sehen werden. Die Industrie hat oft ihre eigenen Interessen im Blick. Wie können wir sicherstellen, dass das Klima nicht leidet?
Ich finde es toll, dass die Chemie- und Pharmaindustrie so viel eingespart hat! Aber ich mache mir Sorgen über den Fortschritt der Technologien. Werden wir genügend Innovation sehen?
Ich finde, das ist ein wichtiger Schritt für die Klimapolitik. Flexibilität ist sehr wichtig, aber wo bleibt die Kontrolle? Wie können wir sicherstellen, dass diese internationalen Gutschriften auch wirklich effektiv sind?
Ich stimme zu, Rosel. Kontrolle ist wichtig! Die EU muss klare Standards setzen, damit die Gutschriften auch tatsächlich zur Reduktion von Emissionen führen. Was denkt ihr über die Vorschläge zur Überwachung?