EU-Klimaziel 2040: 90 Prozent weniger Treibhausgasemissionen – Strenge Standards für internationale Zertifikate gefordert

Die EU-Kommission schlägt vor, die Treibhausgasemissionen bis 2040 um 90 Prozent gegenüber 1990 zu senken und ab 2036 bis zu drei Prozentpunkte dieses Ziels über internationale Klimazertifikate zu erfüllen – der EU-Emissionshandel bleibt davon unberührt. Der BDEW begrüßt die klare Zielvorgabe und die Übereinstimmung mit dem deutschen Minderungsziel, verlangt aber strenge, überprüfbare Kriterien für Zertifikate, um Greenwashing und Doppelanrechnungen zu verhindern. Gleichzeitig fordert der Verband einfache, verlässliche Regeln für Erneuerbare Energien, Netzinfrastruktur und Wasserstoff, um Planungssicherheit und Investitionsbereitschaft zu schaffen.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– EU-Kommission schlägt 90% Treibhausgasreduktion bis 2040 gegenüber 1990 vor.
– Ab 2036 dürfen bis zu 3 Prozentpunkte durch internationale CO2-Zertifikate kompensiert werden.
– BDEW fordert strenge, überprüfbare Standards und investitionsfreundliche Rahmenbedingungen für Klimazielumsetzung.

EU-Klimaziel 2040: 90 Prozent Emissionsreduktion mit klaren Regeln und Forderungen des BDEW

Die Europäische Kommission hat den Entwurf für das EU-Klimaziel 2040 vorgelegt, das eine drastische Senkung der Treibhausgasemissionen um 90 Prozent gegenüber 1990 vorsieht. Dieses ambitionierte Ziel soll entscheidend dazu beitragen, die Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Ein neu eingeführtes Element ist, dass die Mitgliedstaaten ab 2036 bis zu drei Prozentpunkte der Emissionsminderung durch internationale Klimaschutzprojekte in Nicht-EU-Ländern erfüllen dürfen – sogenannte Kohlenstoffzertifikate. Dabei ist explizit ausgeschlossen, diese Zertifikate in den EU-Emissionshandel einzubeziehen.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bewertet den Vorschlag grundsätzlich positiv und begrüßt vor allem den klaren Zeitplan. „Dass die Kommission am Zeitplan für das EU-Klimaziel 2040 festhält, ist konsequent – die zur Dekarbonisierung notwendigen Investitionen erfordern verlässliche Rahmenbedingungen und frühzeitige Planungssicherheit.“ Das 90-Prozent-Ziel, inklusive des Beitrags von Kohlenstoffsenken, stimme gut mit dem deutschen Ziel von 88 Prozent Emissionsminderung bis 2040 überein und schaffe damit eine wichtige Grundlage für Wirtschaft und Politik.

Gleichzeitig warnt der BDEW davor, dass Deutschland am Ende nicht durch überproportionale Eigenleistungen belastet werden darf. Zur Nutzung der internationalen Zertifikate fordert der Verband strenge Kriterien. „Internationale Zertifikate dürfen nicht zum Einfallstor für minderwertige Projekte oder Doppelanrechnungen werden, Greenwashing muss von Anfang an verhindert werden, da ansonsten die europäischen Reduzierungen ad absurdum geführt werden.“ Nur durch robuste, überprüfbare Standards und klare Regeln zur Anrechenbarkeit können Glaubwürdigkeit und Wirkung sichergestellt werden. Die Konzentration auf CO₂-Entnahmetechnologien, sogenannte technische Senken, erleichtere sowohl die Berechnung als auch die Kontrolle der Klimaschutzmaßnahmen.

Der BDEW macht deutlich, dass eine erfolgreiche Umsetzung neben verbindlichen Zielvorgaben auch ein investitionsfreundliches und einfaches Regelwerk verlangt. „Zielvorgaben allein reichen außerdem nicht aus. Entscheidend ist, dass das regulatorische Umfeld die Umsetzung ermöglicht: durch einfache, verlässliche und investitionsfreundliche Regeln für Erneuerbare Energien, Netzinfrastruktur und Wasserstoff.“ Außerdem wird der politische Wille im Europäischen Parlament und im Rat als entscheidend angesehen: „Ohne breite Unterstützung im Europäischen Parlament und im Rat droht eine Blockade. Jetzt ist politische Führungsstärke gefragt, um den Vorschlag konstruktiv weiterzuentwickeln.“

Diese Forderungen verdeutlichen den Bedarf nach einem ausgewogenen Zusammenspiel von ambitionierten Klimazielen und praktikabler Gestaltung der Rahmenbedingungen, damit der Übergang zu klimaneutraler Energieversorgung gelingen kann.

Was das neue Klimaziel für Europa und die Gesellschaft bedeutet

Die Europäische Kommission hat mit dem Vorschlag zum EU-Klimaziel 2040 eine deutliche Verschärfung der Emissionsreduktionsziele vorgelegt. Geplant ist, die Treibhausgasemissionen bis 2040 um 90 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Dieses Ziel steht im Einklang mit den Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen und soll die Dekarbonisierung der EU fortsetzen und beschleunigen. Das 90-Prozent-Ziel setzt hohe Maßstäbe für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, denn es verlangt erhebliche Investitionen, neue gesetzliche Rahmenbedingungen und ein Umdenken in nahezu allen Lebensbereichen.

Ein neuartiger Aspekt dieses Vorschlags ist die Möglichkeit für EU-Mitgliedsländer, ab dem Jahr 2036 bis zu drei Prozentpunkte des Reduktionsziels über internationale Klimaschutzprojekte in Drittstaaten zu erfüllen. Diese sogenannten internationale Kohlenstoffgutschriften erlauben theoretisch eine gewisse Flexibilität, um das ehrgeizige Klimaziel zu erreichen, ohne ausschließlich auf inländische Maßnahmen angewiesen zu sein. Allerdings sind diese Zertifikate nicht Teil des EU-Emissionshandels und unterliegen strengen Qualitätsanforderungen.

Was hinter den internationalen Klimaschutz-Zertifikaten steckt

Internationale Klimaschutz-Zertifikate entstehen durch umweltwirksame Projekte außerhalb der EU, etwa Aufforstungen oder Investitionen in saubere Technologien in anderen Ländern. Sie belegen die vermeintliche Reduktion von CO₂-Emissionen weltweit und können von EU-Ländern als Ausgleich für eigene Emissionen angerechnet werden. Diese Zertifikate bieten einerseits Chancen, denn sie können Kosten senken und technologische Kooperationen fördern. Andererseits gibt es erhebliche Risiken und Kritik, da einige Projekte nur schwer überprüfbar sind und in der Vergangenheit mehrfach intransparent oder ineffektiv waren.

Kerstin Andreae vom BDEW mahnt hier zur Vorsicht: „Die vorgeschlagene Flexibilitätsoption … muss mit strengen Kriterien hinterlegt werden. Internationale Zertifikate dürfen nicht zum Einfallstor für minderwertige Projekte oder Doppelanrechnungen werden, Greenwashing muss von Anfang an verhindert werden, da ansonsten die europäischen Reduzierungen ad absurdum geführt werden.“ Für die Akzeptanz und den Erfolg dieses Instruments sind daher robuste, überprüfbare Standards und eine klare Definition der Anrechenbarkeit unabdingbar. Besonders technische Senken wie CO₂-Entnahmetechnologien könnten dabei eine wichtige Rolle spielen, da sie besser messbar und kontrollierbar sind.

Herausforderungen und Chancen für Gesellschaft und Wirtschaft

Das 90-Prozent-Ziel stellt EU-Staaten, die Wirtschaft und die Gesellschaft vor komplexe Aufgaben und weitreichende Veränderungen. Energieversorgung, Industrieproduktion, Mobilität und der Gebäudesektor müssen ihre CO₂-Bilanzen drastisch verbessern. Die Einführung verbindlicher Ziele schafft Planungssicherheit, die notwendig ist, um Investitionen in erneuerbare Energien, Netzausbau und Wasserstofftechnologien voranzutreiben. Ohne stabile politische Rahmenbedingungen und unterstützende Gesetze droht jedoch eine Blockade, warnt Andreae: „Klar ist aber auch: Ohne breite Unterstützung im Europäischen Parlament und im Rat droht eine Blockade. Jetzt ist politische Führungsstärke gefragt, um den Vorschlag konstruktiv weiterzuentwickeln.“

Die gesellschaftlichen Dimensionen sind ebenfalls erheblich. Emissionsminderungen sind mit Anpassungen im Alltag verbunden, etwa durch nachhaltigere Mobilitätskonzepte und veränderte Konsumgewohnheiten. Gleichzeitig ergeben sich Chancen für neue Arbeitsplätze im Bereich der grünen Technologien und regenerative Energiewirtschaft.

Kritikpunkte und Chancen in der Übersicht:

  • Kritikpunkte:

    • Gefahr von minderwertigen oder doppelt anrechenbaren Zertifikaten
    • Risiko von Greenwashing und fehlender Transparenz
    • Politische Uneinigkeit und mögliche Blockaden
    • Umfangreiche Umstellungen in Wirtschaft und Gesellschaft
  • Chancen:

    • Stärkung der internationalen Klimakooperation
    • Förderung innovativer Technologien, insbesondere CO₂-Entnahmetechnologien
    • Planungssicherheit für Investitionen
    • Beschäftigungseffekte durch nachhaltige Wirtschaftszweige

Die Umsetzung des EU-Klimaziels 2040 wird die Zukunft Europas prägen. Sie erfordert eine enge Verzahnung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um den Zielkonflikt zwischen ambitioniertem Klimaschutz und sozialer Akzeptanz zu meistern. Der vorgeschlagene Mechanismus internationaler Zertifikate zeigt, dass die EU einerseits ihre Verpflichtungen ernst nimmt, andererseits aber auch pragmatische Instrumente sucht, um Emissionen effektiv und kosteneffizient zu reduzieren. Für alle EU-Bürgerinnen und Bürger bedeutet das eine Phase tiefgreifender Veränderungen und zugleich eine Chance, in eine klimafreundliche, zukunftsfähige Gesellschaft zu investieren.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW).

8 Antworten

  1. ‚Energieversorgung muss sich ändern‘, steht im Artikel. Wie schnell kann das denn gehen? Glaubt ihr wirklich an den Wandel zu erneuerbaren Energien in so kurzer Zeit? Ich bin skeptisch.

  2. ‚Die Umsetzung wird schwierig‘, sagt der BDEW. Das sehe ich auch so! Wir müssen alle zusammenarbeiten und klare Regeln schaffen. Wie können Bürger aktiv dazu beitragen? Gibt es Initiativen, denen man sich anschließen kann?

    1. ‚Ja genau! Wenn jeder seinen Teil beiträgt, können wir viel erreichen! Es gibt viele lokale Gruppen für nachhaltige Projekte. Habt ihr schon einmal an so etwas teilgenommen?‘

  3. 90% Reduktion bis 2040 ist ein hohes Ziel! Ich frage mich, ob Deutschland genug macht, um das zu erreichen. Welche Maßnahmen sind geplant? Könnte das auch neue Jobs schaffen?

    1. Das wäre echt toll, Uwinkler! Neue Jobs in der grünen Technologie könnten vielen helfen. Ich hoffe nur, dass die Politik das ernst nimmt und nicht blockiert wird. Was denkt ihr über die aktuelle politische Lage?

  4. Die Idee mit den Kohlenstoffzertifikaten klingt spannend, aber ich habe Bedenken wegen Greenwashing. Wie können wir verhindern, dass Unternehmen einfach nur ihren CO2-Ausstoß kaschieren? Brauchen wir da strengere Regeln?

  5. Ich finde es super, dass die EU so ehrgeizige Ziele hat! 90% weniger Emissionen bis 2040 sind eine große Herausforderung. Aber wie können wir sicherstellen, dass die internationalen Projekte wirklich helfen? Gibt es da gute Beispiele?

    1. Ich stimme dir zu, Kaiuwe31! Es ist wichtig, dass wir die Qualität der internationalen Projekte im Auge behalten. Vielleicht könnten wir uns mehr über transparente Standards informieren? Was denkt ihr darüber?

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