EU-Entwaldungsverordnung: Druck- und Medienverbände fordern Bürokratieabbau und Entlastung für die Druckbranche

Die Spitzenverbände der Druck- und Medienbranche warnen, dass die ab Ende 2025 geltende EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) viele kleine und mittlere Unternehmen durch hohen bürokratischen und finanziellen Aufwand an den Rand der Belastbarkeit bringt. Sie fordern deshalb eine Konzentration der Sorgfaltspflichten auf den ersten Inverkehrbringer, eine gebündelte Vorabmeldung relevanter Rohstoffe mit gemeinsamer Quartalsreferenz sowie eine „Null-Risiko-Kategorie“ für Recycling- und Plantagenmaterialien. Nur so lasse sich die Druckwertschöpfungskette stabil halten, Verzögerungen bei Presse- und Wahlunterlagen vermeiden und die Wettbewerbsfähigkeit der Branche sichern.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Druck- und Medienverbände fordern praxisnahe EUDR-Überarbeitung und umfassenden Bürokratieabbau.
– Sorgfaltspflichten sollen auf Erstinverkehrbringer fokussiert und quartalsweise Vorabmeldungen gebündelt erfolgen.
– Einführung einer Null-Risiko-Kategorie für Recycling- und nachhaltig bewirtschaftete EU-Papierprodukte ohne Nachweispflichten.

Verbände der Druck- und Medienbranche fordern praxisnahe Anpassungen bei der EU-Entwaldungsverordnung

Die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR) stellt die Druck- und Medienbranche vor erhebliche Herausforderungen. Ab Ende 2025 gilt die Verpflichtung zur detaillierten Rückverfolgung der in Papierprodukten enthaltenen Rohstoffe auch dann, wenn diese innerhalb der EU hergestellt wurden und bereits durch eine Sorgfaltserklärung abgedeckt sind. Diese Regelung führt insbesondere für viele kleine und mittlere Unternehmen zu einer kaum zu bewältigenden Belastung – sowohl administrativ als auch finanziell. Vor diesem Hintergrund appellieren die Spitzenverbände des Sektors an die Bundesregierung, sich auf EU-Ebene für eine grundlegende Überarbeitung der Verordnung einzusetzen und den angekündigten Bürokratieabbau nicht an der EUDR vorbeilaufen zu lassen.

„Die Spitzenverbände der Druck- und Medienbranche fordern eine grundlegende Überarbeitung der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR).“ Sie schlagen vor, die Sorgfaltspflichten auf den ersten Inverkehrbringer der Rohstoffe in der EU zu konzentrieren, um die nachgelagerte Lieferkette nicht über Gebühr zu belasten. Damit soll eine praxisnahe Umsetzung erreicht werden, die den Schutz der Wälder effektiv unterstützt, aber zugleich den administrativen Aufwand für Unternehmen deutlich verringert.

Als praktischen Lösungsansatz bringen die Verbände eine gebündelte Vorabmeldung relevanter Rohstoffe und Produkte an das EU-Informationssystem ins Gespräch. Hierbei könnten Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten beispielsweise quartalsweise gesammelt erfüllen. Alle eingekauften Materialien mit gültiger Sorgfaltserklärung würden zusammengefasst und mit einer gemeinsamen Referenznummer versehen. „Diese Quartalsnummer könnten alle Kunden des Unternehmens für den jeweiligen Zeitraum verwenden. Durch dieses Verfahren ließe sich der administrative Aufwand deutlich reduzieren – ohne dabei das Risiko einer Entwaldung zu erhöhen.“ Damit wird ein entscheidender Schritt vorgeschlagen, um Bürokratie abzubauen, ohne den Umweltzweck der Verordnung zu gefährden.

Darüber hinaus unterstützen die Verbände die Forderung nach einer „Null-Risiko-Kategorie“ für Produkte und Regionen ohne relevantes Entwaldungsrisiko. Gerade für Papierprodukte aus der EU, die überwiegend aus Recyclingmaterialien oder nachhaltig bewirtschafteten Forstplantagen stammen, halten sie eine detaillierte Rückverfolgbarkeit einzelner Zellstofffasern für praktisch nicht umsetzbar. „Die Rückverfolgbarkeit einzelner Zellstofffasern bis zur ursprünglichen Waldfläche sei praktisch nicht umsetzbar und stehe in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Risiko.“ Eine solche Kategorie ohne Nachweispflichten würde nicht nur den Verwaltungsaufwand erheblich reduzieren, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie stärken.

Kritisch sehen die Verbände zudem mögliche Sanktionen im Rahmen des nationalen Durchführungsgesetzes. Sie warnen vor unverhältnismäßigen Strafen und plädieren dafür, dass Unternehmen keine Vernichtung ihrer Produkte befürchten müssen, wenn sich nachträglich ein geringer Anteil problematischer Fasern herausstellt. „Unkalkulierbare und unklare Haftungsrisiken sowie überbordende Pflichten destabilisieren die Wertschöpfungskette Druck und Medien, gefährden damit auch die zuverlässige Produktion von Presseprodukten, Wahlunterlagen und Arzneimittelverpackungen – und damit auch wichtige Teile der kritischen Infrastruktur.“

Die Verbände betonen die gesellschaftliche Bedeutung der Branche: „Bücher und Presseprodukte seien Eckpfeiler der Demokratie – gerade in einer Zeit, in der demokratische Strukturen unter Druck geraten, müsse daher alles darangesetzt werden, die unverzichtbaren Grundlagen der freien Presse und der Druckproduktion zu sichern.“ Die angestrebten Anpassungen sollen dazu beitragen, die Branche zukunftsfähig zu machen und zugleich wirksam zum Schutz der Wälder beizutragen.

Frankfurt am Main, 1. Juni 2025

Bedeutung der Entwaldungsverordnung für Gesellschaft und Wirtschaft

Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) bringt weitreichende Veränderungen mit sich, die über den reinen Naturschutz hinausgehen. Sie zielt nicht nur darauf ab, entwaldungsfreie Lieferketten sicherzustellen, sondern beeinflusst maßgeblich auch wirtschaftliche Abläufe und gesellschaftliche Strukturen. Dabei stehen Unternehmen aus Druck- und Medienbranche, der Handel sowie Verbraucher gleichermaßen vor neuen Herausforderungen.

Die EUDR verlangt künftig eine detaillierte Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen bis zum ursprünglichen Herkunftsort der verwendeten Materialien – auch wenn diese in der EU weiterverarbeitet wurden. Dieses Prinzip soll Waldzerstörung eindämmen und den Klimaschutz stärken. Für die betroffenen Branchen bedeutet das jedoch eine deutlich gesteigerte Dokumentationspflicht, die gerade kleine und mittlere Unternehmen erheblich belastet. Die Folge: Steigende Verwaltungskosten und ein deutlich höherer Aufwand bei der Einhaltung der Sorgfaltspflichten.

Neben der wirtschaftlichen Ebene steht die gesellschaftliche Dimension im Mittelpunkt: Die Verordnung unterstützt den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und fördert den Umwelt- und Klimaschutz. Zugleich kann sie jedoch Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und die Preise von Produkten haben, weshalb Verbraucher sich auf Veränderungen einstellen müssen.

Herausforderung nachhaltige Lieferketten

Die Einführung verbindlicher Standards für entwaldungsfreie Produkte nimmt die gesamte Produktionskette in den Blick. Druckereien und Verlage sehen sich mit der Aufgabe konfrontiert, die Lieferkette von Rohstoffen wie Papier und Zellstoff hin bis zur Waldfläche zu dokumentieren. Die Komplexität der globalen Liefernetze erschwert diese Rückverfolgbarkeit erheblich. Zudem weisen Branchenverbände darauf hin, dass viele Papierprodukte bereits aus Recyclingmaterial oder Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen, bei denen ein Entwaldungsrisiko kaum besteht.

In der Praxis bedeutet dies:

  • Hoher administrativer Aufwand, vor allem für kleinere Betriebe, da zahlreiche Nachweise und Dokumentationen notwendig werden.
  • Finanzielle Belastungen, die sich durch zusätzliche Kontrollen und Umstellungen in der Produktion ergeben.
  • Eine mögliche Verzögerung von Produktions- und Lieferzeiten, weil die erforderlichen Nachweise beschafft und geprüft werden müssen.
  • Anforderungen, die sich nicht immer mit bereits bestehenden Sorgfaltserklärungen und internen Compliance-Systemen decken.

Diese Faktoren führen zu einem Spannungsfeld zwischen wirksamem Naturschutz und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit.

Mögliche Folgen für Verlage, Druckereien und Konsumenten

Die weitreichenden Anforderungen der EUDR schlagen sich in allen Stufen der Wertschöpfungskette nieder. Besonders die Druck- und Medienbranche fordert eine Fokussierung der Pflichten auf den ersten Inverkehrbringer, um die nachgelagerten Unternehmen nicht unverhältnismäßig zu belasten. In dieser Diskussion werden Praxislösungen angestrebt, die den bürokratischen Aufwand reduzieren, etwa durch gebündelte Quartalsmeldungen an das EU-Informationssystem.

Auch für Konsumenten sind Veränderungen absehbar:

  • Preisanstiege bei Druckprodukten könnten durch höhere Kosten in der Beschaffung und Verwaltung entstehen.
  • Verzögerungen bei der Auslieferung von Büchern, Zeitungen oder anderen Medienprodukten sind möglich, wenn sich Produktionsprozesse komplexer gestalten.
  • Ein bewussteres Kaufverhalten könnte gefördert werden, da Verbraucher zunehmend auf Nachhaltigkeit und Entwaldungsvermeidung achten.

Um die Balance zwischen Waldschutz und wirtschaftlicher Tragfähigkeit zu wahren, fordern Branchenverbände eine pragmatische Umsetzung sowie die Einführung einer Null-Risiko-Kategorie für Produkte aus risikoarmen Gebieten und Materialien. So könnten unnötige Belastungen vermieden und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie gestärkt werden.

Zentrale Auswirkungen der EUDR auf Wirtschaft und Gesellschaft auf einen Blick:

  • Verpflichtende Rückverfolgbarkeit aller Rohstoffe bis zur Waldfläche
  • Erhöhter Dokumentations- und Verwaltungsaufwand für Unternehmen
  • Finanzielle Belastungen, vor allem für kleine und mittlere Betriebe
  • Mögliche Verzögerungen in der Produktion und Lieferung von Druckprodukten
  • Potenzielle Preiserhöhungen für Endverbraucher
  • Förderung nachhaltiger Beschaffung und Umweltschutz
  • Forderung nach praxisnahen Lösungen und Entlastungen in der gesamten Lieferkette

Die Entwaldungsverordnung stellt somit einen bedeutenden Schritt zu mehr Nachhaltigkeit dar, fordert jedoch gleichzeitig eine sorgfältige Balance, um wirtschaftliche Nachteile für die Branche und Versorgungsengpässe in der Gesellschaft zu vermeiden.

Alle Fakten und Zitate dieses Beitrags beruhen auf der Pressemitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V.

9 Antworten

  1. @Harro Link Ich denke auch, dass es wichtig ist, einen Weg zu finden, wie wir nachhaltige Praktiken fördern können und gleichzeitig wirtschaftlich bleiben können. Was sind eure Gedanken dazu?

  2. Ich sehe das auch so! Der Fokus auf den ersten Inverkehrbringer könnte eine sinnvolle Lösung sein. Aber was passiert mit den kleinen Betrieben? Wie können wir sicherstellen, dass sie nicht untergehen?

    1. @Oswald Lisbeth gute Frage! Vielleicht sollte es spezielle Unterstützung für kleinere Firmen geben, damit sie nicht benachteiligt werden.

    2. @Thilo Thiele Das wäre wirklich hilfreich! Gerade in dieser wichtigen Zeit müssen wir alle zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden.

  3. Die Idee mit der gebündelten Vorabmeldung finde ich klasse! Das würde sicher helfen, den bürokratischen Aufwand zu reduzieren. Welche anderen Vorschläge habt ihr für Verbesserungen?

  4. Es ist gut, dass die Verbände sich für eine Überarbeitung der EUDR einsetzen. Aber wie sieht es mit den Sanktionen aus? Ich denke, das kann sehr problematisch werden. Was denkt ihr darüber?

    1. Ja, ich stimme zu. Die Strafen könnten zu hoch sein und viele Firmen in Schwierigkeiten bringen. Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, wie man faire Lösungen finden kann.

    2. Das Risiko von Sanktionen könnte die gesamte Branche destabilisieren. Eine Null-Risiko-Kategorie wäre sicher ein Schritt in die richtige Richtung.

  5. Ich finde die Forderungen der Verbände wirklich wichtig. Die EUDR ist eine große Herausforderung, besonders für kleine Unternehmen. Wie denkt ihr, könnte man diese Regelungen besser umsetzen, ohne die Umwelt zu gefährden?

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