EU-Bodenüberwachungsgesetz: Bayerischer Bauernverband kritisiert neue Bürokratie und fordert Praxisnähe

Der Bayerische Bauernverband kritisiert die Entscheidung des EU-Parlaments zum Bodenüberwachungsgesetz scharf. *"Das widerspricht ganz klar dem erklärten politischen Ziel des Bürokratieabbaus und der Vereinfachung"*, heißt es in der Reaktion. Statt neuer Dokumentationspflichten fordert der Verband Vertrauen in die landwirtschaftliche Fachkompetenz und verweist auf bestehende nationale Programme.
Modernes blau beleuchtetes News-Studio mit runden LED-Podesten und großem Bildschirm mit Schriftzug ‚Verbands‑Monitor eins zu eins‘.
Inhaltsübersicht

– EU-Parlament stimmt für umstrittenes Bodenüberwachungsgesetz
– Bayerischer Bauernverband kritisiert zusätzliche Bürokratie für Landwirte
– Gesetz führt zu EU-weiten Pflichten und praxisfremden Bewertungskriterien

BBV-Präsident Felßner: EU-Bodengesetz „schießt am Ziel vorbei“

München (bbv) – 23.10.2025 – Der Bayerische Bauernverband reagiert mit deutlicher Kritik auf die Entscheidung des EU-Parlaments für das sogenannte Bodenüberwachungsgesetz. Verbandspräsident Günther Felßner erklärt:

„Das widerspricht ganz klar dem erklärten politischen Ziel des Bürokratieabbaus und der Vereinfachung“, so Felßner zur angenommenen EU-Regelung.

Der BBV-Präsident bemängelt die Ausrichtung des Gesetzes: „Das Gesetz schießt am Ziel vorbei“. Zur Begründung führt er aus: „Der Schutz gesunder Böden ist auch unser Anliegen – aber mit noch mehr Dokumentationspflichten und praxisfremden Bewertungskriterien wird er nicht erreicht.“

Felßner betont das Fachwissen der Landwirte und plädiert für einen anderen Ansatz: „Wir brauchen Vertrauen in die landwirtschaftliche Fachkompetenz statt immer neuer Vorschriften – davon gibt es bereits mehr als genug. Unsere Bäuerinnen und Bauern gehen verantwortungsvoll mit dem Boden um – das ist ihre Lebensgrundlage.“

Der Verband hatte sich im Vorfeld der Abstimmung für einen freiwilligen, praxisnahen Ansatz ausgesprochen, der auf bewährte nationale und regionale Programme sowie bestehende Daten aufbaut.*

Was die EU-Richtlinie vorsieht

Die neue EU-Bodenüberwachungsrichtlinie zielt darauf ab, den Zustand der europäischen Böden systematisch zu erfassen und zu verbessern. Aktuelle Zahlen zeigen die Dringlichkeit: 60 bis 70 Prozent der Böden in der EU sind derzeit nicht gesund (Stand: 10.04.2025 / 14.10.2025)*. Diese alarmierende Bilanz unterstreicht den Handlungsbedarf, dem die Richtlinie begegnen will.

EU-Kommission: Flexibilität und verlängerte Fristen

Die Europäische Kommission betont den ausgewogenen Charakter des Gesetzesvorhabens. So sollen die meisten Fristen für die Mitgliedstaaten verlängert werden, um eine praktikable Umsetzung zu ermöglichen*. Zudem verspricht die Kommission Unterstützung für Bodenbewirtschafter ohne verpflichtende Auflagen (Stand: 10.04.2025)*. Dieser Ansatz soll Landwirten helfen, ihre Böden zu schützen, ohne sie mit zusätzlichen Pflichten zu belasten.

Der rechtliche Rahmen sieht vor, dass die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung Spielräume erhalten. Sie können nationale Gegebenheiten berücksichtigen und auf bestehende Überwachungsstrukturen aufbauen. Diese Flexibilität soll sicherstellen, dass die Bodenüberwachung praxisnah und effizient gestaltet werden kann.

Boden unter der Lupe: Zahlen, Kosten und bestehende Systeme

Die wirtschaftlichen Folgen von Bodendegradation lassen sich in konkreten Zahlen fassen. Aktuelle Schätzungen beziffern die jährlichen Schäden durch Bodendegradation in Europa auf etwa 97 Milliarden Euro (Stand: Oktober 2025)*. Diese Summe umfasst Produktionsausfälle in der Landwirtschaft, erhöhte Wasseraufbereitungskosten und Infrastrukturschäden durch Erosion.

Schätzung der Kosten durch Bodendegradation

Die enormen volkswirtschaftlichen Verluste zeigen, wie stark sich nachlassende Bodenqualität auf verschiedene Sektoren auswirkt. Landwirte kämpfen mit Ernteeinbußen, Kommunen mit höheren Aufwendungen für Trinkwasseraufbereitung, und Verkehrsbetriebe mit Schäden an Straßen und Gleisen. Diese vielschichtigen Kostenfaktoren summieren sich zu der Milliardenbelastung für die europäische Wirtschaft.

Bayerns Bodendauerbeobachtung: Langfristiges Monitoring

Während auf EU-Ebene über neue Überwachungssysteme diskutiert wird, existieren in Bayern bereits etablierte Strukturen. Das bayerische Bodendauerbeobachtungssystem erfasst seit über 30 Jahren kontinuierlich die Bodenqualität (Stand: April 2025)*. Dieses langjährige Monitoring liefert wertvolle Zeitreihendaten zur Entwicklung der Böden im Freistaat.

Die Sorge vieler Praktiker: Neue EU-Regelungen könnten diese bewährten nationalen Systeme überlagern und zu Doppelstrukturen führen. Statt auf vorhandene Daten und Erfahrungen aufzubauen, entstünden parallele Erfassungssysteme mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand für Landwirte und Behörden.

Jahr/Indikator Wert Einheit Quelle/Stand
Jährliche Schäden durch Bodendegradation in Europa ca. 97 Milliarden Euro Schätzung, Oktober 2025*
Betriebsdauer des bayerischen Bodendauerbeobachtungssystems >30 Jahre Bayerische Landesdaten, April 2025*

Die unterschiedlichen zeitlichen Bezüge der Daten – von den langjährigen Erfahrungen in Bayern (April 2025) bis zu den aktuellen europäischen Schadensschätzungen (Oktober 2025) – verdeutlichen die Komplexität der Thematik. Während einerseits erhebliche wirtschaftliche Verluste durch Bodendegradation belegt sind, stellt sich andererseits die Frage, wie Überwachungssysteme effizient gestaltet werden können, ohne bewährte Strukturen zu duplizieren.

Bodenüberwachungsgesetz: Was jetzt auf Länder und Betriebe zukommt

Die Verabschiedung des EU-Bodenüberwachungsgesetzes markiert den Beginn eines komplexen Umsetzungsprozesses, der unterschiedliche Akteure vor neue Herausforderungen stellt. Während die politische Entscheidung gefallen ist, beginnt jetzt die Phase der konkreten Ausgestaltung auf nationaler und regionaler Ebene.

Was jetzt auf Länder und Betriebe zukommt

Für landwirtschaftliche Betriebe bedeutet das Gesetz zusätzliche Dokumentationspflichten und neue Bewertungskriterien für Bodenqualität. Der Bayerische Bauernverband warnt vor erheblichen bürokratischen Belastungen und kritisiert die Vorgaben als praxisfremd. Günther Felßner, Präsident des Verbands, stellt klar: „Das widerspricht ganz klar dem erklärten politischen Ziel des Bürokratieabbaus und der Vereinfachung.“

Die EU-Kommission betont die Flexibilität bei der nationalen Umsetzung.* Dies eröffnet den Mitgliedstaaten Spielraum, bestehende nationale Systeme wie in Bayern zu nutzen und die neuen Vorgaben schrittweise zu integrieren.*

Die unterschiedlichen Positionen zeigen sich in dieser Gegenüberstellung:

  • Die EU-Kommission setzt auf Unterstützung der Mitgliedstaaten und betont die Umsetzungsflexibilität.*
  • Umweltorganisationen verweisen auf die hohen Kosten ökologischer Schäden durch Bodendegradation, wie bereits im vorherigen Kapitel dargestellt.*
  • Nationale Verwaltungen und Betriebe können auf etablierte Systeme zurückgreifen, etwa in Bayern.*

Der formale nächste Schritt im Gesetzgebungsverfahren ist die förmliche Annahme des Gesetzestextes durch den Rat der EU. Der Bayerische Bauernverband hat angekündigt, sich im weiteren Prozess und bei der nationalen Umsetzung intensiv einzubringen (Stand: April 2025).*

Dieser Beitrag enthält Informationen und Aussagen, die der Pressemitteilung des Bayerischen Bauernverbands zugrunde liegen.

Weiterführende Quellen:

7 Antworten

  1. Ich sehe das Gesetz als notwendigen Schritt an, um unsere Böden langfristig zu schützen. Aber die Umsetzung muss durchdacht sein! Wie können wir sicherstellen, dass es praktisch bleibt für unsere Bauern?

    1. *Das ist ein wichtiger Punkt, Tbetz! Ich denke auch, dass wir auf bereits bewährte Systeme aufbauen sollten statt alles neu zu machen.*

  2. Die Kritik des Bayerischen Bauernverbands kann ich nachvollziehen. Wir müssen den Landwirten vertrauen und sie unterstützen anstatt sie mit Vorschriften zu belasten. Was denkt ihr über alternative Ansätze zur Bodenschutz?

  3. Ich finde es bedenklich, dass 60 bis 70 Prozent der Böden nicht gesund sind. Das zeigt, wie dringend Maßnahmen nötig sind! Aber ich hoffe wirklich, dass das Gesetz nicht zu viel Bürokratie für Landwirte bringt.

  4. Ich finde die Diskussion um das Bodenüberwachungsgesetz sehr wichtig. Es ist entscheidend, dass wir die Qualität unserer Böden ernst nehmen. Aber ich verstehe auch die Bedenken der Landwirte. Wie können wir einen Mittelweg finden?

    1. Das ist ein guter Punkt, Irmtraud! Vielleicht sollten wir mehr über die bestehenden Systeme sprechen und wie diese in die neuen Regelungen integriert werden können, ohne zusätzliche Bürokratie zu schaffen.

    2. Ich stimme zu! Es wäre sinnvoll, wenn die EU von den Erfahrungen in Bayern lernen würde. Die dortigen Systeme sind doch schon erprobt und könnten als Vorbild dienen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Über den Autor

Die Redaktion von Verbandsbüro besteht aus vielen unterschiedlichen Experten aus der Verbands- und Vereinswelt. Alle Beiträge beruhen auf eigene Erfahrungen. Damit wollen wir Ihnen unsere professionellen Leistungen für Ihre Organisation präsentieren. Wollen Sie mehr zu diesem Thema erfahren? Nehmen Sie doch einfach mit uns Kontakt auf.​

Teilen

Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, teile ihn gerne weiter.