Bremen (VBR). In den kommenden Tagen steht im EU-Parlament eine entscheidende Abstimmung an, die schwerwiegende Folgen für eine der drängendsten Umweltfragen unserer Zeit haben könnte: die Entwaldung. Die Konservativen, angeführt von der EVP-Fraktion und unter Beteiligung von CDU und CSU, beabsichtigen, ein bereits beschlossenes Gesetz zum Schutz der Wälder massiv zu schwächen. Ihr Vorhaben zielt darauf ab, umfassende Umgehungen für zahlreiche Unternehmen und ganze Regionen innerhalb der EU-Verordnung gegen Entwaldung (EUDR) einzuführen, was den Kern des Gesetzes – die transparente Rückverfolgung aller betroffenen Waren – ernsthaft bedrohen könnte. Diese Taktik stößt auf scharfe Kritik seitens der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die vor einer erheblichen Untergrabung der Wirksamkeit des Gesetzes warnt.
Dabei ist die Unterstützung innerhalb der europäischen Bevölkerung für strikte Maßnahmen gegen die Entwaldung überwältigend. Eine repräsentative Umfrage in sieben EU-Ländern zeigt, dass 84 Prozent der Befragten die schnelle Umsetzung der Verordnung befürworten. In Deutschland stehen sogar 83 Prozent hinter der Notwendigkeit dieses Gesetzes. Es wird deutlich, dass eine große Mehrheit in Europa keine Produkte mehr akzeptieren möchte, die mit der Zerstörung wertvoller Waldgebiete in Verbindung stehen.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, untermauert diese Dringlichkeit: „Die unter Führung einer deutschen Unionsabgeordneten eingebrachten Änderungen entbehren jeder Sachkenntnis und würden das zentrale Instrument der EU gegen die globale Waldzerstörung massiv schwächen. Die Menschen in Europa wollen keine Produkte mehr, für die Wald zerstört wird.“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Das geplante Inkrafttreten der Verordnung am 30. Dezember 2024 rückt näher, doch der Widerstand auf politischer Bühne und intensiver Lobbydruck haben bereits zur Diskussion über eine mögliche Verschiebung geführt, wie Mitte Oktober durch die EU-Kommission vorgeschlagen wurde. Selbst Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat sich für eine Verzögerung des Starttermins ausgesprochen. Währenddessen bleibt der Umweltorganisation und vielen Bürgern die Hoffnung, dass die Parlamentarier dem öffentlichen Druck nachgeben und die Verordnung schützen, um einen entscheidenden Schritt im globalen Kampf gegen Entwaldung zu gehen. Wandlungsfähige Ansätze und zügige Handlungen werden erforderlich sein, um das Schlimmste abzuwenden und den Bestand der weltweiten Wälder zu bewahren.
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Anti-Entwaldungsgesetz in der EU: Deutsche Umwelthilfe wirft Unionsabgeordneten …
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Mögliche Auswirkungen und Perspektiven der EU-Entwaldungsverordnung
Die EU-Verordnung gegen Entwaldung steht im Zentrum einer intensiven Debatte, die nicht nur wirtschaftliche Interessen, sondern auch ökologische und gesellschaftliche Anliegen berührt. Historisch gesehen waren Regulierungsmaßnahmen unter der Rahmenbedingungen internationaler Handelsabkommen herausfordernd, und diese Verordnung bildet hier keine Ausnahme. Die EU hat in der Vergangenheit mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen gehabt, als es um die Vereinbarkeit ökologischer Ziele mit wirtschaftlichem Wachstum ging, wie zum Beispiel bei den Klimaschutzinitiativen und dem Pariser Abkommen. Dieses Spannungsfeld prägt nun auch die Diskussion rund um die Entwaldungsverordnung.
Wenn man vergleichbare internationale Bestrebungen betrachtet, zeigt sich, dass Gesetze gegen Entwaldung in anderen Regionen teils ähnliche Gegenreaktionen erfahren haben. Beispielsweise sahen sich Initiativen in Brasilien, die auf eine Verringerung der Abholzung im Amazonasgebiet abzielten, sowohl politischen als auch wirtschaftlichen Widerständen ausgesetzt. Dennoch führte internationaler Druck und die Unterstützung durch öffentliche Meinungsumfragen letztlich häufig zu einer positiven Implementierung der Maßnahmen. In der EU könnte ein breiter öffentlicher Konsens einen ähnlichen Einfluss haben und dem EU-Parlament den Rücken stärken, um die Verordnung trotz der oppositionellen Stimmen umzusetzen.
Die in Aussicht gestellte Abschwächung der Richtlinien könnte indes weitreichende Folgen haben. Durch Ausnahmen für bestimmte Produkte oder Regionen könnte die Effektivität der Verordnung massiv eingeschränkt werden. Dies würde nicht nur kurzfristige Verluste für die Wälder bedeuten, sondern langfristig auch den Ruf der EU als Vorreiter im Umweltschutz beeinträchtigen. Ökonomisch könnte das zögerliche Handeln gegenüber einer umfassenden Regulierung zudem zu Unsicherheiten im Markt führen, da Unternehmen unklar bleibt, welche Anforderungen letztlich gelten werden.
Ein wichtiges Argument, das häufig angeführt wird, ist die Balance zwischen Landwirtschaft und Waldschutz. Projiziert man die aktuellen Trends weiter, besteht ein klares Risiko, dass klimatische und ökologische Schäden sowohl lokale als auch globale Märkte destabilisieren könnten. Deshalb prognostizieren viele Experten, dass nachhaltige Produktionsketten künftig immer mehr an Bedeutung gewinnen werden.
Schließlich zeigt die Haltung der Bürgerinnen und Bürger, unterstrichen durch repräsentative Meinungsumfragen, eine klare Richtung: Der Schutz von Wäldern und die Verhinderung weiterer Entwaldung sind hoch priorisierte Themen. Es ist abzuwarten, ob und wie das EU-Parlament und die betroffenen Interessengruppen diese starke öffentliche Unterstützung in konkrete politische Schritte umsetzen werden, sodass die geplante Gesetzgebung fristgerecht und wirkungsvoll in Kraft treten kann.
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