EU-Klimaziele 2040 in Gefahr: Warum ein schwacher ETS 2 die Energiewende ausbremst

Beim heutigen EU-Gipfel warnt der Energieberaterverband GIH vor einer Abschwächung des geplanten CO2-Preissystems ETS 2. Ein zu niedriger CO2-Preis würde fossile Heizungen wirtschaftlich attraktiv halten und Frühumsteiger benachteiligen, so GIH-Vorsitzender Stefan Bolln. Der Verband fordert stattdessen stabile Rahmenbedingungen und eine gezielte Verwendung der Einnahmen für Wärmepumpen und Sanierungen.
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Inhaltsübersicht

– Klimaziele 2040 müssen eingehalten werden, um Planbarkeit zu sichern
– Abschwächung des ETS 2 gefährdet Energiewende im Gebäudesektor
– CO2-Preis muss Lenkungswirkung behalten, um fossile Heizungen unattraktiv zu machen

Klimaziele 2040: GIH warnt vor gefährlichem Kurswechsel beim ETS 2

Berlin, 23. Oktober 2025 – Beim heutigen EU-Gipfel mit seinen zentralen Weichenstellungen für den europäischen Klimaschutz fordert der Energieberatendeverband GIH Verlässlichkeit statt neuer Unsicherheiten. Während über die Klimaziele 2040 und mögliche Anpassungen am zweiten europäischen Emissionshandel (ETS 2) beraten wird, positioniert sich der Verband klar gegen eine Abschwächung des Systems. „Wir befürworten grundsätzlich ein klares Bekenntnis zu den Klimazielen 2040. Jetzt braucht es keine neue Unsicherheit durch kurzfristige Richtungswechsel, sondern stabile und planbare Rahmenbedingungen für die Energiewende“, sagt Stefan Bolln, Vorsitzender des GIH.

Der Verband sieht in einem verwässerten ETS 2 eine konkrete Gefahr für die Energiewende im Gebäudesektor. „Ein zu niedriger CO2-Preis sendet das falsche Signal: Fossile Heizungen bleiben wirtschaftlich erstmal attraktiv, Frühumsteiger werden so faktisch benachteiligt“, so Bolln weiter. Statt das System grundsätzlich in Frage zu stellen, plädiert der GIH für das bestehende Modell eines marktbildenden CO2-Preises ab 2027*. Als kurzfristige Alternative kommt allenfalls ein Frontloading infrage – eine Vorverlagerung der Einnahmen. „Klarheit und Konsequenz sind jetzt gefordert- die Energiewende braucht keine Bremse, sondern einen verlässlichen Rahmen“, fasst Bolln die Position zusammen.

Gebäudeenergiepolitik als Schlüssel für Europas Klimaziele

Die europäische Gebäudeenergiepolitik hat sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt – von ersten verbindlichen Beschlüssen des Europäischen Parlaments im März 2024 über verbandliche Studien im Herbst bis zu aktuellen Emissionsdaten und regulatorischen Anforderungen im Jahr 2025. Diese zeitliche Abfolge unterstreicht die wachsende Dringlichkeit, den Gebäudesektor konsequent in die Klimastrategie einzubinden.

Was die Studien sagen

Forschung und Verbände liefern klare Handlungsempfehlungen für die Transformation des Gebäudesektors. Eine gemeinsame Studie von DIHK und VKU forderte bereits im September 2024 eine Halbierung des Energieverbrauchs in Gebäuden sowie die vollständige Dekarbonisierung der Wärmeversorgung bis 2040, inklusive des Ausstiegs aus fossilen Heizungen* Diese Forderungen erscheinen umso dringlicher angesichts der aktuellen Emissionsbilanz:

EU-Regelungen im Überblick

Die europäische Gesetzgebung setzt zunehmend verbindliche Rahmenbedingungen. Die aktuellen EPBD- und EED-Anforderungen (Stand: 2025) gehen noch weiter: Bis 2033 müssen 26 Prozent der ineffizienten Nichtwohngebäude saniert werden*. Die Regelungen betonen zudem die Notwendigkeit sozialer Ausgleichsmaßnahmen, um die energetische Sanierung auch für einkommensschwache Haushalte tragbar zu gestalten *.

Diese wissenschaftlich fundierten Anforderungen und regulatorischen Vorgaben machen deutlich: Nur durch eine konsequente Gebäudeenergiepolitik mit wirksamen Instrumenten wie dem ETS 2 können die europäischen Klimaziele für 2040 erreicht werden.

ETS 2: Zeitplan und Preisdebatte

Ab 2027 soll der zweite europäische Emissionshandel (ETS 2) für Gebäude und Verkehr starten (Stand: März 2025). Die Einführungspflicht steht fest, doch über den CO₂-Einstiegspreis wird intensiv gestritten. Während die EU-Kommission einen Mindestpreis von 45 EUR pro Tonne CO₂ vorsieht (Stand: Mai 2025), diskutieren Mitgliedstaaten über eine Absenkung auf 30–35 EUR als Einstiegsszenario (Stand: Mai 2025).

Starttermin und Kompensationszusagen

Die zeitliche Planung für ETS 2 ist klar: Ab 2027 müssen auch Gebäude- und Verkehrsemissionen über Zertifikate abgedeckt werden. Parallel dazu gibt es politische Zusagen für Kompensationsmaßnahmen, insbesondere um soziale Härten abzufedern. Die Debatte konzentriert sich jedoch weniger auf den Startzeitpunkt als auf die Ausgestaltung des Preispfads.

Diskutierte CO₂-Einstiegspreise

Die Spanne zwischen den vorgeschlagenen Einstiegspreisen markiert unterschiedliche politische Prioritäten.

Jahr Szenario/Bezeichnung Einstiegs-CO₂-Preis (EUR/t) Quelle/Stand
2027 EU-Kommissionsplan 45 Stand: Mai 2025*
2027 Mitgliedstaaten-Diskussion 30–35 Stand: Mai 2025*

Die politische Debatte umfasst unterschiedliche Aspekte der Sozialverträglichkeit und Klimawirksamkeit. Die unterschiedlichen Preisszenarien senden konträre Signale an Investoren und Gebäudeeigentümer und beeinflussen maßgeblich, wie schnell die Emissionen im Gebäudesektor sinken werden.

Förderung, soziale Ausgleichsmaßnahmen und Haushalte

Die finanzielle Unterstützung für energetische Gebäudesanierungen zeigt eine deutliche Aufwärtsentwicklung. Die staatlichen Fördermittel stiegen von 12,5 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf 13,8 Milliarden Euro im Jahr 2024 (Stand: September 2025)*. Diese Steigerung unterstreicht die wachsende Bedeutung, die der energetischen Modernisierung beigemessen wird.

Fördermittelvolumen

Das erhöhte Fördervolumen soll Eigentümer dabei unterstützen, notwendige Investitionen in Energieeffizienz zu tätigen. Parallel dazu gewinnt die soziale Abfederung möglicher finanzieller Belastungen an Bedeutung.

Sozialer Ausgleich bei CO2-Preis

Sowohl auf europäischer Ebene in der EPBD und EED als auch in nationalen Planungen werden soziale Ausgleichsmaßnahmen diskutiert (Stand: 2025)*. Ein Klima- und Sozialfonds soll sicherstellen, dass die Klimapolitik nicht zu Lasten einkommensschwacher Haushalte geht.

In der öffentlichen Debatte kristallisieren sich folgende Prioritäten heraus:

  • Gezielte Kompensationen für Härtefälle (Quelle: BMWSB, Stand: März 2025)*
  • Erhöhte Sanierungsförderung (Quelle: Bundesumweltministerium, Stand: September 2025)*
  • Gezielte Verwendung von Einnahmen aus dem Emissionshandel für Förderprogramme*

    Auswirkungen & Ausblick

Eine Abschwächung des ETS 2 gefährdet die europäischen Klimaziele für 2040 in substanziellem Maß. Das EU-Ziel einer 90-prozentigen Treibhausgasminderung bis 2040 erfordert unter anderem eine Halbierung des Energieverbrauchs in Gebäuden sowie die vollständige Dekarbonisierung der Wärmeversorgung.* Diese Transformation steht jedoch vor erheblichen Hürden: Während das Europäische Parlament im März 2024 den Weg für emissionsfreie Neubauten und ambitionierte Primärenergie-Reduktionsziele ebnete, stagnieren die deutschen Gebäudeemissionen bei etwa 110 Millionen Tonnen CO₂ (Stand: Dezember 2024).*

Folgen für Klimaziel 2040

Ohne wirksame CO₂-Bepreisung droht eine Verlangsamung der Sanierungsrate und ein Festhalten an fossilen Heizsystemen. Ein zu niedriger ETS-2-Preis würde das wirtschaftliche Risiko für Hausbesitzer erhöhen, die bereits in Wärmepumpen oder energetische Modernisierungen investiert haben – und gleichzeitig falsche Anreize für den Weiterbetrieb alter Öl- und Gasheizungen setzen.

Was jetzt entscheidend ist

In den kommenden 12 bis 24 Monaten müssen auf EU-Ebene zentrale Weichenstellungen erfolgen. Besondere Bedeutung kommt der endgültigen Preisfestlegung für den ETS-2-Start 2027 zu, ebenso wie der konkreten Ausgestaltung der Einnahmeverwendung für Förderprogramme. Nur durch klare Signale können Investitionssicherheit geschaffen und Verzerrungen vermieden werden.

Beobachten Sie daher aufmerksam die Verhandlungen zur ETS-2-Implementierung und die Entwicklung nationaler Förderrichtlinien – sie werden maßgeblich bestimmen, ob die Klimawende im Gebäudesektor gelingt oder ins Stocken gerät.

Dieser Beitrag stützt sich auf eine Pressemitteilung des GIH Bundesverband e.V., der sich für verlässliche Rahmenbedingungen in der Energiewende im Gebäudesektor einsetzt.

Weiterführende Quellen:

11 Antworten

  1. Die aktuellen Pläne sind sehr komplex! Ich denke oft an die Auswirkungen auf unsere Umwelt und wie wichtig es ist, jetzt richtig zu handeln.

  2. Es ist spannend zu sehen, wie sich alles entwickelt! Ich hoffe nur, dass der CO₂-Preis nicht zu niedrig bleibt.

  3. Ich finde es gut, dass die EU-Kommission so ehrgeizige Ziele hat. Aber was passiert mit den Menschen, die sich keine neuen Heizungen leisten können? Gibt es da Lösungen?

  4. Die Energiewende braucht klare Regeln. Ich frage mich, wie wir sicherstellen können, dass auch einkommensschwache Haushalte von der Sanierung profitieren können? Das muss doch möglich sein!

    1. Das ist ein wichtiger Punkt! Vielleicht sollten wir auch über staatliche Förderungen nachdenken, um den sozialen Ausgleich zu fördern.

  5. Ich finde die Diskussion um die Klimaziele 2040 sehr wichtig. Es ist entscheidend, dass wir unsere Gebäude auf eine umweltfreundliche Art und Weise gestalten. Was denkt ihr über die CO2-Preise?

    1. Ich stimme zu, der CO2-Preis sollte nicht gesenkt werden. Es wäre gut, wenn mehr Leute sich darüber informieren und diskutieren würden.

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