Bremen (VBR). In der aktuellen Diskussion um die Einstufung von Ethanol plädieren Branchenvertreter und Experten für eine differenzierte Betrachtung des Stoffes. Dr. Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), weist auf die essentielle Rolle von Ethanol in der Gesundheitsbranche hin. „Während Alkohol in Getränken der Gesundheit schaden kann, ist er für die Herstellung von Arzneimitteln und Medizinprodukten sowie im Bereich der Hygiene unverzichtbar“, sagt Joachimsen. (Zitat-Quelle: Pressemitteilung) Diese Einschätzung erfolgt im Kontext des neuen Verfahrens der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), welches eine strengere Risikoeinstufung von Ethanol in Aussicht stellt.
Ethanol, zentraler Bestandteil effektiver Desinfektionsmittel, hat während der Covid-19-Pandemie eindrucksvoll seine Bedeutung für die Infektionskontrolle bewiesen. Zahlreiche medizinische Verbände und Experten betonten unlängst die Notwendigkeit, Ethanol uneingeschränkt für Produkte der Händehygiene zuzulassen. Auch die Weltgesundheitsorganisation zählt Ethanol zu den unentbehrlichen Wirkstoffen in der Infektionsabwehr.
Joachimsen verdeutlicht, dass etwa in Desinfektionsmitteln auftretende dermale Aufnahme von Ethanol marginal sei und nicht mit der oralen Aufnahme gleichgestellt werden dürfe. Er unterstreicht, wie vital ethanolbasierte Mittel insbesondere für immunsupprimierte Patienten sind. Die möglichen Folgen eines Verzichts auf Ethanol wären schwerwiegend: Ein Rückgang des Einsatzes könnte die bisher erreichten Standards im Infektionsschutz gefährden.
Neben seiner Rolle in der Hygiene ist Ethanol auch in der pharmazeutischen Produktion unersetzlich. Es fungiert als Trägerstoff, Konservierungsmittel und zur Extraktion nicht wasserlöslicher Inhaltsstoffe, gerade bei pflanzlichen Arzneien. Sein Beitrag zur Stabilität und Wirksamkeit von Medikamenten erfordert nur sehr geringe Mengen, was die vermeintliche Gefährdung relativiert, wie Joachimsen erläutert: „Experten haben das einmal sehr anschaulich erklärt: Demnach enthalten 20 Tropfen einer 50-prozentigen alkoholischen Lösung weniger Alkohol als 100 Gramm Fruchtsaft oder Roggenbrot.“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung)
Die aktuelle Debatte veranschaulicht die Notwendigkeit, die funktionalen Unterschiede von Ethanol je nach Anwendungskontext klar herauszustellen. Der BPI setzt sich weiterhin dafür ein, dass wissenschaftlich fundierte Entscheidungsprozesse Vorrang vor pauschalen Verboten erhalten. Effiziente Kommunikation zwischen Gesundheitsbehörden und Industrie könnte dazu beitragen, tiefgreifende Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit zu vermeiden.
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Ein Segen für die Medizin: Wir brauchen Ethanol!
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Ethanol: Ein Balanceakt zwischen Sicherheit und Anwendung
Die aktuelle Diskussion um die Risikoeinstufung von Ethanol durch die Europäische Chemikalienagentur verdeutlicht ein wiederkehrendes Spannungsfeld im regulatorischen Bereich: der Spagat zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen für chemische Stoffe und ihrer praktischen Anwendung in unterschiedlichen Kontexten. Die Debatte erinnert an vergangene Kontroversen, etwa über den Einsatz von Bisphenol A oder Parabenen, bei denen sich ebenfalls die Frage stellte, wie viel Risiko akzeptabel ist, wenn diese Stoffe in geringen Mengen und bestimmten Anwendungsbereichen vorkommen.
Ein zentrales Argument in der Debatte um Ethanol ist dessen essenzielle Rolle nicht nur in der Händehygiene, sondern auch in der Arzneimittelherstellung sowie als lösungsmittelhaltiger Extraktionsstoff in pflanzlichen Präparaten. Historisch betrachtet hat Ethanol eine lange Tradition in der Medizin und Pharmazie: Bereits in der Antike schätzte man die konservierenden und desinfizierenden Eigenschaften. In Zeiten globaler Gesundheitskrisen, wie während der Covid-19-Pandemie, trat seine Bedeutung noch deutlicher hervor. Hier wurde ethylalkoholbasierten Desinfektionsmitteln weltweit der Vorzug gegeben, aufgrund ihrer Wirksamkeit und Verfügbarkeit.
Auch auf politischer Ebene könnte die Einstufung von Ethanol weitreichende Konsequenzen haben. Sollte es tatsächlich zu Einschränkungen kommen, könnten Produktionsketten in der pharmazeutischen Industrie empfindlich gestört werden. Eine mögliche Entwicklung wäre dann die Suche nach Ersatzstoffen, die jedoch weder großflächig erprobt noch ökologisch oder ökonomisch effizient sein könnten. Ähnliche Umstellungen in anderen Industriezweigen haben gezeigt, dass sie oft langwierig und mit hohen Kosten verbunden sind, die am Ende möglicherweise auch die Verbraucher tragen müssten.
Prognosen deuten darauf hin, dass die Entscheidung der ECHA maßgebliche Auswirkungen auf die gesamte europäische und sogar internationale Pharmaindustrie haben könnte, insbesondere wenn lokale Gesetzgeber ihre Einschätzung übernehmen oder verschärfen. Branchenanalysten erwarten intensive Lobbyarbeit von Seiten der Unternehmen, um umfassendere wissenschaftliche Untersuchungen zu fordern, welche die Differenzierung zwischen genussmittelbedingtem Konsum von Alkohol und seiner technisch bedingten Anwendung unterstützen sollen.
In jedem Fall wird das Thema weiterhin hohe Wellen schlagen, sowohl innerhalb der betroffenen Industrien als auch bei einer breiten Öffentlichkeit, die zunehmend sensibler für das Zusammenspiel von Gesundheitsschutz und wirtschaftlichen Interessen ist. Der Ausgang dieser Debatte könnte als Blaupause für zukünftige rechtliche und politische Entscheidungen über chemische Substanzen dienen. Für die Zukunft bleibt abzuwarten, wie die zuständigen Behörden diese komplexe Balance meistern werden ─ stets vor dem Hintergrund, dass Ethanol zwar nicht gleich Ethanol ist, der Schutz der öffentlichen Gesundheit aber immer oberste Priorität genießt.
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7 Antworten
„Ethanol vs Gesundheit“ – klingt wie ein großes Thema! Aber kann jemand sagen ob andere Länder ähnliche Probleme haben mit Ethanolregulierung? Vergleich wäre interessant!
@Dr. Kai Joachimsen hat recht – Desinfektion während Pandemie war wichtig! Aber sollte nicht vergessen das es auch Alkohol ist und Gesundheitsrisiken gibt. Wie können wir entscheiden wann Nutzen größer als Risiko?
@August Grimm Das ist knifflig! Vielleicht mit besseren Studien oder Tests um zu verstehen wann Ethanol sinnvoll ist oder nicht?
Klar, Ethanol hat viele Funktionen in der Pharmazie. Aber könnten wir Alternativen überlegen? Vielleicht weniger Risiko oder Nebenwirkungen. Hat jemand Informationen zu möglichen Ersatzstoffen?
Ich verstehe die Notwendigkeit von Ethanol für Desinfektionsmittel, aber was passiert bei anderen Anwendungen? Manchmal machen kleine Mengen auch großen Unterschied! Hoffentlich bleibt die Forschung objektiv und nicht nur auf Industrieinteressen fokussiert.
@Sonja Schmitt Ja stimmt! Es isch wichtig das wir alle Aspekte sehen. Was wenn ein Ersatz besser und günstiger ist? Aber wie finden wir das raus? Braucht sicher Zeit und Geld.
Hmmm.. Ethanol ist sicher nützlich in Medizin, aber wieso dann so viel Diskussion? Wenn’s echt so wichtig, warum Risiken übersehen? Vielleicht mehr Forschung nötig, um sicherzustellen, dass es wirklich kein Problem gibt. Was denkt ihr?