Bremen (VBR). Karlsbad (ots) – Für viele Menschen ist Demenz ein erschreckender und stigmatisierter Begriff, der häufig mit veralteten Vorstellungen verknüpft ist. Doch das heutige medizinische Wissen und moderne Versorgungskonzepte ermöglichen einen neuen Umgang mit dieser Erkrankung. Ergotherapeut:innen spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Durch ihre Arbeit helfen sie sowohl Betroffenen als auch deren Partner:innen, die zahlreichen Facetten der Krankheit zu verstehen und geeignete Wege für ein konfliktfreieres Miteinander zu finden.
Demenz gilt mittlerweile als neue Volkskrankheit und ist tatsächlich eine schwerwiegende Diagnose. Häufig werden erste Anzeichen ignoriert und ärztliche Hilfe erst dann in Anspruch genommen, wenn die Erkrankung bereits weit fortgeschritten ist. Dabei ist es wichtig, schon bei den ersten Symptomen professionelle Unterstützung zu suchen. Diagnostische Verfahren können Klarheit schaffen, und eine frühe Intervention, unterstützt durch eine geeignete Medikation und Ergotherapie, kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
Ergotherapeut:innen widmen sich intensiv den oft schleichenden Veränderungsprozessen, die Demenz mit sich bringt. Sie bieten spezielle Schulungen und Ansätze, die darauf abzielen, Betroffene und ihre Partner:innen im Alltag zu unterstützen. Ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit ist es, beiden Parteien zu zeigen, wie sie Veränderungen besser verstehen und bewältigen können. Beispielsweise stellen sich viele Betroffene die Frage, warum alltägliche Aufgaben immer länger dauern oder warum manche Dinge nicht mehr so leicht von der Hand gehen. Ergotherapeut:innen vermitteln hier wertvolles Wissen und praktische Tipps, um solche Situation effektiv zu meistern.
Das Verständnis füreinander ist enorm wichtig. Partner:innen fällt es oft schwer zu erkennen, ob bestimmte Verhaltensweisen ihres demenzerkrankten Partners auf kognitive Defizite oder allgemeine Persönlichkeitsveränderungen zurückzuführen sind. Hier setzen Ergotherapeut:innen an: Sie analysieren gemeinsam mit den Betroffenen und deren Angehörigen Alltagssituationen und entwickeln Strategien für einen reibungsloseren Ablauf. So lässt sich der Alltag erheblich erleichtern.
Ein besonderes Augenmerk legen Ergotherapeut:innen auf die Kommunikation. Oftmals entstehen Missverständnisse nicht nur zwischen dem Patienten und seinem Umfeld, sondern auch innerhalb der Partnerschaft. Der Ansatz der einfühlsamen Kommunikation hilft, konstruktive Gesprächsatmosphären zu schaffen. Dies sorgt nicht nur während der Therapie für positiven Austausch, sondern trägt auch dazu bei, soziale Kontakte zu erhalten und zu stärken. Transparente Kommunikation und das Einbeziehen des familiären und sozialen Umfelds sind elementar, um Missverständnisse zu vermeiden und das Verständnis zu fördern.
Neben praktischen Herausforderungen steht auch der emotionale Umgang mit der Erkrankung im Fokus. Ergotherapeut:innen unterstützen Paare dabei, Gefühlen wie Trauer und Abschied Raum zu geben und gleichzeitig offen für die gemeinsame Zukunft zu bleiben. Es geht auch darum, neue Rollen anzunehmen und sich dabei weiterhin als Paar wahrzunehmen – sei es im Wechselspiel zwischen Pflegender und Liebespartner:in oder in der Übernahme von Aufgaben, die der erkrankte Partner nicht mehr ausführen kann. Solche Strategien helfen, den Alltag gemeinsam entspannter zu gestalten und Belastungen besser zu standhalten.
Wer mehr über die vielfältigen Themen der Ergotherapie erfahren möchte, findet umfangreiches Informationsmaterial bei Ergotherapeut:innen vor Ort oder kann unter https://dve.info/service/therapeutensuche nach einer ergotherapeutischen Praxis in Wohnortnähe suchen.
Pressekontakt:
Angelika Reinecke
Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE)
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Demenz und Partnerschaft: sich achten, lieben, den Alltag meistern
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Ergotherapie bei Demenz: Zukunftsperspektiven und gesellschaftliche Entwicklungen
Die zunehmende Verbreitung von Demenz ist ein Phänomen, das nicht nur Einzelpersonen und ihre engsten Partner:innen betrifft, sondern tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft hat. Aktuelle demographische Trends lassen darauf schließen, dass in den kommenden Jahren die Zahl der Menschen mit Demenz weiter steigen wird. Der demografische Wandel, geprägt durch eine höhere Lebenserwartung, spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Neben der Medizin und Pharmakologie, die weiterhin intensiv an der Erforschung und Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten arbeiten, gewinnt die Ergotherapie eine immer bedeutendere Stellung im interdisziplinären Ansatz zur Unterstützung von Menschen mit Demenz. Indem sie nicht nur auf die physischen und kognitiven Fähigkeiten eingeht, sondern auch soziale und emotionale Aspekte berücksichtigt, bietet sie einen ganzheitlichen Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität betroffener Paare.
Erhebungen und Studien zeigen, dass frühzeitige Interventionen durch ergotherapeutische Maßnahmen erhebliche positive Auswirkungen haben können. Dieser präventive Ansatz verzögert oftmals den Verlauf der Erkrankung und mindert zugleich die Belastungen für die Angehörigen. Hinzu kommt, dass die Förderung der Selbstständigkeit und Alltagsbewältigung bei Menschen mit Demenz zu einem geringeren Pflegeaufwand führt, was wiederum soziale und wirtschaftliche Vorteile bringt.
Ein weiteres aktuelles Thema ist die Digitalisierung im Gesundheitswesen, die zunehmend auch die Ergotherapie beeinflusst. Teletherapie und digitale Anwendungen sind besonders in ländlichen Regionen, wo der Zugang zu ergotherapeutischen Diensten manchmal eingeschränkt ist, von großem Nutzen. Diese Technologien ermöglichen es, regelmäßige Therapiestunden flexibel zu gestalten und gleichzeitig Angehörige in den Therapieprozess einzubeziehen. Eine verstärkte Integration solcher digitalen Lösungen könnte in Zukunft helfen, die Reichweite und Effektivität der Ergotherapie weiter zu erhöhen.
Es zeichnet sich zudem ab, dass das Bewusstsein für die Bedeutung von Ergotherapie bei der Versorgung von Menschen mit Demenz wächst. Dies zeigt sich unter anderem in steigenden Fördergeldern und Forschungsprojekten, die sich der Weiterentwicklung ergotherapeutischer Ansätze widmen. Staatliche Initiativen und Programme könnten diesen Trend weiterhin unterstützen, indem sie entsprechende Rahmenbedingungen schaffen und die Ausbildung von Fachkräften fördern.
Die stetig wachsende Zahl älterer Menschen und damit potenzieller Demenzpatienten erfordert jedoch nicht nur medizinische und therapeutische sondern auch gesellschaftliche Anpassungen. Dazu gehören barrierefreie Wohnräume sowie öffentliche Räume, die auf die Bedürfnisse von dementiell veränderten Menschen abgestimmt sind. Gemeinschaftsprojekte und Nachbarschaftshilfen spielen dabei eine wichtige Rolle und könnten durch gezielte Förderprogramme unterstützt werden, um ein inklusives Lebensumfeld zu schaffen.
Insgesamt wird deutlich, dass die Herausforderungen, die mit dem Anstieg der Demenzerkrankungen verbunden sind, vielfältig sind und ein umfassendes, eng abgestimmtes Zusammenwirken unterschiedlicher Disziplinen und gesellschaftlicher Kräfte benötigen. Die Ergotherapie leistet hierzu einen unschätzbaren Beitrag, indem sie Menschen befähigt, selbstbestimmter und mit höherer Lebensqualität zu leben, trotz der Diagnose Demenz. Den Blick in die Zukunft gerichtet, lässt sich hoffen, dass durch kooperative Bemühungen Fortschritte erzielt werden, die sowohl den Betroffenen als auch ihren Angehörigen zugutekommen.
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