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Ergotherapie hilft: Familienalltag nach Kinderschlaganfall meistern

Hilfe für Eltern von Kindern mit Schlaganfall / Ergotherapeut:innen und ...

Schlaganfall bei Kindern: Wenn der Albtraum Realität wird

Am 3. September 2024 um 09:30 Uhr meldete der Deutsche Verband für Ergotherapie e.V. (DVE) eine alarmierende Nachricht aus Karlsbad: Schlaganfälle bei Kindern, obwohl äußerst selten, erschüttern die betroffenen Familien unvermittelt und stürzen sie in einen Ausnahmezustand. Corinna Eitel, erfahrene Schlaganfall-Kinderlotsin und Ergotherapeutin im DVE, beschreibt das kaum fassbare Ausmaß dieses Schocks und die dringende Notwendigkeit professioneller Unterstützung. In Deutschland leben rund 5.000 Familien mit einem betroffenen Kind - eine Zahl, die die Dunkelziffer der unerkannten Fälle nicht einmal berücksichtigt. Von Hemiparese bis hin zu Sprachstörungen reichen die möglichen Symptome, die Eltern unmissverständlich alarmieren sollten.

Die umfassenden Unterstützungsmaßnahmen, die von Ergotherapeut:innen sowie den speziell geschulten Schlaganfall-Kinderlots:innen angeboten werden, zielen darauf ab, den Alltag der betroffenen Kinder und ihrer Familien wieder bewältigbar zu machen. Dabei stehen individuelle Anpassungen und die emotionale Begleitung im Vordergrund, um die größtmögliche Selbstständigkeit und Lebensqualität zu gewährleisten.


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Bremen (VBR). Karlsbad – Ein Schlaganfall bei Kindern ist ein seltenes und erschütterndes Ereignis, das Familien in einen Ausnahmezustand versetzen kann. Corinna Eitel, Ergotherapeutin und Schlaganfall-Kinderlotsin beim Deutschen Verband Ergotherapie e.V. (DVE), betont: „Erleidet ein Kind einen Schlaganfall, ist das ein Schock für die Eltern und die Familie; sie befinden sich im Ausnahmezustand“. In diesen herausfordernden Zeiten stehen Ergotherapeut:innen den Betroffenen und ihren Familien zur Seite. Während Ergotherapeut:innen speziell auf die Bedürfnisse und Ziele des Kindes eingehen, konzentrieren sich Schlaganfall-Kinderlots:innen darauf, die Eltern zu unterstützen und zu beraten.

In Deutschland sind etwa 5.000 Familien von einem Kind mit Schlaganfall betroffen – eine Zahl, die durch nicht erfasste Fälle vermutlich noch höher liegt. Rund die Hälfte der betroffenen Kinder hat bereits Vorerkrankungen und damit auch eine höhere Wachsamkeit ihrer Eltern gegenüber möglichen Risiken. Herzfehler, Infektionen, genetische Vorbelastungen und Hirntumoren zählen zu den potenziellen Risikofaktoren. Wenig bekannt ist, dass ein Schlaganfall sogar schon im Mutterleib oder bei der Geburt auftreten kann.

Die Symptome eines kindlichen Schlaganfalls variieren. Häufige Anzeichen sind Hemiparese (Halbseitenlähmung), Fazialisparese (Gesichtslähmung) und Sprachstörungen. Corinna Eitel erläutert: „Es kann sein, dass nur eines oder mehrere Symptome gleichzeitig auftreten.“ Weitere mögliche Anzeichen umfassen Schwindel, Doppelbilder, Kopfschmerzen und Übelkeit. Eltern sollten bei Verdacht sofort den Notruf alarmieren, da eine schnelle medizinische Versorgung entscheidend ist.

Nach der Diagnose beginnt für die betroffenen Kinder schnellstmöglich eine ergotherapeutische Behandlung. Hierbei identifizieren Therapeut:innen zunächst die Alltagsaktivitäten, die durch den Schlaganfall beeinträchtigt sind, und arbeiten dann kontinuierlich an deren Verbesserung. Der Rehabilitationsprozess zeichnet sich durch dynamische Anpassungen an den Zustand der Kinder aus, wobei Übungen ständig neu justiert werden. Parallel dazu unterstützen Ergotherapeut:innen auch bei der Anpassung des Lebensumfelds und bieten umfassende Beratung an.

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Ein weiteres Standbein der Unterstützung bildet das Netzwerk der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, das das Projekt der Schlaganfall-Kinderlots:innen ins Leben gerufen hat. Diese Lots:innen fungieren als Casemanager:innen und helfen den Familien, sich bei einer Vielzahl von administrativen Aufgaben zurechtzufinden, seien es Anträge bei Ämtern oder die Organisation des Alltags. Sie bieten emotionale und praktische Unterstützung, um sicherzustellen, dass optimale Bedingungen für die Zukunft des Kindes geschaffen werden können.

Besondere Bedeutung hat auch die Bildung. Vor allem Übergänge wie der Eintritt in den Kindergarten oder die Schule stellen Familien vor besondere Herausforderungen. Hier beraten Schlaganfall-Kinderlots:innen intensiv, um die bestmögliche Betreuung zu gewährleisten. Kommunikation kann durch Hilfsmittel wie Talker oder Assistenzpersonen unterstützt werden. Diese Fachberater wissen genau, welche öffentlichen Mittel zur Verfügung stehen und helfen dabei, diese auch zu nutzen. Die Zusammenarbeit mit pädagogischem Personal gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben, um sicherzustellen, dass alle Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt werden.

Selbsthilfegruppen spielen eine wesentliche Rolle für den emotionalen Rückhalt der Familien. Sie bieten nicht nur Trost und Verständnis, sondern auch wertvolle Erfahrungen und Tipps im Umgang mit der neuen Lebenssituation. Das Wissen und die Solidarität innerhalb dieser Gruppen stellt eine unschätzbare Ressource dar.

Für betroffene Familien steht Informationsmaterial über Ergotherapie und Ansprechpartner:innen vor Ort zur Verfügung. Weitere Informationen zum Netzwerk der Schlaganfall-Kinderlots:innen finden Interessierte auf der Homepage des DVE unter https://dve.info/service/therapeutensuche. Autorin Angelika Reinecke vom Deutschen Verband Ergotherapie e.V. (DVE) ist für Nachfragen via a.reinecke@dve.info erreichbar.

Diese vielfältigen Unterstützungsangebote zielen darauf ab, den betroffenen Kindern und ihren Familien neue Perspektiven zu eröffnen und ihnen zu helfen, die gewohnten Lebensfreuden zurückzugewinnen.

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Zukunftsperspektiven und Unterversorgung von Schlaganfallkindern in Deutschland: Ein Vergleich mit internationalen Modellen

Obwohl die ergotherapeutische Unterstützung für Kinder mit Schlaganfall in Deutschland stetig wächst, bleibt die Versorgung in vielen Regionen ausbaufähig. Ein Blick auf internationale Modelle zeigt mögliche Strategien zur Verbesserung.

In den USA beispielsweise gibt es spezialisierte Schlaganfallzentren, die eine umfassende Betreuung von Kindern mit Schlaganfall gewährleisten. Diese Zentren kombinieren modernste medizinische Technologien mit einem interdisziplinären Ansatz, um eine individuell angepasste Rehabilitation zu ermöglichen. Auch Großbritannien hat durch die Einführung eines nationalen Netzwerks von Fachzentren enorme Fortschritte gemacht. Diese Zentren bieten nicht nur medizinische Behandlung, sondern auch psychologische und soziale Unterstützung für die ganze Familie.

Im Vergleich dazu hat Deutschland einen eher dezentralisierten Ansatz, was oft zu regionalen Unterschieden in der Versorgung führt. Insbesondere in ländlichen Gebieten kann dies zu einer Unterversorgung führen, da spezialisierte Einrichtungen und Fachkräfte fehlen. Der Deutsche Verband Ergotherapie e.V. (DVE) und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe arbeiten zwar intensiv daran, diese Lücke zu schließen, aber es bedarf weiterer Anstrengungen seitens der Politik und des Gesundheitssystems, um eine flächendeckende und gleichwertige Versorgung sicherzustellen.

Langfristig könnten Telemedizin und digitale Lösungen eine wichtige Rolle spielen, um die Reichweite und Effizienz der Therapieangebote zu erhöhen. Dies würde es ermöglichen, dass auch Familien in abgelegenen Regionen Zugang zu spezialisierten Leistungen haben. Erste Pilotprojekte zeigen positive Ergebnisse und lassen hoffen, dass solche Technologien bald breiter eingesetzt werden können.

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Ein weiterer Trend, der international beobachtet wird, ist die frühzeitige Einbeziehung der Schule und anderer Bildungseinrichtungen in den Rehabilitationsprozess. Pädagogisches Personal wird geschult, um besser auf die Bedürfnisse der betroffenen Kinder einzugehen und eine inklusive Lernumgebung zu schaffen. In Deutschland gibt es bereits erste Ansätze in diese Richtung, aber eine systematische Implementierung steht noch aus.

Die Prognosen für Kinder, die einen Schlaganfall erlitten haben, sind je nach Schweregrad des Ereignisses unterschiedlich. Frühzeitige Diagnose und Intervention verbessern jedoch die Chancen auf eine weitgehende Wiederherstellung der normalen Funktionen erheblich. Dabei zeigt sich, dass Kinder erhebliche Fortschritte machen können, wenn sie kontinuierlich von einem Netzwerk aus Medizinern, Therapeuten und sozialpädagogischen Fachkräften begleitet werden.

Der Bedarf an spezialisierten Fachleuten wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen. Ausbildungsprogramme müssen daher erweitert und angepasst werden, um mehr Ergotherapeuten und Schlaganfall-Kinderlotsen auszubilden, die dieser Herausforderung gewachsen sind.

Eine weitere Perspektive eröffnet die Forschung. Neue Erkenntnisse über die Gehirnplastizität bei Kindern eröffnen vielversprechende Therapiemethoden, die in laufenden klinischen Studien untersucht werden. Deutschland könnte stärker in diesen Bereich investieren, um den neuesten wissenschaftlichen Standards gerecht zu werden und so die Versorgungsqualität weiter zu steigern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Deutschland zwar erste Schritte unternommen hat, um die Versorgung von Kindern mit Schlaganfall zu verbessern, doch erheblicher Nachholbedarf besteht. Internationale Vorbilder und technologische Innovationen bieten richtungsweisende Impulse, die es zu adaptieren gilt. Durch gezielte Maßnahmen und Investitionen kann langfristig eine umfassendere und inklusivere Versorgung gewährleistet werden.

Weitere Nachrichten aus der Verbands- und Vereinswelt finden Sie in unserem Newsportal.

5 Antworten

  1. [URL]https://dve.info/service/therapeutensuche[/URL] ist eine tolle Ressource! Danke für den Link! Wäre toll wenn es mehr solche zentrale Infos geben würde.

  2. Ich finde es gut dass der DVE so intensiv daran arbeitet, aber warum gibt es noch so viele regionale Unterschiede in der Versorgung? In ländlichen Gebieten ist das wirklich ein Problem.

  3. Das Thema Kinder schlaganfall is wirklich wichtig. Corinna Eitel macht einr gute Punkt, die Familien brauchen viel Unterstützung. Vielleicht könnte man auch mehr über die Symptome bei Babys erfahren? Das wäre hilfreich.

    1. Hallo Roland, ich stimme dir zu. Es wäre auch interessant zu wissen, wie viele solcher Fälle unentdeckt bleiben und was man präventiv tun kann.

    2. Roland, du hast absolut recht! Mehr Infos über die Frühwarnzeichen wären sehr wertvoll für Eltern und Ärzte gleichermaßen.

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