– DAAD fordert ab 2028 EU-Budget von mindestens 60 Mrd. Euro für Erasmus+
– Mindestens 20 Mrd. Euro davon sollen Hochschulmobilität und -allianzen stärken
– Aktuell können nur 60.000 von 82.000 beantragten Auslandsaufenthalten gefördert werden
DAAD-Mitgliederversammlung fordert umfangreiche Aufstockung des Erasmus+-Budgets ab 2028
Die jährliche Mitgliederversammlung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) am 24. Juni 2025 in Bonn setzte einen deutlichen Schwerpunkt auf die Zukunft des EU-Programms Erasmus+. Im Fokus stand die Forderung nach einer deutlichen Erhöhung des Budgets für die Programmgeneration von 2028 bis 2034. Die gut 240 teilnehmenden Hochschulen und über 100 Studierendenschaften machten gemeinsam klar, dass für die Erreichung der ambitionierten Mobilitätsziele der EU ein Gesamtbudget von mindestens 60 Milliarden Euro erforderlich sei – davon sollten mindestens 20 Milliarden Euro speziell dem Hochschulbereich zugutekommen.
Das Erasmus+-Programm ist nach Ansicht der DAAD-Mitglieder ein zentraler Baustein für die Internationalisierung der deutschen Hochschulen sowie für den europäischen Zusammenhalt. DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee betonte die gesellschaftliche Relevanz des Programms eindrücklich: „Erasmus+ steht wie kein anderes EU-Programm für europäischen Zusammenhalt und eine gemeinsame Identität. Seit seiner Gründung hat es rund 16 Millionen Menschen ermöglicht, in einem anderen europäischen Land Erfahrungen zu sammeln, knapp eine Million davon aus Deutschland. Es ist mit Abstand das größte Mobilitätsprogramm an deutschen Hochschulen.“
In einem Umfeld wachsender geopolitischer Spannungen und innerer Spannkräfte innerhalb der Europäischen Union sieht Mukherjee Erasmus+ als einen wichtigen Stabilitätsanker für junge Europäerinnen und Europäer: „Eine substanzielle Budgeterhöhung für Erasmus+ ab 2028 ist daher unerlässlich.“
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Versammlung unterstrichen zudem den aktuellen Nachfragedruck am Programm: Trotz eines Rekordbudgets in diesem Jahr konnten lediglich 60.000 von 82.000 beantragten Auslandsaufenthalten bewilligt werden. Die EU verfolgt das Ziel, dass bis 2030 knapp ein Viertel aller Hochschulabsolventinnen und -absolventen einen Auslandsaufenthalt in Europa absolviert haben. Dafür werde ein stark erweitertes Budget benötigt, wie Dr. Stephan Geifes, Direktor der Nationalen Agentur für Erasmus+ Hochschulzusammenarbeit im DAAD, ausführte: „Erasmus+ ist bei Studierenden und Hochschulen beliebter denn je. Für die Umsetzung der ehrgeizigen EU-Ziele sind von 2028 bis 2034 mindestens 20 Milliarden Euro für die Hochschulen nötig.“
Das Budgetwachstum des aktuellen Programms bis 2027 hat bereits die Förderung von Mobilitäten und Projekten erheblich ausgeweitet. Doch um dieses Niveau zumindest zu sichern und weitere Ausbaumöglichkeiten zu schaffen, ist laut DAAD-Mitgliederversammlung eine signifikante Budgetanhebung unumgänglich. Ohne diese müssten Mobilitäten und Projekte künftig deutlich reduziert werden, was insbesondere für deutsche Hochschulen bedeuten würde, dass ab 2028 statt der geplanten 70.000 nur noch etwa 50.000 Mobilitäten gefördert werden könnten – ein Rückgang von fast einem Viertel.
Die Mitgliederversammlung markiert somit einen wichtigen Appell an die EU-Institutionen und die Verhandlungsprozesse zum „Mehrjährigen Finanzrahmen 2028–2034“, um Erasmus+ als Erfolgsmodell für Bildung, Mobilität und europäischen Zusammenhalt nachhaltig zu sichern.
Warum das Erasmus-Programm Europa tiefgreifend verändert
Das Erasmus-Programm ist weit mehr als ein Förderinstrument für Studierendenmobilität: Es ist ein prägender Motor für den europäischen Zusammenhalt und die Modernisierung der Hochschullandschaft. Seit seiner Einführung hat es Millionen junger Menschen ermöglicht, über Grenzen hinweg zu lernen, zu leben und kulturelle Vielfalt direkt zu erleben. Dieses Programm prägt damit nicht nur die individuellen Lebensläufe, sondern auch die gesellschaftliche Vernetzung und Identität Europas – gerade in einem Zeitabschnitt, in dem politische Spannungen und nationale Interessen die Einheit infrage stellen.
Erasmus trägt zur europäischen Integration bei, indem es Studierende und Lehrende befähigt, Herausforderungen und Chancen in einem gemeinsamen Raum zu gestalten. Die Hochschulen profitieren durch internationale Allianzen, Erfahrungsaustausche und die Förderung innovativer Lehr- und Forschungsformate. Gleichzeitig steigert das Programm die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Bildungsinstitutionen im globalen Kontext.
Aktuelle politische Debatten einer möglichen Kürzung des Erasmus-Budgets ab 2028 werfen jedoch einen Schatten auf diese positiven Entwicklungen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) mahnt, dass ohne ausreichende finanzielle Mittel die Zahl der geförderten Mobilitäten stark sinken könnte. Schon heute bleibt vielen Anträgen trotz Rekordfinanzierung eine Absage – die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich. Wird der Trend nicht gestoppt, könnten bis zu 20.000 Mobilitäten jährlich wegfallen. Das wäre ein Rückschritt sowohl für die Studierenden als auch für den europäischen Zusammenhalt.
Erasmus im europäischen Alltag
Für Studierende bedeutet Erasmus eine einmalige Chance: Wer ins Ausland geht, erweitert nicht nur fachlich seinen Horizont, sondern lernt vielfältige Perspektiven kennen. Diese Erfahrung wirkt nach – im Berufsleben ebenso wie im privaten Umfeld. Erasmus-Absolventen sind häufiger interkulturell kompetent, verfügen über ein internationales Netzwerk und zeigen eine stärkere Bereitschaft zur Mobilität über Grenzen hinweg. Hochschulen verzeichnen durch die Mobilität eine Steigerung ihrer Attraktivität und Innovationsfähigkeit.
Wesentliche Wirkungen des Erasmus-Programms für Studierende:
- Erweiterung fachlicher und interkultureller Kompetenzen
- Persönliche Entwicklung durch Ausloten neuer Lebens- und Lernumgebungen
- Aufbau grenzüberschreitender Netzwerke für Studium und Beruf
- Stärkung der europäischen Identität und Solidarität
- Bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt durch internationale Erfahrungen
Meilensteine und Herausforderungen der Hochschulmobilität
Entwickelt hat sich Erasmus über Jahrzehnte zu einem der größten Bildungsprogramme weltweit. Die stetige Ausweitung des Budgets und der Teilnehmendenzahl unterstreicht die Bedeutung, doch der Weg ist nicht frei von Herausforderungen. Der EU-weite Anspruch, bis 2030 knapp ein Viertel aller Hochschulabsolventen mit Auslandsaufenthalten zu erreichen, verlangt erhebliche Ressourcen. Die jüngsten Budgetverhandlungen signalisieren jedoch eine kritische Phase: Eine verlässliche Finanzierung ab 2028 ist zentral, um das erreichte Niveau zu halten und auszubauen.
Die Hochschulen sind aufgefordert, qualitativen und quantitativen Anforderungen gerecht zu werden – was auch Anpassungen in Verwaltung und Lehrkonzepten offenlegt. Zudem bleiben soziale und finanzielle Barrieren bestehen, die den Zugang zur Mobilität einschränken. Die Zukunft des Programms hängt daher nicht nur von politischen Entscheidungen, sondern auch von der Umsetzung einer inklusive Mobilitätspolitik ab, die allen Studierenden gleiche Chancen ermöglicht.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen wird deutlich: Erasmus ist kein Luxusprogramm, sondern ein stabilisierender Faktor für ein Europa im Umbruch. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Politik und Gesellschaft dieser Bedeutung angemessen Rechnung tragen und das Programm entsprechend stärken. Für Millionen junger Menschen in Europa steht viel auf dem Spiel.
Die hier präsentierten Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des DAAD – Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V.