Elbtower Hamburg: Vom Leuchtturm zum Mahnmal? Kritik an Senats-Plänen und Haushaltsrisiken

Der Bund der Steuerzahler Hamburg kritisiert den geplanten Einstieg der Stadt in den Elbtower scharf. Der Verband wirft dem Senat vor, frühere Zusagen zu brechen und neue Haushaltsrisiken einzugehen. Die geplante Beteiligung an dem gescheiterten Prestigeprojekt sei ein Wortbruch und gefährde das Vertrauen in die Politik.
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Inhaltsübersicht

– Hamburgs Senat bricht sein Versprechen und beteiligt sich am Elbtower mit Steuergeldern.
– Kritik an verdeckter Finanzierung eines gescheiterten Prestigeprojekts trotz Haushaltsrisiken.
– Der Bund der Steuerzahler warnt vor weiteren Kostenexplosionen und politischer Unzuverlässigkeit.

Elbtower-Pläne: Steuerzahlerbund wirft Senat Wortbruch vor

Der Bund der Steuerzahler Hamburg erhebt schwere Vorwürfe gegen die Pläne des Senats, sich am Elbtower zu beteiligen und das Naturkundemuseum dort einziehen zu lassen. In einer scharfen Stellungnahme wirft der Verband der Stadtregierung vor, frühere Zusagen gebrochen zu haben und neue Haushaltsrisiken einzugehen. Die Debatte entzündet sich an der Diskrepanz zwischen früheren Aussagen des Bürgermeisters und den aktuellen Plänen – ein Konflikt, der grundsätzliche Fragen zum politischen Vertrauen und zur haushälterischen Vernunft aufwirft.

  • „Was ist das Wort eines Bürgermeisters noch wert? Peter Tschentscher (SPD) hatte glasklar versprochen: „Der Senat beabsichtigt definitiv nicht, die Federführung oder Regie für den Weiterbau zu übernehmen oder sich mit eigenem Kapital an der Fertigstellung zu beteiligen.“ Doch genau das passiert jetzt. Der Senat plant, Teileigentum am Elbtower zu erwerben und damit das zu tun, was er öffentlich ausgeschlossen hat. Das ist kein Kurswechsel, das ist ein Wortbruch. Wer so handelt, verspielt Vertrauen.“

  • „Offiziell verkauft man das Ganze als „neues Zuhause für das Naturkundemuseum“. In Wahrheit ist es eine verdeckte Beteiligung an einem gescheiterten Prestigeprojekt, finanziert mit Steuergeld. Ob Kauf oder Miete – am Ende trägt der Steuerzahler die Last. Der Unterschied liegt nur in der Verpackung. Technisch mag der Einzug möglich sein, politisch ist er ein Offenbarungseid. Wieder einmal zeigt sich: Hamburg lernt nichts aus seinen Fehlern. Das „Haus der Erde“ lässt grüßen – ein Projekt, das zu einem Symbol für Kostenexplosion, Chaos und Vertrauensverlust geworden ist.“

  • „Nach dem Zukunftsentscheid ist der Senat verpflichtet, Milliarden in zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen zu investieren – nicht, weil er will, sondern weil er muss. Die Wirtschaft warnt vor Deindustrialisierung, Arbeitsplatzverlusten und steigenden Mieten. Trotzdem öffnet der Senat nun die Stadtkasse für ein Projekt, das er selbst als privates Risiko bezeichnet hat. Diese Doppelmoral ist politisch grotesk und finanziell unverantwortlich.“

  • „Man kann nur hoffen, dass die Bürgerschaft bei diesem Trauerspiel nicht mitspielt. Wer diesem Deal zustimmt, legitimiert einen klaren Wortbruch und macht den Steuerzahler zum Erfüllungsgehilfen privater Fehlinvestitionen. Hamburg braucht keine neuen Leuchttürme, sondern politische Verlässlichkeit und haushälterische Vernunft. Der Elbtower war einmal ein Symbol für Aufbruch – jetzt droht er zum Mahnmal gebrochener Versprechen zu werden.“

    Vom Prestigeprojekt zur Problemimmobilie: Die Elbtower-Chronologie

Der Elbtower, einst als architektonisches Wahrzeichen der Hamburger HafenCity geplant, steckt seit Ende 2023 in einer tiefen Krise. Was mit einem plötzlichen Baustopp begann, entwickelte sich über Insolvenzverfahren bis hin zu einem aktuellen Bauverbot – eine Abfolge von Rückschlägen, die das Projekt grundlegend in Frage stellen.

Baustopp und Insolvenz: die verzögerte Großbaustelle

Ende Oktober 2023 kam die Baustelle erstmals vollständig zum Erliegen. Der Grund: fällige Rechnungen in Höhe von 37 Millionen Euro blieben unbezahlt. Dieser abrupte Stopp markierte den Anfang einer bis heute andauernden Krise. Nur drei Monate später, im Januar 2024, folgte der offizielle Insolvenzantrag. Als weitere Eskalationsstufe begann im April 2024 ein Treuhandverfahren, das nach Angaben von Wikipedia bis 2029 andauern kann.

Die bis zum Herbst 2023 erreichte Zwischenbilanz zeigt das Ausmaß der bereits getätigten Investitionen: Baukosten von rund 400 Millionen Euro waren verbucht, der Rohbau hatte eine Höhe von 100 Metern erreicht. Diese Zahlen unterstreichen die Dimension des eingefrorenen Projekts.

Die Ereignisse im Überblick:

  • Ende Oktober 2023: Baustopp wegen unbezahlter Rechnungen über 37 Millionen Euro
  • Januar 2024: Stellung des Insolvenzantrags
  • April 2024: Beginn des Treuhandverfahrens mit möglicher Laufzeit bis 2029
  • Bis Herbst 2023: 400 Millionen Euro Baukosten bei 100 Metern Rohbauhöhe

Bauverbot bis März 2026: was das für den Zeitplan bedeutet

Im April 2025 verschärfte sich die Situation erheblich durch die Verhängung eines gravierenden Bauverbots. Auslöser waren festgestellte Schäden am benachbarten Bahnhof Hamburg Elbbrücken. Das Verbot gilt mindestens bis März 2026 und stellt jede zeitnahe Wiederaufnahme der Bauarbeiten infrage.

Diese Entwicklung wirft ein Schlaglicht auf die technischen Herausforderungen des Großprojekts. Während das Treuhandverfahren ohnehin bis 2029 laufen kann, blockiert das aktuelle Bauverbot konkrete Fortschritte für mindestens ein weiteres Jahr. Die Kombination aus finanziellen, rechtlichen und nun auch technischen Hindernissen macht den Elbtower zu einem der komplexesten Immobilienprojekte der jüngeren Hamburger Stadtgeschichte.

Die chronologische Abfolge der Ereignisse verdeutlicht, wie aus einem ambitionierten Bauvorhaben eine mehrfach belastete Problemimmobilie wurde – ein Hintergrund, der die aktuelle politische Debatte um eine mögliche städtische Beteiligung maßgeblich prägt.

Zahlencheck: Kosten und Haushaltsrahmen

Die Dimensionen des Elbtower-Projekts lassen sich anhand aktueller Zahlen konkretisieren. Bei Fertigstellung 2026 soll der Turm einen Buchwert von 1,45 Milliarden Euro erreichen, während die Gesamtinvestitionskosten mit rund 950 Millionen Euro beziffert werden – Stand: Juli 2025. Diese Werte ordnen sich in eine Hamburger Tradition von Großprojekten ein, deren Kostenentwicklung regelmäßig öffentlich diskutiert wird.

Ein Blick in die jüngere Stadtgeschichte zeigt vergleichbare Dynamiken: Die ursprünglich mit 77 Millionen Euro veranschlagte Elbphilharmonie erreichte bis zu ihrer Fertigstellung tatsächliche Baukosten von 866 Millionen Euro – Stand: 2017. Diese Entwicklung verdeutlicht die Herausforderungen bei der Kostenschätzung von Prestigeprojekten.

Der aktuelle finanzpolitische Rahmen wird durch den Hamburger Haushalt 2025 mit einem Volumen von 19,8 Milliarden Euro gesetzt – Stand: August 2025. Davon entfallen etwa 13 Prozent auf Investitionen in Großprojekte. Diese Haushaltsgröße bildet den Hintergrund, vor dem die Debatte um mögliche Haushaltsrisiken und die Zuverlässigkeit von Kostenprognosen geführt wird.

Zeitpunkt Kennzahl Wert Einheit Quelle/Stand
2026 (geplant) Buchwert Elbtower 1,45 Milliarden Euro Spiegel, Juli 2025
2026 (geplant) Investitionskosten Elbtower 0,95 Milliarden Euro Spiegel, Juli 2025
Ursprüngliche Planung Baukosten Elbphilharmonie 0,077 Milliarden Euro Wikipedia, Stand 2017
Bei Fertigstellung Tatsächliche Baukosten Elbphilharmonie 0,866 Milliarden Euro Wikipedia, Stand 2017
2025 Hamburger Gesamthaushalt 19,8 Milliarden Euro hamburg.de, August 2025
2025 Investitionsanteil Großprojekte 13 Prozent hamburg.de, August 2025

Die Zahlenreihe macht die wirtschaftliche Bedeutung des Elbtower-Vorhabens im Verhältnis zum städtischen Gesamthaushalt nachvollziehbar und bietet eine sachliche Grundlage für die weiterführende Diskussion über Finanzierungsmodelle und Haushaltsdisziplin.

Museum im Turm? Optionen und Prüfungen

Während der Bund der Steuerzahler die Diskussion um den Elbtower scharf kritisiert, laufen auf behördlicher Seite konkrete Prüfverfahren. Die Stadtentwicklungsbehörde untersucht derzeit die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für einen möglichen Einzug des Naturkundemuseums in den unfertigen Turm. Diese Wirtschaftlichkeitsprüfung wird voraussichtlich bis Oktober 2025 andauern – eine endgültige Entscheidung soll nach der Sommerpause fallen (Stand: September 2025).

Parallel dazu prüft Hamburg eine langfristige Anmietung von drei Etagen für das Naturkundemuseum. Medienberichten zufolge könnte sich das Mietvolumen auf etwa 500 Millionen Euro über 20 Jahre belaufen (Stand: September 2025). Aus technischer Sicht gilt der Einzug eines Museums in das Gebäude als machbar, sodass die wirtschaftliche Tragfähigkeit im Mittelpunkt der aktuellen Untersuchungen steht.

Als zusätzliche Absicherung hat die Stadt ein Rückkaufsrecht für Grundstück und Rohbau eingeräumt und dieses zuletzt verlängert. Diese rechtliche Sicherung soll Risiken im Falle eines Scheiterns des Gesamtprojekts minimieren (Stand: September 2025).

Damit zeichnet sich ein differenziertes Bild ab: Während die politische Debatte hitzig geführt wird, arbeiten die Behörden an konkreten Lösungen, die sowohl die technische Machbarkeit als auch die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen systematisch prüfen.

Ausblick: Was jetzt entscheidend wird

Der Elbtower steht an einem Scheideweg. Während das Bauverbot bis mindestens März 2026 die Baustelle weiterhin in Stillstand hält, laufen hinter den Kulissen politische und wirtschaftliche Entscheidungsprozesse, die über die Zukunft des Projekts bestimmen werden. Die wirtschaftliche Prüfung für den möglichen Einzug des Naturkundemuseums soll bis Oktober 2025 abgeschlossen sein, mit einer politischen Entscheidung in der Folgezeit – Stand: September 2025. Parallel dazu schreitet ein Treuhandverfahren voran, das sich nach bisherigen Informationen bis 2029 hinziehen kann.

Diese zeitliche Staffelung wirft grundsätzliche Fragen für die Hamburger Öffentlichkeit auf: Wie lassen sich die Haushaltsrisiken für die Stadt tatsächlich begrenzen, wenn der Senat entgegen früherer Zusagen nun Teileigentum erwerben möchte? Welche Transparenz wird bei den anstehenden Entscheidungen gewährleistet, insbesondere angesichts der komplexen finanziellen Konstellation? Und schließlich die symbolische Dimension: Bleibt der Elbtower das Aufbruchssymbol, als das er einst geplant war, oder entwickelt er sich zum Mahnmal für gebrochene Versprechen und haushälterische Fehlentscheidungen?

Die Antworten auf diese Fragen werden zeigen, ob Hamburg aus vergangenen Großprojekten gelernt hat oder ob sich bekannte Muster von Kostenentwicklungen und politischen Wendemanövern wiederholen. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob der Turm am Ende als gelungenes Beispiel für öffentlich-private Zusammenarbeit oder als weiteres Kapitel in der Reihe problembehafteter Prestigeprojekte in die Stadtgeschichte eingeht.

Dieser Beitrag enthält Informationen und Zitate aus einer Pressemitteilung des Bundes der Steuerzahler Hamburg e.V.

Weiterführende Quellen:

9 Antworten

  1. Die Situation rund um den Elbtower ist wirklich besorgniserregend! Warum gibt es keine klaren Informationen zu den Kosten und zur Zukunft des Projekts? Das muss transparent sein.

    1. Genau das dachte ich auch! Transparenz ist wichtig für unser Vertrauen in die Politik. Vielleicht sollten wir mehr Druck aufbauen?

  2. Der Elbtower hätte ein tolles Projekt sein können, aber jetzt wird er zum Symbol für gescheiterte Politik. Was können wir als Bürger tun? Gibt es Möglichkeiten zur Einflussnahme?

    1. Wir müssen aktiv werden! Vielleicht sollten wir mehr Petitionen starten oder zu Bürgerversammlungen gehen. Unsere Stimme zählt!

  3. Ich kann nicht fassen, dass der Senat schon wieder seine Versprechen bricht! Es ist frustrierend und zeigt nur, dass sie uns nicht vertrauen können.

  4. Die Idee eines Naturkundemuseums im Elbtower klingt zwar schön, aber die Umsetzung sieht nicht gut aus. Wer trägt denn jetzt die Kosten? Haben wir als Bürger hier noch eine Stimme?

    1. Das ist eine gute Frage, Rose! Ich denke, wir sollten uns mehr einbringen und die Politiker zur Verantwortung ziehen. Wer weiß, ob das Museum jemals eröffnet wird?

  5. Ich finde es wirklich besorgniserregend, dass der Senat seine eigenen Versprechen bricht. Das zeigt, dass wir als Steuerzahler nicht ernst genommen werden. Was denkt ihr über die Finanzierung des Elbtowers?

    1. Ich stimme dir zu, Ckohl. Es ist unverständlich, warum wir für solche gescheiterten Projekte zahlen müssen. Ich frage mich, wie viele solche Fälle es in Hamburg noch gibt.

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