Bremen (VBR). In der Winterzeit, die oft als eine Zeit der Gemeinschaft und Freude gefeiert wird, fühlen sich viele Menschen zunehmend isoliert. Besonders während der Feiertage verstärkt sich das Gefühl der Einsamkeit, was weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen hat. „Einsamkeit zieht sich über alle Altersgruppen hinweg, breitet sich immer weiter aus – man könnte sagen: wie eine Pandemie“, so Dr. Georg Gappmayer, Ergotherapeut und Sozialwissenschaftler. (Zitat-Quelle: Pressemitteilung) Diese Ausbreitung der Einsamkeit ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern ein gesamtgesellschaftliches Phänomen mit ernsthaften gesundheitlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen.
Länder wie Großbritannien und Japan haben bereits auf die Problematik reagiert, indem sie Ministerien gegen Einsamkeit ins Leben riefen. Auch Deutschland entwickelt Strategien zur Bekämpfung der Vereinsamung, wie das Kompetenznetz Einsamkeit zeigt. Dr. Gappmayer betont die dringende Notwendigkeit solcher Maßnahmen für die gesamtgesellschaftliche Gesundheit: Chronische Einsamkeit erhöht das Risiko kognitiver und kardiovaskulärer Erkrankungen erheblich, was wiederum die Lebenserwartung senkt. (Zitat-Quelle: Pressemitteilung)
Eine wesentliche Ursache der Einsamkeit sieht Gappmayer in der zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft. Der Fokus auf das eigene Ego und das Streben nach persönlichem Erfolg gehen oft auf Kosten der sozialen Bindungen. „Es ist Zeit, dieses Phänomen aktiv anzugehen und wieder in eine in jeder Hinsicht gesunde Richtung zu bringen“, fordert der Experte. (Zitat-Quelle: Pressemitteilung)
Trotz dieser Herausforderungen gibt es Hoffnungsschimmer. Das Bedürfnis nach menschlicher Verbundenheit bleibt bestehen. Dies zeigt sich in der Suche vieler Menschen nach Gemeinschaften, die ähnliche Werte und Interessen teilen. Aktivitäten wie Yoga oder Waldbaden bieten Möglichkeiten, um sich selbst und anderen näherzukommen.
Ein innovativer Ansatz, um Menschen aus der Isolation zu holen, findet sich im Konzept des „social prescribing“, das vor allem in Großbritannien verbreitet ist. Hierbei erhalten Einzelpersonen Empfehlungen zu sozialen Aktivitäten, die ihnen helfen können, wieder Kontakt zur Gemeinschaft zu finden. In Deutschland stehen solche Angebote meist nur Menschen offen, die sich bereits in ergotherapeutischer Behandlung befinden. Ein Beispiel hierfür ist das von Georg Gappmayer entwickelte ZEPS-Konzept, das darauf abzielt, Betroffenen einen Weg aus der Einsamkeit zu zeigen, indem es ihre Motivation und die folgenden Schritte zur Veränderung stärkt. (Zitat-Quelle: Pressemitteilung)
Zum Jahreswechsel schlagen Experten wie Gappmayer vor, sich aktiv mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Anstatt unangenehme Empfindungen zu verdrängen, könnte der Ansatz, diese zuzulassen und zu transformieren, ein Mittel sein, um inneren Frieden zu finden. Der Einsatz für andere, etwa durch ehrenamtliche Tätigkeiten, bietet zudem die Möglichkeit, Teil einer Gemeinschaft zu werden und gleichzeitig etwas Sinnvolles beizutragen.
Weitere Informationen zu diesen und anderen Themen rund um die Ergotherapie sind bei den lokalen Ergotherapeuten oder über die offizielle Webseite des Deutschen Verbandes für Ergotherapie e.V. zu finden.
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Einsamkeit: nicht nur für Ältere ein Thema, im Gegenteil
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Einsamkeit in der modernen Gesellschaft: Hintergründe und mögliche Zukunftsperspektiven
Die Problematik der Einsamkeit ist kein neues Phänomen, aber ihre eskalierende Präsenz wird erst in den letzten Jahren verstärkt erkannt und untersucht. Historisch betrachtet war das Gemeinschaftsleben tief im menschlichen Dasein verwurzelt, von Stammesstrukturen bis hin zu dörflichen Gemeinschaften, die den sozialen Klebstoff bildeten. Doch mit dem Fortschritt der Industrialisierung und der damit einhergehenden Urbanisierung fanden große demographische Verschiebungen statt, die oft das Gefühl von Isolation und Anonymität in dicht besiedelten Städten mit sich brachten.
In unserer postmodernen Gesellschaft hat sich das soziale Gefüge durch den technologischen Fortschritt weiter gewandelt. Es stellt sich heraus, dass trotz einer digitalen Verbundenheit, die uns Plattformen wie soziale Netzwerke bieten, das qualitative Maß an zwischenmenschlicher Interaktion entscheidend für das emotionale Wohlbefinden ist. Studien zeigen, dass Menschen, die ihren sozialen Medienkonsum verringerten, oft eine Verbesserung ihres psychischen Zustands bemerkten, was den isolierenden Charakter digitaler Lebenswelten unterstreicht.
Ein weiteres kritisches Element sind die tiefgreifenden gesellschaftlichen Herausforderungen, die pandemiebedingt auftraten. Die Notwendigkeit sozialer Distanzierung verlangsamte nochmals die bereits fragile Dynamik des sozialen Miteinanders. Doch es ist interessant zu beobachten, dass solche Herausforderungen auch als Katalysatoren für positive Veränderung wirken können: Das zunehmende Bewusstsein über die mentale Gesundheit und die entsprechenden politischen Initiativen, wie das erwähnte "Kompetenznetz Einsamkeit", nehmen an Bedeutung zu.
Blickt man in die nahe Zukunft, so ist die Dringlichkeit offensichtlich, nicht nur individuelle, sondern auch kollektive Lösungen zur Bekämpfung der Einsamkeit zu entwickeln. Der Trend könnte dahinführen, dass urbanistische Konzepte geschaffen werden, die mehr gemeinschaftliche Interaktionsräume fördern und digitale Unterstützungsprogramme angeboten werden, um die Lücke zwischen virtueller und realer Welt zu überbrücken. Soziale Präskription, wie sie im Vereinigten Königreich bereits etabliert ist, könnte ein innovatives Modell darstellen, das weltweit Nachahmung finden sollte.
Letztlich zeigt der Umgang mit Einsamkeit, dass es weder ein Allheilmittel noch schnelle Lösungen gibt. Vielmehr ist es ein multidimensionales Anliegen, das einen breiten Ansatz erfordert — von der politischen Landschaft über gesundheitsbezogene Interventionen bis hin zur Förderung kultureller Gemeinschaften und sozialer Aktivitäten. In dieser vielfältigen Herangehensweise liegt das Potenzial, schrittweise eine Gesellschaft zu formen, in der Isolation nicht die Norm, sondern die Ausnahme darstellt.
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