Bremen (VBR). Berlin – Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) enthüllt die positive Auswirkung ehrenamtlichen Engagements auf das soziale Wohlbefinden in der zweiten Lebenshälfte. Ehrenamtlich tätige Menschen berichten seltener von sozialer Isolation als ihre nicht-engagierten Altersgenossen. Doch trotz dieser Vorteile bleibt der Zugang zu freiwilligem Engagement ungleich verteilt.
Das Deutsche Zentrum für Altersfragen hat dafür Daten aus dem Deutschen Alterssurvey analysiert, um die Verteilung ehrenamtlicher Tätigkeiten zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu beleuchten. In der Altersgruppe der 66- bis 75-Jährigen engagiert sich nahezu jeder Fünfte ehrenamtlich. In der Gruppe der über 76-Jährigen hingegen fällt diese Quote auf weniger als zehn Prozent. Geschlechterunterschiede sind ebenfalls deutlich: Rund 24 Prozent der älteren Männer nehmen ein Ehrenamt wahr, während es bei Frauen lediglich 16 Prozent sind. Diese Diskrepanz könnte durch traditionellere Rollenbilder erklärt werden, welche Frauen stärker in Familienpflichten einbinden.
Die Studie bringt alarmierende Erkenntnisse hervor: Menschen mit einem Ehrenamt erleben sozialen Ausschluss weniger stark. Bei Personen ab 76 Jahren zeigen sich deutliche Unterschiede im Empfinden der sozialen Isolation – Engagierte geben hier einen Mittelwert von 1,51 an, im Vergleich zu 1,76 bei Nicht-Engagierten. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Frauen, die in Ehrenämtern tätig sind. „Es stellt sich die Frage, wie Zugangswege zum Ehrenamt so gestaltet werden können,“ bemerkt Julia Simonson, um gleiche Teilhabemöglichkeiten für alle in der zweiten Lebenshälfte zu schaffen (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Zur Verbesserung der Zugangsbedingungen schlägt die Studie vor, Altersgrenzen für bestimmte Ehrenämter zu überdenken und familiäre Verpflichtungen gleichmäßiger zu verteilen. Dies könnte einer breiteren Schicht an Menschen, insbesondere Frauen, ermöglichen, sich ehrenamtlich zu betätigen und von den damit verbundenen sozialen Vorteilen zu profitieren.
Diese spannenden Ergebnisse, die auch finanzielle und gesundheitliche Aspekte betrachten, sind in dem Bericht „Ehrenamtliches Engagement und soziale Exklusion in der zweiten Lebenshälfte“ nachzulesen. Der Deutsche Alterssurvey, seit über zwei Jahrzehnten gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, bietet hier einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und Chancen älterer Generationen.
Stefanie Hartmann vom DZA steht für Presseanfragen zur Verfügung. Sie kann unter stefanie.hartmann@dza.de oder telefonisch unter 030 / 260 740 25 erreicht werden.
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Ehrenamtliches Engagement ist eng verknüpft mit dem Gefühl, sozial eingebunden zu sein
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Zukunft des Ehrenamts im Alter: Chancen und Herausforderungen
Angesichts der Ergebnisse der aktuellen Studie des Deutschen Zentrums für Altersfragen stellt sich die Frage, wie das Ehrenamt in der zweiten Lebenshälfte neu gedacht und gestaltet werden kann, um soziale Ungleichheiten zu verringern. Analysen zeigen nicht nur, dass ehrenamtliche Tätigkeiten das Gefühl der sozialen Zugehörigkeit stärken, sondern auch, dass sie ein wichtiges Werkzeug im Kampf gegen Isolation und Exklusion älterer Menschen darstellen. Dies ist insbesondere in einer alternden Gesellschaft von Bedeutung, in der der demografische Wandel neue Herausforderungen mit sich bringt.
Ein vergleichbares Phänomen lässt sich international beobachten: In Ländern wie den USA oder Japan, wo das ehrenamtliche Engagement ebenfalls einen wichtigen Stellenwert besitzt, sind ähnliche demografische Trends zu verzeichnen. Studien aus diesen Regionen betonen, dass eine sinnvolle Beschäftigung im Alter entscheidend zur psychischen und physischen Gesundheit beiträgt. Daraus ergibt sich für Deutschland die Möglichkeit, von erfolgreich implementierten Strategien aus anderen Ländern zu lernen. Beispielhaft könnte ein gezieltes Mentoring-Programm für ältere Menschen geschaffen werden, das sowohl Wissenstransfer als auch soziale Einbindung ermöglicht und fördert.
Prognosen deuten darauf hin, dass mit zunehmendem Renteneintrittsalter und der Notwendigkeit längerer Erwerbstätigkeit viele Menschen länger aktiv bleiben wollen und müssen. Diese Entwicklung bietet gleichzeitig die Chance und die Notwendigkeit, barrierefreie Zugangswege für freiwilliges Engagement zu schaffen, die an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst sind. Etwa durch flexible Ehrenamtsmodelle, die kürzere und projektbasierte Einsätze ermöglichen. Zudem könnten digitale Plattformen eine größere Rolle spielen, um Hilfsangebote besser zu koordinieren und den Zugang zu erleichtern.
Die gesellschaftlichen Veränderungen erfordern aber auch ein Umdenken in Bezug auf Geschlechterrollen und familiäre Verpflichtungen. Es ist unabdingbar, dass eine gerechtere Verteilung von Pflege- und Betreuungsaufgaben innerhalb der Familien angestrebt wird, um Frauen ebenso die Möglichkeit zu geben, am sozialen Leben außerhalb des privaten Rahmens teilzuhaben. Auch Unternehmen und Organisationen könnten hier verstärkt Verantwortung übernehmen, indem sie flexible Arbeitszeitenmodelle anbieten, die es Mitarbeitenden erlauben, sich zusätzlich sozial zu engagieren.
Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass ein ganzheitlicher Ansatz nötig ist, um die Teilhabemöglichkeiten im Alter zu verbessern. Die Integration älterer Menschen in ehrenamtliche Strukturen muss weiter vorangetrieben werden, um sowohl individuellen Nutzen als auch sozialen Zusammenhalt zu steigern – eine Aufgabe, die Politik, Gesellschaft und jeden Einzelnen gleichermaßen fordert.
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3 Antworten
Die Zahlen sind spannend, aber warum machen Leute über 76 so wenig mit? Vielleicht sind die Aufgaben zu schwer oder es gibt keine Möglichkeiten für sie? Wir müssen das ändern! Ehrenamt hilft doch gegen Einsamkeit.
Diese Studie isch sehr wichtig! Ehrenamt tut gut für alle und macht nicht so allein. Warum aber so wenig Frauen mitmachen? Vielleicht weil sie noch viel zu tun haben zuhause. Das muss sich ändern!
Ja, Christopher, du hast recht! Frauen haben oft mehr familiäre Pflichten, das ist nicht fair. Wir brauchen mehr Unterstützung für sie, damit sie auch Zeit fürs Ehrenamt finden.