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Autos stehen oft den Großteil des Tages still. Dies gilt auch für Elektrofahrzeuge, deren vollgeladene Batterien ungenutzt darauf warten, wieder zum Einsatz zu kommen. Was, wenn diese Energie jedoch dort eingesetzt werden könnte, wo sie gerade gebraucht wird – im eigenen Haushalt? Das bidirektionale Laden macht genau das möglich. Es erlaubt, Energie nicht nur ins Fahrzeug zu laden, sondern diese auch wieder abzugeben, um Haushaltsgeräte zu betreiben oder um das öffentliche Stromnetz zu entlasten.
Laut dem TÜV-Verband e. V. sind rund 166.000 Elektroautos in Deutschland (Stand: Oktober 2024) technisch in der Lage, bidirektional zu laden. Doch in der Praxis ist der Einsatz bisher äußerst begrenzt. Es fehlt an den erforderlichen rechtlichen Rahmenbedingungen, einheitlichen Standards und marktfähigen Tarifen. „Bidirektionales Laden macht das E-Auto nicht nur zu einem Fortbewegungsmittel, sondern auch zu einem mobilen Stromspeicher“, erklärt Robin Zalwert, Referent für nachhaltige Mobilität beim TÜV-Verband. „Wenn wir die Batterien von Elektroautos intelligent nutzen, können sie zu einem wichtigen Baustein der Energiewende werden. Und Verbraucher:innen profitieren durch Einsparungen bei ihren Stromkosten.“
Das Konzept des bidirektionalen Ladens eröffnet verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Beim Vehicle-to-Load können Elektroautos als mobile Stromquelle dienen, etwa beim Camping. Mit Vehicle-to-Vehicle lässt sich Energie von einem E-Auto auf ein anderes übertragen – nützlich beispielsweise bei Pannen. Die komplexer strukturierten Funktionen Vehicle-to-Home und Vehicle-to-Grid ermöglichen es den Nutzern, tagsüber erzeugten Solarstrom im Auto zu speichern und diesen abends für den eigenen Bedarf zu nutzen, während letzteres auch den Rückspeisung von gespeicherter Energie ins öffentliche Stromnetz dient, um die Netzstabilität zu unterstützen. Derzeit befinden sich diese Technologien in der Pilotphase, was ihren breiten Einsatz einschränkt.
Wer sein Elektroauto bereits als mobilen Stromspeicher nutzen möchte, muss einige technische Anforderungen beachten. Das Fahrzeug selbst muss kompatibel sein; nicht jedes Elektroauto unterstützt das bidirektionale Laden. Besonders Fahrzeuge mit dem japanischen CHAdeMO-Ladestandard sind dafür geeignet, während in Europa der CCS-Anschluss (Combined Charging System) gängig ist. Auch Wallboxen sind für diesen Vorgang entscheidend: Eine spezielle DC-Wallbox, die bidirektionales Laden unterstützt, wird benötigt. Diese kostet je nach Ausstattung zwischen 4.000 und 6.000 Euro.
Darüber hinaus sind bestimmte Netz- und Sicherheitsanforderungen zu berücksichtigen, insbesondere, wenn Strom ins öffentliche Netz zurückgespeist werden soll. Der örtliche Stromnetzbetreiber muss darauf vorbereitet sein, und es müssen intelligente Steuerungen sowie ein ordnungsgemäßes Lastmanagement vorhanden sein. Viele rechtliche Fragen sind noch ungeklärt; dazu gehören Rechte für den Zugang zum Netz und die Vergütung für eingespeisten Strom. Hier benötigt es dringend einheitliche gesetzliche Vorgaben, um Vehicle-to-Grid alltagstauglich zu machen.
Aktuell mangelt es vor allem an zertifizierten Wallboxen und kompatiblen Systemkomponenten. „Wallboxen und Fahrzeuge müssen für bidirektionales Laden speziell zertifiziert sein. Hier gibt es bislang nur sehr wenige marktfähige Produkte“, sagt Zalwert. Auch wirtschaftliche Hürden hindern die Verbreitung: Die doppelte Besteuerung der gespeicherten Energie macht bidirektionale Ladesysteme oft unrentabel für viele Nutzer. Dennoch gibt es Fortschritte. Die politische Unterstützung ist im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankert, was ein wichtiges Signal für den regulatorischen Aufbruch darstellt. Inzwischen fördert die KfW-Bank die Anschaffung und Installation bidirektionaler Wallboxen, und Pilotprojekte zeigen auf, wie die Technologie zur Entlastung des Stromnetzes beitragen kann.
Um bidirektionales Laden zur Norm zu machen, sind klare Standards und eine Anpassung des rechtlichen Rahmens unabdingbar, damit in Zukunft Fahrzeuge, Ladeinfrastruktur und Haustechnik optimal ineinandergreifen. Die Anstrengungen, die Energiewende voranzutreiben, zeigen bereits jetzt, wie wichtig moderne Mobilitätslösungen für eine nachhaltige Zukunft sind.
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E-Autos als mobiler Stromspeicher | Presseportal
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Zukünftige Perspektiven des bidirektionalen Ladens für die Energiewende
Das Konzept des bidirektionalen Ladens könnte sich als entscheidend für die Energiewende in Deutschland erweisen. Mit rund 166.000 technisch dafür gerüsteten Elektrofahrzeugen bietet sich hier ungenutztes Potenzial, das sowohl individuelle Haushalte als auch das öffentliche Stromnetz entlasten kann. Experten sehen die Möglichkeit, dass Elektroautos nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern auch als mobile Stromspeicher fungieren könnten. Angesichts der steigenden Anzahl an Elektrofahrzeugen auf den Straßen, wird die Notwendigkeit einer funktionierenden Infrastruktur und klarer rechtlicher Rahmenbedingungen immer deutlicher.
In der Praxis ist die Verbreitung dieser Technologie jedoch stark behindert. Derzeit kennen nur sehr wenige Produkte den nötigen Standard und die zur Zertifizierung erforderlichen technischen Anforderungen sind oft nicht erfüllt. Das bedeutet, dass die breite Masse der E-Auto-Besitzer bislang nicht die Vorteile des bidirektionalen Ladens nutzen kann. Ein wesentlicher Aspekt ist auch die Verdopplung von Steuern und Netzentgelten auf gespeicherte Energie, was die Wirtschaftlichkeit des Systems infrage stellt. Politische Initiativen im Koalitionsvertrag der Bundesregierung sowie Förderprogramme, wie die der KfW-Bank für die Anschaffung bidirektionaler Wallboxen, zeigen jedoch, dass Bewegung in die Sache kommt.
Zusätzlich könnten die Entwicklungen in der Solar- und Speichertechnologie das Potenzial des bidirektionalen Ladens weiter steigern. In Verbindung mit der fortschreitenden Digitalisierung und dem Ausbau intelligenter Haushalts- und Strommanagementsysteme könnten die Verbraucher:innen nicht nur Stromkosten sparen, sondern auch aktiv zur Stabilität des Stromnetzes beitragen. Vor allem in Zeiten hoher Nachfrage könnte die Rückspeisung von überschüssiger Energie aus Elektrofahrzeugen eine wertvolle Ressource darstellen.
Insgesamt ist die Perspektive auf das bidirektionale Laden optimistisch. Mit der geeigneten Betriebssystemarchitektur und der Schaffung einheitlicher Standards, könnte diese Technologie bald eine Schlüsselrolle spielen, um nicht nur die Komplexität der Stromversorgung zu reduzieren, sondern auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern.
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