– Deutsche Umwelthilfe beantragt Baustopp der Gasbohrplattform vor Borkum beim Raad van State
– Geplante Bohrungen bedrohen Riffe, Kegelrobben, Schweinswale und könnten Stickstoffgrenzwerte überschreiten
– DUH, Natuurmonumenten, WWF, BUND und Bürgerinitiative führen juristische Kampagne gegen Gasprojekt
Streit um Gasbohrplattform vor Borkum: Kampf um Umwelt und Recht
Die geplante Gasbohrplattform vor der Küste Borkums sorgt erneut für heftige Auseinandersetzungen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat in Zusammenarbeit mit Partnern aus den Niederlanden und Deutschland beim höchsten niederländischen Gericht, dem Raad van State in Den Haag, einen Baustopp für das Projekt beantragt. Nur wenige Wochen zuvor hatte ein Bündnis unter der Leitung der DUH vor der Rechtbank Den Haag einen entscheidenden Erfolg erzielt: Die Genehmigung für die Gasbohrungen wurde aufgrund einer unzureichenden Umweltfolgenabschätzung annulliert. Der Energiekonzern One-Dyas reagiert darauf, indem er versucht, das ursprüngliche Urteil durch eine neue Genehmigung des niederländischen Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zu umgehen.
Die Bedrohung durch das Gasprojekt ist nach wie vor präsent. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, macht deutlich, dass „Neue Gasbohrungen sind im Jahr 2024 und im Zeitalter der Klimakrise nicht mehr akzeptabel.“ Die Umweltschützer warnen vor erheblichen Gefahren für die empfindlichen Riffe und Meeressäuger wie Kegelrobben und Schweinswale. Zudem befürchten sie, dass die Stickstoffemissionen, die durch das Projekt verursacht werden, die gesetzlichen Grenzwerte überschreiten könnten. Ein weiterer Streitpunkt ist die Tatsache, dass das Gasfeld teilweise in deutschen Gewässern liegt, für die bislang keine Genehmigung erteilt wurde.
Auch die Stadt Borkum erhebt Einwände und hat ein separates Verfahren für einen weiteren Baustopp eingeleitet. Bürgermeister Jürgen Akkermann unterstreicht die rechtlichen Unklarheiten und mahnt: „Die jahrzehntelange Erdgasförderung in Groningen und ihre Folgen warnen uns davor, sich leichtfertig über Bedenken hinwegzusetzen.“ Unterstützung für den Baustopp kommt auch von niederländischen Umweltorganisationen. Jorien Bakker von Natuurmonumenten verweist darauf, dass die Bohrplattform nicht nur ein ästhetisches Problem darstellt, sondern eine ernsthafte Gefahr für die fragile Flora und Fauna der Inseln Schiermonnikoog und Borkum bedeutet. Carl Königel vom WWF Niederlande ergänzt eindringlich: „Die Gasförderung von One-Dyas an diesem Standort wird mit Sicherheit ein erst kürzlich wiederhergestelltes Muschelriff zerstören.“ Der WWF steht gemeinsam mit anderen Umweltgruppen klar hinter dem Ziel, den Bau der Bohrinsel zu verhindern.
Auch in Deutschland wächst der Widerstand. Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen, fordert von der Landesregierung eine klare Haltung gegen neue Erdgasprojekte. Sie weist darauf hin, dass solche Vorhaben im Widerspruch zum Niedersächsischen Klimagesetz stehen und den UNESCO-Welterbestatus des Wattenmeers gefährden könnten. Die Bürgerinitiative Saubere Luft für Ostfriesland unterstützt diese Position. Deren Sprecher Bernd Meyerer hebt hervor, dass wissenschaftliche Untersuchungen auf wertvolle und stickstoffsensible Lebensräume im Projektgebiet hingewiesen haben, die durch die neue Genehmigung weiterhin ignoriert werden würden. Die Debatte um die Gasbohrplattform vor Borkum bleibt damit ein brisanter Konfliktpunkt zwischen Umwelt- und Klimaschutz einerseits und der fossilen Energiegewinnung andererseits.
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Plötzliche Neugenehmigung von Gasbohrungen vor Borkum: Deutsche Umwelthilfe und …
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