Umstrittener Diesel HVO100: Erhöhte Stickoxid-Emissionen und Kritik an der Klimapolitik
Bremen (VBR) – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat erneut beunruhigende Ergebnisse aus ihren Abgasmessungen veröffentlicht und damit die Umweltverträglichkeit des umstrittenen Dieselkraftstoffs HVO100 stark infrage gestellt. Bereits im Juni wurden bei einem VW Touareg Euro-5-Diesel erhöhte Stickoxid-Werte (NOx) festgestellt. Nun bestätigen neue Messungen des Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) der DUH die Bedenken auch bei einem Mercedes E 220 CDI derselben Abgasstufe.
Messungen belegen drastische Erhöhung der Stickoxide
Die Tests des EKI, die unter realen Fahrbedingungen durchgeführt wurden, zeigen eine 17-prozentige Erhöhung der NOx-Emissionen bei der Verwendung von HVO100 im Vergleich zu herkömmlichem Diesel. Die Emissionen stiegen von durchschnittlich 518 mg/km auf 605 mg/km. Dies übersteigt den erlaubten Grenzwert von 180 mg NOx/km um das 3,4-Fache.
„HVO100 ist ein Lobbyskandal-Kraftstoff“
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, äußerte scharfe Kritik an den Äußerungen von Verkehrsminister Volker Wissing, der die Vorteile von HVO100 propagiert hatte. Resch stellte klar, dass HVO100 weder die Schadstoffbelastung in Städten verringert, noch die Stilllegung oder technische Nachrüstung von Millionen Dieselfahrzeugen verhindert.
Bereits im Herbst 2023 hatten Studien des Verkehrsministeriums auf die überhöhten Abgaswerte hingewiesen. Eine Klage auf Herausgabe dieser Daten wurde am 17. Juli beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht. Resch betonte: „Ein Umweltskandal wird daraus, weil das Ministerium diese Untersuchungsergebnisse entgegen der gesetzlichen Verpflichtung zur Veröffentlichung unter Verschluss hält.“
Methodische Kritik und Importabhängigkeit
Axel Friedrich, Leiter des EKI, bestätigte die Erhöhung der NOx-Emissionen durch HVO100 und wies die Kritik des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) zurück, dass die Messergebnisse der DUH nicht reproduzierbar seien. Friedrich sagte: „Absurd ist die Behauptung des Ministeriums, dass das von der DUH verwendete Messverfahren keine ‚reproduzierbaren Messergebnisse‘ liefere.“ Er merkte an, dass das Ministerium selbst solche realen Straßenmessungen nutzt.
Zusätzlich zu den erhöhten Luftschadstoff-Emissionen wirft der Einsatz von HVO100 Fragen zur Importabhängigkeit und möglichen Betrugsrisiken auf. Laut DUH werden 99,9 Prozent der Ausgangsstoffe nicht in Deutschland produziert, sondern größtenteils als angebliche Abfall-Pflanzenöle aus Asien importiert. Es besteht der Verdacht, dass es sich dabei teilweise um umdeklariertes Palmöl handelt, das bekanntermaßen klimaschädlich ist.
Forderung nach transparenten Daten und nachhaltiger Mobilität
Die DUH fordert eine offene und transparente Offenlegung aller relevanten Daten und eine echte Mobilitätswende hin zu nachhaltigeren Lösungen. „Die geplante Nutzung von HVO100 birgt klare Risiken für die Umwelt und die Glaubwürdigkeit der Klimapolitik“, betonte Resch.
Für detaillierte Berichte und weitere Informationen zu den Messungen der DUH finden Interessierte zusätzliche Materialien auf der Website der Deutschen Umwelthilfe.
HVO100 und die Zukunft der Dieseltechnologie
Der jüngste Bericht der DUH fügt sich in eine Reihe von Ereignissen ein, die die Zukunft von Dieselkraftstoffen immer ungewisser machen. Die Debatte um HVO100 steht stellvertretend für die große Herausforderung, vor der die Automobilindustrie und die Politik derzeit stehen: einerseits die Notwendigkeit, umweltfreundlichere Alternativen zu fossilen Brennstoffen zu finden und andererseits die bestehende Infrastruktur und Fahrzeugflotten nicht einfach von heute auf morgen ersetzen zu können.
Vergleichbare Ereignisse wie das Dieselgate und die jüngsten Feinstaubdiskussionen zeigen, dass Automobilhersteller und Gesetzgeber gefordert sind, transparenter und nachhaltiger zu handeln. Prognosen deuten darauf hin, dass der Druck auf diese Akteure weiterhin zunehmen wird, sowohl aus ökologischen als auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Die möglichen Entwicklungen könnten beinhalten, dass noch strengere Emissionsgesetze erlassen werden und die Forschung an alternativen Kraftstoffen und Antriebstechniken intensiviert wird.
Um den Klimazielen näherzukommen, müssen sowohl Politik als auch Industrie verstärkt auf innovative und nachhaltige Lösungen setzen. Dabei könnten Elektro- und Wasserstofffahrzeuge eine zentrale Rolle spielen, doch der Weg dahin ist steinig und mit Herausforderungen gepflastert. Das Beispiel HVO100 zeigt, wie kritisch und zugleich notwendig diese Diskussionen sind.
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Skandal-Kraftstoff HVO100: Deutsche Umwelthilfe misst auch bei weiterem Diesel-Pkw …
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11 Antworten
Also wenn die meisten Stoffe aus Asien kommen und es so viel Palmöl sein könnte, dann ist es doch klar, dass das nicht gut für die Umwelt ist. Warum redet da keiner drüber?
Wenn die NOx-Emissionen wirklich so hoch sind, dann sollten die das HVO100 doch gleich verbieten!
Aber HVO100 ist doch angeblich umweltfreundlicher, ich blick da nicht durch.
Das machen die doch nur, weil sie noch alte Diesel loswerden wollen.
Ich versteh nicht, warum die Politiker immer so komische Entscheidungen treffen. Was bringt denn so ein HVO100?
Vielleicht wollen die damit nur gut dastehen. Klingt ja auch toll, besserer Diesel und so.
Genau, die tun so als wär’s die Lösung für alles. Dabei ist das nur Augenwischerei.
Die DUH hat da wohl Ahnung, wenn die schon Messungen machen. Wieso wird sowas nicht öfter kontrolliert?
Ja genau, die sollten öfter messen. Dann wüssten wir mehr.
Stimmt, aber das kostet doch auch alles Geld, oder?
Ich hab mal gehört, dass Diesel sowieso schlecht für die Umwelt ist. Ob das jetzt HVO100 ist oder normaler Diesel, ist doch egal, oder?