DRV-Hauptstadtkongress 2024: Norbert Fiebig fordert weniger Bürokratie und faire EU-Reiseregeln

Auf dem Hauptstadtkongress des Deutschen Reiseverbandes in Berlin hat Präsident Norbert Fiebig eine politische Kurskorrektur für die Tourismusbranche gefordert. Er verlangt weniger Bürokratie, faire Wettbewerbsbedingungen und verlässliche Rahmenbedingungen angesichts der ernsten wirtschaftlichen Lage. Besonders kritisch sieht der Verband die geplanten EU-Reformen zur Pauschalreiserichtlinie, die er als Gefahr für den deutschen Reisemarkt bewertet.
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Inhaltsübersicht

– DRV-Präsident fordert weniger Bürokratie und verlässliche politische Rahmenbedingungen.
– Kritik an geplanter EU-Pauschalreiserichtlinie wegen wirtschaftlicher Folgen für Reisebüros.
– Trotz hoher Reiselust wächst die Preissensibilität der deutschen Kunden.

DRV-Präsident fordert politische Kurskorrektur: „Das darf so nicht durchgehen“

Auf dem Hauptstadtkongress des Deutschen Reiseverbandes in Berlin hat DRV-Präsident Norbert Fiebig eine klare politische Kurskorrektur eingefordert. „Die wirtschaftliche Lage ist ernst – wir brauchen jetzt verlässliche Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und faire Regeln“, betonte er in seiner Eröffnungsrede. Die Branche stehe unter massivem Druck durch schwache Konjunkturaussichten, steigende Preise und zunehmende Bürokratielast.

Fiebig positionierte sich unmissverständlich: „Wir sagen: Nein zu unnötiger Bürokratie. Nein zu weiteren Wettbewerbsverzerrungen und ja zu einem ausgewogenen Verhältnis von Verbraucherschutz und wirtschaftlicher Tragfähigkeit.“ Trotz der angespannten Lage bleibe die Reiselust der Deutschen ungebrochen, allerdings nehme „die Preissensibilität spürbar zu“. Die Forderung nach politischer Verlässlichkeit und Entlastung zieht sich wie ein roter Faden durch die aktuelle Verbandsarbeit – besonders angesichts der geplanten Überarbeitung der EU-Pauschalreiserichtlinie, die nach Ansicht des DRV existenzielle wirtschaftliche Folgen haben könnte.

EU-Reiseregeln im Check: Was droht, was hilft?

Die geplante Reform der Pauschalreiserichtlinie sorgt in der deutschen Reisebranche für erhebliche Verunsicherung. Während das Europäische Parlament Verbraucherrechte stärken möchte, warnen deutsche Reiseanbieter vor wirtschaftlichen Folgen und zusätzlicher Bürokratie. Die unterschiedlichen Positionen spiegeln auch die markante Bedeutung der Pauschalreise in den einzelnen EU-Ländern wider.

Was plant die EU konkret?

Das Europäische Parlament hat am 5. September 2025 seine Verhandlungsposition für die Überarbeitung der Reiserechte festgelegt. Die Abgeordneten verfolgen dabei mehrere zentrale Ziele:

  • Harmonisierung und Stärkung von Erstattungsansprüchen
  • Klärung der Regeln für Erstattungsgutscheine
  • Ausweitung von Informations- und Stornorechten
  • Präzisierung der Definition Pauschalreise

Gleichzeitig lehnte das Parlament eine von der Kommission vorgeschlagene 25%-Vorauszahlungsgrenze ab (Quelle: Europäisches Parlament, Stand: 05.09.2025).

Aus juristischer Sicht bergen die geplanten Änderungen insbesondere bei modularen Reiseleistungen erhebliche Risiken. Rechtsanwalt Führich warnt in einer Analyse vom 27. Juni 2025 vor erhöhter Rechtsunsicherheit sowie zusätzlichen Bürokratie- und Haftungsrisiken für Reiseanbieter.

Die unterschiedliche Betroffenheit der EU-Länder wird im Ländervergleich deutlich:

Land Anteil Pauschalreisen (2023) Einheit Quelle/Stand
Deutschland 41% Anteil am Reisemarkt Statista, Juli 2024
Spanien 18% Anteil am Reisemarkt Statista, Juli 2024
Italien 16% Anteil am Reisemarkt Statista, Juli 2024
Niederlande 10% Anteil am Reisemarkt Statista, Juli 2024

DRV-Präsident Norbert Fiebig bringt die Sorge der Branche auf den Punkt: „Die Vorstöße des Europäischen Parlaments gehen nicht allein an die wirtschaftliche Substanz der Reisebüros, sie rütteln am Selbstverständnis des Vertriebs.“ Sein Appell an die Bundesregierung: „Deutschland sei für mehr als 40 Prozent aller EU-Pauschalreisen verantwortlich – und die Bundesregierung teile die Sichtweise des Verbandes. Jetzt müsse sie bei der dänischen Ratspräsidentschaft darauf einwirken, um diese Positionen auch durchzusetzen.“

Bürokratie und Absicherung: Wo Firmen entlastet werden

Die Tourismusbranche stemmt sich gegen wachsende Verwaltungslasten. Laut DIHK-Angaben aus Juni 2024 belaufen sich die Bürokratiekosten für ein durchschnittliches Tourismusunternehmen auf rund 8.500 Euro jährlich. Diese Summe bindet Ressourcen, die an anderer Stelle für Innovationen oder Kundenbetreuung fehlen. Der Deutsche Reiseverband (DRV) setzt sich daher für spürbare Entlastungen ein – sowohl bei regulatorischen Vorgaben als auch bei den Sicherungssystemen.

Ein konkretes Ergebnis dieser Bemühungen zeigt sich beim Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF). DRV-Präsident Norbert Fiebig betont: „Durch die stabile finanzielle Ausstattung seien bereits Beitragssenkungen möglich geworden – zum 1. November auf 0,5 Prozent.“ Er bewertet diese Entwicklung als „ein klares Statement für die Unternehmen, die das Vermögen des Fonds mit aufgebaut haben“ und verweist darauf: „Hiervon profitieren am Ende auch die Kunden.“

Parallel zur finanziellen Entlastung fordert der Verband mehr Flexibilität bei Sicherheitsleistungen. Fiebig konkretisiert: „mehr Flexibilität und Gerechtigkeit hinsichtlich bonitätsabhängiger Sicherheitsleistungen“. Dabei sieht er das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) in der Pflicht: „Hier ist es jetzt am BMJV als Aufsicht, diese notwendigen Schritte positiv zu begleiten.“ Diese Forderungen zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit der Reiseunternehmen zu stärken und gleichzeitig das hohe Verbraucherschutzniveau zu erhalten.

Reiseverhalten 2024: Früh buchen, All-Inclusive boomt

Die Reiselust der Deutschen bleibt ungebrochen, doch das Buchungsverhalten hat sich spürbar verändert. Laut DRV-Präsident Norbert Fiebig prägen „kürzere Reisen, günstigere Ziele und ein starker Trend zum Frühbuchen“ das aktuelle Reiseverhalten. Diese Beobachtungen finden sich in aktuellen Marktdaten bestätigt: Die Nachfrage nach Frühbucher-Angeboten für den Sommer 2024 stieg um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Erhebung Mai 2024).

Besonders deutlich zeigt sich der Trend zu komfortablen und kalkulierbaren Reiseformen. All-Inclusive-Angebote verzeichnen ein Wachstum von 12 Prozent, wobei die Mittelstrecke besonders gefragt ist (Erhebung Mai 2024). Diese Entwicklung unterstreicht die Aussage des DRV, dass „die organisierte Reise klar im Trend“ liege. Die Reisenden schätzen die Sicherheit und Verlässlichkeit der Pauschalreise, die Planungssicherheit und Budgetkontrolle bietet.

Die aktuelle Marktentwicklung spiegelt ein gewachsenes Preisbewusstsein wider, das sich in strategischen Buchungsentscheidungen äußert. Sowohl die gestiegene Frühbucher-Nachfrage als auch die Beliebtheit von All-Inclusive-Arrangements zeigen, dass Reisende verstärkt auf Kostentransparenz und finanzielle Planbarkeit setzen. Diese Entwicklung bestätigt die Einschätzung des DRV, dass trotz ungebrochener Reiselust die Preissensibilität der Kunden zunimmt.

Luftverkehr: bezahlbar bleiben und klimafreundlicher werden

Der Luftverkehr steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits muss er für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich bleiben, andererseits gilt es, die Klimaziele zu erreichen. Aktuell liegt der Anteil von Sustainable Aviation Fuel (SAF) im deutschen Luftverkehr bei unter 1 Prozent (Stand: Q3 2025). Diese nachhaltigen Flugkraftstoffe gelten als wichtiger Baustein für eine klimafreundlichere Luftfahrt. Gleichzeitig schreibt die Europäische Union ab 2025 eine Mindestquote von 2 % vor – eine Vorgabe, die die Branche vor erhebliche Umsetzungsfragen stellt.

DRV-Präsident Norbert Fiebig warnt vor den Konsequenzen dieser Entwicklung: „Die Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrs in Deutschland ist infolge der enormen staatlich initiierten Belastungen in Gefahr.“ Seine Sorge gilt der Bezahlbarkeit von Flugreisen: „Flugreisen dürfen nicht wieder zum elitären Luxusgut werden. Deutschland braucht attraktive und kostengünstige Flugverbindungen – für Menschen, Märkte und Wohlstand.“

Die Lösung sieht der Verband nicht allein in regulatorischen Vorgaben. „Allein Vorgaben aus der EU reichen hier nicht aus. Wir brauchen ein Hochfahren der industriellen Produktion zu tragbaren Preisen“, forderte der DRV-Präsident. Denn die gesellschaftliche Akzeptanz des Reisens stehe auf dem Spiel, wenn klimafreundliche Mobilität nicht bezahlbar bleibe. Die Branche sucht nach Wegen, um sowohl den Klimaanforderungen gerecht zu werden als auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit zu wahren.

Tourismusabgaben und Akzeptanz: Balance vor Ort

Die Debatte um Tourismusabgaben gewinnt international an Schärfe. Während viele Städte die Einnahmen zur Finanzierung touristischer Infrastruktur nutzen, warnt der Deutsche Reiseverband (DRV) vor überzogenen Bettensteuern. DRV-Präsident Norbert Fiebig mahnte auf dem Hauptstadtkongress eine angemessene Ausgestaltung an: „Wer hier überdreht, muss sich auf sinkende Nachfrage einstellen.“ Diese Warnung unterstreicht die fragile Balance, die Reiseziele finden müssen: Einerseits die lokale Bevölkerung und Umwelt zu entlasten, andererseits die wirtschaftlichen Vorteile des Tourismus nicht zu gefährden.

Wo Abgaben steigen

Die Entwicklung der Tourismusabgabe in europäischen Metropolen zeigt eine klare Tendenz. Laut einer Analyse der Bundeszentrale für politische Bildung (Stand: November 2024) lagen die Bettensteuern 2023 in beliebten Zielen bereits auf einem beachtlichen Niveau:

Stadt Abgabe (2023) Einheit Quelle/Stand
Barcelona 0,75–4,00 Euro/Nacht Bundeszentrale für politische Bildung, November 2024
Rom 3,00–7,00 Euro/Nacht Bundeszentrale für politische Bildung, November 2024
Athen 1,50–4,00 Euro/Nacht Bundeszentrale für politische Bildung, November 2024
Dubrovnik 2,65 Euro/Nacht Bundeszentrale für politische Bildung, November 2024

Die Analyse prognostiziert zudem eine steigende Tendenz bis 2025. Vor diesem Hintergrund gewinnt Fiebigs Appell an Gewicht: „Tourismus ist insbesondere in den Zielgebieten, die vom Tourismus abhängig sind, Jobmotor und schafft wirtschaftliche und damit gesellschaftliche Stabilität. Diese positiven Effekte müssen wir im Blick behalten, ohne die notwendige Balance zu verlieren.“ Es geht also nicht um ein Ob, sondern um ein Wie. Die Herausforderung für die Destinationen liegt darin, Besucherströme so zu lenken, dass Natur und Bevölkerung geschont werden, ohne die Reisenden durch prohibitive Abgaben zu vergraulen.

Digitalisierung und Fachkräfte: Weichen für morgen

Die Reisebranche befindet sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess. Bereits 2023 nutzten etwa 67 Prozent der touristischen Anbieter in Deutschland digitale Buchungsprozesse – Tendenz steigend. Für 2025 prognostiziert das Statistische Bundesamt einen Anteil von rund 74 Prozent (Stand: Mai 2024). Diese Entwicklung verändert nicht nur Kundeninteraktionen, sondern stellt auch die Unternehmen selbst vor neue Anforderungen.

„Die Grenzen zwischen den Wertschöpfungsstufen verschwimmen zunehmend“, beobachtet der Deutsche Reiseverband. Diese Entwicklung birgt Chancen für jene, die strukturelle Veränderungen frühzeitig antizipieren und neue Techniken konsequent einsetzen. Die fortschreitende Digitalisierung erfordert jedoch auch neue Kompetenzen und stellt die Fachkräfte-Sicherung vor besondere Herausforderungen.

Der erfolgreiche Wandel hängt maßgeblich von qualifizierten Mitarbeitenden ab. „Ohne engagierte, qualifizierte Menschen wird es schwer – aber viele Unternehmen zeigen bereits erfolgreich, wie moderne Arbeitswelten junge Talente anziehen können“, betont der Verband. Die Attraktivität als Arbeitgeber wird damit zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor, der über die Zukunftsfähigkeit der Betriebe mitentscheidet.

Die hier bereitgestellten Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Deutschen Reiseverbandes (DRV).

Weiterführende Quellen:

7 Antworten

  1. ‚Tourismusabgaben‘ sind echt ein heißes Thema! Es ist wichtig, dass Städte Geld verdienen, aber nicht auf Kosten der Reisenden. Welche Alternativen könnten Städte haben? Ich würde gerne mehr darüber erfahren!

  2. ‚Flugreisen dürfen nicht zum Luxusgut werden‘ – das ist so wahr! Der DRV hat recht damit! Ich frage mich, welche Lösungen es geben kann, um das Reisen für alle erschwinglich zu halten.

  3. Ich finde es toll, dass viele Deutsche weiterhin reisen wollen! Aber die steigende Preissensibilität ist ein ernstes Thema. Was denkt ihr über die Preise für Pauschalreisen in Zukunft? Werden sie steigen oder sinken?

  4. Die geplante EU-Richtlinie macht mir Sorgen, besonders für die kleinen Reisebüros. Ich hoffe, dass unsere Regierung auf die Bedürfnisse der Branche hört. Was denkt ihr über die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser neuen Regeln?

    1. Ich stimme dir zu! Die kleinen Reisebüros sind das Herz unserer Tourismusbranche. Wir müssen sie schützen! Was könnte denn konkret getan werden, um diese Unternehmen zu unterstützen?

    2. Ja, es ist besorgniserregend! Ich denke auch, dass eine Balance zwischen Verbraucherschutz und wirtschaftlicher Tragfähigkeit wichtig ist. Wie können wir da einen Dialog starten?

  5. Ich finde es gut, dass der DRV-Präsident sich für weniger Bürokratie einsetzt. Es ist wirklich wichtig, dass wir klare und faire Regeln haben. Wie können wir als Verbraucher auch helfen, um diese Änderungen zu unterstützen?

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