Bremen (VBR). Inmitten der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheit, die viele Branchen erfasst hat, finden sich auch die 110.000 Beschäftigten der deutschen Druckindustrie in einem schwelenden Tarifkonflikt wieder. Am Donnerstag, dem 21. März 2024, endete die zweite Runde der Tarifverhandlungen zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Verband Druck und Medien (BVDM) in Nürnberg, ohne dass ein Durchbruch erzielt werden konnte. Die Parteien liegen in ihren Vorstellungen weit auseinander. Die Verhandlungsführung von ver.di hat das Angebot der Arbeitgeberseite, die Löhne und Gehälter bei einer Laufzeit von 24 Monaten zum 1. Juni 2024 um 2,0 Prozent und zum 1. Juni 2025 um weitere 1,0 Prozent anzuheben, als „völlig unzureichend“ und gar als „reine Provokation“ bezeichnet.
Diese kritische Haltung spiegelt die tiefe Sorge um die Kaufkraft der Beschäftigten in Zeiten starker Preissteigerungen wider. Ver.di-Verhandlungsführerin Rachel Marquardt bringt es auf den Punkt: „Dieses Angebot ist eine reine Provokation! Es zeigt, wie wenig die Arbeitgeberseite die Lebensbedingungen der Beschäftigten in Zeiten starker Preissteigerungen im Blick hat. Ein solches Angebot würde einen weiteren massiven Reallohnverlust für die Beschäftigten in den Druckbetrieben bedeuten und ist völlig inakzeptabel.“ Dies steht in scharfem Kontrast zu den Inflationsprognosen der Bundesregierung für die Jahre 2024 und 2025, die eine Preissteigerung von 2,8 Prozent bzw. zwischen 2,0 und 2,4 Prozent vorhersagen.
Nicht zu übersehen ist dabei der Hintergrund jüngster Entwicklungen: Eine Rekordinflation hat die Ersparnisse und Einkommen der Menschen bereits stark belastet. Die Erwartungshaltung der Beschäftigten, insbesondere in der Druckindustrie, gegenüber ihren Arbeitgebern ist eindeutig. Es wird ein deutliches Signal gefordert, das den gestiegenen Lebenshaltungskosten und den wirtschaftlichen Herausforderungen gerecht wird. „Die Druckindustrie darf nicht weiter abgekoppelt werden. Daher ist unsere Forderung von 12 Prozent mehr als gerechtfertigt“, betont Marquardt, womit sie den tiefgehenden Wunsch nach einer substantiellen Lohnerhöhung unterstreicht.
Mit der nächsten Verhandlungsrunde, die für den 16. April 2024 in Berlin angesetzt ist, kommt eine neue Möglichkeit, die festgefahrenen Positionen zu überwinden. Doch die Zeit drängt, denn die Friedenspflicht in der Druckindustrie endet am 31. März 2024. Sollte bis dahin keine Einigung erzielt werden, könnten die Beschäftigten zu Kampfmaßnahmen greifen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Die Auseinandersetzung in der Druckindustrie ist somit mehr als ein isolierter Tarifstreit; sie ist beispielhaft für die Herausforderungen, vor denen zahlreiche Branchen in Deutschland stehen. Im Kern geht es um die Frage, wie eine faire und gerechte Verteilung der wirtschaftlichen Lasten und Chancen in einer sich rasant verändernden Weltwirtschaft aussehen kann. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob ein Kompromiss gefunden werden kann, der den Realitäten der Beschäftigten Rechnung trägt und die Druckindustrie als attraktiven und gerechten Arbeitsbereich erhält.
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Medien-Info: Zweite Verhandlungsrunde in der Druckindustrie ergebnislos: …
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