Deutschlands Flughäfen fordern politischen Neustart: Drohnenabwehr, Bürokratieabbau und Wettbewerbsfähigkeit im Fokus

Auf ihrer Jahrestagung in Düsseldorf fordern Deutschlands Flughäfen einen politischen Neustart für mehr Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit. Sie sehen sich durch steigende Drohnenvorfälle und wachsende Bürokratie belastet. Zentrale Forderungen sind staatliche Unterstützung bei der Drohnendetektion, der Abbau von Regulierungen und die Abschaffung der Luftverkehrsteuer.
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Inhaltsübersicht

– Deutsche Flughäfen fordern politischen Neustart für Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit.
– Drohnenvorfälle werden als systemisches Sicherheitsrisiko für Flughäfen eingestuft.
– Flughäfen fordern Bürokratieabbau und Senkung staatlicher Standortkosten.

Deutschlands Flughäfen fordern politischen Neustart

Am 5. November 2025 versammelten sich die Vorstände und Geschäftsführer der deutschen Flughäfen in Düsseldorf zur zweitägigen ADV-Jahrestagung. Mit klaren Worten positionierte sich der Flughafenverband ADV: Der Luftverkehrsstandort Deutschland befinde sich an einem Wendepunkt. „Ob Familienbesuch, Wirtschaftstreffen oder die Urlaubsreise – Flughäfen verbinden Menschen mit Menschen, Regionen mit Chancen und Unternehmen mit Märkten. Wenn wir den Anschluss verlieren, verlieren wir nicht nur Marktanteile – wir verlieren Vertrauen, Verbindung und wirtschaftliche Zukunft“, betonte ADV-Präsidentin Aletta von Massenbach.

Die Sicherheitslage spitzt sich zu. Nach jüngsten Drohnensichtungen in München und Brüssel sehen die Flughafenbetreiber ein systemisches Sicherheitsrisiko. Immer häufiger komme es zu Beinahe-Zusammenstößen, Luftraumsperrungen und Flugausfällen. „Flughäfen können und dürfen mit dieser sicherheitspolitischen Herausforderung nicht allein gelassen werden“, so von Massenbach. Sie forderte den Staat auf, seiner hoheitlichen Aufgabe nachzukommen und kritische Infrastrukturen zu schützen.

Gleichzeitig behindert wachsende Bürokratie die Wettbewerbsfähigkeit. Die Flughäfen sehen sich mit immer umfangreicheren Berichtspflichten auf EU- und nationaler Ebene konfrontiert, die sie jährlich in Millionenhöhe belasten. „Wir wollen gestalten – nicht verwalten. Doch aktuell erleben wir eine Regelungswut, die lähmt statt lenkt“, kritisierte die ADV-Präsidentin.

Die Flughäfen richten fünf konkrete Forderungen an Politik und EU-Institutionen:

  • Wettbewerbsbedingungen verbessern: Staatliche Standortkosten senken, Luftverkehrsteuer abschaffen, Luftsicherheitsgebühren deckeln
  • Bürokratieabbau jetzt: Reduzierung der Berichtspflichten, Verschlankung von Genehmigungsprozessen
  • Belastungsstopp bei der Gebäude-Energieeffizienzrichtlinie: Flughafenbetriebe nicht überfordern, sondern differenziert behandeln
  • Konnektivität ausbauen: Luftverkehrsabkommen mit Wachstumsmärkten vorantreiben
  • Dauerhaft die Flugsicherungskosten an kleineren Flughäfen absichern

ADV-Vizepräsident Lars Redeligx brachte die Erwartungshaltung auf den Punkt: „Unsere Flughäfen sind Plattformen für Mobilität, Wirtschaft und Innovation. Wir erwarten von der Politik nicht nur Verständnis – sondern entschlossene Unterstützung.“

Warum Deutschlands Flughäfen einen politischen Neustart fordern

Deutschlands Flughäfen sehen sich einem Dreifachdruck aus Wettbewerbsnachteilen, Sicherheitsrisiken und regulatorischer Überlastung ausgesetzt. Diese Gemengelage erklärt, warum der Flughafenverband ADV auf seiner Jahrestagung 2025 einen grundlegenden politischen Kurswechsel einfordert. Die Luftverkehrsbranche befindet sich an einem Wendepunkt.*

Wettbewerbsfähigkeit unter Druck

Im internationalen Vergleich verlieren deutsche Flughäfen zunehmend an Boden. Hohe Standortkosten, komplexe Genehmigungsverfahren und steigende Abgaben lasten auf den Betreibern. Während europäische Nachbarn ihre Luftverkehrsstandorte gezielt fördern, sehen sich deutsche Airports mit wachsenden Wettbewerbsnachteilen konfrontiert. Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Flughäfen selbst, sondern gefährdet die Konnektivität ganzer Regionen und Wirtschaftsstandorte.

Sicherheitsrisiken mit systemischem Charakter

Die zunehmenden Drohnenvorfälle an Flughäfen haben sich von Einzelphänomenen zu einer sicherheitspolitischen Herausforderung mit systemischer Dimension entwickelt. Flughäfen können diese Aufgabe nicht allein bewältigen, da die Sicherung des Luftraums über Flughafengrenzen hinausreicht und hoheitliche Aufgaben berührt.*

Regulatorische Bürokratie lähmt Innovation

Auf europäischer und nationaler Ebene häufen sich Regulierungen, die Flughäfen in ihrer Handlungsfähigkeit einschränken. Die Gebäude-Energieeffizienzrichtlinie, erweiterte Berichtspflichten und komplexe Genehmigungsprozesse binden Ressourcen, die eigentlich in die Weiterentwicklung der Infrastruktur fließen sollten. Die europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) und nationale Aufsichtsbehörden schaffen ein Regelungsdickicht, das Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Flughäfen behindert.

Die Folgen dieser Entwicklung sind bereits spürbar. Für Reisende bedeutet dies eingeschränkte Mobilitätsoptionen, für Unternehmen erschwerte Marktzugänge und für Regionen den Verlust wirtschaftlicher Perspektiven.*

Die Forderung nach einem politischen Neustart zielt daher nicht nur auf kurzfristige Entlastung, sondern auf die langfristige Sicherung der Luftverkehrsinfrastruktur als Lebensader für Wirtschaft und Gesellschaft. Ohne grundlegende Reformen droht Deutschland den Anschluss an die internationale Entwicklung zu verlieren – mit spürbaren Konsequenzen für Reisende, Wirtschaft und Regionen.

Drohnenvorfälle im Überblick: Zahlen und politische Reaktionen

Die Entwicklung von Drohnenvorfällen in Deutschland zeigt eine deutliche Zunahme der Sicherheitsproblematik. Bereits im Jahr 2024 dokumentierte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) an deutschen Flughäfen 118 Drohnen-Störfälle, darunter neun Vorfälle mit vollständiger Betriebseinstellung. Diese führten zu einem wirtschaftlichen Schaden von rund 500.000 Euro, wobei die durchschnittliche Sperrungsdauer bei 32 Minuten lag (Stand: 2024)*.

Drohnenvorfälle im Zeitverlauf

Die Entwicklung setzte sich im Folgejahr unvermindert fort. Recherchen belegen für das erste Quartal 2025 zahlreiche Drohnensichtungen in mehreren Bundesländern: 46 Vorfälle in Schleswig-Holstein, 35 Sichtungen über militärischen Anlagen in Brandenburg, 272 Vorfälle im Jahresverlauf in Niedersachsen und 68 registrierte Drohnenbegegnungen in Mecklenburg-Vorpommern (Stand: Q1/2025 bzw. Jahresverlauf 2025 für Niedersachsen)*.

Bis Ende August 2025 erreichte die Zahl der Behinderungen an deutschen Flughäfen bereits 144 registrierte Vorfälle – ein Anstieg um 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders betroffen waren der Flughafen Frankfurt mit 35 Vorfällen, gefolgt von Köln/Bonn mit 12 und Düsseldorf mit 9 Behinderungen (Stand: August 2025)*.

Politische Reaktionen und staatliche Maßnahmen

Angesichts dieser Entwicklung reagierte die Politik mit konkreten Maßnahmen. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt kündigte am 3. Oktober 2025 eine Gesetzesänderung an, die Drohnendetektion und -abwehr als staatliche hoheitliche Aufgabe an die Bundeswehr überträgt, um die Sicherheit an Flughäfen zu erhöhen (Stand: 03.10.2025)*.

Diese Entscheidung spiegelt die Forderungen des Flughafenverbandes ADV wider, der bereits zuvor betont hatte: "Flughäfen können und dürfen mit dieser sicherheitspolitischen Herausforderung nicht allein gelassen werden. Die Verantwortung für die Drohnendetektion und -abwehr liegt beim Staat – als Teil seiner hoheitlichen Aufgabe, kritische Infrastrukturen zu schützen."

Zeitliche Übersicht Drohnenvorfälle und politische Reaktionen

Periode Kennzahl / Detail Einheit / Kommentar Quelle / Stand
2024 118 Drohnen-Störfälle Gesamtzahl an deutschen Flughäfen DLR, Stand: 2024*
2024 9 Vorfälle mit vollständiger Betriebseinstellung DLR, Stand: 2024*
2024 500.000 Euro wirtschaftlicher Schaden DLR, Stand: 2024*
2024 32 Minuten durchschnittliche Sperrungsdauer DLR, Stand: 2024*
Q1 2025 46 Vorfälle Schleswig-Holstein Recherchen, Stand: Q1 2025*
Q1 2025 35 Sichtungen Brandenburg (militärische Anlagen) Recherchen, Stand: Q1 2025*
2025 272 Vorfälle Niedersachsen (Jahresverlauf) Recherchen, Stand: 2025*
Q1 2025 68 Vorfälle Mecklenburg-Vorpommern Recherchen, Stand: Q1 2025*
August 2025 144 Behinderungen deutsche Flughäfen (Jan-Aug) Antenne.NRW, Stand: August 2025*
August 2025 +27% Anstieg zum Vorjahr Antenne.NRW, Stand: August 2025*
3. Oktober 2025 Gesetzesänderung Übertragung an Bundeswehr ADV, Stand: 03.10.2025*

Sicherheit, Kosten und Regulierung: Welche Zukunft hat der Luftverkehr?

Die aktuellen Herausforderungen an deutschen Flughäfen betreffen weit mehr als nur die Luftfahrtbranche selbst. Flughäfen bilden wichtige Knotenpunkte für gesellschaftliche Teilhabe, wirtschaftlichen Austausch und regionale Entwicklung. Familienbesuche, Geschäftsreisen und Urlaubsflüge hängen von funktionierenden Luftverkehrsstrukturen ab. Gleichzeitig sehen sich die Standorte mit wachsenden Sicherheitsrisiken, steigenden Betriebskosten und zunehmendem Regulierungsdruck konfrontiert.

Die Flughäfen fordern von der Politik konkrete Maßnahmen, um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. Dazu gehört die klare Zuordnung staatlicher Verantwortung für die Drohnendetektion und -abwehr, da es sich hier um den Schutz kritischer Infrastruktur handelt. Ebenso dringend sind Vereinfachungen bei bürokratischen Prozessen und eine differenzierte Betrachtung von Energieeffizienzvorgaben, die den besonderen Betriebsbedingungen von Flughäfen Rechnung trägt. Die dauerhafte Absicherung der Flugsicherungskosten an kleineren Standorten zählt ebenfalls zu den zentralen Forderungen.

Für Reisende könnten sich die aktuellen Probleme in den kommenden Monaten durch Einschränkungen äußern. Die notwendigen politischen Schritte erfordern ein abgestimmtes Vorgehen verschiedener Ebenen. Die Flughäfen selbst müssen ihre Betriebsprozesse weiter optimieren und in moderne Sicherheitstechnologien investieren. Die Bundesregierung ist gefordert, die Rahmenbedingungen durch Entlastungen bei Steuern und Abgaben zu verbessern. Auf europäischer Ebene geht es um sinnvolle Regulierung, die Sicherheitsstandards gewährleistet, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu beeinträchtigen. Nur durch dieses Zusammenspiel kann der Luftverkehrsstandort Deutschland seine wichtige Rolle für Mobilität und Wirtschaftskraft erhalten.

Die vorliegenden Inhalte und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des Flughafenverbands ADV – Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen.

Weiterführende Quellen:

8 Antworten

  1. Die Herausforderungen für deutsche Flughäfen sind vielfältig und erfordern schnelles Handeln. Die Politik sollte endlich erkennen, dass hier Handlungsbedarf besteht! Welche Maßnahmen haltet ihr für am dringendsten notwendig?

    1. Holger Merkel, ich denke eine Reduzierung von Gebühren wäre ein guter erster Schritt! Das könnte vielen Airlines helfen.

  2. Ich finde es gut, dass der Flughafenverband klare Forderungen stellt! Die Verbindung zwischen Regionen muss gesichert werden. Was denkt ihr über die Idee der Abschaffung der Luftverkehrsteuer?

  3. Es ist erschreckend zu sehen, wie viele Drohnenvorfälle es gibt. Die Zahlen zeigen wirklich einen besorgniserregenden Trend. Was können wir als Gesellschaft tun, um diesen Problemen entgegenzuwirken?

    1. Rherbst, ich denke, wir müssen mehr Aufklärung über Drohnensicherheit betreiben und auch über gesetzliche Regelungen nachdenken.

  4. Die Forderung nach einem politischen Neustart ist absolut gerechtfertigt. Flughäfen sind lebenswichtig für die Wirtschaft und das Reisen. Ich hoffe, dass die Politik endlich handelt und den Druck auf die Flughäfen verringert!

  5. Ich finde die Forderungen der Flughäfen nach weniger Bürokratie und niedrigeren Kosten sehr wichtig. Es ist klar, dass ohne Unterstützung der Politik die Wettbewerbsfähigkeit leidet. Wie sieht es mit den Sicherheitsmaßnahmen aus?

    1. Ich stimme zu, Gunnar79! Die Sicherheitslage ist ernst und Drohnen sind ein großes Problem. Wir sollten darüber diskutieren, wie man diese Herausforderungen besser bewältigen kann.

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