– DRK fordert sicheren Zugang für Hilfsgüter und Helfer im Gazastreifen
– Humanitäre Lage ist katastrophal mit zerstörter Infrastruktur und vielen Traumatisierten
– Organisation bittet um Spenden für humanitäre Hilfe und psychosoziale Unterstützung
Humanitäre Krise im Gazastreifen: DRK fordert sofortigen Zugang für Hilfsgüter
Während die Verhandlungen über ein Gaza-Abkommen voranschreiten, appelliert das Deutsche Rote Kreuz an alle Konfliktparteien, humanitäre Hilfe uneingeschränkt zu ermöglichen. Die Organisation fordert schnellen, sicheren und ungehinderten Zugang für Hilfsgüter und Helfende sowie die strikte Einhaltung des humanitären Völkerrechts. Im Fokus stehen lebensrettende Soforthilfe, Grundversorgung und strukturierte Zugänge zu medizinischen Gütern, Wasseraufbereitungssystemen sowie Kommunikations- und Transportmitteln.
„Viel zu lange hat die Zivilbevölkerung unvorstellbares Leid erfahren. Jegliche Schritte, die nun erfolgen, müssen mit konkreten Maßnahmen zur Linderung des Leidens – sowohl für die palästinensische Zivilbevölkerung als auch die israelischen Geiseln – verbunden sein“, betont DRK-Generalsekretär Christian Reuter. Die humanitäre Lage beschreibt das Rote Kreuz als katastrophal: Weite Teile der öffentlichen Infrastruktur wie Abwassersysteme und Gesundheitseinrichtungen seien zerstört und größtenteils außer Betrieb.
Besondere Priorität hat nach DRK-Angaben der Schutz und die Versorgung der Zivilbevölkerung. „Das humanitäre Völkerrecht muss eingehalten werden. Das heißt auch, neutrale und unparteiische Helfende müssen nicht nur geschützt werden, sondern es muss ein sicherer und ungehinderter Zugang zu notleidenden Menschen ermöglicht werden. Nur so besteht eine Chance, den gigantischen humanitären Bedarfen gerecht zu werden“, so Reuter weiter.
Neben der akuten Nothilfe betont das DRK die Notwendigkeit psychosozialer Unterstützung für die traumatisierte Bevölkerung. Viele Helfende leisteten seit nunmehr zwei Jahren Unvorstellbares und seien mit ihren Kräften am Ende. Daher müssten mehr internationale und palästinensische Helfende aus dem Westjordanland Zugang zum Gazastreifen erhalten. Für den Wiederaufbau fordert die Organisation, lokale Gemeinschaften von Anfang an aktiv in die Prozesse einzubinden.
Humanitäre Hilfe für Gaza: Was bisher erreicht wurde
Die humanitäre Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen stellt eine immense logistische Herausforderung dar. Während internationale Geber Hilfsmittel bereitstellen, bleibt der physische Zugang zu den betroffenen Menschen das zentrale Problem. Deutschland hat seit Oktober 2023 über 300 Millionen Euro für humanitäre Maßnahmen zur Verfügung gestellt, die unter anderem Ernährungssicherung, Klinik-Rehabilitation und Evakuierungen unterstützen (Stand: Oktober 2025, Bundestag/hib).
Finanzierung und Logistik: Was schon läuft
Im August 2025 organisierte die Bundesregierung eine Luftbrücke mit 381 Tonnen Hilfsgütern (Stand: August 2025, Bundesregierung), da Landwege weiterhin blockiert oder zu gefährlich für Transporte blieben. Diese Maßnahmen zeigen, dass Finanzierung und Luftlogistik zwar funktionieren, der von humanitären Organisationen geforderte sichere und ungehinderte Zugang am Boden jedoch die entscheidende Voraussetzung für wirksame Hilfe bleibt. Das humanitäre Völkerrecht verpflichtet Konfliktparteien dazu, humanitären Organisationen diesen Zugang zu ermöglichen – eine Verpflichtung, die in der Praxis oft nicht eingehalten wird.
Die Bereitstellung finanzieller Mittel und die Organisation von Lufttransporten markieren wichtige Schritte, können aber die fehlende Infrastruktur und die Sicherheitsrisiken für Helfer vor Ort nicht ersetzen. Humanitäre Organisationen betonen, dass ohne verlässliche Landkorridore und den Schutz von Hilfskräften die Versorgung der Bevölkerung nicht nachhaltig gewährleistet werden kann.
UN-Plan: Soforthilfe bei Waffenruhe
Die Vereinten Nationen haben für den Fall einer Waffenruhe im Gazastreifen konkrete Hilfsmaßnahmen vorbereitet. Bereits Stand: Oktober 2025 lagerten nach Angaben der UN 170.000 Tonnen Hilfsgüter bereit. Der operative Plan sieht vor, dass im Falle einer Feuerpause täglich 100 Lastwagen mit dringend benötigten Gütern in den Gazastreifen rollen sollen. Zusätzlich zur materiellen Hilfe ist die tägliche Lieferung von 1 Mio. Liter Treibstoff vorgesehen, um die grundlegende Infrastruktur und Transportlogistik am Laufen zu halten. Sechs zerstörte Krankenhäuser sollen wieder in Betrieb genommen werden, um die medizinische Grundversorgung für die Bevölkerung zu gewährleisten.
UN-Plan: Umfang und Bedingungen
Die geplanten UN-Maßnahmen decken sich mit den zentralen Forderungen humanitärer Organisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz. Das DRK hatte in seiner Stellungnahme betont, dass nach einem möglichen Waffenstillstand "schnelle lebensrettende Maßnahmen und die Deckung von Grundbedürfnissen" priorisiert werden müssten. Konkret forderte die Organisation:
- Medizinisches Gerät und Medikamente
- Materialien zur Wasseraufbereitung
- Kommunikationsmittel und Fahrzeuge
Die UN-Notfallplanung adressiert genau diese kritischen Bereiche durch die Bereitstellung von Treibstoff für Generatoren und Wasserpumpen, die Instandsetzung von Gesundheitseinrichtungen und den kontinuierlichen Nachschub via Lastwagenkonvois. Die geplanten 100 Lastwagen pro Tag würden nicht nur Lebensmittel transportieren, sondern auch die von humanitären Organisationen geforderten Spezialgüter für die Wasseraufbereitung und medizinische Versorgung.
Die Vereinten Nationen betonen, dass diese umfangreiche Hilfe nur bei einer dauerhaften Waffenruhe und sicheren Zugangswegen realisierbar ist. Die bereitstehenden 170.000 Tonnen Hilfsgüter bilden dabei die materielle Basis für die erste Phase der humanitären Intervention, während die täglichen Lastwagenlieferungen die kontinuierliche Versorgung der Bevölkerung sicherstellen sollen.
Schutz von Zivilen und Helfenden
Die humanitäre Krise im Gazastreifen zeigt sich besonders deutlich an der Gefährdung derjenigen, die Hilfe leisten wollen oder auf sie angewiesen sind. Innerhalb von nur zwei Wochen im Oktober 2025 kamen mindestens 15 Helfende ums Leben – darunter Mitarbeitende des Palästinensischen Roten Halbmonds, des Zivilschutzes und der Vereinten Nationen. Diese Todesfälle stellen nach Einschätzung von CARE einen schweren Bruch des humanitären Völkerrechts dar (Stand: Oktober 2025).
Bereits im August 2025 hatte die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN) vor anhaltenden Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht gewarnt. Die Zerstörung ziviler Infrastruktur und die Blockade humanitärer Hilfe verschärfen die Lage kontinuierlich (Stand: August 2025). Die Organisation Sea-Eye e.V. brachte im Oktober 2025 eine weitere Dimension zur Sprache: Sie forderte ein Ende der Blockaden und erinnerte an das völkerrechtliche Verbot, Hunger als Kriegswaffe einzusetzen (Stand: Oktober 2025).
Diese verschiedenen Perspektiven verdeutlichen die komplexe Gemengelage zwischen operativer Notwendigkeit, völkerrechtlichen Schutzpflichten und politischer Verantwortung. Während Hilfsorganisationen auf einen sicheren Zugang zu den betroffenen Gebieten drängen, bleiben die Risiken für Einsatzkräfte extrem hoch. Die chronologische Abfolge der Warnungen und Dokumentationen – von der DGVN im August bis zu den jüngsten Meldungen von CARE und Sea-Eye im Oktober 2025 – unterstreicht die Eskalation der humanitären Verstöße.
Vom Abkommen zur Umsetzung
Ein Waffenstillstand allein genügt nicht – die eigentliche Bewährungsprobe humanitärer Hilfe beginnt mit der praktischen Umsetzung. Entscheidend wird sein, ob verlässliche Zugangswege für Hilfsgüter und Helfende geschaffen werden, klare Regeln für Einfuhren gelten und der Schutz von Zivilbevölkerung sowie humanitärem Personal gewährleistet ist. Bereits zugesagte Mittel und etablierte Luftbrücken (Stand: August 2025) müssen nahtlos mit den UN-Planungen vor Ort (Stand: Oktober 2025) verzahnt werden, um Synergien zu nutzen und Doppelstrukturen zu vermeiden.
Die größte Herausforderung liegt darin, Wiederaufbauprozesse von Beginn an bedarfsorientiert zu gestalten und lokale Gemeinschaften aktiv einzubinden. Nur so können Hilfsmaßnahmen nachhaltig wirken und tatsächlich den Lebensrealitäten der Betroffenen entsprechen. Der DRK-Appell zielt genau auf diesen Punkt: Humanitäre Hilfe muss sich an den konkreten Bedürfnissen der Menschen orientieren und lokale Kapazitäten stärken, statt von außen vorgegebene Lösungen zu implementieren.
Dieser Beitrag basiert auf Informationen und Aussagen des Deutschen Roten Kreuzes in einer aktuellen Pressemitteilung.
Weiterführende Quellen:
- „Deutschland stellt seit Oktober 2023 über 300 Mio. Euro für humanitäre Hilfsmaßnahmen im Gazastreifen bereit, darunter Nahrungsmittelhilfe, Rehabilitierung des Nasser-Krankenhauses, Evakuierungsmaßnahmen sowie Impfkampagnen und Luftabwürfe – Stand: Oktober 2025.“ – Quelle: https://bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1043012
- „Die Vereinten Nationen halten 170.000 Tonnen Hilfsgüter bereit und planen bei einer Waffenruhe täglich 100 Lastwagen mit Hilfen, 1 Mio. Liter Treibstoff sowie die Wiederinbetriebnahme von sechs Krankenhäusern im Gazastreifen zu ermöglichen – Stand: Oktober 2025.“ – Quelle: https://de.euronews.com/2025/10/09/die-vereinten-nationen-sind-bereit-uno-mochte-soforthilfe-in-gaza-leisten
- „Die Bundesregierung organisierte gemeinsam mit Jordanien, Frankreich und Großbritannien im August 2025 eine Luftbrücke mit 381 Tonnen Hilfsgütern in den Gazastreifen, da Landwege weiter erschwert sind – Stand: August 2025.“ – Quelle: https://bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/unterstuetzung-israel-2228198
- „Im Oktober 2025 wurden innerhalb von zwei Wochen mindestens 15 Helfende (PRCS, Zivilschutz, UN) im Gazastreifen getötet, was als schwerer Bruch des humanitären Völkerrechts gewertet wird.“ – Quelle: https://care.de/medieninformationen/care-statement-toetung-von-helfenden-im-gazastreifen-ist-bruch-des-internationalen-voelkerrechts
- „Sea-Eye e.V. fordert ein sofortiges Ende der Blockade und Kollektivbestrafung in Gaza und unterstreicht das Verbot von Hunger als Mittel der Kriegsführung – Stand: Oktober 2025.“ – Quelle: https://sea-eye.org/humanitaeres-voelkerrecht-kennt-keine-ausnahmen
- „Die DGVN warnt im August 2025 vor einer anhaltenden Verletzung des humanitären Völkerrechts durch die Zerstörung ziviler Infrastruktur und die Blockade humanitärer Hilfe im Gazastreifen.“ – Quelle: https://dgvn.de/meldung/humanitaeres-voelkerrecht-verteidigen-menschenleben-schuetzen
8 Antworten
„Die Lage dort ist echt katastrophal.“ Da kann ich nur zustimmen! Besonders schlimm finde ich die Situation der Helfer vor Ort – sie riskieren ihr Leben für andere. Was denkt ihr über den Schutz der Helfenden? Sollte das mehr in den Fokus rücken?
Der Zugang für Hilfsgüter muss wirklich verbessert werden! Es ist nicht akzeptabel, dass Menschen in Not so lange warten müssen. Ich frage mich, warum es so schwer ist, humanitäres Völkerrecht durchzusetzen.
Ja genau! Es sollte doch im Interesse aller sein, humanitäre Hilfe zu leisten! Ich hoffe wirklich auf Fortschritte in den Verhandlungen.
@Albrecht Frey Das sehe ich genauso! Wir sollten alle dazu beitragen, dass diese Stimmen gehört werden! Welche Plattformen nutzt ihr für Spenden oder Informationen?
Es ist einfach unvorstellbar, was die Menschen im Gazastreifen durchmachen müssen. Ich finde es wichtig, dass Organisationen wie das DRK sich einsetzen und Spenden sammeln. Wie können wir als Zivilbevölkerung besser unterstützen?
Ich find es echt traurig, wie die Menschen im Gazastreifen leiden. Die Infrastruktur ist kaputt und die Leute brauchen dringend Hilfe. Warum gibt es nicht mehr Unterstützung von der internationalen Gemeinschaft? Ich hoffe, dass bald eine Lösung gefunden wird.
Ja, das stimmt. Es ist schockierend zu sehen, wie viele Menschen dort ohne Hilfe auskommen müssen. Die Bilder sind herzzerreißend. Was denkt ihr, was man noch tun kann, um den Leuten zu helfen?
Ich denke auch, dass mehr Druck auf die Politik nötig ist. Die humanitäre Krise muss endlich ernst genommen werden! Wie kann man aktiv helfen? Hat jemand Vorschläge?