– DKG kritisiert geplante Kürzungen von 1,8 Milliarden Euro für Krankenhäuser
– Verband fordert Aussetzung von Bürokratie und Personalvorgaben als Kompensation
– Offener Brief an Gesundheitsministerin protestiert gegen Sparbeschlüsse der Bundesregierung
Offener Brief an Ministerin: DKG protestiert gegen Sparbeschlüsse
Mit einem offenen Brief an Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) am 15. Oktober 2025 auf die Sparbeschlüsse der Bundesregierung reagiert. Der Verband kritisiert darin die geplanten Einsparungen scharf. Diese Kürzungen treffen die Kliniken in einer Phase wirtschaftlicher Unsicherheit und gefährden die flächendeckende Versorgung.
„Die Bundesregierung begeht mit ihrem Beschluss nichts anderes als Wortbruch gegenüber den Krankenhäusern. Wer gestern nach jahrelangem Druck aus Krankenhäusern und Ländern den Kliniken endlich den dringend benötigten Ausgleich der seit 2022 extrem gestiegenen Preise zukommen lässt, ihnen morgen aber das Geld über die Hintertür wieder abzieht, hat nichts anderes als die völlige Kehrtwende seiner gerade noch verkündeten krankenhauspolitischen Leitlinie vollzogen.“, erklärt DKG-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerald Gaß. Er wirft der Regierung vor, entweder dreist zu handeln oder das System der Krankenhausfinanzierung nicht zu verstehen.
Die DKG macht zugleich konkrete Vorschläge zur Kompensation der fehlenden Mittel. Neben der Aussetzung von Bürokratie und Dokumentationspflichten fordert sie auch ein Moratorium für geplante Sanktionen in Psychiatrien. „Die Krankenhäuser und ihre Beschäftigten leiden bereits unter einer unvorstellbaren Bürokratielast, die sich kontinuierlich ausweitet. Ärztinnen und Ärzte müssen genauso wie Pflegekräfte immer mehr Zeit im Büro statt im Krankenzimmer und im OP verbringen. Im Durchschnitt sind es mittlerweile drei Stunden täglich.“, so Gaß weiter. Diese bürokratische Belastung binde Ressourcen, die eigentlich der Patientenversorgung zugutekommen sollten.
Der Verband betont, dass hier ein enormes Einsparpotential liege – ohne negative Konsequenzen für die Versorgung. Im Gegenteil: Durch Bürokratieabbau könnte die Bundesregierung ein kostensparendes Konjunkturprogramm für Krankenhäuser auflegen und gleichzeitig die flächendeckende Versorgung sichern.
Finanzielle Schieflage und Reformstreit
Die wirtschaftliche Situation deutscher Krankenhäuser bleibt angespannt. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erwartet für das Jahr 2024 ein Defizit von sechs Milliarden Euro (Quelle: ZDF). Diese finanzielle Lücke bildet den Hintergrund für die anhaltende Kritik an den geplanten Sparmaßnahmen der Bundesregierung. Die Kluft zwischen den tatsächlichen Behandlungskosten und den Erlösen der Kliniken wird durch aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes greifbar: Im Jahr 2023 beliefen sich die durchschnittlichen Krankenhauskosten auf 6.456 Euro pro Fall, während der aktuelle Landesbasisfallwert bei 4.044 Euro liegt (Stand: 10/2025). Diese Differenz von 2.412 Euro pro Behandlungsfall unterstreicht die strukturelle Unterfinanzierung, gegen die die Kliniken bereits seit Jahren ankämpfen.
Kritik am KHAG-Entwurf
Der Kabinettsentwurf des Krankenhausreformanpassungsgesetzes (KHAG) stößt bei den Klinikvertretern auf massive Kritik (Stand: 08.10.2025). Im Zentrum des Streits stehen die Finanzierungsfrage und ein Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern. Die geplanten Einsparungen von rund 1,8 Milliarden Euro treffen die Häuser in einer Phase, in der sie bereits mit den Folgen der Preissteigerungen seit 2022 kämpfen. Die DKG wirft der Bundesregierung vor, mit den Kürzungen einen "Wortbruch" zu begehen, nachdem zuvor endlich ein Ausgleich für die gestiegenen Kosten zugesagt worden war. Zudem fehle ein Automatismus zur Erhöhung der Landesbasisfallwerte, die stets Ergebnis schwieriger Verhandlungen zwischen Krankenkassen und Krankenhausgesellschaften auf Länderebene bleiben.
Bürokratie, Personal und Versorgungssicherheit
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert eine Aussetzung von Bürokratie und Sanktionen – ein Appell, der auf reale Probleme in der Versorgungspraxis verweist.
Bürokratiebelastung in Kliniken
Aktuelle Zahlen zeigen das Ausmaß der administrativen Last: Beschäftigte im Gesundheitswesen verbringen durchschnittlich drei Stunden täglich mit Verwaltungstätigkeiten, während nur 5,5 Stunden für die direkte Patientenversorgung bleiben (OECD, Stand: Oktober 2025). Diese Verteilung bedeutet, dass ein erheblicher Teil der Arbeitszeit für Dokumentation und bürokratische Aufgaben aufgewendet wird – Zeit, die an anderer Stelle fehlt. Die Folge ist eine spürbare Verknappung der eigentlichen Versorgungszeit pro Patient.
Parallel warnen Fachverbände vor den systemischen Risiken. Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV) wies im Oktober 2025 darauf hin, dass die Kombination aus starren Personalvorgaben, Strukturanforderungen und Sparmaßnahmen die Versorgungssicherheit gefährdet. Diese Einschätzung unterstreicht die DKG-Kritik und macht deutlich:
- Personalmangel erschwert die Einhaltung von Richtlinien
- Strukturelle Überlastung kann zu Versorgungsengpässen führen
Die Warnungen zeigen, dass bürokratische Hürden und Personalprobleme keine isolierten Phänomene sind, sondern sich wechselseitig verstärken und letztlich die Qualität der medizinischen Versorgung beeinträchtigen.
Fakten-Check: Zahlen zur Klinik-Lage auf einen Blick
Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser lässt sich anhand konkreter Kennzahlen verdeutlichen. Die folgende Tabelle fasst ausgewählte Indikatoren zusammen und bietet Lesern einen schnellen Überblick über die aktuelle Lage.
Ausgewählte Kennzahlen zur Lage der Kliniken
| Jahr | Indikator | Wert | Einheit/Kommentar | Quelle / Stand |
|---|---|---|---|---|
| 2023 | Durchschnittliche Krankenhauskosten pro Fall | 6.456 | EUR | Statistisches Bundesamt / Stand: 2023 |
| 10/2025 | Landesbasisfallwert (Durchschnittsangabe) | 4.044 | EUR | Statistisches Bundesamt / Stand: 10/2025 |
| 2024 | Verwaltung vs. Versorgung (Durchschnitt) | 3 Std. Verwaltung / 5,5 Std. Versorgung | Stunden/Tag | OECD / Stand: 10/2025 |
Die Gegenüberstellung von Kosten und Erlösen zeigt eine deutliche Schieflage. Während die durchschnittlichen Kosten pro Behandlungsfall bei 6.456 Euro liegen (Stand: 2023), beträgt der durchschnittliche Erlös (Landesbasisfallwert) nur 4.044 Euro (Stand: 10/2025). Ein weiterer kritischer Punkt ist der hohe bürokratische Aufwand: Im Schnitt verbringen Mitarbeiter täglich drei Stunden mit Verwaltungstätigkeiten – Zeit, die an anderer Stelle in der Patientenversorgung fehlt.
Die anhaltende Finanzierungslücke und die geplanten Kürzungen könnten die Patientenversorgung spürbar treffen, etwa durch längere Wartezeiten oder den Rückbau von Angeboten. Als politische Gegenmaßnahmen werden unter anderem Entbürokratisierung und eine verlässlichere Finanzierungsgrundlage diskutiert, um die flächendeckende Krankenhausversorgung langfristig zu sichern.
Die nachfolgenden Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Weiterführende Quellen:
- „Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) erwartet 2024 ein Defizit von sechs Milliarden Euro und warnt vor Einschränkungen in der Patientenversorgung wie verlängerten Wartelisten für planbare Operationen.“ – Quelle: https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/klinik-klinikreform-krankenhausgipfel-kritik-patientenversorgung-lauterbach-100.html
- „Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach berichtet, dass etwa ein Drittel der 1.719 Krankenhäuser in Deutschland rote Zahlen schreibt und viele von Insolvenz bedroht sind; bis zu 20 Prozent könnten schließen, was die flächendeckende Versorgung gefährdet.“ – Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/krankenhaeuser-reform-lauterbach-fallpauschale-100.html
- „Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV) warnt im Oktober 2025, dass neue Personal- und Strukturvorgaben zusammen mit Sparmaßnahmen die Versorgungssicherheit ernsthaft gefährden, da sinkende Einnahmen auf steigende gesetzliche Kosten treffen.“ – Quelle: https://www.presseportal.de/pm/126495/6137700
- „Der Kabinettsentwurf des Krankenhausreformanpassungsgesetzes (KHAG; Stand 08.10.2025) wird kritisiert, weil er weder stabile Finanzierung noch ausreichenden Bürokratieabbau sicherstellt; bundesweite Vorgaben könnten die Versorgung auf Landesebene gefährden.“ – Quelle: https://www.verbandsbuero.de/krankenhausreform-2025-kritik-finanzierungsprobleme-und-kompetenzstreit-zwischen-bund-und-laendern/
- „Die Landesbasisfallwerte steigen zwar, bleiben aber weiterhin unter den durchschnittlichen Krankenhauskosten, die 2023 bei 6.456 EUR pro Fall lagen im Vergleich zu einem Landesbasisfallwert von 4.044 EUR (Stand: 10/2025).“ – Quelle: https://www.destatis.de
- „Im Krankenhausbereich ist der Bürokratieaufwand hoch: 2024 verbringen Beschäftigte durchschnittlich drei Stunden täglich mit Verwaltung, während nur 5,5 Stunden der Patientenversorgung gewidmet sind (Stand: 10/2025).“ – Quelle: https://www.oecd.org/health/


10 Antworten
Ich habe von den Plänen gehört und bin wirklich besorgt über die Einsparungen im Gesundheitswesen! Diese Kürzungen könnten ernsthafte Folgen für uns alle haben oder etwa nicht?
Ja das stimmt! Und was denkt ihr über mögliche Lösungen oder Alternativen zur Finanzierung? Gibt es Vorschläge?
…die Situation in unseren Kliniken ist alarmierend und ich hoffe sehr auf positive Veränderungen durch das DKG Engagement! Wer könnte uns unterstützen?
…viele Menschen haben nicht einmal eine Vorstellung davon, was hinter den Kulissen abläuft. Es wäre gut, mehr Aufklärung darüber zu bekommen!
Die finanzielle Schieflage der Krankenhäuser muss dringend angesprochen werden. Ich verstehe nicht, warum die Regierung hier nicht schneller handelt! Was können wir als Bürger tun?
Ich denke, wir sollten mehr Druck auf die Politik ausüben und unsere Bedenken äußern! Vielleicht könnten Petitionen helfen?
Es ist erschreckend zu sehen, wie viel Zeit mit Bürokratie verloren geht. Drei Stunden täglich für Verwaltung sind einfach zu viel! Gibt es denn keine besseren Alternativen?
Ich finde es wichtig, dass die DKG sich zu den Kürzungen äußert. Es ist wirklich besorgniserregend, wie die Qualität der Patientenversorgung darunter leiden könnte. Wer denkt an die Beschäftigten, die unter der Bürokratie leiden? Was ist eure Meinung dazu?
Das stimmt! Die Bürokratie sollte reduziert werden, damit Ärzte und Pflegekräfte mehr Zeit für ihre Patienten haben. Ich frage mich, ob es wirklich eine Lösung gibt?
Ja, das Thema ist sehr komplex. Es wäre interessant zu wissen, wie andere Länder mit ähnlichen Problemen umgehen.