– DKG kritisiert Krankenhausreform als verdeckten Strukturwandel mit massiven Einsparungen
– Bundesregierung plant Kürzungen von 1,8 Milliarden Euro zulasten der Krankenhäuser
– Reform führt zu Standortschließungen und gefährdet Patientenversorgung sowie Arbeitsplätze
DKG fordert Krisengipfel: "Politik muss endlich Verantwortung übernehmen"
In einer scharfen Erklärung vom 17. Oktober 2025 wirft die Deutsche Krankenhausgesellschaft der Bundesregierung vor, mit der Krankenhausreform gezielt den Abbau von Standorten und Betten voranzutreiben, ohne sich dazu öffentlich zu bekennen. "Die Politik muss endlich Verantwortung übernehmen und sich öffentlich zu den wahren Zielen der Krankenhausreform bekennen", lautet der zentrale Vorwurf des Dachverbands der Krankenhausträger.
Die DKG macht deutlich: "Die Krankenhausträger sind nicht mehr bereit, sich von der Politik hinhalten zu lassen." Konkret kritisiert der Verband, dass die Bundesregierung mit dem Kabinettsbeschluss zum Krankenhausreformanpassungsgesetz und avisierten Kürzungen von 1,8 Milliarden Euro "den Krankenhausträgern unmissverständlich klar" mache, "dass die Politik massive Einsparungen sowie eine deutliche Reduktion von Krankenhausstandorten und Krankenhausbetten und damit verbunden insgesamt stationären Leistungen vornehmen möchte und Qualitätsverbesserung für sie nicht mehr im Vordergrund steht."
Besonders brisant: Die DKG wirft dem Bund vor, bewusst falsche Eindrücke zu erwecken. "Der Bund will den Anschein erwecken, dass die Krankenhausreform keine tiefgreifenden Strukturveränderungen zur Folge hätte", heißt es in der Erklärung. Tatsächlich würden die Krankenhäuser "über ausufernde Regulierungen und nachweislich untaugliche Maßnahmen immer stärker in die Enge getrieben." Das Ergebnis sei ein Abbau von Krankenhausstandorten, "zu dem sich die Politik selbst nicht bekennen möchte."
Als konkrete Problemfelder nennt die DKG in ihrer Erklärung unter anderem:
- Das Festhalten an einer "untauglichen Vorhaltefinanzierung", die kleinere Krankenhäuser benachteilige
- Weitere Regulierung des Leistungsgeschehens durch "umfassende Struktur- und Personalvorgaben"
- Die "umfassende Verschiebung von bisher stationären Krankenhausleistungen in den ambulanten Sektor zulasten der Kliniken"
- Bürokratieausweitung und erneutes Aufreißen von Finanzierungslücken
Die DKG stellt die Bundesregierung vor eine grundlegende Frage: "Wie viele Krankenhäuser und Betten sollen seiner Einschätzung nach in den jeweiligen Bundesländern künftig an welchen Standorten mit welchem stationären Leistungsvolumen noch zur Verfügung stehen und wie soll dieser Reduktionsprozess ablaufen?"
Als Konsequenz fordert die Krankenhausgesellschaft die Politik auf, "jetzt endlich Farbe zu bekennen und einen Krisengipfel einzuberufen". Die Krankenhäuser benötigten dringend Klarheit über die künftige Versorgungsplanung – besonders angesichts der Tatsache, dass durch die aktuellen Sparmaßnahmen "weniger als ein Quartal vor dem Beginn des neuen Jahres die Wirtschaftsplanung der Krankenhäuser zusammenbricht."
Reformbausteine im Fokus: Was sich 2025 ändern soll
Die Krankenhausreform setzt auf drei zentrale Instrumente, die das deutsche Gesundheitssystem grundlegend umgestalten sollen. Das Leistungsgruppensystem soll die Versorgung patientenorientierter gestalten, indem es Behandlungen in klar definierte Kategorien einteilt (Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de). Vorhaltepauschalen sollen die Bereitschaft zur Behandlung unplanbarer Notfälle fairer vergüten – unabhängig von der tatsächlichen Auslastung (Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de). Ab 2026 kommt der Transformationsfonds mit bis zu 50 Milliarden Euro (Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de) hinzu, um Kliniken bei der Anpassung an die neuen Strukturen zu unterstützen.
Was die Reform offiziell erreichen will
Laut Bundesgesundheitsministerium zielt die Reform auf mehr Qualität, Wirtschaftlichkeit und Transparenz im Krankenhauswesen (Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de). Das Leistungsgruppensystem soll vergleichbare Behandlungen vergleichbar vergüten und damit Fehlanreize reduzieren. Die Vorhaltepauschalen sollen insbesondere kleinere Häuser in der Fläche absichern, die Notfallversorgung vorhalten müssen, ohne dass diese ständig ausgelastet ist. Der Transformationsfonds soll den Übergang erleichtern und Investitionen in moderne Versorgungsstrukturen ermöglichen.
Worum die Kontroverse kreist
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sieht in denselben Instrumenten jedoch erhebliche Probleme. Die als "untauglich" bezeichnete Vorhaltefinanzierung löse die eigentlichen Probleme der Vorhaltung nicht und lasse "vor allem kleinere Krankenhäuser im Regen stehen" (Quelle: https://www.dkgev.de). Die umfassenden Struktur- und Personalvorgaben im Zuge der Leistungsgruppen-Einführung seien für viele Häuser "unerfüllbar". Statt einer geordneten Transformation befürchtet die DKG einen "kalten Strukturwandel", der zu ungesteuerten Standortschließungen führe, ohne dass die Politik dafür die Verantwortung übernehme.
Die Kluft zwischen Reformzielen und Kritik zeigt sich besonders deutlich in der Frage der Strukturveränderungen. Während das Ministerium auf qualitative Verbesserungen setzt, warnt die DKG vor einem "deutlichen Abbau von Krankenhausstandorten und Krankenhausbetten". Die Kontroverse dreht sich letztlich um die grundsätzliche Frage: Führt die Reform zu einer effizienteren Patientenversorgung oder zu einem ungesteuerten Rückbau der Krankenhauslandschaft?
Zahlen und Fakten zur deutschen Krankenhauslandschaft
Die aktuelle Diskussion um die Krankenhausreform findet vor dem Hintergrund einer bedeutenden Versorgungsinfrastruktur statt, deren Dimensionen sich in konkreten Zahlen fassen lassen. Die deutsche Krankenhauslandschaft umfasst 1.874 Krankenhäuser (Stand: 2023), die jährlich etwa 17 Millionen stationäre Patienten versorgen. Hinzu kommen rund 23 Millionen ambulante Behandlungsfälle pro Jahr, ebenfalls bezogen auf das Jahr 2023. Diese Versorgungsleistung erbringen 1,4 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Sektors unterstreicht ein Jahresumsatz von 141 Milliarden Euro in deutschen Krankenhäusern, wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft in ihrer Pressemitteilung vom 17. Oktober 2025 mitteilte. Genau zu diesem Zeitpunkt kündigte die Bundesregierung Einsparungen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro jährlich für die Krankenhäuser an.
Als Gegenpol zu diesen Kürzungen steht der Transformationsfonds bereit, der nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ein Volumen von bis zu 50 Milliarden Euro umfasst (Stand: 2025). Seine Wirkung entfaltet dieser Fonds ab dem Jahr 2026.
Zur besseren Übersicht fasst die folgende Tabelle die zentralen Kennzahlen zusammen:
| Jahr | Kennzahl | Wert | Einheit | Quelle/Stand |
|---|---|---|---|---|
| 2023 | Anzahl Krankenhäuser | 1.874 | Stück | DKG, Stand 2023 |
| 2023 | Stationäre Fälle | 17.000.000 | Patienten/Jahr | DKG, Stand 2023 |
| 2023 | Ambulante Fälle | 23.000.000 | Fälle/Jahr | DKG, Stand 2023 |
| 2023 | Personal | 1.400.000 | Mitarbeiter | DKG, Stand 2023 |
| 2025 | Angekündigte Einsparungen | 1.800.000.000 | Euro/Jahr | DKG, Veröffentlichung 17.10.2025 |
| 2025 | Transformationsfonds | 50.000.000.000 | Euro | Bundesgesundheitsministerium, Stand 2025 |
Ländliche Versorgung unter Druck
Die Krankenhausreform von 2025 zielt laut Bundesgesundheitsministerium darauf ab, die stationäre Versorgung qualitativ zu verbessern und wirtschaftlich nachhaltiger zu gestalten (Stand: 2025). Doch Kritiker sehen erhebliche Risiken für die flächendeckende medizinische Versorgung, insbesondere in strukturschwachen Regionen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnt, dass die Reform zu einem weiteren Abbau von Krankenhausstandorten besonders in ländlichen Regionen führen könnte (Stand: 2025).
Risiken für ländliche Kliniken
Die Sorge um ländliche Krankenhäuser speist sich aus mehreren Faktoren der Reform. Die festgelegte Regel, dass Gebäude eines Standorts nicht weiter als 2000 Meter voneinander entfernt sein dürfen, erschwert sinnvolle Kooperationen zwischen kleineren Häusern. Gleichzeitig sollen umfassende Struktur- und Personalvorgaben eingeführt werden, von denen die Politik laut DKG weiß, „dass sie für viele Krankenhäuser unerfüllbar bleiben“.
Diese Entwicklung könnte konkrete Folgen für die Versorgung haben:
- Längere Anfahrtswege: Patienten müssten weitere Strecken zur nächsten Klinik zurücklegen
- Strukturverlust: Regionen verlieren wichtige Arbeitgeber und medizinische Infrastruktur
- Personalbelastung: In verbleibenden Häusern steigt der Druck auf die Beschäftigten
- Wirtschaftliche Folgen: Ganze Regionen könnten wirtschaftlich geschwächt werden
Folgen für Personal und Patienten
Die angekündigten Sparmaßnahmen von 1,8 Milliarden Euro zulasten der Krankenhäuser treffen auf ein bereits angespanntes System. Die umfassende Verschiebung von bisher stationären Krankenhausleistungen in den ambulanten Sektor bringt zusätzliche Unsicherheiten für das Klinikpersonal. Gleichzeitig wird die ohnehin bereits ausufernde Bürokratie weiter ausgebaut, was Ressourcen bindet, die eigentlich der Patientenversorgung zugutekommen sollten.
Als finanzpolitisches Instrument zur Modernisierung steht ab 2026 der Transformationsfonds mit bis zu 50 Milliarden Euro bereit (Stand: 2025). Ob diese Mittel jedoch rechtzeitig und gezielt dort ankommen, wo sie am dringendsten benötigt werden – nämlich in den von Schließung bedrohten ländlichen Kliniken – bleibt eine offene Frage. Die chronologische Abfolge von Reform 2025 und Fondsstart 2026 birgt die Gefahr, dass einige Häuser die Übergangsphase nicht überstehen.
Krankenhausreform: Welche politischen Weichen jetzt zu stellen sind
Die Debatte um die Krankenhausreform hat eine entscheidende Phase erreicht. Nach den grundlegenden Forderungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft nach Transparenz und einem Krisengipfel stellt sich nun die Frage, welche konkreten politischen Schritte folgen müssen. Die Krankenhäuser brauchen keine weiteren Lippenbekenntnisse, sondern verbindliche Zusagen für die kommenden Jahre.
Die Politik steht vor der Aufgabe, transparente Transformationspfade zu entwickeln, die den Krankenhäusern Planungssicherheit geben. Die anstehende Reform 2025 markiert einen entscheidenden Zeitpunkt, der jetzt vorbereitet werden muss. Es geht darum, einen geordneten Wandel zu gestalten, der die Versorgungsqualität erhält und gleichzeitig die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Krankenhäuser sichert.
Redaktioneller Hinweis: Für eine vertiefte Berichterstattung könnten Interviews mit Vertreter:innen des Bundesgesundheitsministeriums, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und eines Klinikträgerverbandes ergänzende Perspektiven bieten.
Die hier enthaltenen Informationen basieren auf einer Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Weiterführende Quellen:
- „Die deutsche Krankenhausreform 2025 zielt darauf ab, die stationäre Versorgung qualitativ zu verbessern und wirtschaftlich nachhaltiger zu gestalten; zentrale Elemente sind das Leistungsgruppensystem und Vorhaltepauschalen.“ – Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de
- „Ab 2026 wird der Transformationsfonds mit bis zu 50 Milliarden Euro die Modernisierung der Krankenhausstrukturen fördern und so die Versorgungsqualität und Effizienz erhöhen.“ – Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de
- „Kritiker wie die Deutsche Krankenhausgesellschaft befürchten, dass die Reform zu einem weiteren Abbau von Krankenhausstandorten besonders in ländlichen Regionen führt, da die Vorhaltefinanzierung kleinere Kliniken nicht ausreichend schützt.“ – Quelle: https://www.dkgev.de


11 Antworten
Die DKG hat vollkommen recht mit ihrer Kritik! Wir brauchen dringend Klarheit über die Krankenhausstrukturen in Zukunft. Wer kümmert sich um die ländliche Versorgung? Das könnte fatale Folgen haben.
Das ist ein großes Thema! Es betrifft uns alle und wir müssen sicherstellen, dass jeder Zugang zur medizinischen Versorgung hat.
Genau! Und ich hoffe wirklich, dass es bald einen Krisengipfel gibt, wo diese Themen ernsthaft diskutiert werden.
Die Situation ist wirklich alarmierend! Ich denke, wir sollten alle unsere Stimmen erheben und darauf drängen, dass die Politik ihre Entscheidungen überdenkt und transparent kommuniziert.
Diese Reform scheint wirklich viele Nachteile für die Krankenhäuser zu bringen. Es wäre hilfreich zu wissen, welche konkreten Maßnahmen die Politik plant, um den betroffenen Einrichtungen zu helfen. Gibt es dafür einen Plan?
Ich frage mich auch, ob der Transformationsfonds tatsächlich rechtzeitig ankommt oder ob es Verzögerungen geben wird.
Ja genau! Die Koordination und Planung müssen besser werden, damit wir keine ungewollten Schließungen erleben.
Die Kritik der DKG ist absolut nachvollziehbar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche massiven Einsparungen ohne Folgen bleiben können. Was passiert mit den Arbeitsplätzen und der Patientenversorgung? Wo bleibt die Transparenz?
Ich finde es sehr besorgniserregend, wie die Krankenhausreform von der Bundesregierung angegangen wird. Die Einsparungen von 1,8 Milliarden Euro werden sicher negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung haben. Wie kann man so etwas verantworten?
Ich stimme zu! Diese Einsparungen könnten viele kleinere Krankenhäuser in eine schwierige Lage bringen. Was denkt ihr, wie sich das auf die ländlichen Regionen auswirken wird?
Das ist echt ein großes Problem, besonders wenn man bedenkt, dass gerade in ländlichen Gebieten oft nicht genügend Alternativen vorhanden sind.