Künstliche Intelligenz im Journalismus: Wie Medienwandel, Demokratie und Digitalisierung Regulierung erfordern

Beim öffentlichen Fachgespräch des Kulturausschusses stellten Gewerkschaften, Verbände und Wissenschaftler*innen die Potenziale und Risiken von Künstlicher Intelligenz im Journalismus heraus – von der Unterstützung aufwendiger Recherchen wie bei den Panama Papers bis zur Gefahr von Personalabbau und europäischer Technologieabhängigkeit. Im Mittelpunkt standen Forderungen nach Mitbestimmung von Redaktionsteams beim KI-Einsatz sowie einer verpflichtenden Kennzeichnung maschinell erzeugter Inhalte, um Transparenz zu sichern und die demokratische Funktion der Medien zu wahren.
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Inhaltsübersicht

– Kulturausschuss in Bremen diskutiert öffentlich Potenziale und Herausforderungen des KI-Einsatzes im Journalismus
– KI ermöglicht tiefgreifende Recherchen wie „Panama Papers“, entlastet Reporter, birgt jedoch Jobabbau-Risiken
– Experten fordern Mitbestimmung, Transparenzpflicht und regulatorische Anpassungen für faire KI-Integration im Medienbereich

Fachgespräch des Kulturausschusses zur Künstlichen Intelligenz in den Medien

Im Zuge eines öffentlichen Fachgesprächs, das am Mittwoch vom Kulturausschuss einberufen wurde, rückte eine technologiegetriebene Debatte in den Fokus: Die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) im Medienbereich. Expertinnen und Experten aus verschiedenen Sektoren – darunter Gewerkschaften, Berufsverbände sowie Vertreter aus Unternehmen und der Wissenschaft – diskutierten die Chancen und Herausforderungen, die mit dem Einsatz von KI in Journalismus und Medienproduktion verbunden sind.

Hanna Möllers vom Deutschen Journalistenverband hob die Bedeutung von KI bei investigativem Journalismus hervor: „Insbesondere Hanna Möllers vom Deutschen Journalistenverband betonte Klarsichten wie jene zur Aufdeckung der ‘Panama Papers’, einem Skandal, dessen Untersuchungen ohne die Unterstützung durch KI vermutlich nicht realisierbar gewesen wären; angesichts einer Flut von 11,6 Millionen Dokumenten ist dies kaum verwunderlich.“ Für Journalistinnen und Journalisten eröffnen diese Technologien die Möglichkeit, sich verstärkt auf zentrale Tätigkeiten wie Interviews oder tiefgreifende Recherchen zu konzentrieren: „Derartige Technologien ermöglichen es Journalistinnen und Journalisten sich stärker auf ihre zentralen Tätigkeiten wie Interviews oder tiefgreifende Recherchen zu konzentrieren.“ Zugleich warnte Möllers vor einem unsachgemäßen Einsatz von KI als Vorwand für Einsparungen und Personalabbau: „Jedoch warnte sie auch vor einem missbräuchlichen Einsparungs- und Personalabbauansatz in Bezug auf diese Technik.“

Matthias von Fintel von Ver.di unterstrich die Bedeutung menschlicher Arbeit im Journalismus gegenüber der Übernahme durch Maschinenintelligenz. Er plädierte dafür, dass Redaktionsteams ein Mitbestimmungsrecht beim Ausmaß des KI-Einsatzes erhalten sollten: „Ihm folgend plädierte er dafür, dass Redaktionsteams Mitbestimmungsrecht beim Grad des KI-Einsatzes erhalten sollten.“ Er präsentierte zudem Daten einer Studie, nach denen bereits jetzt ein Drittel der Mitglieder bestimmter Verwertungsgesellschaften in Deutschland sowie Frankreich auf intelligente Algorithmen setzen – bei Jüngeren unter 35 Jahren sogar jeder Zweite: „Er präsentierte Daten einer Studie nach denen bereits jetzt ein Drittel Mitglieder bestimmter Verwertungsgesellschaft in Deutschland sowie Frankreich auf intelligente Algorithmen setzen; bei Jüngeren (<35 Jahre) gar jeder Zweite.“

Über den Journalismus hinaus argumentierte Kilian für eine inklusive Zugänglichkeit zu Kunst- und Medienangeboten, die durch KI-Technologien wie das Übersetzen schwieriger Texte oder komplexer Zusammenhänge zur Barrierereduzierung beitragen kann: „Kilian argumentierte weiterhin für eine inklusive Zugänglichkeit zu Kunst-und-Medienangeboten durch Barrierereduzierung mittels Übersetzen schwieriger Texte oder komplexer Zusammenhänge.“

Einen dringlichen Warnhinweis formulierte Sebastian Sober von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Er skizzierte ein Szenario, das die vertiefte Abhängigkeit Europas von Nicht-EU-KI-Technologien und den damit verbundenen Wertabfluss ins außereuropäische Ausland beschreibt, was vergleichbare Risiken wie einst bei Suchmaschinentechnologien mit sich bringt. Seiner Ansicht nach müsse die Entwicklungschancengleichheit durch regulative Maßnahmen gefördert werden, etwa Anpassungen im Kartell- oder Steuerrecht: „Ein drohendes Szenario skizziert Sebastian Sober von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg: Eine vertiefende Abhängigkeit Europas gegenüber Nicht-EU-KI-Techologien nebst Wertabflüssen ins außereuropäische Ausland was vergleichbare Risiken wie anno dazumal bei Suchmaschinentechnologien suggeriert – Entwicklungschancengleichheit müsse also regulativ gefördert werden über Anpassungen beispielsweise im Kartell-oder Steuerrecht.“

Für mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit sprachen sich Niklas Maamar und Matthias von Fintel für eine Kennzeichnungspflicht von Inhalten aus, die mithilfe künstlicher Intelligenz erzeugt wurden. Dies gelte besonders dort, wo Authentizität wesentlich ist, etwa im journalistischen Kontext: „Für Transparenz argumentieren schließlich sowohl Niklas Maamar als auch wiederum Matthias von Fintel bezüglich einer Kennzeichnungspflicht für Inhalte generiert mittels künstlicher Intelligenz besonders dort wo Authentizität wesentlich ist wie im journalistischen Kontext.“

Der Fachgesprächsaustausch verdeutlicht einen klaren Trend zur Integration digitaler Innovation innerhalb medialer und journalistischer Arbeitsbereiche. Gleichzeitig zeigen sich deutliche Vorbehalte gegenüber einer sozialgerechten Umsetzung und der Notwendigkeit einer politischen und regulatorischen Begleitung, um demokratische Funktionstraditionen in diesem Feld zu schützen: „Dieser Gedankenaustausch verdeutlicht einen klaren Trend zur Integration digitaler Innovation innerhalb medial-journalistischer Arbeitssphären aber signalisiert ebenfalls deutliche Vorbehalte hinsichtlich sozialgerechter Implementierung solcher Systeme samt ihrer politisch-regulativen Begleitung zum Schutz demokratischer Funktionstraditionen innerhalb dieses Feldes.“

Zukunft des Journalismus: Mensch, Maschine und Demokratie im Wandel

Die schnelle Entwicklung von Künstlicher Intelligenz im Medienbereich verändert weit mehr als nur redaktionelle Abläufe. Sie stellt die Gesellschaft und vor allem die Demokratie vor neue Herausforderungen und Chancen. Dabei geht es nicht allein um technische Innovationen, sondern um die grundlegende Frage, wie Informationen künftig erzeugt, vermittelt und bewertet werden. Ein zentraler Aspekt ist die Auswirkung auf den Arbeitsmarkt: Redakteure und Journalisten sehen sich neuen Anforderungen gegenüber, während zugleich Prozesse automatisiert werden. Dies erfordert eine umfassendere Medienkompetenz von Seiten der Nutzerinnen und Nutzer, die künftig sicher zwischen menschlich erzeugten und maschinell generierten Inhalten unterscheiden müssen.

In der öffentlichen Debatte dürfen historische Städte wie die Entwicklung der Suchmaschinen nicht übersehen werden. Die frühen Veränderungen beim Zugang zu Informationen zeigen, wie schnell sich digitale Medienlandschaften transformieren und wie wichtig Regulierungsvorhaben waren, um Missbrauch und Desinformation einzudämmen. Ähnlich stehen wir heute vor der Herausforderung, Transparenz und Kennzeichnung maschineller Inhalte verbindlich zu etablieren. Nur so kann die demokratische Kontrolle erhalten bleiben und die Informationsauthentizität gewährleistet werden.

Demokratische Kontrolle im digitalen Wandel

In einer Welt, in der Algorithmen die Nachrichtenproduktion beeinflussen, ist es notwendig, Mechanismen der demokratischen Kontrolle auszubauen. Dazu gehören:

  • Klare Kennzeichnungspflichten für automatisch generierte Texte und Medien
  • Verstärkte Anforderungen an die Medienkompetenz der Bevölkerung, um manipulative Inhalte zu erkennen
  • Regulatorische Rahmenbedingungen, die den fairen Umgang mit KI in den Medien vorschreiben

Diese Schritte sind entscheidend, damit der öffentliche Diskurs weiterhin auf verlässlichen und nachvollziehbaren Informationen basiert.

Der Blick in die Zukunft zeigt, dass sich der Medienalltag durch KI minimal wie auch grundlegend wandeln wird – von ergänzenden Assistenzsystemen bis hin zu komplett automatisierten Nachrichtenformaten. Deshalb ist eine vorausschauende Regulierung unverzichtbar, um die Balance zwischen technologischer Innovation und gesellschaftlichem Nutzen zu wahren. Die Gestaltung einer transparenten und demokratisch kontrollierten Medienlandschaft bleibt eine der zentralen Aufgaben der kommenden Jahre.

Für weitere Informationen, Pressekontakte, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel:
Deutscher Bundestag – Chancen und Gefahren von KI in den Medien

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