Bremen (VBR).
Mitarbeitervertretungen der Diakonie fordern faire Tarifverträge und Respekt vor dem Streikrecht
In Deutschland entfaltet sich ein bedeutendes Ringen um Arbeitnehmerrechte innerhalb kirchlich getragener Einrichtungen. Etwa 650.000 Beschäftigte der Diakonie, vertreten durch ihre Mitarbeitervertretungen, verlangen nach ihrer Mitbestimmung bei der Gestaltung von Arbeits- und Entlohnungsbedingungen. Diese Forderung spiegelt einen Wunsch wider: Auch kirchliche Betriebe sollen endlich in der demokratischen Moderne ankommen.
Der Anstoß zu dieser Bewegung erhielt neue Dynamik durch die jüngste Kontroverse rund um das Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar. Dort setzten Kirche, Diakonie und Klinikleitung alles daran, Warnstreiks durch juristische Mittel zu verhindern. Edda Busse von der Arbeitsgemeinschaft diakonischer Mitarbeitervertretungen in Mitteldeutschland (GAMAV) äußerte hierzu drastisch: "Die Kirche muss auch beim Arbeitsrecht endlich im 21. Jahrhundert ankommen" (Zitat-Quelle: Pressemitteilung). Ihre Worte verdeutlichen den drängenden Bedarf nach einer Rückbesinnung auf echte demokratische Mitbestimmung in diesen Einrichtungen.
Tiefere Einblicke gewährt auch Ralf Hubert von der Bundeskonferenz diakonischer Mitarbeitervertretungen (buko), der das Problem in seiner ganzen Breite beschreibt. Er hebt hervor: „Rund 1,8 Millionen Beschäftigten von Kirchen, Diakonie und Caritas werden im Jahr 2025 immer noch grundlegende Rechte vorenthalten. Damit muss Schluss sein“ (Zitat-Quelle: Pressemitteilung). Die Löhne und Arbeitsbedingungen werden weiterhin über den kircheninternen „Dritten Weg“ festgelegt – ein System, das weitgehend ohne Transparenz und Verbindlichkeit auskommt.
Ein weiteres kritisches Schlaglicht richtet Sylvia Bühler, ver.di-Bundesvorstandsmitglied, auf das Verhalten des Klinikums in Weimar. Sie kritisiert die mehrfachen Versuche, Warnstreiks per einstweiliger Verfügung zu unterbinden. In einem Gesundheitswesen, das dringend gutes Personal sucht, sei es kontraproduktiv, Gerichtssäle statt Verhandlungstische zu nutzen. „Es ist ein Unding, dass die Kirche mit allen Mitteln versucht, demokratische Beteiligung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu unterbinden“, mahnt Bühler eindringlich (Zitat-Quelle: Pressemitteilung).
Der Aufruf zu einem Wandel ist unüberhörbar. Gewerkschaften und Kirchen sind in der öffentlichen Debatte oft Seite an Seite für Demokratie und Menschlichkeit eingetreten. Dieser Geist müsse nun auch Eingang in die Strukturen kirchlicher Einrichtungen finden. Gewerkschaftliche Grundrechte und faire Tarifverhandlungen könnten, so die Hoffnung vieler, bald ebenso selbstverständlich sein wie das alltägliche Gebet in kirchlichen Betrieben.
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Herausforderungen und Perspektiven für Tarifverträge im kirchlichen Sektor
In Anbetracht der jüngsten Forderungen von Mitarbeitervertretungen der Diakonie nach Tarifverträgen und der Achtung des Streikrechts in kirchlichen Einrichtungen wird eine langjährige Debatte neu entfacht. Diese Diskussion dreht sich um die Frage, wie Arbeitsrechte im Spannungsfeld zwischen kirchlichem Selbstverständnis und staatlichem Arbeitsrecht umgesetzt werden können.
Historisch gesehen operieren kirchliche Arbeitgeber in Deutschland auf dem sogenannten Dritten Weg, einem Modell, das ursprünglich entwickelt wurde, um die christlichen Werte auch in der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehung widerzuspiegeln. Der Dritte Weg sieht keine tarifrechtlichen Auseinandersetzungen, wie Streiks vor, sondern setzt stattdessen auf interne Schlichtungsverfahren zur Konfliktlösung. Doch viele Arbeitnehmervertreter kritisieren dieses Modell als überholt und ineffektiv, da es Arbeitnehmern grundlegende Mitspracherechte bei der Festlegung ihrer Arbeitsbedingungen verwehrt.
Ein Blick auf vergleichbare Entwicklungen in Europa offenbart, dass die Bundesrepublik hier eine Sonderrolle spielt. In Ländern wie Schweden oder Norwegen sind Kirchen als Arbeitgeber auch Teil des allgemeinen Tarifvertragssystems, wodurch Arbeitnehmer dort umfassender geschützt sind. Diese Beispiele könnten wegweisend sein für die deutsche Debatte und dazu beitragen, mögliche Wege zu skizzieren, wie die Einbindung von Ver.di und anderen Gewerkschaften mehr Einfluss auch in kirchlichen Betrieben gewinnen könnte.
Die aktuelle Situation zeigt jedoch, dass starke Kräfte im kirchlichen Bereich die bisherigen Strukturen aufrechterhalten wollen. Die Intervention durch juristische Mittel, wie sie am Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar beobachtet wurde, verdeutlicht die Rigidität kirchlicher Institutionen gegenüber Veränderungen. Gleichwohl wächst der Druck zunehmend – aus den Reihen der Arbeitnehmer, der Öffentlichkeit und politischen Akteuren – für weitreichende Reformen.
Betrachtet man die Trends auf dem Arbeitsmarkt, zeichnet sich ab, dass der Fachkräftemangel insbesondere im Gesundheitswesen fortbestehen wird. Kirchliche Arbeitgeber laufen Gefahr, noch größere Probleme bei der Personalgewinnung und -bindung zu haben, wenn nicht zeitnah Anpassungen erfolgen. Die Einführung von tariflichen Regelungen könnte ein wichtiges Instrument sein, um die Attraktivität kirchlicher Einrichtungen als Arbeitgeber zu erhalten oder sogar zu steigern.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die weitere Entwicklung dieser Thematik maßgeblich davon abhängen wird, inwieweit kirchliche Arbeitgeber bereit sind, Konzepte von Demokratie und Mitbestimmung stärker in ihre Arbeitsstrukturen zu integrieren. Dies bietet gleichzeitig eine Gelegenheit zur Neupositionierung in einer sich wandelnden Gesellschaft, die mit zunehmender Vehemenz fordert, dass alle Bereiche des Lebens den Prinzipien von Fairness und Transparenz Rechenschaft schulden.
Weiterführende Informationen auf Wikipedia
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10 Antworten
Die aktuellen Entwicklungen zeigen deutlich wie wichtig Tarifverträge sind! Wenn die Diakonie nicht endlich reagiert und mit der Zeit geht, wird sie langfristig verlieren! Wie sieht’s mit den Gewerkschaften aus?
Guter Punkt Christiane90! Gewerkschaften müssen da echt aktiver werden und mehr Druck machen für ihre Mitglieder!
„Kirche im 21. Jahrhundert“ – ich frage mich echt, was damit gemeint ist? Der Artikel macht deutlich, dass hier viel im Argen liegt. Was können wir tun, um diese Veränderungen zu unterstützen?
„Demokratische Beteiligung der Mitarbeitenden“ klingt gut! Aber was bedeutet das konkret für die tägliche Arbeit in kirchlichen Einrichtungen? Welche Schritte wären nötig?
„Es muss Schluss sein mit den grundlegenden Rechten vorenthalten“ – das sind starke Worte! Wie können wir als Gesellschaft sicherstellen, dass diese Stimmen gehört werden? Es muss ein Umdenken geben!
Die Forderungen nach Respekt und Mitbestimmung sind absolut legitim. Ich frage mich, wie die Kirche auf diesen Druck reagieren wird. Wird sich wirklich etwas ändern oder bleibt alles beim Alten?
Das ist eine gute Frage! Ich hoffe wirklich auf Veränderung, denn die Situation ist unhaltbar. Welche Maßnahmen könnten denn helfen, um diese Reformen voranzutreiben?
Ich sehe das ähnlich! Es gibt schon viel zu lange diese alten Strukturen und es ist Zeit für frischen Wind. Vielleicht sollten wir auch mehr Druck von außen ausüben?
Ich finde den Artikel sehr wichtig, weil er zeigt, wie die Rechte der Mitarbeitenden in der Diakonie oft ignoriert werden. Warum wird nicht mehr darüber gesprochen, wie man diese Probleme lösen kann? Es ist höchste Zeit für faire Tarifverträge!
Ja genau! Es ist einfach nicht akzeptabel, dass kirchliche Arbeitgeber sich so verhalten. Gibt es Beispiele aus anderen Ländern, wo das besser läuft? Ich denke wir sollten mehr darüber lernen.