Deutscher Frauenrat fordert besseren Gewaltschutz: Innenminister*innen und Polizei müssen handeln, um Frauenrechte in Deutschland zu stärken

Innenminister*innen in der Verantwortung: Gewaltschutz von Frauen braucht mehr Aufmerksamkeit

Anlässlich der Konferenz der Innenminister*innen macht der Deutsche Frauenrat auf die dramatische Situation aufmerksam: In Deutschland wird fast täglich ein Mädchen oder eine Frau getötet, wobei an jedem zweiten Tag der Ex-Partner als Täter verantwortlich ist. Sylvia Haller, Mitglied im Vorstand des Frauenrats, betont die Dringlichkeit eines länder- und ministerienübergreifenden Handelns gegen geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide. Sie appelliert insbesondere an die Innenministerien der Länder, verpflichtende Fortbildungen für die Polizei einzuführen, die den Umgang mit Gewalt besser trainieren und die Erkennung von Hochrisikofällen verbessern sollen.

Haller verweist auf erfolgreiche Beispiele im Ausland: „In Spanien, das international für den Schutz vor Gewalt gelobt wird, gibt es beispielsweise standardisierte Verfahren, um Hochrisikofälle zu erkennen, die Betroffenen besonders zu schützen und Femizide zu verhindern.“ Die Debatte um elektronische Fußfesseln in Deutschland bewertet sie kritisch: Diese Maßnahme komme nur für einen kleinen Teil der betroffenen Frauen infrage und könne daher nicht das zentrale Mittel sein. Deutlich sinnvoller seien verpflichtende Fortbildungen für die Polizei, von denen alle gewaltbetroffenen Frauen profitieren könnten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Schutz von Migrantinnen, die sich von Tätern trennen wollen. Haller weist darauf hin, dass diese Frauen oft aus Angst um ihr Aufenthaltsrecht am Verlassen des Täters gehindert werden. Hier sieht sie deutlichen Nachholbedarf: „Auch hier ist Spanien Deutschland um einiges voraus.“ Die Innenminister*innen tragen somit eine entscheidende Verantwortung, indem sie sicherstellen müssen, dass Unterstützungsangebote und Schutzmechanismen auch für diese besonders gefährdete Gruppe greifen.

Der Deutsche Frauenrat vertritt rund 60 bundesweit aktive Frauenorganisationen und gilt als starke politische Stimme für Frauen in Deutschland.

Quelle: Pressemitteilung Deutscher Frauenrat

Warum effektiver Gewaltschutz mehr als Einzelmaßnahmen braucht

Gewalt gegen Frauen ist in Deutschland ein drängendes gesellschaftliches Problem, das weit über Einzeltaten hinausweist. Fast täglich wird hierzulande eine Frau oder ein Mädchen getötet – oft durch den oder die ehemalige Partner:in. Vor diesem Hintergrund stellt sich die zentrale Frage: Wie steht Deutschland beim Gewaltschutz im internationalen Vergleich? Und welche Veränderungen sind nötig, um die Sicherheit von Betroffenen effektiv zu erhöhen?

Im europäischen Maßstab schneidet Deutschland beim Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt nicht optimal ab. Länder wie Spanien gelten als Vorbilder, weil sie systematisch und umfassend an das Thema herangehen. Dort existieren standardisierte Verfahren, die Hochrisikofälle frühzeitig erkennen und dadurch gezielt schützen. Neben technischen Maßnahmen, wie der bereits diskutierten Fußfessel, setzt Spanien stark auf verpflichtende Schulungen für die Polizei, um das Personal besser auf den Umgang mit Gewaltbetroffenen vorzubereiten. Diese Fortbildungen sind ein Schlüsselelement: Sie erreichen alle Betroffenen, nicht nur einen kleinen Teil.

Der Deutsche Frauenrat bringt diesen Aspekt auf den Punkt: "Gewalt und Femizide verhindern die Innenminister*innen beispielsweise auch, wenn sie sicherstellen, dass sich gewaltbetroffene Migrantinnen von Tätern trennen können, ohne um ihr Aufenthaltsrecht zu fürchten. Auch hier ist Spanien Deutschland um einiges voraus." Damit zeigt sich, dass es bei Gewaltschutz nicht nur um einzelne Werkzeuge geht, sondern um ein strukturelles, länder- und ministerienübergreifendes Vorgehen, das das gesamte Umfeld der Betroffenen berücksichtigt.

Im Vergleich zu Spanien liegt Deutschland vor allem bei der Umsetzung verbindlicher und flächendeckender Fortbildungen der Polizei hinterher. Die Polizei spielt eine zentrale Rolle, weil sie oft die erste staatliche Anlaufstelle für Betroffene ist. Ohne einheitliche Standards und qualifizierte Ausbildung entstehen Brüche im Schutzsystem, die Täter nutzen können. Zudem müssen auch rechtliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen verbessert werden, damit Betroffene, etwa Migrantinnen, nicht in Abhängigkeiten bleiben, die ihre Sicherheit beeinträchtigen.

Die notwendigen Veränderungen gehen über Einzelmaßnahmen hinaus:

  • Verpflichtende Fortbildungen für Polizei und andere Behörden, um das Verständnis für geschlechtsspezifische Gewalt zu vertiefen und Handlungssicherheit zu schaffen.
  • Etablierung standardisierter Verfahren, die Risikofaktoren erkennen und individuelle Schutzmaßnahmen ermöglichen.
  • Verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen, die insbesondere verletzliche Gruppen, wie Migrantinnen, stärken.
  • Koordinierte Zusammenarbeit zwischen Ministerien und Bundesländern, um Schutzmaßnahmen länderübergreifend umzusetzen und zu kontrollieren.

Ohne diese strukturellen Veränderungen bleibt die Wirkung einzelner Maßnahmen begrenzt. Ein ganzheitlicher Ansatz erhöht die Chancen, Gewalt effektiver zu verhindern und den Opferschutz umfassend zu gewährleisten. Deutschlands Herausforderung besteht darin, die vielfältigen Elemente zu einem vernetzten System zusammenzuführen – angepasst an die realen Bedürfnisse der Betroffenen und orientiert an erfolgreichen Beispielen aus dem Ausland.

Ausblick: Wie die Debatte um Gewaltschutz von Frauen weitergeht

Die gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung um den Gewaltschutz von Frauen bleibt zentral und dynamisch. Trotz vorhandener Initiativen zeigt sich, dass der Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt und Femiziden noch längst nicht ausreichend gewährleistet ist. Fast täglich wird in Deutschland ein Mädchen oder eine Frau getötet, häufig durch den Ex-Partner. Diese alarmierenden Zahlen machen deutlich, dass die Diskussion um Prävention und effektive Schutzmaßnahmen auf hohem Niveau fortgesetzt werden muss.

Zentrale Fragen bleiben offen: Wie können Ermittlungsbehörden besser qualifiziert werden, um Hochrisikofälle frühzeitig zu erkennen? Wie lassen sich bürokratische Barrieren abbauen, die beispielsweise Migrantinnen daran hindern, sich von gewalttätigen Tätern zu trennen? Und welche Maßnahmen aus anderen Ländern, wie etwa Spanien, können in Deutschland als Vorbild dienen? Der Deutsche Frauenrat fordert verpflichtende Fortbildungen für die Polizei und eine länderübergreifende Strategie, um Gewaltvorfälle effektiv verhindern zu können.

Der Blick nach vorne zeigt, dass sich der Gewaltschutz weiter professionalisieren wird. Dabei steht nicht nur die Rechtsdurchsetzung im Fokus, sondern auch die gesellschaftliche Sensibilisierung und Unterstützung Betroffener. Die öffentliche Aufmerksamkeit muss wachsam bleiben, um sicherzustellen, dass politische Versprechen in wirksames Handeln münden. Nur durch eine konsequente und umfassende Herangehensweise lassen sich die Ursachen von Gewalt nachhaltig bekämpfen.

Dieser Beitrag wurde auf Basis einer Pressemitteilung des Deutschen Frauenrats erstellt.

9 Antworten

  1. ‚Gesellschaftliche Sensibilisierung‘ ist entscheidend! Wie können wir mehr Menschen erreichen? Ich denke, Workshops wären hilfreich.

    1. @Hannelore93 Gute Idee! Aber wie motiviert man die Leute zur Teilnahme an solchen Veranstaltungen? Das wäre eine Herausforderung.

  2. ‚Standardisierte Verfahren‘ klingt gut! Aber wer setzt diese um? Wir brauchen klare Verantwortlichkeiten und mehr Transparenz im System.

  3. Es ist wichtig, dass Migrantinnen nicht in Angst leben müssen. Wo sind die Gesetze, die das gewährleisten? Ich denke, da gibt es noch viel zu tun!

    1. Genau Bernhard01! Ich habe gehört, dass in anderen Ländern wie Spanien bessere Lösungen existieren. Was können wir von ihnen lernen?

    2. ‚Fußfesseln‘ als Lösung finde ich fragwürdig. Gibt es Studien dazu? Ich glaube nicht, dass dies der richtige Weg ist!

  4. Die Fortbildung für die Polizei ist ein guter Ansatz, aber was ist mit den sozialen Einrichtungen? Diese sollten auch besser geschult werden. Gibt es dazu bereits Konzepte?

    1. Ich stimme zu, Tmoller. Die Polizei allein kann das Problem nicht lösen. Es braucht ein ganzheitliches Konzept! Wer kümmert sich um die Nachbetreuung der Opfer?

  5. Ich finde es erschreckend, wie hoch die Zahlen der Femizide in Deutschland sind. Es wäre wichtig, dass mehr Aufklärung in der Gesellschaft stattfindet. Wo kann ich mehr über die Initiativen erfahren?

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