– Mitgliederversammlung des Deutschen Frauenrats erweiterte politisches Programm und bestätigte Vorstand im Amt.
– Dringender Appell an Bundesregierung, ressortübergreifend Mittel für Frauen- und Gleichstellungspolitik bereitzustellen.
– Fachausschuss „Demografischer Wandel“ nimmt Arbeit auf, generationen- und geschlechtergerechte Politik einzufordern.
Deutscher Frauenrat stärkt Frauenrechte und fordert entschlossenes Handeln der Bundesregierung
Am 21. und 22. Juni 2025 trafen sich in Berlin rund 130 Delegierte des Deutschen Frauenrats, um unter dem Motto „Mutig, kritisch, laut – Frauen ins Zentrum der Politik!“ das politische Programm des Verbands weiterzuentwickeln. Die Mitgliederversammlung richtete ihren Fokus auf konkrete Forderungen an die Bundesregierung und beschloss wichtige Maßnahmen für die Gleichstellungspolitik der kommenden Legislaturperiode. Dabei zeigten sich die Delegierten entschlossen, politische Veränderungen aktiv mitzugestalten und den öffentlichen Diskurs zu prägen.
Im Mittelpunkt der Versammlung stand die dringende Aufforderung an die neue Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag vorgesehenen gleichstellungspolitischen Vorhaben zügig und konsequent umzusetzen. Die Delegierten betonten ausdrücklich, dass der Bundeshaushalt ressortübergreifend ausreichende Mittel für Frauen- und Gleichstellungspolitik vorhalten müsse, um die politischen Ziele wirksam zu fördern. In einer verabschiedeten Resolution fordern sie eine verbindliche Weiterentwicklung der ressortübergreifenden Gleichstellungsstrategie der Regierung unter Bundeskanzler Merz. Dazu Dr. Beate von Miquel, Vorsitzende des Deutschen Frauenrats: „Wir fordern die Bundesregierung auf, entschiedene Maßnahmen einzuführen, um eine wehrhafte Demokratie, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine vielfältige Zivilgesellschaft zu stärken. Dazu gehört, frauenpolitische Akteurinnen finanziell und rechtlich abzusichern und Frauen in all ihrer Vielfalt rechtlich anzuerkennen. Gegen Kräfte, die auf Spaltung, Verunsicherung und Abbau von Grundrechten zielen, müssen Politikerinnen aller demokratischen Parteien gemeinsam klar Stellung beziehen.“
Personelle Kontinuität sicherten sich die Delegierten mit der Wiederwahl von Dr. Beate von Miquel, Claudia Altwasser und Anja Weusthoff in den geschäftsführenden Vorstand. Als neue Kraft im Vorstand begrüßt wurde Dr. Heide Mertens, die im Rahmen der Versammlung als Verantwortliche für das neue Schwerpunktthema „Demografischer Wandel – jetzt generationen- und geschlechtergerechte Politik einfordern“ gewählt wurde. Gleichzeitig verabschiedeten die Mitglieder Sylvia Haller aus dem Vorstand, deren Engagement für das neue Gewalthilfegesetz besonders gewürdigt wurde.
Katharina Jestaedt, neu ernannte Leiterin der Abteilung Gleichstellung im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, würdigte das langjährige Engagement der Delegierten: „Hart in der Sache, aber respektvoll im Ton, ringen Sie seit bald 75 Jahren gemeinsam um den richtigen Weg zur Herstellung tatsächlicher Gleichstellung. Insbesondere in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung und vor dem Hintergrund erstarkender frauenfeindlicher Angriffe ist das keine Selbstverständlichkeit, aber eine Notwendigkeit. Denn vom Austausch unterschiedlichster politischer, religiöser und zivilgesellschaftlicher Positionen, wie er beim Deutschen Frauenrat stattfindet, lebt unsere liberale Demokratie.“
Vielfältige gleichstellungspolitische Themen standen auf der Agenda. Die Delegierten unterstützten ausdrücklich die partnerschaftliche Verteilung von Sorgearbeit, um die wirtschaftliche Eigenständigkeit von Frauen zu fördern. Zudem sprachen sie sich für den Einsatz der Fußfessel bei häuslicher Gewalt aus, wobei diese Maßnahme nicht im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes geregelt werden soll. Die Diskussion um eine mögliche Wehrpflicht oder einen verpflichtenden Ersatzdienst für alle Geschlechter soll innerhalb des Verbands weitergeführt werden.
Das Engagement wurde abschließend von der Geschäftsführerin Judith Rahner hervorgehoben, die den Zusammenhang von starkem Einsatz und gesellschaftlicher Wirkung unterstrich: „Frauenrechte stehen weltweit unter Druck, doch die letzten zwei Tage haben gezeigt, mit welcher Durchsetzungskraft die Mitgliedsorganisationen des Deutschen Frauenrats für Gleichstellung eintreten. In einer Zeit, in der Orte für konstruktiven Austausch unterschiedlicher politischer Positionen rar werden, beweist der DF mit der Vielzahl an Anträgen, dass er ein einzigartiger Ort lebendiger Zivilgesellschaft ist. Diese Energie wird für die Begleitung der Regierung in den kommenden Monaten maßgeblich und unseren Takt vorgeben: mutig, kritisch und laut.“
Gleichstellungspolitik im Spannungsfeld von Widerstand und gesellschaftlichem Aufbruch
Die Gleichstellung der Geschlechter steht in Deutschland vor vielfältigen Herausforderungen, die über politische Forderungen hinaus weit in die Gesellschaft hineinwirken. Der Deutsche Frauenrat (DF) setzt mit seinem aktuellen Programm klare Impulse, um diesen Herausforderungen zu begegnen und wachsendem Widerstand gegen Frauenrechte entschlossen entgegenzutreten.
Gesellschaftliche Polarisierung wirkt sich zunehmend auf die Gleichstellungsdebatte aus: Es gibt vermehrt aggressive Angriffe auf Frauenrechte, insbesondere im Zusammenhang mit den Rechten von Frauen in all ihren Vielfalt. Auch der Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt gerät unter Druck, wodurch Rückschritte drohen. Die Situation erfordert daher nicht nur politische Maßnahmen, sondern auch ein gesellschaftliches Engagement, das den Zusammenhalt und die demokratischen Werte stärkt.
Vor diesem Hintergrund fordert der Deutsche Frauenrat, wie es DF-Vorsitzende Dr. Beate von Miquel formuliert, entschiedene Maßnahmen, "um eine wehrhafte Demokratie, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine vielfältige Zivilgesellschaft zu stärken". Damit richtet sich die Gleichstellungspolitik nicht nur auf klassische Forderungen nach Gleichberechtigung, sondern auch auf den Schutz der demokratischen Grundordnung und die Förderung gesellschaftlicher Vielfalt.
Welche gesellschaftlichen Spannungen prägen die Gleichstellungsdebatte?
Die gesellschaftlichen Spannungen, die die Gleichstellungsdebatte heute prägen, bewegen sich auf mehreren Ebenen. Zum einen ist die Spaltung der gesellschaftlichen Meinungen deutlich spürbar. Gruppen, die sich gegen Gleichstellungsfortschritte wenden, gewinnen an Sichtbarkeit und Einfluss. Frauenrechte werden direkt infrage gestellt. Zum anderen stehen diese Konflikte im Kontext einer allgemeinen Verunsicherung und eines wachsenden Misstrauens gegenüber politischen und sozialen Institutionen.
Diese Entwicklung führt nicht nur zu einer erschwerten politischen Durchsetzung von Gleichstellungsvorhaben, sondern wirkt sich auch auf das Klima in der Zivilgesellschaft aus. Orte für konstruktiven, respektvollen Austausch über unterschiedliche politische Positionen werden seltener. Gerade hier sieht der Deutsche Frauenrat seine wichtige Rolle als Forum für Dialog und Zusammenarbeit verschiedenster gesellschaftlicher Akteure aus Politik, Zivilgesellschaft und Kultur.
Mit Blick auf die jüngsten Debatten zeigt sich zudem, dass Themen wie der Schutz vor Gewalt gegen Frauen, die Forderung nach finanzieller und rechtlicher Absicherung von frauenpolitischen Akteur*innen sowie die Anerkennung von Vielfalt innerhalb der Gesellschaft stärker denn je im Vordergrund stehen. Die inzidente Kritik an frauenrechtlichen Errungenschaften erfordert eine klare, solidarische Haltung aller demokratischen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen.
Was bedeutet die Fokussierung auf Vielfalt und Demokratie konkret?
Das politische Programm des Deutschen Frauenrats betont die Bedeutung von Vielfalt und Demokratie als zentrale Pfeiler für eine gelingende Gleichstellungspolitik. Vielfalt bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur die Anerkennung unterschiedlicher Lebensrealitäten und Identitäten von Frauen, sondern auch die Förderung einer Gesellschaft, in der diese Unterschiede als Bereicherung verstanden und die Teilhabe aller gesichert wird.
Die Sicherung der Demokratie umfasst dabei auch den Schutz vor autoritären Tendenzen, die sich gegen offene Gesellschaften und Grundrechte richten. Angesichts zunehmender Angriffe auf Frauenrechte und auf die Pluralität der Gesellschaft sieht der DF die Notwendigkeit, politische Maßnahmen ressortübergreifend zu entwickeln und mit ausreichend Mitteln auszustatten. Dies schließt die Weiterentwicklung einer verbindlichen Gleichstellungsstrategie ein, die alle Bereiche von Bildung über Arbeit bis zur sozialen Sicherung betrifft.
Darüber hinaus adressiert das neue Schwerpunktthema "Demografischer Wandel", wie der DF-Vorstand verkündete, die Notwendigkeit, generationen- und geschlechtergerechte Politik zu fördern. Angesichts gesellschaftlicher Veränderungen und einer alternden Bevölkerung gilt es, Gleichstellung nicht nur als soziales Anliegen, sondern auch als Beitrag zur gesellschaftlichen Stabilität und zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands zu verstehen.
Die konsequente Förderung einer partnerschaftlichen Verteilung von Sorgearbeit und die Auseinandersetzung mit neuen gesellschaftlichen Verpflichtungen wie einer möglichen Wehrpflicht für alle Geschlechter zeigen, wie breit die Gleichstellungsthemen heute angelegt sind. Sie sollen die ökonomische Eigenständigkeit von Frauen stärken und zugleich die demokratische Mitverantwortung aller Bürgerinnen und Bürger fördern.
Ausblick auf die neue Legislaturperiode
Die Gleichstellungspolitik wird in den kommenden Jahren von mehreren Entwicklungen geprägt sein: Der DF fordert von der neuen Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag verankerten Gleichstellungsvorhaben zügig und ressortübergreifend umzusetzen. Dabei spielt die Absicherung von Frauenrechten gegen gesellschaftliche Rückschritte eine zentrale Rolle. Die Finanzierung und rechtliche Anerkennung von Frauen und ihren vielfältigen Lebensrealitäten muss systematisch verbessert werden.
Zudem wird die Weiterentwicklung der Gleichstellungsstrategie als verbindliches Regierungsinstrument eine Schlüsselrolle spielen. Der Blick wird auch auf die demografischen Veränderungen gerichtet sein, um generationengerechte Lösungen mit geschlechtsspezifischem Blick zu fördern. Nicht zuletzt wird die gesellschaftliche Debatte um die Verteilung von Sorgearbeit und die Einbindung aller Geschlechter in politische und gesellschaftliche Pflichten wie die Wehrpflicht neue Impulse setzen.
Mit dem klaren Ziel, eine wehrhafte Demokratie und eine vielfältige Zivilgesellschaft zu schützen und zu stärken, positioniert sich der Deutsche Frauenrat als wichtige Stimme im politischen und gesellschaftlichen Prozess der Gleichstellung – gerade in einer Zeit, in der diese Debatten notwendiger sind als je zuvor.
Die Inhalte dieses Beitrags basieren auf einer Pressemitteilung des Deutschen Frauenrats.
8 Antworten
…und noch mehr Unterstützung für frauenpolitische Akteure ist dringend nötig! Wie kann man solche Initiativen stärker fördern? Es sollte eine breitere Diskussion darüber geben!
Ich finde es super, dass beim Deutschen Frauenrat über generationen- und geschlechtergerechte Politik gesprochen wird! Was denkt ihr über die Idee einer Wehrpflicht für alle Geschlechter? Ist das wirklich notwendig?
Das Thema ist echt kontrovers! Ich glaube aber, dass es wichtig ist, alle Geschlechter einzubeziehen. Das könnte viel verändern!
…und ich denke auch, dass wir aufpassen müssen, wie wir solche Themen angehen. Es braucht einen respektvollen Austausch!
Die Wiederwahl von Dr. Beate von Miquel ist ein gutes Zeichen! Ich frage mich, wie sie konkret die Gleichstellung in der nächsten Legislaturperiode verbessern wollen. Gibt es schon konkrete Pläne?
Ich hoffe wirklich, dass es Fortschritte gibt. Die Gleichstellungspolitik muss endlich ernst genommen werden und nicht nur als Lippenbekenntnis dienen!
Ja, das wäre echt wichtig! Ich finde auch, dass mehr Menschen in den Dialog eingebunden werden sollten. Wie können wir als Bürger*innen helfen?
Ich finde die Forderungen des Deutschen Frauenrats sehr wichtig, vor allem die Sache mit der finanziellen Unterstützung für Frauen. Warum wird das nicht schon längst umgesetzt? Es gibt so viele gute Ideen, aber die Politik scheint oft zu zögern.