– DIW-Konjunkturbarometer steigt im Juni auf 94,2 Punkte – höchster Stand in zwei Jahren.
– Deutsches Industriekonjunktur erholt sich langsam: Aufträge und Erwartungen steigen, Produktion stagniert.
– Dienstleistungssektor blickt optimistischer: Lage- und Erwartungen verbessern sich, Konsumklima aufgehellt.
DIW-Konjunkturbarometer Juni 2025: Deutsche Wirtschaft zeigt stabile Erholungstendenzen
Das DIW-Konjunkturbarometer ist im Juni auf 94,2 Punkte gestiegen – der höchste Wert seit über zwei Jahren. Nach einem Rücksetzer im April, ausgelöst durch drohende US-Zölle auf EU-Einfuhren, zeigen die letzten zwei Monate eine klare Aufwärtsbewegung. Die wichtige Schwelle von 100 Punkten, die ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum signalisiert, ist damit in greifbarer Nähe. „Die Zeichen für die deutsche Konjunktur stehen auf Erholung,“ erklärt Geraldine Dany-Knedlik, DIW-Konjunkturchefin. Zwar bleibt die Lage angespannt, insbesondere durch außen- und handelspolitische Unsicherheiten, doch hellen sich die Erwartungen deutlich auf. Besonders das umfassende Fiskalpaket der Bundesregierung sowie die schrittweisen Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank und eine sinkende Inflation tragen zu diesem Optimismus bei.
Ein nicht zu vernachlässigendes Risiko sieht das DIW in den jüngsten geopolitischen Spannungen im Nahen Osten. Die daraus resultierenden Schwankungen der Rohölpreise könnten die deutsche wie auch die globale Konjunktur erneut bremsen. „Ein geopolitisches Risiko ergibt sich aus den jüngsten Eskalationen im Nahen Osten und den damit einhergehenden schwankenden Rohölpreisen – diese könnten die deutsche ebenso wie die globale Konjunktur erneut dämpfen,“ so die Einschätzung.
Die Industrie weist erste positive Signale auf, bewegt sich jedoch nur langsam aus dem lang andauernden Tief der vergangenen Jahre. Auftragseingänge und -bestände sind zuletzt merklich gestiegen, was sich auch in besseren Erwartungen der Industrieunternehmen niederschlägt. Seit Jahresbeginn hat sich die Geschäftslage kontinuierlich verbessert, wie der Einkaufsmanagerindex zeigt. Doch die Produktion stagniert weiterhin, und die Geschäftslagebewertung durch das ifo-Institut fiel im Juni leicht zurück. „Die deutsche Industrie kommt nur allmählich aus dem Tief der vergangenen Jahre,“ heißt es von Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. Für die Geschwindigkeit und den Erfolg der Erholung sieht sie die Ausgestaltung des Fiskalpakets und die Nutzung der Produktionskapazitäten als entscheidend an.
Im Bereich der Dienstleistungen haben sich sowohl die Geschäftserwartungen als auch die Lageeinschätzungen verbessert. Konsumnahe Dienstleistungsunternehmen blicken deutlich zuversichtlicher in die Zukunft. Auch das unternehmensnahe Dienstleistungssegment zeigt zunehmende Stabilität und optimistischere Stimmung. Die Kombination aus stabiler Inflation und konstantem Lohnwachstum sorgt für eine gesteigerte Kaufkraft, die den privaten Verbrauch stützt und so auch die Binnennachfrage stärkt. Das GfK-Konsumklima hat sich entsprechend aufgehellt, wobei vor allem die Erwartung an die wirtschaftliche Entwicklung positiv erscheint. „Die stabile Inflation und das konstante Lohnwachstum stabilisieren den privaten Verbrauch,“ unterstreicht das DIW.
Trotz der zahlreichen externen Herausforderungen – von geopolitischen Spannungen bis zur schwächelnden Weltwirtschaft – verdichten sich die Anzeichen für eine wirtschaftliche Trendwende in Deutschland. „Nach Jahren der Stagnation verdichten sich die Anzeichen auf eine allmähliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage,“ fasst Konjunkturexperte Guido Baldi zusammen. Er betont die Rolle finanzieller Impulse und innenpolitischer Stabilität als treibende Kräfte. Gleichzeitig mahnt er: „Eine Stärkung der Binnennachfrage ist wichtig, denn die Weltwirtschaft schwächelt und die geopolitische Lage ist weiterhin besorgniserregend.“
Das kommende DIW-Konjunkturbarometer wird am Mittwoch, 30. Juli 2025 veröffentlicht und dürfte weitere Hinweise auf die Richtung der deutschen Wirtschaftsbewegungen geben.
Wirtschaftliche Hoffnung – aber viele Unsicherheiten bleiben
Die aktuellen Konjunkturdaten aus Deutschland zeichnen ein vorsichtig optimistisches Bild: Das DIW-Konjunkturbarometer markiert im Juni mit 94,2 Punkten den höchsten Stand seit über zwei Jahren und signalisiert eine mögliche Erholung der Wirtschaft. Diese positive Tendenz beruht unter anderem auf verbesserten Geschäftserwartungen, einem umfangreichen Fiskalpaket der Bundesregierung sowie niedrigeren Zinsen und stabiler Inflation. Dennoch ist das Bild keineswegs eindeutig: Die Erholung ist schwach ausgeprägt, strukturelle Herausforderungen in der Industrie bestehen fort, und internationale Risiken ziehen weiter eine Schattenseite über die wirtschaftliche Entwicklung.
Die gesellschaftliche Bedeutung dieser Entwicklung ist groß. Für den Arbeitsmarkt und die Unternehmen könnten stabilere Rahmenbedingungen mehr Sicherheit bringen, die zu höherer Nachfrage und mehr Investitionen führen. Gleichzeitig zeigen die Daten, dass die Erholung bislang zögerlich verläuft, was für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ebenso wie für Betriebe eine Phase der Unsicherheit bedeutet. Vor allem die außenwirtschaftlichen Spannungen mit den USA, die Eskalation im Nahen Osten und volatile Rohölpreise bergen Risiken, die den Aufschwung jederzeit verzögern oder sogar bremsen können.
Industrie: strukturelle Herausforderungen – kommt jetzt die Trendwende?
Die Industrie, traditionell eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft, steht vor einem mühsamen Neustart. So stiegen die Auftragseingänge sowie der Bestand zuletzt deutlich, und die Erwartungen der Industrieunternehmen hellten sich auf. Auch wichtige Indikatoren wie der Einkaufsmanagerindex verzeichnen seit Jahresbeginn fast durchgehend Aufwärtsbewegungen. Dennoch spiegelt sich dieser Optimismus noch nicht in einem starken Produktionswachstum wider: Die Produktion stagniert, und laut ifo-Konjunkturumfragen hat sich die Bewertung der aktuellen Geschäftslage im Juni sogar leicht verschlechtert.
Dies verdeutlicht anhaltende strukturelle Schwächen: Ein großer Teil der Industrie kämpft mit der effizienten Nutzung und Erweiterung von Kapazitäten. Die Frage, wie schnell und nachhaltig die Erholung gelingt, hängt maßgeblich von weiteren fiskalpolitischen Impulsen sowie davon ab, wie Unternehmen ihre Investitionen und Produktionsprozesse gestalten können. Beim Thema Resilienz spielen zudem globale Lieferketten, Energiepreise und geopolitische Faktoren eine zentrale Rolle.
Dienstleistungen und Konsum: Stimmungsaufhellung mit Vorbehalt
Bei den Dienstleistungen zeigt sich eine lebhaftere Entwicklung. Geschäftserwartungen und Lageeinschätzungen haben sich verbessert, vor allem in konsumnahen Bereichen. Das GfK-Konsumklima hellte sich am aktuellen Rand auf; stabile Inflation und konstantes Lohnwachstum unterstützen den privaten Verbrauch und stärken somit wichtigen Binnenmarktfaktoren. Auch im unternehmensnahen Dienstleistungssektor steigen die Erwartungen, wenn auch moderat.
Trotz dieser Stimmungsaufhellung bleiben die Herausforderungen bestehen. Die schwächelnde Weltwirtschaft, gestörte Außenbeziehungen und geopolitische Spannungen wirken belastend und mindern die Zuversicht. So wachsen die Erwartungen zwar, aber eine nachhaltige Konsum- und Nachfragestärkung ist keinesfalls garantiert. Politisch gesteuerte Maßnahmen, wie das genannte Fiskalpaket, sind deshalb entscheidend, um die Binnennachfrage robust zu halten.
Globale Risiken und wirtschaftspolitische Instrumente
Internationale Unsicherheiten prägen die Situation zusätzlich. Die Handelspolitik, insbesondere mögliche US-Zollmaßnahmen gegen europäische Waren, wirkt weiterhin lähmend. Hinzu kommen geopolitische Spannungen im Nahen Osten und deren Einfluss auf volatile Rohölpreise, die sowohl deutsche Unternehmen als auch Konsumentinnen und Konsumenten treffen können. Diese externen Schocks können jederzeit Aufwärtstrends abbremsen oder sogar umkehren.
Vor diesem Hintergrund spielt die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank eine wichtige Rolle. Die jüngsten Zinssenkungen tragen zur Entlastung bei und wirken stützend auf Investitionen und Kreditnachfrage. Zugleich sind fiskalpolitische Impulse notwendig, um strukturelle Defizite aufzufangen und Wachstumspotenziale zu mobilisieren.
Zentrale Risikofelder im Überblick:
- Außenwirtschaftliche Verwerfungen, insbesondere US-Zölle
- Geopolitische Spannungen und volatile Rohölpreise
- Strukturelle Schwächen in der Industrie und Produktionsverzögerungen
- Unsicherheit über die Wirksamkeit fiskal- und geldpolitischer Maßnahmen
- Schwäche der weltweiten Konjunktur und damit verbundene Exportrisiken
Insgesamt zeigen die aktuellen Indikatoren, dass eine zarte wirtschaftliche Hoffnung aufkeimt, die jedoch begleitet wird von einem vielschichtigen Geflecht an Unsicherheiten. Für Gesellschaft, Arbeitsmarkt und Unternehmen ist es essenziell, diese Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen, um flexibel auf Chancen und Risiken reagieren zu können.
Die hier dargestellten Zahlen und Aussagen basieren auf einer Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).