Bremen (VBR). Die Lage des deutschen Exports bleibt besorgniserregend, obwohl die neuesten Zahlen für den Monat Juli einen leichten Gesamtanstieg verzeichnen. Insbesondere die Exporte in Nicht-EU-Staaten sind zum dritten Mal in Folge rückläufig. „Die Situation des deutschen Exports bleibt dramatisch“, betont Dr. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Er fordert von der Regierung entschiedene Schritte wie neue Freihandelsabkommen und den zügigen Abschluss des Mercosur-Vertrags innerhalb des nächsten Jahres.
Deutschland spielt im internationalen Vergleich bei Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit nur eine Nebenrolle und rangiert teilweise sogar am Ende. „Die Unternehmen haben den Glauben an Politik und Standort verloren“, erklärt Jandura. Investitionen fehlen, besonders solche in Ausrüstung und Technologien, die für technische Fortschritte und gesteigerte Produktivität notwendig sind. Diese Investitionen sind unabdingbar, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und den Export zu beleben.
Der BGA-Präsident fordert daher ein beherztes Handeln der Bundesregierung: „Das Vertrauen muss zurückkehren.“ Kernforderungen sind weniger Bürokratie, geringere Belastungen für die Unternehmen und ein klares Bekenntnis zu mehr Freihandel. Eine klare Strategie auf EU-Ebene zur zügigen Verhandlung und dem Abschluss von Handelsabkommen sei unerlässlich.
Dr. Jandura hebt zudem die Bedeutung des Treffens zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron hervor. Frankreich müsse seine Ablehnung des Mercosur-Abkommens überwinden, um die europäische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Die aktuell schlechte Stimmung unter den deutschen Unternehmen spiegelt sich auch in einer Umfrage sowie dem BGA-Klimaindikator wider. „Die bereits schlechte Stimmung ist seit dem Jahreswechsel 2022/23 erneut deutlich gesunken“, berichtet Jandura. Besonders alarmierend sei die Einschätzung der zukünftigen Geschäftserwartungen, die sich auf einem extrem niedrigen Niveau befinden.
Den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes zufolge stiegen die deutschen Exporte im Juli 2024 um 1,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat Juni. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juli 2023 gingen sie jedoch um 1,2 Prozent zurück. Ähnlich entwickelten sich die Ausfuhren in Nicht-EU-Staaten, die im Vergleich zum Juni um 0,2 Prozent und im Vergleich zum Vorjahresmonat gar um 1,6 Prozent sanken.
Der Aufruf des BGA ist klar und eindringlich: Es bedarf mutiger und geschlossener Maßnahmen, um eines der tragenden Modelle der deutschen Wirtschaft, den Export, nachhaltig zu stärken.
Für weitere Informationen steht Iris von Rottenburg, stellvertretende Abteilungsleiterin für Kommunikation beim BGA, zur Verfügung. Sie ist telefonisch unter 030/590099520 oder per E-Mail unter presse@bga.de erreichbar.
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Die Situation der Exporteure ist weiter dramatisch schlecht
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Zusätzlicher Kontext zu den Herausforderungen und Perspektiven des deutschen Exports
Die aktuellen Schwierigkeiten des deutschen Exportsektors sind ein vielschichtiges Problem, das tiefere Wurzeln hat als nur kurzfristige Konjunkturschwankungen. Deutschland als Exportnation steht vor diversen strukturellen Herausforderungen, die sich nicht allein durch neue Handelsabkommen lösen lassen. Ein Blick auf vergangene Ereignisse und aktuelle Prognosen kann helfen, dieses komplexe Bild besser zu verstehen.
Historische Parallelen und systemische Hemmnisse
Bereits in der Vergangenheit hat Deutschland mehrmals Phasen wirtschaftlicher Schwäche durchlebt, die ähnliche Ursachen hatten wie heute. Die globale Finanzkrise 2008/09 führte zu einem drastischen Rückgang der internationalen Nachfrage, was besonders exportorientierte Industrien hart traf. Damals wie heute wurde die Bedeutung von Innovation und Investition in modernste Technologien betont. Während Deutschland sich nach der Krise relativ schnell erholte, lenkten diese Erlebnisse jedoch auch den Fokus auf die Notwendigkeit einer abnehmenden Abhängigkeit von wenigen großen Märkten.
Der jetzige Rückgang der Exporte in Nicht-EU-Staaten weist darauf hin, dass das deutsche Wirtschaftsmodell dringend diversifiziert werden muss. Zu stark ist das Gewicht auf bestimmten Handelspartnern verteilt, was die deutsche Wirtschaft unmittelbar anfällig für geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Instabilitäten in diesen Regionen macht. Das Beispiel der Einschränkungen im Handel mit Russland nach den Sanktionen zeigt, wie schnell etablierte Absatzmärkte wegbrechen können.
Vergleichbare internationale Szenarien
Im internationalen Vergleich lässt sich erkennen, dass viele Industriestaaten ebenfalls mit rückläufigen Exportzahlen kämpfen. Länder wie Japan oder Südkorea versuchen durch intensivere regionale Handelskooperationen ihre Exportmärkte zu stabilisieren. Vor diesem Hintergrund ist festzustellen, dass erfolgreiche Freihandelsabkommen in vielen Fällen technologischen Austausch und gemeinsame Innovationsprojekte beinhalten. Sie bringen nicht nur Zollvorteile, sondern fördern auch gemeinsame Entwicklungsprojekte, die die Wettbewerbsfähigkeit stärken.
Ein Vergleich mit den USA zeigt zudem die Bedeutung von internen Reformen und Anreizen zur Förderung von Investitionen. Steuererleichterungen und gezielte Förderprogramme für Forschung und Entwicklung haben dort positive Wachstumsimpulse gesetzt. Diese Maßnahmen könnten auch in Deutschland umgesetzt werden, um die Investitionsbereitschaft der Unternehmen anzukurbeln.
Ausblick und prognostizierte Entwicklungen
Ökonomen gehen davon aus, dass ohne strukturelle Veränderungen die deutsche Wirtschaft mittelfristig weiterhin unterdurchschnittlich wachsen wird. Der verhaltene Optimismus hinsichtlich eines leichten Anstiegs der Exporte im Juli 2024 könnte sich als nicht nachhaltig herausstellen, wenn keine grundlegenden Strategiewechsel stattfinden. Langfristig müssen größere Investitionen in Digitalisierung und grüne Technologien erfolgen, um die Produktivität und damit die Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft zu steigern.
Angesichts dieser Herausforderungen könnte der Abschluss des Mercosur-Abkommens tatsächlich einen positiven Effekt haben, indem es neue Märkte erschließt und die Abhängigkeit von wenigen großen Handelspartnern reduziert. Wahrscheinlicher aber ist, dass es nur ein Teil der Lösung ist. Denn parallel dazu bedarf es umfassender politischer Maßnahmen, die Bürokratie abbauen sowie den Zugang zu Kapital und Innovation erleichtern.
Zusammenfassend zeigt sich, dass der Handlungsdruck auf die Bundesregierung und die europäische Politik enorm ist. Schnelllebige politische Lösungen reichen nicht aus, um das Vertrauen der Unternehmen zurückzugewinnen und nachhaltiges Wachstum zu sichern. Eine ganzheitliche Strategie, die neben Freihandel auch interne ökonomische Reformen umfasst, erscheint unerlässlich. Nur so kann Deutschland seine Position in der globalisierten Wirtschaft festigen und ausbauen.
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7 Antworten
Die Exporte in andere Länder sind wichtig aber wir sollten auch mehr auf unsere eigene Wirtschaft achten. Man kann nicht alles auf andere Länder setzen.
Immer wird über die Exporte geredet aber was ist mit den kleinen Unternehmen hier bei uns? Die brauchen auch Unterstützung.
Ganz meine Meinung! Nicht nur große Firmen sind wichtig, wir müssen auch an die kleinen denken.
Also ich verstehe nicht warum es so schwer ist Handelsabkommen zu machen. Andere Länder schaffen das doch auch ohne Probleme.
Ja genau! Deutschland hat so viele Regeln und Vorschriften, da kommt man ja gar nicht weiter.
Warum kann die Regierung nicht einfach machen was die Experten sagen? Es braucht doch weniger Bürokratie und mehr Freihandel!
Ich finde das die Politik mehr tun muss. Die Exporte sind wichtig für unser Land. Es ist schlecht das sie immer weniger werden.