Innovative Ergotherapie im Maßregelvollzug: Unterstützung auf dem Weg zur Reintegration
Karlsbad, 25.07.2023 – Der Maßregelvollzug ist eine Herausforderung für psychisch erkrankte Straftäter:innen, die aufgrund ihrer Krankheit nicht vollständig schuldfähig sind. Doch dank der multiprofessionellen Zusammenarbeit, zu der auch Ergotherapeut:innen gehören, gelingt es immer öfter, diesen Menschen eine Rückkehr in ein Leben außerhalb der Klinik zu ermöglichen. Mit ihren ergotherapeutischen Ansätzen und individuellem Einfühlungsvermögen unterstützen sie die Patient:innen dabei, den Alltag und den Umgang mit ihren Emotionen zu erleichtern.
Intensive Betreuung für eine bessere Zukunft
Im Maßregelvollzug, der Unterbringung psychisch erkrankter Straftäter:innen in speziellen Kliniken, werden Ergotherapeut:innen zu wichtigen Ansprechpartner:innen und Betreuer:innen. Ihr Ziel ist es, die Erkrankung zu verbessern, die Gefährlichkeit zu mindern und die Wiedereingliederung in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Durch das gemeinsame Wirken verschiedener Fachdisziplinen besteht die Möglichkeit, vielen Menschen eine Perspektive außerhalb der Klinik zu bieten.
Der Umgang mit Zwängen und Regeln
Der Maßregelvollzug ist geprägt von Einschränkungen und Reglementierungen, die für die meisten Menschen eine große Herausforderung darstellen würden. Menschen mit psychischen Erkrankungen führen ein Leben, das von Eingesperrtsein und starken Emotionen geprägt ist. Die Ergotherapeutin Andrea Weirauch betont die Schwierigkeiten, vor denen diese Menschen stehen, und gibt einen Einblick in die Bedeutung des Maßregelvollzugs.
Lockerungen als Ziel
Die Teilnahme an den Therapiemöglichkeiten im Maßregelvollzug ist verpflichtend, wenn Patient:innen Lockerungen im Alltag erreichen möchten. Durch regelkonformes Verhalten und aktive Teilnahme an den Therapien können sie sich bestimmte Privilegien erarbeiten. Dies kann von kleinen Freiheiten wie der selbstständigen Maniküre bis hin zu größeren Lockerungen führen. Die Entscheidung darüber obliegt allerdings dem Therapiestand und muss teilweise mit dem Gericht oder der Staatsanwaltschaft abgestimmt werden.
Ergotherapie als Schlüssel zur Reintegration
Die ergotherapeutische Unterstützung im Maßregelvollzug konzentriert sich in den ersten ein bis zwei Jahren auf die Verbesserung der grundlegenden Fähigkeiten der Patient:innen. Dabei werden nicht nur handwerkliche Fähigkeiten gefördert, sondern auch soziale und emotionale Kompetenzen sowie das Selbstbild. Ergotherapeut:innen wie Andrea Weirauch arbeiten sowohl in Gruppen als auch einzeln mit den Patient:innen, um ihre Stärken zu stärken und auf die Wiedereingliederung in die Gesellschaft und das Arbeitsleben vorzubereiten.
Individuelle Betreuung und ein offenes Ohr
Im Maßregelvollzug treffen Ergotherapeut:innen auf heterogene Charaktere und vielfältige psychische Erkrankungen. Die Patient:innen durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen und Dynamiken, wobei einige das System boykottieren. Die Ergotherapeutin Andrea Weirauch betont die Bedeutung des Zuhörens und des individuellen Eingehens auf die Bedürfnisse der Patient:innen. Durch einfühlsame Unterstützung und Verständnis kann sie Vertrauen aufbauen und wichtige Informationen für die weitere Behandlung gewinnen.
Das Potenzial nutzen und die Rückkehr in die Gesellschaft ermöglichen
Die Arbeit im Maßregelvollzug ist eine enorme Herausforderung, aber sie bietet auch die Möglichkeit, das Potenzial der Patient:innen zu erkennen und zu fördern. Ergotherapeut:innen spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie die Fähigkeiten der Patient:innen auf allen Ebenen verbessern und auf ein selbstständiges und erfülltes Leben nach dem Vollzug vorbereiten. Es braucht Achtung und Wertschätzung für diejenigen, die diese Herausforderung gemeistert haben, sowie die Bereitschaft der Gesellschaft, ihnen eine Chance zu geben.
Weitere Informationen zur Ergotherapie und eine Therapeutensuche finden Interessierte auf der Homepage des Deutschen Verbands Ergotherapie e.V. (DVE) unter https://dve.info/service/therapeutensuche.
Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Deutscher Verband Ergotherapie e.V. (DVE), a.reinecke@dve.info
Für weitere Informationen, Bilder oder Dokumente geht es hier zur Quelle mit dem Originaltitel Maßregelvollzug: so sieht der Alltag psychisch kranker Straftäter:innen aus
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