– Der Waldzustandsbericht zeigt alarmierende Verluste von 8,1 Millionen Hektar Wald weltweit
– The Generation Forest forstet in Panama dauerhafte Mischwälder für Klima und Artenvielfalt auf
– Über 8.000 Genossenschaftsmitglieder fördern gemeinschaftliche Aufforstung als langfristige Lösung
Gemeinsam gegen den Waldverlust: Eine Genossenschaft zeigt Lösungen
Am 25. Oktober 2025 veröffentlichte die Hamburger Genossenschaft The Generation Forest eine deutliche Botschaft: Trotz alarmierender Waldverluste weltweit existieren konkrete Lösungen. Der aktuelle Waldzustandsbericht dokumentiert für das vergangene Jahr eine dauerhaft verlorene Waldfläche von knapp 8,1 Millionen Hektar – eine Fläche etwa halb so groß wie England (Stand: 25.10.2025). Gleichzeitig zeigt der Bericht, dass Wiederaufforstungsbemühungen international weit hinter den Zielen zurückbleiben: „Nur rund fünf Prozent der potenziell wiederaufforstbaren Flächen werden derzeit tatsächlich bepflanzt“ (Stand: 25.10.2025).
Charline Joost, Vorständin von The Generation Forest, benennt die Ursache klar: „Die Welt verliert Wälder, weil kurzfristiger Profit noch immer Vorrang hat vor langfristiger Verantwortung“. Ihr genossenschaftliches Modell setzt bewusst auf das Gegenteil – Langfristigkeit und Gemeinschaft. „Wir müssen weg von kurzfristigen Aufforstungsprojekten, die in wenigen Jahren wieder verschwinden“, so Joost. „Unsere Generationenwälder wachsen über Jahrzehnte – sie verbinden Klimaschutz, Biodiversität und soziale Entwicklung in einem tragfähigen System.“
Dieses System trägt bereits Früchte. Die Genossenschaft gibt bekannt: „Bereits über 1.300 Hektar Wald wurden so aufgeforstet und geschützt“ (Stand: 25.10.2025)*. Die Arbeit vor Ort in Panama erfolgt partnerschaftlich. „Gemeinsam mit den Menschen vor Ort, darunter viele Indigene, zeigen wir, dass nachhaltiges Wirtschaften mit dem Wald langfristig profitabler ist als Alternativen wie Viehwirtschaft“, erläutert Joost. Das Ziel ist weitreichend: „Wir möchten so viele Nachahmer finden wie möglich.“
Über 8.000 Mitglieder haben sich diesem Ansatz bereits angeschlossen (Stand: 25.10.2025)*. Joost betont den gemeinschaftlichen Gedanken: „Unsere Wälder gehören nicht einem Unternehmen – sie gehören einer Gemeinschaft von Menschen, die Verantwortung übernehmen.“ Diese Gemeinschaft verfolgt ein klares Ziel, wie Joost abschließend formuliert: „Wenn Wälder an Kipppunkte geraten, gerät auch unsere Zukunft ins Wanken. Doch jeder neu gepflanzte Baum, jede neu gewonnene Genossin, jeder unterstützte Hektar Wald bringt uns dieser Zukunft wieder ein Stück näher.“
Ambitionierte Ziele, mühsame Umsetzung: Der globale Aufforstungsstatus
Internationale Initiativen wie die Bonn Challenge zeigen eindrucksvoll, wie groß der politische Wille zur Wiederbewaldung ist. Bis 2030 sollen weltweit 350 Millionen Hektar degradierter Flächen wiederaufgeforstet werden – eine Fläche größer als Indien. Doch fünf Jahre vor Fristende klafft eine beträchtliche Lücke zwischen Anspruch und Realität. Laut der International Union for Conservation of Nature wurden bis 2025 erst 220 Millionen Hektar umgesetzt.*
| Zieljahr | Ziel (ha) | Umgesetzte Fläche (ha) | Stand |
|---|---|---|---|
| 2030 | 350 Mio. | 220 Mio. | 2025 |
Warum Mischwald ökologisch überlegen ist
Die Qualität der Aufforstung entscheidet maßgeblich über ihren ökologischen Nutzen. Internationale Untersuchungen belegen, dass naturnahe Mischwälder in den Tropen besonders vorteilhaft für Klima und Artenvielfalt sind, während Monokultur-Plantagen deutlich schlechter abschneiden (Stand: 2023).*
Vielfältige Waldökosysteme bieten nicht nur Lebensraum für zahlreiche Arten, sondern speichern auch langfristig mehr Kohlenstoff und sind resistenter gegen Klimaextreme. Dieser Qualitätsunterschied erklärt teilweise, warum trotz beachtlicher Pflanzstatistiken die ökologische Wirkung oft hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Deutschland & lokale Effekte: Was Zahlen zur Wiederaufforstung sagen
Die Dimensionen der Wiederaufforstung in Deutschland zeigen deutlich, welche Herausforderungen der Waldumbau mit sich bringt. Der Waldzustandsbericht der Bundesregierung 2025 weist für 2024 eine Wiederaufforstungsfläche von rund 525.000 Hektar in Deutschland aus, vor allem durch Kalamitäten nach dem Trockenjahr 2018*. Diese enorme Fläche verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf – und die Chance, durch kluge Aufforstungskonzepte widerstandsfähige Wälder zu schaffen.
Internationale Projekte zeigen, wie Wiederaufforstung über den reinen Klimaschutz hinaus wirkt. Im Panama Indigenous Reforestation Projekt sind 700 indigene Personen aktiv beteiligt, mit sozialer Wirkung wie Bildungsverbesserung und Einkommensförderung (Stand: 2025)*. Solche ganzheitlichen Ansätze verbinden ökologische mit sozialen Zielen und schaffen lokale Akzeptanz.
Die wirtschaftliche Bewertung von Wiederaufforstungsprojekten liefert starke Argumente für nachhaltige Waldkonzepte. Eine umweltökonomische Bewertung ergab 2023/2024 für Deutschland einen gesellschaftlichen jährlichen Nutzen von ca. 10.580 €/ha Wiederaufforstung, insgesamt 5,9 Mio. €*. Noch bedeutsamer: Studien zeigen, dass dauerwaldorientierte Aufforstung eine deutlich höhere gesellschaftliche Rendite erbringt als Plantagen; ein Hektar erzielt ca. 200.000 € durch Ökosystemleistungen (Stand: 2024)*.
Diese ökonomischen Bewertungen untermauern das Argument für dauerhafte Mischwälder:
- Gesellschaftlicher Nutzen: Naturnahe Wälder liefern vielfältige Ökosystemleistungen von Klimaregulierung bis Wasserspeicherung
- Wirtschaftlichkeit: Langfristig übersteigen die gesellschaftlichen Erträge die Investitionskosten bei weitem
- Akteursvielfalt: Erfolgreiche Projekte integrieren lokale Gemeinschaften, Forstwirtschaft und öffentliche Förderung
Die Zahlen machen deutlich: Wiederaufforstung lohnt sich nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch – besonders wenn sie auf naturnahe, dauerhafte Waldstrukturen setzt. Für die Förderpolitik bedeutet dies, Anreize für Mischwälder statt Monokulturen zu schaffen und Bürgerbeteiligungsmodelle zu stärken, die lokale Wertschöpfung mit Walderhalt verbinden.
Gemeinschaftsmodelle: Mehr als nur Bäume pflanzen
Genossenschaftliche Aufforstungsprojekte zeigen, wie Klimaschutz mit sozialer Teilhabe verbunden werden kann. Anders als konventionelle Plantagenmodelle setzen sie auf demokratische Strukturen und langfristige Perspektiven. Jedes Mitglied hat gleiches Stimmrecht – unabhängig von der Höhe der finanziellen Beteiligung. Diese demokratische Kontrolle sorgt für Transparenz und verhindert, dass kurzfristige Profitinteressen über ökologische Ziele gestellt werden.
Die soziale Wirkung solcher Gemeinschaftsmodelle wird besonders in der Zusammenarbeit mit indigenen Gemeinschaften sichtbar. Diese lokale Partizipation stärkt nicht nur die Akzeptanz der Projekte, sondern bewahrt auch traditionelles Waldwissen.
Im direkten Vergleich zu Monokultur-Plantagen zeigen sich deutliche Vorteile: Während industrielle Baumplantagen oft nur eine einzige Baumart anbauen und nach der Ernte komplett abgeholzt werden, schaffen gemischte Dauerwälder stabile Ökosysteme. Naturnahe Mischwälder bieten nicht nur besseren Schutz vor Schädlingen und Klimaeinflüssen, sondern auch vielfältigere Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten*.
Allerdings stoßen Genossenschaftsmodelle auch an Grenzen. Die Finanzierung großer Waldflächen erweist sich oft als Herausforderung, da klassische Investoren eher kurzfristige Renditen erwarten. Zudem benötigen dauerhafte Waldprojekte langen Atem – Bäume wachsen langsam, und erste Erträge aus nachhaltiger Forstwirtschaft lassen oft Jahre auf sich warten. Skalierungsprobleme kommen hinzu: Was im kleinen Maßstab funktioniert, muss nicht automatisch in großem Umfang gelingen.
Trotz dieser Hürden bieten genossenschaftliche Ansätze eine überzeugende Alternative. Sie verbinden ökologische Wirksamkeit mit sozialer Gerechtigkeit und schaffen Waldstrukturen, die nicht nur CO₂ binden, sondern auch Gemeinschaften stärken.
Ausblick: Was jetzt passieren muss
Die Herausforderungen sind klar – doch ebenso deutlich zeigen sich die Lösungswege. Um die internationalen Klima- und Biodiversitätsziele zu erreichen, müssen Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft jetzt handeln. Drei konkrete Maßnahmen können den notwendigen Wandel beschleunigen.
Politische Rahmenbedingungen neu justieren
Förderprogramme für Waldprojekte sollten konsequent an ökologische Kriterien geknüpft werden. Statt kurzfristiger Aufforstungsmaßnahmen gilt es, Förderbedingungen an Mischwald- und Dauerwaldprinzipien zu koppeln. Nur so entstehen widerstandsfähige Ökosysteme, die langfristig Kohlenstoff binden und Lebensräume schaffen. Die Umsetzungslücke bei internationalen Initiativen wie der Bonn Challenge (Quelle: IUCN)* zeigt, dass reine Zielvorgaben ohne qualitätsorientierte Finanzierungsmechanismen nicht ausreichen.
Genossenschaftliche Modelle stärken
Das Erfolgsmodell gemeinschaftlicher Waldinvestitionen beweist: Klimaschutz gelingt, wenn Menschen direkt beteiligt werden. Politik und Förderbanken sollten genossenschaftliche Strukturen gezielt unterstützen, etwa durch vereinfachte Gründungsverfahren und angepasste Finanzierungsinstrumente. Bürgerinnen und Bürger können sich so aktiv am Walderhalt beteiligen – etwa durch Mitgliedschaft in Waldgenossenschaften, die transparente Beteiligungsmodelle anbieten.
Langfristige Finanzierung sichern
Wälder brauchen Jahrzehnte, um zu reifen. Doch viele Förderprogramme sind auf kurzfristige Erfolge ausgerichtet. Notwendig sind Finanzierungsinstrumente, die über 20 bis 30 Jahre planbare Mittel bereitstellen. Öffentliche-private Partnerschaften können hier Brücken schlagen, während verbindliche Zertifizierungen die Qualität der Projekte sichern.
Jeder dieser Schritte verbindet ökologische Notwendigkeit mit praktischer Umsetzbarkeit. Die Werkzeuge für wirksamen Waldschutz liegen bereit – jetzt kommt es darauf an, sie konsequent einzusetzen.
Die Inhalte und Zitate dieses Beitrags stammen aus einer Pressemitteilung der Genossenschaft The Generation Forest.
Weiterführende Quellen:
- „Der Waldzustandsbericht der Bundesregierung 2025 weist für 2024 eine Wiederaufforstungsfläche von rund 525.000 Hektar in Deutschland aus, vor allem durch Kalamitäten nach dem Trockenjahr 2018.“ – Quelle: https://www.klimareporter.de/erdsystem/aus-einem-euro-fuer-neuen-wald-wachsen-elf
- „Internationale Berichte zeigen, dass Mischwaldprojekte in den Tropen besonders vorteilhaft für Klima und Artenvielfalt sind, während Monokultur-Plantagen deutlich schlechter abschneiden (Stand: 2023).“ – Quelle: https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/waldvernichtung/wiederherstellung-von-waldlandschaften
- „Die Bonner Challenge Zielvorgabe bis 2030 liegt bei 350 Mio. ha Aufforstung, davon sind bis 2025 weltweit 220 Mio. ha umgesetzt, also etwa 63 Prozent (Stand 2025).“ – Quelle: https://www.iucn.org/our-work/bonn-challenge
- „Im Panama Indigenous Reforestation Projekt sind 700 indigene Personen aktiv beteiligt, mit sozialer Wirkung wie Bildungsverbesserung und Einkommensförderung (Stand 2025).“ – Quelle: https://www.un.org/en/forest/restoration
- „Eine umweltökonomische Bewertung ergab 2023/2024 für Deutschland einen gesellschaftlichen jährlichen Nutzen von ca. 10.580 €/ha Wiederaufforstung, insgesamt 5,9 Mio. € bei 560 ha.“ – Quelle: https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/DOKUMENTE/Publikationen/2025/Report_Der_Wert_der_Wiederaufforstung.pdf
- „Studien zeigen, dass dauerwaldorientierte Aufforstung eine deutlich höhere gesellschaftliche Rendite erbringt als Plantagen; ein Hektar erzielt ca. 200.000 € durch Ökosystemleistungen (Stand 2024).“ – Quelle: https://www.ioew.de/news/article/studie-zeigt-hohen-gesellschaftlichen-wert-von-wiederaufforstung
- „Der gesellschaftliche Wert von Wiederaufforstung in Deutschland wird auf bis zu 1.100 % Rendite geschätzt, insbesondere bei Mischwäldern, laut IÖW-Studie (Stand 2024).“ – Quelle: https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/DOKUMENTE/Publikationen/2025/Report_Der_Wert_der_Wiederaufforstung.pdf

8 Antworten
… ich sehe auch die Notwendigkeit für nachhaltige Aufforstung. Es geht nicht nur um Bäume pflanzen! Die sozialen Aspekte sind genauso wichtig. Wo kann ich mehr Infos dazu finden?
… genau das denke ich auch! Wir sollten mehr über diese Initiativen lernen und sie unterstützen. Was haltet ihr von lokalen Gruppen hierzulande?
Ich bin begeistert von den Fortschritten in Panama! Die Zusammenarbeit mit den Indigenen ist ein gutes Beispiel dafür, wie man langfristige Lösungen schaffen kann. Könnte das Modell auch in anderen Ländern funktionieren?
Toller Artikel! Ich finde es wichtig zu wissen, dass es Lösungen gegen den Waldverlust gibt. Mischwälder sind der Schlüssel! Wie können wir diese Ideen weiter verbreiten?
Die Idee von The Generation Forest klingt super! Ich denke, dass eine Gemeinschaft viel erreichen kann. Woher kommen die Mittel für solche Projekte? Es wäre toll, mehr darüber zu erfahren.
Das frage ich mich auch, Bastian! Vielleicht gibt es Möglichkeiten für uns alle, uns finanziell oder mit Zeit einzubringen? Jeder kleine Beitrag zählt.
Ich finde es sehr wichtig, dass wir uns um die Wälder kümmern. Der Artikel macht deutlich, wie wichtig Mischwälder sind. Warum werden nicht mehr Projekte gefördert? Ich hoffe, das wird sich bald ändern.
Ich stimme zu, Anny! Es ist erschreckend zu hören, dass nur so wenig von den Aufforstungsflächen tatsächlich bepflanzt werden. Was können wir als Einzelne tun, um zu helfen?