– Mitgliederversammlung in Bad Gögging thematisiert Datenschutz versus Nachhaltigkeit bei Datenträgervernichtung.
– ISO-21964-Normentwurf des Fachverbands schlägt fairen Ausgleich zwischen Sicherheit, Wiederverwendung und Klimaschutz vor.
– Fokus auf moderaten Sicherheitsstufen (3–4), Energieerfassung und CO₂-Reduktion steigert Ressourceneffizienz.
Datenschutz trifft Recycling: Warum die richtige Sicherheitsstufe zählt
Am 7. Oktober 2025 hat der bvse-Fachverband Akten- und Datenträgervernichtung auf seiner Mitgliederversammlung in Bad Gögging wichtige Impulse gesetzt, um Datenschutz und Nachhaltigkeit in der Branche enger zu verzahnen. Die Fachwelt reagiert damit auf gestiegene Sicherheitsanforderungen und die Herausforderung, Daten rechtssicher zu löschen und gleichzeitig Materialien optimal zu verwerten.
Martin Dinier, Vorsitzender des Fachverbands, fasste die Lage pointiert zusammen: „Die aktuellen geopolitischen Entwicklungen haben zu einem deutlichen Anstieg kundenseitiger Sicherheitsanforderungen geführt“. Die zunehmende Sensibilität gegenüber Daten macht ein systematisches Vorgehen unerlässlich. Ein durchdachtes Löschkonzept sichert nicht nur Informationen, sondern bringt klare Vorteile in der Praxis: „Wer ein Löschkonzept hat, ist klar im Vorteil.“
Die Diskussion drehte sich auch um die Balance zwischen notwendigen Sicherheitsstandards und der ökologischen Verwertbarkeit der Materialien. „In der Praxis würde häufig bereits eine zuverlässige Vernichtung im Bereich mittlerer Sicherheitsstufen, also der Stufen 3 bis 4, vollkommen ausreichen“, erklärte Dinier. Höhere Sicherheitsstufen beeinträchtigen oft die stoffliche Wiederverwertung erheblich, wie ein weiteres Zitat verdeutlicht: „Die bei Sicherheitsstufe 7 entstehenden Papierfasern sind so kurz, dass sie stofflich nicht mehr verwertet werden können.“
Vor diesem Hintergrund hat der Fachverband einen Entwurf für eine Nachhaltigkeitsnorm vorgelegt, die auf der ISO 21964 basiert. Ziel ist es, angemessene Sicherheitsstufen umzusetzen, Wiederverwendung vor Vernichtung zu prüfen und Energie- sowie CO₂-Daten systematisch zu erfassen. So sollen Datensicherheit und ökologische Verantwortung miteinander in Einklang gebracht werden – ohne Kompromisse bei der Vertraulichkeit.
Dieser neue Ansatz eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Akten- und Datenträgervernichtung effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Dabei bleiben sowohl rechtlicher Schutz als auch Ressourcenschonung zentrale Leitlinien für die Branche.
Zwischen Schutz und Nachhaltigkeit: Die Balance in der Aktenvernichtung
Der Schutz sensibler Daten erfordert klare Sicherheitsanforderungen bei der Akten- und Datenträgervernichtung. Zugleich gewinnt die nachhaltige Handhabung dieser Materialien an Bedeutung, da die Branche zunehmend ökologische Verantwortung übernimmt. Die zentrale Frage lautet: Wie viel Schutz ist notwendig, ohne die Recyclingfähigkeit unnötig zu beeinträchtigen oder den Energieverbrauch unverhältnismäßig zu steigern?
Sicherheitsniveau vs. Recyclingfähigkeit
Papierdokumente lassen sich bei energiesparender Aktenvernichtung über zwei Dutzend Mal recyceln. Moderne Anlagen nutzen häufig Ökostrom und reduzieren den Einsatz von Chemikalien vor allem durch mechanische Verfahren (Stand: 2023). Die normativen Vorgaben gemäß DIN 66399 teilen Akten und Datenträger in sieben Sicherheitsstufen ein (Stand: 2024). Mechanische Methoden wie Schreddern gelten als die energieeffizientesten Vernichtungsverfahren, während thermische Vernichtung mit deutlich höheren CO₂-Emissionen verbunden ist.
Eine strengere Sicherheitsstufe verlangt kleinere Partikelgrößen. So schreibt etwa die Schutzklasse 2 eine maximale Partikelgröße von 5 mm² vor, was den Energieaufwand erhöht (Stand: 2024). Gleichzeitig beeinträchtigt eine zu hohe Zerkleinerungsstufe die Verwertbarkeit, da kürzere Papierfasern den Recyclingprozess erschweren. Eine angemessene Sicherheitsstufe gewährleistet somit einen angemessenen Datenschutz, ohne die stoffliche Verwertung einzuschränken.
Energie- und Emissionsfragen
Die Wahl des Vernichtungsverfahrens beeinflusst den Energiebedarf und die Umweltbilanz des Unternehmens erheblich. Mechanische Verfahren reduzieren den Einsatz von Chemikalien und Emissionen. Die Verwertung der aus der Aktenvernichtung zurückgewonnenen Stoffe spielt eine Schlüsselrolle: Kunststoffe aus USB-Sticks sowie sorgfältig aufbereitetes Papier werden als Sekundärrohstoffe der Industrie bereitgestellt (Stand: 2024).
Damit verbindet sich Datenschutz mit Umweltschutz: Datenträger werden sachgerecht zerstört und gleichzeitig wertvolle Ressourcen geschont. Dies trägt auch zur Erreichung der Klimaziele in der Branche bei.
Wesentliche Fakten im Überblick
| Aspekt | Aussage | Quelle / Stand |
|---|---|---|
| Recyclingfähigkeit von Papier | Papierdokumente lassen sich über zwei Dutzend Mal recyceln; moderne Anlagen verwenden Ökostrom und mechanische Verfahren | akta.de, Stand 2023 |
| Sicherheitsstufen nach DIN 66399 | Sieben Stufen definieren Schutzniveaus; mechanische Vernichtung am energieeffizientesten, thermische verursacht mehr CO₂ | sero-entsorgung.de, Stand 2024 |
| Partikelgröße bei Schutzklasse 2 | Maximal 5 mm² Partikelgröße vorgeschrieben, was den Energieaufwand bei Vernichtung erhöht | deutsche-aktenvernichtung.de, Stand 2024 |
| Wertstoffrückgewinnung | Kunststoffanteile aus Datenträgern und Papier werden als Sekundärrohstoffe zurückgewonnen und der Industrie zugeführt | prezero.de, Stand 2024 |
Diese Balance zwischen Schutz und Verwertung ist ein entscheidender Hebel, um sicherzustellen, dass Datenschutz und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen. Das gesetzlich geforderte „Recht auf Löschung“ von Daten muss mit den Anforderungen an eine klimafreundliche Materialverwertung abgestimmt werden. Nur so lassen sich die Anforderungen moderner Datenwirtschaft und Umweltschutz miteinander vereinbaren.
Wie Unternehmen und Bürger von mehr Datensicherheit und Klimaschutz profitieren
Für Unternehmen, Behörden und die Öffentlichkeit spielen zwei Aspekte eine gleich wichtige Rolle: Datensicherheit und Klimaschutz. Der bvse-Entwurf bringt beides zusammen, indem er auf eine ausgewogene Balance zwischen Sicherheitsanforderungen und nachhaltigem Wirtschaften setzt. Zentrale Elemente sind Beratung, angemessene Sicherheitsstufen, eine getrennte Erfassung von Materialien sowie betriebliche Effizienz. Damit steigt das Vertrauen, die Kosten sinken – und die Umwelt wird geschont, ohne dass auf rechtssichere Datenlöschung verzichtet wird.
Die passende Sicherheitsstufe wählen
Eine der wichtigsten Empfehlungen lautet, die Sicherheitsstufe bei der Vernichtung von Datenträgern nicht unnötig hoch anzusetzen. Übertriebene Anforderungen beeinträchtigen die Qualität des Recyclings, weil beispielsweise bei der höchsten Sicherheitsstufe die Papierschnipsel so klein zerkleinert werden, dass sie stofflich nicht mehr verwertet werden können. Gleichzeitig steigt der Energieverbrauch. Fachliche Beratung hilft, das richtige Maß zu finden und damit Verwertbarkeit sowie Datenschutz in Einklang zu bringen.
Effizienz durch getrennte Erfassung und optimierte Behälterauslastung
Die getrennte Erfassung verschiedener Materialarten verbessert die Recyclingqualität deutlich. Zudem sorgt eine abgestimmte Behälterauslastung für Ressourcen- und Energieeinsparungen. Unternehmen und Auftraggebende profitieren von geringeren Kosten und einem geringeren ökologischen Fußabdruck. Die Abstimmung zwischen Dienstleistern und Kunden bei der Behälterplanung schafft zudem einen Beitrag zur Schonung wertvoller Ressourcen.
Energie- und CO₂-Verbrauch systematisch erfassen
Betriebe sollten den Energieverbrauch sowie die CO₂-Emissionen ihrer Anlagen und Fuhrparks routinemäßig erfassen. Diese Daten ermöglichen es, Fahrten, Touren und Abholrhythmen besser zu planen und unnötige Fahrstrecken zu vermeiden. So lässt sich eine erhebliche Reduzierung der Umweltbelastung erzielen. Die Integration solcher Routinen wird in den Unternehmen zunehmend zu einem festen Bestandteil nachhaltigen Wirtschaftens.
Wiederverwendung prüfen
Vor einer endgültigen Vernichtung gilt es zu prüfen, ob eine datenschutzkonforme Wiederverwendung elektronischer Datenträger möglich ist. Diese Priorität nach dem Grundsatz „Wiederverwendung vor Vernichtung“ trägt dazu bei, die Menge an entsorgtem Material zu verringern und den Rohstoffkreislauf zu entlasten.
Mitarbeiterkompetenz durch Schulungen stärken
Der Entwurf hebt auch die Bedeutung von Schulungen für Mitarbeitende hervor. Sie fördern das Verantwortungsbewusstsein, stärken die Kompetenz im Umgang mit sensiblen Daten und tragen zur langfristigen Mitarbeiterbindung bei. Qualifizierte Beschäftigte stellen sicher, dass Sicherheits- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen wirksam umgesetzt werden.
Praktische Hinweise auf einen Blick:
- Sicherheitsstufe angemessen wählen: Übertrieben hohe Stufen reduzieren Recyclingqualität und erhöhen Energieverbrauch; fachliche Beratung nutzen.
- Getrennte Erfassung und optimierte Behälterauslastung steigern Effizienz und schonen Ressourcen.
- Energie- und CO₂-Verbrauch im Betrieb und Fuhrpark regelmäßig erfassen; Touren und Abholrhythmen anpassen.
- Wiederverwendung vor Vernichtung prüfen, insbesondere bei elektronischen Datenträgern.
- Schulungen fördern Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein und Mitarbeiterbindung.
Nachhaltigkeit und Sicherheit im Einklang: Der neue Branchenstandard in Arbeit
Der bvse erarbeitet derzeit einen Entwurf für eine Nachhaltigkeitsnorm, die auf der ISO 21964 basiert und wichtige Leitlinien für die Praxis setzt. Im Mittelpunkt stehen zwei Grundprinzipien: Ein ausgewogener Interessenausgleich zwischen Sicherheit und Nachhaltigkeit bei der Festlegung der Sicherheitsstufen sowie der Grundsatz „Wiederverwendung vor Vernichtung“. Letzterer fordert, vor der Vernichtung elektronischer oder sonstiger Informationsträger zu prüfen, ob eine datenschutzkonforme Weiterverwendung möglich ist.
Diese Leitplanken sollen dazu beitragen, dass bei der Wahl der Sicherheitsstufen ein angemessenes Verhältnis zwischen Datenschutz und Verwertbarkeit gewahrt bleibt. So werden überhöhte Sicherheitsanforderungen vermieden, die den Recyclingprozess beeinträchtigen könnten. Statt verpflichtender Vorschriften setzt der Norm-Entwurf auf praxisnahe Empfehlungen, die in Betrieben wirksam werden – von der Optimierung der Tourenplanung bis hin zu gezielten Mitarbeiterschulungen. Damit wollen die Initiatoren Effizienz steigern und gleichzeitig Klimaziele verankern.
Neben ökologischen Aspekten berücksichtigt die Norm auch soziale Nachhaltigkeit. Die regelmäßige Ermittlung der Mitarbeiterzufriedenheit sowie Schulungsmaßnahmen fördern Motivation, Verantwortungsbewusstsein und eine langfristige Bindung ans Unternehmen. Dadurch entsteht eine umfassende Strategie, die die Branche auf nachhaltiges Wirtschaften ausrichtet, ohne den Schutz personenbezogener Daten zu vernachlässigen.
Mit diesem Entwurf stellt der bvse einen praxisorientierten Rahmen bereit, der Unternehmen dabei unterstützt, Sicherheitsanforderungen und Nachhaltigkeitsziele in Einklang zu bringen und so zukunftsfähige Standards zu setzen.
Alle in diesem Beitrag enthaltenen Informationen und Zitate stammen aus einer Pressemitteilung des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V.
Weiterführende Quellen:
- „Papierdokumente lassen sich bei energiesparender Aktenvernichtung meist über zwei Dutzend Mal recyceln; moderne Anlagen nutzen häufig Ökostrom und reduzieren Chemikalieneinsatz durch mechanische Verfahren (Stand: 2023).“ – Quelle: https://www.akta.de/magazin/nachhaltige-aktenvernichtung/
- „Für die Akten- und Datenträgervernichtung werden enthaltene Wertstoffe weitgehend zurückgewonnen, z. B. Kunststoffe bei USB-Sticks; geschreddertes Papier wird in mehreren Qualitätsstufen aufbereitet und der Papierindustrie als Sekundärrohstoff zur Verfügung gestellt (Stand: 2024).“ – Quelle: https://prezero.de/wertstoffe/akten-und-daten
- „Akten und Datenträger werden gemäß DIN 66399 sieben Sicherheitsstufen zugeordnet; mechanische Verfahren wie Schreddern sind am energieeffizientesten, thermische Vernichtung verursacht deutlich höhere CO₂-Emissionen (Stand: 2024).“ – Quelle: https://www.sero-entsorgung.de/blogs/news/methoden-der-aktenvernichtung
- „Die Einhaltung kleinerer Partikelgrößen entsprechend hoher Schutzklassen führt zu erhöhtem Energiebedarf, z. B. sind für Schutzklasse 2 (hoher Bedarf) 5 mm² Partikelgröße vorgeschrieben (Stand: 2024).“ – Quelle: https://deutsche-aktenvernichtung.de/datentraeger/
10 Antworten
Datenschutz und Klimaschutz sind beide extrem wichtig! Könnte es nicht sinnvoll sein, eine gemeinsame Strategie zu entwickeln? Ich würde gerne mehr darüber erfahren!
@Kpreuss Du hast recht! Es gibt viele Möglichkeiten zur Optimierung der Prozesse. Der Fokus auf Energiesparen ist besonders wichtig in unserer heutigen Zeit.
@Otmar20 Absolut! Gerade bei der Papiervernichtung könnte man viel effizienter arbeiten. Haben die Unternehmen bereits entsprechende Veränderungen vorgenommen?
Ich bin gespannt auf die weiteren Entwicklungen in dieser Branche! Wer weiß, vielleicht gibt es bald noch bessere Lösungen für den Umweltschutz!
Die Idee von Wiederverwendung vor Vernichtung ist großartig! Ich hoffe, dass mehr Firmen das umsetzen. Wie steht es um Schulungen für Mitarbeiter in diesem Bereich? Sind die wichtig genug?
Ja, Schulungen sind sehr wichtig! Nur so können wir sicherstellen, dass alle im Unternehmen gut informiert sind. Gibt es spezielle Programme dafür?
@Fhentschel Das stimmt! Mehr Informationen und Schulungen könnten helfen, das Bewusstsein zu schärfen. Was haltet ihr von den aktuellen Vorschlägen des Fachverbands?
Das Thema Datenschutz ist heutzutage so relevant! Ich frage mich, wie andere Unternehmen mit der Herausforderung umgehen. Gibt es Best Practices? Es wäre interessant zu erfahren, welche Erfahrungen andere gemacht haben.
Ich denke auch, dass die richtige Sicherheitsstufe entscheidend ist. Wir sollten darüber nachdenken, wie wir die Balance finden können zwischen Schutz und Verwertbarkeit. Was denkt ihr darüber?
Ich finde den Ansatz, Sicherheitsstufen und Nachhaltigkeit zu verbinden, sehr wichtig. Warum ist es nicht mehr verbreitet? Es sollte mehr darüber diskutiert werden, wie Unternehmen ihre Verfahren optimieren können.