CRISPR-Pappeln und Neue Gentechnik: EU-Umweltausschuss entscheidet über Regulierung und Umweltrisiken

Am Mittwoch stimmt der EU-Umweltausschuss über den Umgang mit Pappeln ab, die per CRISPR/Cas so verändert wurden, dass sie schon nach vier statt sieben bis zehn Jahren blühen und so eine schnellere Züchtung ermöglichen. Befürworter wollen die neuen Gentechnik-Pflanzen ohne verpflichtende Risikoprüfung in den Markt bringen, während Kritiker vor einer unkontrollierten Ausbreitung veränderter Gene und möglichen Folgen für Insekten und Ökosysteme warnen. Die Entscheidung gilt als wegweisend für die künftige Regulierung aller Pflanzen aus Neuer Gentechnik.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

Debatte um Regulierung der Neuen Gentechnik bei Pappeln im EU-Umweltausschuss

Aktuell rückt die Frage der Regulierung von Pflanzen aus Neuer Gentechnik, insbesondere gentechnisch veränderten Pappeln, in den Fokus. Anlass ist eine Auswertung wissenschaftlicher Publikationen, die veranschaulicht, wie die Gen-Schere CRISPR/Cas genutzt wird, um artspezifische Merkmale von Pappeln drastisch zu verändern.* Dabei werden keine zusätzlichen Gene eingefügt oder neue Eiweißstoffe gebildet.* Ein besonders auffälliges Resultat ist, dass Pappeln, die sonst erst nach sieben bis zehn Jahren blühen, nach dem Eingriff bereits nach vier Monaten blühen.*

Diese Methode soll es ermöglichen, früh blühende Gentechnik-Pappeln schneller zu vermehren, kreuzen und selektieren, ähnlich wie es bei Ackerpflanzen üblich ist.* Dadurch könnte die Markteinführung solcher gentechnisch veränderter Pappeln erheblich beschleunigt werden.*

Die Veränderungen sind nicht ohne Folgen, denn die Pappeln spielen als wichtige Nahrungspflanzen für viele Insektenarten wie Käfer, Schmetterlinge und Bienen eine bedeutende Rolle im Ökosystem. Eine potenzielle Kreuzung der Gentechnik-Bäume mit natürlichen Pappel-Populationen könnte dazu führen, dass sich veränderte Gene schnell ausbreiten. Dies birgt das Risiko irreversibler Folgen, da diese Gene nicht aus der Umwelt zurückgeholt werden können.*

Mit Blick auf diese Entwicklungen wird am Mittwoch dieser Woche im EU-Umweltausschuss über die zukünftige Regulierung solcher Pflanzen entschieden. Die Berichterstatterin Jessica Polfjärd (EPP) setzt sich für eine Position ein, bei der gentechnisch veränderte Bäume, Sträucher, Ackerpflanzen sowie Wildgräser und Wildblumen ohne Risikoprüfung in die Umwelt gelangen könnten.* Dem gegenüber fordern Abgeordnete wie Christoph Clergeau (S&D) und Martin Häusling (Grüne) eine verpflichtende Risikoprüfung für Pflanzen aus Neuer Gentechnik.* Diese Forderung wird durch Stellungnahmen der französischen Behörde ANSES und der Gesellschaft für Ökologie (GFÖ) unterstützt, die vor allem auf die Gefahren für Wildpflanzen hinweisen.*

Die renommierte Ökologin Prof. Dr. Katja Tielbörger betont, dass durch eine mögliche Deregulierung etwa 300.000 Wildpflanzenarten betroffen sein könnten, mit unabsehbaren Folgen für Ökosysteme und Biodiversität.* Insgesamt sind die Auswirkungen von CRISPR/Cas auf Umwelt und Natur stark umstritten, weshalb das Vorsorgeprinzip bei der Regulierung eine zentrale Rolle spielen sollte, um mögliche Risiken für Mensch und Umwelt zu minimieren.*

Welche Entscheidung der Umweltausschuss des EU-Parlaments trifft und wie dies die Markteinführung genetisch veränderter Pflanzen beeinflusst, bleibt abzuwarten. Weiterführende Informationen zum Thema sind unter https://www.testbiotech.org/aktuelles/die-bluetentraeume-der-gentechnik verfügbar.

Wie die Genschere CRISPR/Cas Natur und Gesellschaft herausfordert

Die Genschere CRISPR/Cas eröffnet in Landwirtschaft und Umwelt eine Reihe neuer Möglichkeiten – bietet gleichzeitig aber auch komplexe Herausforderungen. Ihr grundsätzlicher Nutzen liegt vor allem in der präzisen Veränderung von Genen, um Pflanzen widerstandsfähiger gegen Krankheiten oder klimatische Belastungen zu machen. Das Potenzial für eine nachhaltigere Landwirtschaft ist damit groß: Höhere Erträge bei geringerem Einsatz von Pestiziden oder Dünger könnten helfen, Umweltressourcen zu schonen und Ernährungssicherheit zu erhöhen.

Doch mit den Chancen für Innovationen gehen auch Unsicherheiten einher. Kritische Stimmen warnen vor möglichen Risiken für die Artenvielfalt und Ökosysteme, wenn gentechnisch veränderte Organismen in die Natur entlassen werden. Unvorhersehbare Auswirkungen auf andere Lebewesen oder eine Veränderung natürlicher Lebensgemeinschaften sind bisher nicht vollständig abschätzbar. Die ökologische Balance könnte sich dadurch verschieben – ein Risiko, das zu einer umfassenden gesellschaftlichen Debatte führt.

In dieser Auseinandersetzung spielt die bevorstehende Abstimmung im EU-Parlament eine besondere Rolle. Sie gilt als Signal für die zukünftige Regulierung der Neuen Gentechnik in Europa. Entscheidend ist, wie rechtliche Rahmenbedingungen gestaltet werden, um Innovationen einerseits zu ermöglichen und andererseits ökologische sowie ethische Grenzen zu wahren. Die Gesellschaft muss jetzt genau hinsehen, welche Folgen eine Lockerung oder Verschärfung der Regeln haben kann – vor allem im Hinblick auf Transparenz, Sicherheit und Umweltverträglichkeit.

Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft reagieren unterschiedlich auf diese Entwicklungen. Während Forscher den Fortschritt vorantreiben und auf das Potenzial der Technik hinweisen, fordern Umweltverbände strenge Kontrollen und umfassende Risikobewertungen. Wirtschaftsorganisationen setzen sich für eine zukunftsfähige Regulierung ein, die Innovationen fördert, aber Risiken minimiert.

Chancen und Risiken neuer Gentechnik

  • Präzise Genmanipulation: Schnelle und gezielte Veränderung von Pflanzenmerkmalen
  • Ertragssteigerung und Ressourcenschonung: Potenzial für nachhaltigere Landwirtschaft
  • Unklare ökologische Folgen: Mögliche Gefährdung der Artenvielfalt
  • Komplexe gesellschaftliche Debatte: Abwägung von Nutzen und Risiken und ethische Fragen

Die Perspektive von Umwelt- und Wirtschaftsorganisationen

Umweltorganisationen warnen vor den Risiken für natürliche Ökosysteme und fordern vorsichtige Regulierung, die Erbgutveränderungen streng überwacht. Wirtschaftsverbände betonen dagegen den Bedarf an klaren und innovationsfreundlichen Regeln, um die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft zu sichern.

Die weitere Debatte wird zeigen, wie sich der gesellschaftliche Konsens zur Neuen Gentechnik entwickelt. Entscheidend wird sein, wie politisch und wissenschaftlich verantwortungsvoll der Umgang mit Chancen und Risiken gestaltet wird. Die Technologie selbst bleibt ein dynamisches Feld – künftige Fortschritte könnten noch tiefere Eingriffe ermöglichen oder neue Anwendungen eröffnen, die heute so noch nicht absehbar sind. Klar ist, dass der gesellschaftliche Diskurs über CRISPR/Cas und ähnliche Verfahren an Bedeutung gewinnen wird – mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Landwirtschaft und Gesellschaft.

Original-Content von: Verein Testbiotech, übermittelt durch news aktuell


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Die Blütenträume der Gentechnik / Drastische Veränderung artspezifischer Merkmale …

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