Chemieindustrie in Deutschland 2025: Wirtschaftslage, Herausforderungen und Aufbruchstimmung – Chancen für Wachstum und Arbeitsmarkt

Die deutsche Chemieindustrie verzeichnete von Januar bis April einen Produktions- und Umsatzeinbruch gegenüber dem Vorjahr und kämpft weiter mit hohen Energie­kosten, Bürokratie und schwacher Exportnachfrage. Erstmals seit über einem Jahr haben die Unternehmen für die kommenden sechs Monate wieder positive Geschäftserwartungen – getragen vor allem von steuer- und energiepolitischen Entlastungen. Während das Inlandsgeschäft für Auftrieb sorgt, bleiben die Aussichten im Export weiterhin verhalten.
VerbandsMonitor – Themen, Trends und Ticker vom 13.04.2025

– Deutsche Chemieindustrie verzeichnet Januar–April 2025 Produktionsrückgang um 1,1 % und schleppende Aufträge
– Hohe Energiepreise, Bürokratie, strikte Regulierung, hohe Abgaben und US-Zölle belasten Exporte
– Chemieunternehmen erstmals seit einem Jahr optimistisch, setzen Hoffnungen vor allem auf Inlandsgeschäft

Deutsche Chemie steckt im Juni 2025 weiter in der Krise – Hoffnung nur mit Vorbehalt

Die deutsche Chemieindustrie hat im ersten Vierteljahr 2025 keine Fortschritte erzielt. Von Januar bis April lag die Produktion 1,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau, während die Auftragsbücher weiterhin kaum gefüllt sind. Trotz eines leichten Anstiegs der Preise stagnieren die Umsätze unter dem Vorjahreswert. Sowohl das Inlandsgeschäft als auch der Export entwickeln sich schleppend. Die Unternehmen können kaum langfristig planen und fahren weiterhin „auf Sicht“.

Probleme auf verschiedenen Ebenen belasten die Branche: hohe Energiepreise, eine umfangreiche und komplexe Bürokratie, unflexible Regulierungen sowie hohe Steuern und Abgaben setzen der deutschen Chemieindustrie massiv zu. Hinzu kommt die Unsicherheit durch die unberechenbare US-Zollpolitik, die das Exportgeschäft zusätzlich erschwert. Vor diesem Hintergrund fällt die aktuelle Geschäftslage bei den Unternehmen überwiegend negativ aus.

Dennoch gibt es Lichtblicke: Die Geschäftserwartungen haben sich in den letzten beiden Monaten merklich erholt und sind erstmals seit einem Jahr wieder positiv. Die Chemieunternehmen setzen dabei vor allem auf ein stärkeres Inlandsgeschäft, während die Prognosen für den Export weiterhin zurückhaltend bleiben. Die jüngste Stimmungsaufhellung spiegelt sich auch in der Industrie insgesamt wider. Als wichtige Zulieferer für zentrale industrielle Wertschöpfungsketten könnte die Chemiebranche von einer steigenden Nachfrage im Inland profitieren.

VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup formuliert die Lage mit Nachdruck: „Endlich herrscht Aufbruchstimmung. Die Bundesregierung sorgt für frischen Wind mit Entlastungen bei Steuern und Energiepreisen. Der Druck ist aber weiterhin immens. Kanzler und Kabinett müssen konsequent Kurs halten, müssen jetzt liefern. Dann stehen die Chancen für einen Aufschwung im nächsten Jahr richtig gut.“

Gleichzeitig mahnt er, dass für eine nachhaltige Erholung mehr nötig ist: „Für eine echte Wirtschaftswende müssen wir aber auch ans Fundament ran, alte Strukturen aufbrechen. So könnte in Deutschland wieder der Dreiklang aus Investitionen, Innovationen und internationaler Wettbewerbsfähigkeit gelingen.“

Die Branche steht derzeit zwar noch auf Stand-by, ist aber bereit für eine Wende. 2024 erwirtschafteten die Mitgliedsunternehmen des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) einen Umsatz von rund 240 Milliarden Euro und boten über 560.000 Menschen eine Beschäftigung. Vor dem Hintergrund der bestehenden Herausforderungen bleibt abzuwarten, wie schnell die politischen Rahmenbedingungen tatsächlich verbessert werden – und ob damit die lang erwartete Erholung gelingt.

Was der Stimmungsumschwung in der Chemieindustrie für Wirtschaft und Gesellschaft bedeutet

Die Chemiebranche spielt eine Schlüsselrolle für die deutsche Industrie sowie den Arbeitsmarkt. Mit über 560.000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 240 Milliarden Euro im Jahr 2024 gehört sie zu den stärksten Säulen der deutschen Wirtschaft. Ihre Produkte sind wichtige Vorleistungen für zahlreiche Industriezweige, von der Automobil- über die Bau- bis hin zur Pharmaindustrie. Daher schlagen Schwankungen in der chemischen Produktion schnell auf andere Branchen durch und beeinflussen auch die Versorgung und Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Nach einer längeren Phase der Zurückhaltung und Produktion unter dem Vorjahresniveau gibt es aktuell erste Anzeichen für eine Trendwende in der Branche. Die Geschäftserwartungen haben sich in den letzten Monaten verbessert und signalisieren eine positive Stimmung, die sich vor allem durch eine anziehende Inlandsnachfrage erklären lässt. Dabei profitieren Chemieunternehmen als Zulieferer zentraler Wertschöpfungsketten von der erwarteten Belebung in der deutschen Industrie insgesamt.

Branchenübergreifende Wirkung der Chemie

Da die Chemie zahlreiche andere Industriezweige beliefert, wirkt die Entwicklung hier branchenübergreifend. Ein Aufschwung in der Chemie kann:

  • die Produktionskapazitäten in der Automobil-, Maschinenbau- und Bauwirtschaft stabilisieren und ausweiten,
  • die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten anregen, was Innovationen fördert,
  • Beschäftigung sichern und neue Arbeitsplätze schaffen, da Chemieunternehmen europaweit zu den Großarbeitgebern zählen.

Für Verbraucher könnten sich steigende Kapazitäten in der Chemie langfristig positiv auf die Verfügbarkeit und Preise von Alltagsprodukten auswirken. Gleichzeitig bergen Preissteigerungen, etwa bei Rohstoffen oder Energie, die Gefahr, dass diese Kosten an Endkunden weitergegeben werden.

Wirtschaftspolitik als Wendepunkt?

Die aktuelle Stimmungsaufhellung in der Chemie wird begleitet von politischen Maßnahmen, die auf Steuerentlastungen und gesenkte Energiepreise abzielen. VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup betont: "Endlich herrscht Aufbruchstimmung. Die Bundesregierung sorgt für frischen Wind mit Entlastungen bei Steuern und Energiepreisen. Der Druck ist aber weiterhin immens. Kanzler und Kabinett müssen konsequent Kurs halten, müssen jetzt liefern."

Der nachhaltige Aufschwung hängt also auch von der Stabilität und Effektivität dieser wirtschaftspolitischen Maßnahmen ab. Nur mit klaren Rahmenbedingungen, die Bürokratie abbauen, internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken und Investitionen fördern, kann die Chemiebranche ihr volles Potenzial entfalten und zur Motorisierung der gesamten Wirtschaft beitragen.

Chancen und Risiken eines Aufschwungs

Chancen

  • Erhöhte Inlandsnachfrage kann zu höheren Kapazitätsauslastungen führen.
  • Investitionen in Innovationen könnten die globale Wettbewerbsfähigkeit verbessern.
  • Beschäftigungssicherung und potenzieller Arbeitsplatzaufbau stärken den Arbeitsmarkt.
  • Positive Impulse für verbundene Branchen und die gesamte Wertschöpfungskette.

Risiken

  • Noch hohe Energiepreise und regulatorische Belastungen bremsen die Erholung.
  • Unberechenbare politische Einflüsse, wie etwa die US-Zollpolitik, erschweren Exportgeschäfte.
  • Preissteigerungen könnten Verbraucherbelastungen verursachen.
  • Ohne nachhaltige politische Maßnahmen droht ein Strohfeuer-Effekt, der das Wachstum wieder abbremst.

Insgesamt zeigt sich, dass der Stimmungsumschwung in der Chemiebranche Signalwirkung für die deutsche Wirtschaft hat. Er ist eng verknüpft mit politischen Entscheidungen und internationalen Rahmenbedingungen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Chemieindustrie ihre wichtige Rolle für Arbeitsmarkt und Gesellschaft stabilisieren und ausbauen kann – oder ob strukturelle Herausforderungen weiter im Weg stehen.

Die Informationen und Zitate in diesem Beitrag basieren auf einer Pressemitteilung von Verband der Chemischen Industrie e. V..

15 Antworten

  1. (…) Ich sehe die Entwicklung als Chance für Innovationen in der Branche. Wie könnten wir mehr junge Menschen für Berufe in der Chemie begeistern? Das wäre wichtig für die Zukunft.

  2. Interessanter Beitrag! Ich bin neugierig, ob diese positive Stimmung in der Chemie auch langfristig anhält. Gibt es Anzeichen dafür? Und was ist mit den Exporten – werden sie sich wieder erholen?

    1. Kirsten, ich denke schon, dass es Chancen gibt! Aber ohne klare politische Maßnahmen könnte das schwer werden. Die Bundesregierung muss wirklich aktiv werden!

    2. (…) Ich würde sagen, dass der Fokus auf dem Inlandsgeschäft positiv ist, aber wir sollten nicht die Risiken vergessen – besonders bei den Zöllen aus den USA.

  3. Ich finde den Artikel sehr informativ, aber es wird zu wenig auf die sozialen Auswirkungen eingegangen. Wie können wir sicherstellen, dass die Beschäftigten in der Chemiebranche nicht unter den hohen Energiepreisen leiden? Gibt es Lösungen?

    1. Ich stimme zu, Bianka! Es wäre wichtig, auch die Perspektive der Arbeitnehmer mehr zu beleuchten. Eine Diskussion über faire Löhne und Arbeitsbedingungen könnte hier hilfreich sein.

    2. Das ist ein guter Punkt! Vielleicht sollten wir auch über alternative Energiequellen nachdenken, um die Abhängigkeit von hohen Preisen zu verringern. Was haltet ihr von Solarenergie?

  4. „Aufbruchstimmung“ klingt vielversprechend! Aber was denkt ihr über die langfristigen Lösungen für die Chemiebranche? Kann eine nachhaltige Politik tatsächlich umgesetzt werden oder bleibt das nur ein Wunschtraum?

    1. „Wunschtraum“ klingt pessimistisch, Nikolaus. Aber ich denke, wenn wir gemeinsam an Lösungen arbeiten und Druck auf Entscheidungsträger ausüben, kann sich wirklich etwas bewegen!

  5. Die Herausforderungen sind klar umrissen, aber ich frage mich, ob die Bundesregierung genug tut. Glaubt ihr, dass Steuerentlastungen wirklich einen Unterschied machen können? Wie sieht es mit den hohen Energiepreisen aus?

    1. Das sind berechtigte Fragen! Vielleicht sollten wir auch die Rolle der Verbraucher betrachten und wie sie zur Lösung beitragen könnten.

  6. Es ist gut zu hören, dass die Geschäftserwartungen sich verbessern. Was könnte die Regierung tun, um diese positive Stimmung weiter zu fördern? Vielleicht mehr Unterstützung für Forschung und Entwicklung?

    1. Das ist ein wichtiger Punkt, Ilechner! Ich denke auch, dass Investitionen in Innovationen entscheidend sind. Wir sollten auch darüber nachdenken, wie wir unsere eigenen Ressourcen besser nutzen können.

  7. Ich finde es spannend, dass die Chemieindustrie trotz der Schwierigkeiten optimistisch ist. Was denkt ihr über die Auswirkungen der US-Zölle auf die Exporte? Gibt es vielleicht Strategien, um diesen Herausforderungen zu begegnen?

    1. Ich stimme dir zu, Edgar! Die Zölle sind ein großes Thema. Es wäre interessant zu wissen, wie andere Länder damit umgehen und ob wir daraus lernen können.

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