Chemieindustrie 2024: Wachstum, Reformbedarf und hohe Energiepreise – So steht es um die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland

Die deutsche Chemieindustrie verzeichnete im ersten Halbjahr 2024 zwar ein Produktionsplus von 3 Prozent, sieht sich bei Umsätzen (– 1 Prozent) und Erzeugerpreisen (– 4 Prozent) aber weiterhin erheblichen Belastungen ausgesetzt. Über 70 Prozent der Unternehmen klagen über bürokratische Hürden und fast die Hälfte über drastisch gestiegene Energiepreise, was viele Anlagen an die Rentabilitätsgrenze drängt. Der Verband der Chemischen Industrie fordert daher Entlastungen bei Stromsteuern und Netzentgelten sowie weitreichende Steuer- und Infrastrukturreformen, um den Standort Deutschland stabil zu halten.
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Inhaltsübersicht

– Chemieproduktion H1 2024 +3 % bei Umsatz −1 %, Erzeugerpreise −4 %.
– Grundstoffchemie organisch +8,5 %, anorganisch +12 %; Spezialchemie −2 %.
– Hohe Energiepreise und Bürokratie belasten Rentabilität, Investitionsniveau niedrig.

Halbjahresbilanz 2024: Deutsche Chemieindustrie mit gemischten Signalen

Die deutsche Chemieindustrie hat im ersten Halbjahr 2024 eine durchwachsene Bilanz vorgelegt. Trotz eines positiven Produktionswachstums von drei Prozent sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin herausfordernd. Der Branchenumsatz sank im Vergleich zum Vorjahr leicht um ein Prozent, während die Erzeugerpreise sogar um vier Prozent zurückgingen. Es gibt einen Silberstreif, aber von einem stabilen Aufwärtstrend kann keine Rede sein. Die leichten Anzeichen der Erholung sind kein Grund zum Jubeln.

Eine Zunahme der Bestellungen beflügelte zwar die Produktion, dennoch bewegen sich viele Anlagen weiterhin unter der Rentabilitätsgrenze. Besonders belastend wirken die hohen Energiepreise und die wachsende Bürokratie: Über 70 Prozent der Unternehmen beklagen die bürokratischen Hürden, und nahezu die Hälfte beurteilt die Belastungen durch Energiepreise als erheblich.

Innerhalb der Branche zeigt sich ein differenziertes Bild. Die Grundstoffchemie konnte mit einem kräftigen Produktionsplus punkten – 8,5 Prozent bei organischen und sogar zwölf Prozent bei anorganischen Grundstoffen. Dem gegenüber steht die Spezialchemie, deren Produktion um 2 Prozent zurückging. Das Pharmageschäft verläuft wachstumsorientiert, doch das Inlandsgeschäft bleibt insgesamt hinter den Erwartungen zurück. Im Ausland konnte ein leichter Umsatzanstieg um 1,5 Prozent erzielt werden.

Die Stimmung in der Branche bleibt vorerst gedämpft: Nur 30 Prozent der Unternehmen spüren eine wirtschaftliche Erholung, während etwa 20 Prozent noch keine Verbesserung am Horizont erkennen. Sinkende Investitionen und belastende Standortfaktoren erschweren zudem die Rahmenbedingungen für ausländische Investitionen.

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI), der rund 2.300 Unternehmen mit einem Umsatz von etwa 245 Milliarden Euro und über 560.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vertritt, fordert daher umfassende Entlastungen und Reformen. Neben einer Reduzierung der Stromsteuern und Netzentgelte sollen auch Unternehmens- und Körperschaftssteuern reformiert werden. Außerdem brauche es erhebliche Investitionen in Bildung, Sicherheit und Infrastruktur. Wir brauchen nicht nur Reformen auf der Sachebene. Wir brauchen auch einen mentalen Wandel. Die Nation muss offensiver und dynamischer werden. Ein gemeinsamer Kraftakt ist nötig, um das Vertrauen der Branche zurückzugewinnen.

Warum die Chemieindustrie für Deutschlands Zukunft unverzichtbar bleibt

Die Chemieindustrie spielt eine zentrale Rolle für die deutsche Volkswirtschaft und Gesellschaft. Sie ist ein bedeutender Innovationsmotor, der zahlreiche andere Branchen versorgt und Arbeitsplätze sichert. Ihre gesellschaftliche Bedeutung zeigt sich nicht nur in der Bereitstellung essenzieller Produkte, sondern auch in der Verantwortung für nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen. Zugleich steht die Branche vor anspruchsvollen Herausforderungen im internationalen Wettbewerb, die eine ständige Anpassung der Standortfaktoren erfordern.

Standortfaktoren zwischen Tradition und Transformation

Die deutsche Chemieindustrie basiert auf einer bewährten Infrastruktur und einem hohen Know-how, das sie weltweit wettbewerbsfähig macht. Gleichzeitig treiben technologische Innovationen und ökologische Ziele die Transformation der Branche voran. Diese doppelte Dynamik verlangt nach einer Balance zwischen bewährten Stärken und Mut zur Veränderung. Die Standortattraktivität hängt dabei stark von politischen Rahmenbedingungen, Fachkräftesicherung und einer verlässlichen Energieversorgung ab.

Chancen und Risiken im globalen Wettbewerb

Im internationalen Wettbewerb eröffnen sich für die Chemiebranche vielfältige Chancen, wie der Ausbau von nachhaltigen Produkten und neuen Märkten. Gleichzeitig bestehen Risiken durch regulatorische Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und zunehmenden Preisdruck. Eine strategische Ausrichtung, die zukunftsorientierte Technologien fördert und flexibel auf globale Veränderungen reagiert, ist daher unerlässlich.

Wesentliche Reformschritte zur Stärkung des Standorts Deutschland sind:

  • Förderung von Innovation und Digitalisierung als Treiber für Wettbewerbsfähigkeit
  • Verbesserung der Rahmenbedingungen insbesondere bei Energiepreisen und Bürokratie
  • Investitionen in Aus- und Weiterbildung zur Sicherung qualifizierter Fachkräfte
  • Stärkung nachhaltiger Produktionsprozesse im Einklang mit Klimazielen
  • Förderung internationaler Kooperationen und Markterschließung

Diese Maßnahmen können dazu beitragen, die Chemieindustrie resilient und innovativ zu machen.

Ein konsequenter Reformkurs wird entscheidend sein, um den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb zu festigen und die Branche für kommende Herausforderungen zu rüsten. Gleichzeitig unterstützt er die Transformation hin zu einer nachhaltigen und digitalen Wirtschaft, die wirtschaftliche Stärke mit gesellschaftlicher Verantwortung verbindet. So bleibt die Chemieindustrie ein zentraler Pfeiler für Wachstum, Beschäftigung und Innovation in Deutschland.


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Halbjahresbilanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie 2024 / Erstes Halbjahr: Sonne …

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10 Antworten

  1. Viele Probleme mit Burokratie und Energiepreise. Die Firmen können nicht gut arbeiten so. Man muss das ändern.

  2. Das ist alles komplizert. Die Chemieindustrie wächste aber die Preise sinken. Warum sinkt die Preise wenn die Produktion steigt? Das verstehe ich nicht.

  3. Interessant das Pharmageschäft wachst. Das ist gut, weil wir immer mehr Medikamente brauchen. Hoffentlich bleibt das so.

  4. Die industrie muss sich mehr anstregen. Die viele Burokratie macht es schwer fur die Firmen. Weniger burokratie ware besser.

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