Streit um CO2-Kosten: Gratiszertifikate statt CBAM? – Familienunternehmer begrüßen Kurswechsel

SPD und CDU/CSU setzen sich überraschend für eine Verlängerung der kostenlosen CO2-Zertifikate ein. Die Familienunternehmer begrüßen diese politische Einigkeit als wichtigen Kurswechsel. Sie fordern zugleich die endgültige Abschaffung des geplanten Grenzausgleichsmechanismus CBAM.
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Inhaltsübersicht

– SPD und CDU/CSU fordern Verlängerung der kostenlosen CO2-Zertifikate.
– Freie Zuteilung soll Industrie stärken und Verbraucherpreise stabil halten.
– CBAM-Grenzausgleich wird als untauglich abgelehnt und soll abgeschafft werden.

Streit um CO2-Kosten: Gratiszertifikate statt CBAM? – Familienunternehmer begrüßen Kurswechsel

Berlin, 13.10.2025 – In der deutschen Klimapolitik zeichnet sich eine überraschende Wende ab: Führende Vertreter von SPD und CDU/CSU sprechen sich gemeinsam für eine Verlängerung der kostenlosen Zuteilung von CO2-Zertifikaten aus. Dieser Schulterschluss der bisherigen Kontrahenten markiert einen bedeutenden Kurswechsel in der Debatte um den europäischen CO2-Grenzausgleich.

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) und der umweltpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Andreas Jung, positionieren sich damit gegen die bisher geplante schrittweise Abschaffung der Gratiszuteilung ab 2026. Stattdessen setzen sie auf eine Fortführung des bestehenden Systems – eine Position, die von den Familienunternehmern ausdrücklich begrüßt wird.

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer, kommentiert die politische Entwicklung mit deutlichen Worten: „Endlich schreiten SPD und CDU/CSU mal Seite an Seite. Diese neue Einigkeit lässt hoffen.“ Zugleich formuliert sie eine klare Forderung an die Politik: „Das muss aber entsprechend mit der endgültigen Abschaffung des CBAM einhergehen.“

Der Verband DIE FAMILIENUNTERNEHMER vertritt als politische Interessenvertretung mehr als 180.000 Familienunternehmen (Stand: 13.10.2025, PM). Diese Unternehmen beschäftigen rund 8 Millionen Mitarbeiter und erwirtschaften jährlich einen Umsatz in Höhe von 1.700 Milliarden Euro (Stand: 13.10.2025, PM). Die nun erkennbare politische Einigkeit bewertet der Verband als wichtiges Signal für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie.

Zwei Wege, ein Ziel: Gratiszuteilung versus Grenzausgleich

Der europäische Klimaschutz steht vor einer grundlegenden Weichenstellung. Im Zentrum der Debatte stehen zwei unterschiedliche Instrumente, die beide dasselbe Ziel verfolgen: die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen im globalen Vergleich zu erhalten, während gleichzeitig ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden. Auf der einen Seite steht die kostenlose Zuteilung von Emissionszertifikaten, die besonders exponierten Industriezweigen bisher Schutz vor internationalem Wettbewerb bieten sollte. Auf der anderen Seite positioniert sich der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) als neues Werkzeug der EU-Klimapolitik.

Die Gratiszuteilung funktioniert als direkte Subvention: Betroffene Unternehmen in energieintensiven Branchen erhalten Emissionsberechtigungen ohne Kosten, um sie vor Verlagerung ihrer Produktion in Regionen mit weniger strengen Klimaauflagen zu bewahren. Der CBAM hingegen setzt an der Außengrenze an und soll Importe aus Drittstaaten mit den gleichen CO₂-Kosten belasten wie heimische Produkte. Dieser Grenzausgleichsmechanismus soll verhindern, dass europäische Klimaschutzbemühungen durch Verlagerung von Emissionen ins Ausland unterlaufen werden.

Was ist der CBAM?

Der Carbon Border Adjustment Mechanism stellt einen Systemwechsel in der europäischen Klimapolitik dar. Statt heimische Unternehmen durch kostenlose Zertifikate zu schützen, werden Importeure verpflichtet, für die bei der Herstellung ihrer Waren im Ausland entstandenen CO₂-Emissionen Zertifikate zu erwerben. Der Preis orientiert sich am europäischen Emissionshandelssystem. Dadurch sollen Wettbewerbsverzerrungen zwischen EU-Produkten und Importwaren aus Ländern ohne vergleichbare Klimaschutzauflagen ausgeglichen werden.

Die aktuelle politische Diskussion gewinnt durch die zeitliche Dimension an Brisanz: Während die kostenlosen Zuteilungen gemäß bisherigem Plan ab 2026 schrittweise auslaufen sollen, beginnt parallel die Implementierung des CBAM. Befürworter der Gratiszuteilung argumentieren, dass dieser doppelte Übergang zu erheblichen Belastungen für Verbraucher führen könnte, wenn Industriekosten über die Preise weitergegeben werden müssen. Die Frage, welcher Mechanismus langfristig die Balance zwischen Klimaschutz und Wirtschaftskraft besser gewährleistet, spaltet derzeit die politischen Lager.

Datenlage und EU-Zeitplan

Die Einführung des Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) folgt einem klaren Zeitplan, der sich aktuell in der Umsetzungsphase befindet. Am 17. März 2025 verabschiedete die EU eine Verordnung, die Importeuren ab Januar 2026 die Registrierung als autorisierte CBAM-Anmelder ermöglicht (Quelle: EU-Taxation & Customs). Dieser Schritt markiert den Start der operativen Vorbereitungen für das Grenzausgleichssystem.

Am 28. August 2025 erweiterte die EU-Kommission den Prozess um eine öffentliche Konsultation zu Emissionsberechnungsmethoden und Regelanpassungen (Quelle: EU-Taxation & Customs). Diese Konsultation soll technische Details klären und praktische Umsetzungsfragen lösen.

Ab 2026 beginnt die schrittweise Ablösung der Gratis-Zertifikate durch den CBAM – ein Prozess, der Wettbewerbsnachteile für EU-Unternehmen verhindern soll (Stand: 09.10.2025; Quelle: Energy News Magazine).

Zeitplan & nächste Schritte

Parallel zur technischen Umsetzung mehren sich die politischen Diskussionen um die Ausgestaltung des Übergangs. Die Industriellenvereinigung (IV) positioniert sich klar gegen eine vollständige Ablösung und bezeichnet die Gratiszuteilung als „unverzichtbar“ (Stand: 2025; Quelle: News.at).

Österreichs Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer geht noch weiter: Er fordert eine Verschiebung der geplanten Abschaffung der Gratis-Zertifikate über 2034 hinaus und eine Reform des CBAM bis spätestens 2028 (Stand: 09.10.2025; Quelle: Energy News Magazine). Diese Position unterstreicht die anhaltenden Bedenken regarding der Praxistauglichkeit des Grenzausgleichsmechanismus.

Datum/Jahr Ereignis/Position Quelle/Stand
17.03.2025 EU-Verordnung ermöglicht CBAM-Registrierung ab 2026 EU-Taxation & Customs
28.08.2025 Start öffentliche Konsultation zu Berechnungsmethoden EU-Taxation & Customs
Ab 2026 Schrittweise Ablösung der Gratiszuteilung durch CBAM Energy News Magazine (09.10.2025)
2025 IV: Gratiszuteilung „unverzichtbar“ News.at
09.10.2025 Hattmannsdorfer: Reform bis 2028, Verschiebung über 2034 hinaus Energy News Magazine

Die zeitliche Abfolge zeigt deutlich: Während die EU die technische Implementierung vorantreibt, formiert sich gleichzeitig politischer Widerstand gegen den geplanten Ausstieg aus den Gratis-Zertifikaten.

Konfliktlinien und Folgen

Die Debatte um Gratiszertifikate und den CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) verläuft entlang klarer Fronten. Während die EU-Kommission mit dem CBAM eine schrittweise Abschaffung der kostenlosen Zuteilungen plant, formiert sich Widerstand aus Industrie und Politik. Die Industriellenvereinigung betrachtet die Gratiszuteilung als unverzichtbaren Schutz vor Wettbewerbsnachteilen und bewertet den CBAM als unzureichenden Ersatz (Stand: 2025).

Aus politischer Richtung kommen konkrete Forderungen nach Anpassungen. Österreichs Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer pocht auf eine Reform des CBAM bis 2028 und eine spätere Abschaffung der Gratiszertifikate – also über das bisherige Auslaufdatum 2034 hinaus (Stand: 09.10.2025). Parallel dazu läuft auf EU-Ebene ein fortwährender Justierungsprozess. Eine entsprechende Konsultation der EU-Kommission zu Methodenfragen und Regelanpassungen startete am 28.08.2025.

Die zentralen Streitpunkte lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Industrieposition: Gratiszuteilungen werden als notwendiger Schutz vor Wettbewerbsnachteilen gesehen; es herrscht Skepsis, ob der CBAM diesen Schutz ersetzen kann (Stand: 2025).
  • Politische Forderung (Österreich): Es wird eine Reform des CBAM bis 2028 sowie eine Verschiebung des Enddatums für Gratiszuteilungen über 2034 hinaus verlangt (Stand: 09.10.2025).

    Ausblick: Die nächsten Schritte im CBAM-Prozess

Die weitere Entwicklung des CO₂-Grenzausgleichsmechanismus hängt wesentlich von zwei Faktoren ab: der Geschwindigkeit, mit der EU-Behörden nach Abschluss der Konsultationsphase konkrete Umsetzungsregeln vorlegen, und der Abstimmung nationaler Positionen zur künftigen Gestaltung der Gratiszuteilung. Während die politische Debatte über Tempo, Ausgestaltung und soziale Kosten des Instruments weitergeht, steht bereits der nächste formale Schritt fest.

Ab Januar 2026 können sich Importeure als autorisierte CBAM-Anmelder registrieren lassen. Diese Möglichkeit wurde durch die EU-Verordnung vom 17. März 2025 geschaffen, wie die Generaldirektion Taxation and Customs Union der EU mitteilt. Parallel dazu setzt sich die politische Auseinandersetzung fort – im Spannungsfeld zwischen industrieller Wettbewerbsfähigkeit, Bürokratieabbau und der verbindlichen Erreichung europäischer Klimaziele.

Dieser Beitrag nutzt Informationen und Zitate aus einer Pressemitteilung von DIE FAMILIENUNTERNEHMER e.V.

Weiterführende Quellen:

7 Antworten

  1. „Endlich mal Einigkeit zwischen SPD und CDU/CSU“ – ich bin skeptisch! Können sie wirklich was bewirken oder geht’s nur um Wahlen? Es wäre gut zu wissen, wie diese Einigung aussieht in der Praxis.

  2. Es klingt so, als würde es viele Diskussionen um den CBAM geben. Was denkt ihr über die Alternativen? Können diese wirklich den gewünschten Effekt haben? Ich hoffe auf einen konstruktiven Dialog.

    1. Das sind wichtige Fragen! Vielleicht sollten wir auch internationale Modelle betrachten und sehen, was dort funktioniert hat oder nicht.

  3. Ich bin mir nicht sicher, ob die Verlängerung der kostenlosen Zertifikate eine gute Idee ist. Was passiert mit der Umwelt? Ist das wirklich nachhaltig? Wir sollten darüber nachdenken.

  4. Die Idee der Verlängerung der kostenlosen CO2-Zertifikate ist interessant. Ich frage mich, wie sich das langfristig auf die Preise auswirkt. Gibt es da schon Studien zu? Ich finde, dass wir mehr Informationen brauchen.

    1. Ja, das ist ein guter Punkt! Ich denke auch, dass wir klarere Daten brauchen. Vielleicht könnten wir uns gegenseitig auf dem Laufenden halten über neue Entwicklungen.

    2. Ich stimme zu! Es wäre hilfreich, wenn die Regierung transparentere Berichte veröffentlicht. So könnten alle besser verstehen, was auf uns zukommt.

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