Caritas Delegiertenversammlung 2025: Zukunft des Sozialstaats im Fokus

Der Deutsche Caritasverband hat am 15. Oktober 2025 in Mainz seine Delegiertenversammlung eröffnet. Rund 200 Vertreter beraten über die Zukunft des Sozialstaats und die Rolle der Caritas als größtem Wohlfahrtsverband. Im Fokus steht die Reform der sozialen Sicherungssysteme angesichts des demografischen Wandels.
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Inhaltsübersicht

– Sozialstaatsreform erfordert Solidarität und Miteinander der Generationen.
– Delegiertenversammlung 2025 in Mainz diskutiert Zukunft des Sozialstaats.
– Caritas betont politische Verantwortung für soziale Sicherungssysteme.

Caritas fordert generationenübergreifende Sozialstaatsreform

Am 15. Oktober 2025 kommen in Mainz rund 200 Vertreter des Deutschen Caritasverbands zur jährlichen Delegiertenversammlung zusammen. Im Mittelpunkt der Beratungen steht die Zukunft des Sozialstaats und die besondere Verantwortung des größten deutschen Wohlfahrtsverbands in der aktuellen Reformdebatte. Die Caritas bringt dabei ihre langjährige Erfahrung aus der praktischen Sozialarbeit ein und positioniert sich als zentrale Stimme in der Diskussion um die sozialen Sicherungssysteme.

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands Eva Welskop-Deffaa betont die politische Verantwortung der Caritas: "Mit unseren Einrichtungen und Diensten schaffen wir als Caritas Orte, an denen Menschen sich begegnen – Alt und Jung, Arm und Reich. Zu uns kommen Menschen, die Hilfe suchen und Unterstützung brauchen – für den pflegebedürftigen Großvater und für den spielsüchtigen Jugendlichen. Unsere Hospizdienste begleiten Sterbende und unsere Jugendmigrationsdienste unterstützen junge Geflüchtete bei ihrem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt."

Sie unterstreicht die Bedeutung generationenübergreifender Solidarität: "Wir sehen, wie schnell ein Schicksalsschlag in jedem Alter und in jeder Lebensphase zu einer Lebenskrise werden kann und wie dringend es unseres Sozialstaats für alle bedarf. Den Sozialversicherungen kommt eine herausragende Bedeutung zu. Sie sind institutionelle Wunderwerke, die im Kern auf die Solidarität der Generationen setzen."

Erzbischof Stephan Burger würdigt die Arbeit der Caritas als tätige Nächstenliebe: "Viele Millionen Menschen kommen jährlich in Kontakt mit der Caritas. Das Rot, in dem ihr Flammenkreuz gehalten ist, steht nicht für Stopp! oder für Gefahr, sondern für Orte, an denen die Türen offenstehen, hinter denen Menschen mit offenen Armen und offenen Herzen bereitstehen, sich der Sorgen und Nöte der Menschen anzunehmen."

Er fügt hinzu: "Das rote Flammenkreuz der Caritas ist ein Versprechen auf Annahme, Hinwendung und Fürsorge. Ein Versprechen, das gehalten wird; jeden Tag aufs Neue."

Ministerpräsident Alexander Schweitzer betont den Zusammenhang zwischen sozialer Sicherheit und Demokratie: "Mit ihrer ehrenamtlichen sowie hauptamtlichen Arbeit erbringt die Caritas einen unverzichtbaren Beitrag für unseren Sozialstaat. Unterstützungsleistungen wie soziale Hilfen, Beratungsangebote oder die Etablierung von Kitas und Pflegeeinrichtungen zeigen: Der Sozialstaat muss für die Menschen da sein."

Der Deutsche Caritasverband engagiert sich seit über 125 Jahren für Menschen in Not (Stand: 15. Oktober 2025). Mit bundesweit fast 740.000 Mitarbeitenden, über 500.000 ehrenamtlich Engagierten und rund 25.000 Einrichtungen und Diensten unterstützt die Caritas jährlich rund 13 Millionen Menschen (Stand: 15. Oktober 2025). Weltweit ist die Organisation mit mehr als 600 Projekten in 77 Ländern aktiv (Stand: 15. Oktober 2025).

Demografischer Wandel: Die Belastungsprobe für den Sozialstaat

Die Herausforderungen für den Sozialstaat sind tief in der demografischen Entwicklung Deutschlands verwurzelt. Die zunehmende Lebenserwartung bei gleichzeitig niedrigen Geburtenraten verändert die Altersstruktur der Bevölkerung grundlegend – mit direkten Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme.

Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen der mittleren Generation und den über 60-Jährigen zeigt die dramatische Veränderung: Während 1995 noch 37,3 Prozent der Bevölkerung zur älteren Gruppe zählten, wird für 2030 ein Anteil von 71,8 Prozent erwartet (Quelle: https://www.sozialpolitik-aktuell.de/files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Sozialstaat/Dokumente/Generationengerechtigkeit.pdf ). Diese Verschiebung bedeutet, dass immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter für immer mehr Seniorinnen und Senioren aufkommen müssen.

Chronologie: Beitragszahler und Altersrelation

Die historische Entwicklung verdeutlicht die wachsende Belastung der sozialen Sicherungssysteme. Noch 1962 kamen in Westdeutschland sechs Beitragszahler auf einen Rentner. Bis 1988 hatte sich dieses Verhältnis bereits halbiert auf drei Beitragszahler pro Rentner. Die aktuellen Zahlen für 2022 zeigen 18,6 Millionen Rentnerinnen und Rentnern stehen rund 39,9 Millionen Beitragszahler gegenüber (Quelle: https://www.mittelstandsbund.de/kompetenzbereiche/arbeit-bildung/beitrag/sozialversicherung-in-der-krise-probleme-und-herausforderungen).

Diese demografische Entwicklung stellt die Solidarsysteme vor immense finanzielle Herausforderungen. Die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungen basieren auf dem Umlageverfahren, bei dem die aktuellen Beitragszahler die Leistungen für die heutigen Rentner finanzieren. Schon heute zeichnet sich ab, dass das System ohne grundlegende Reformen an seine finanziellen Grenzen stoßen wird.

Die Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa betont in diesem Zusammenhang: "Wenn sich nun in den nächsten Jahren eine riesige Generation aus dem Erwerbsleben verabschiedet und ins Renten- und Pflegealter kommt, ergeben sich Herausforderungen, die nur im Miteinander und Füreinander der Generationen gelingen können." Diese Einschätzung unterstreicht die Dringlichkeit, nachhaltige Lösungen für den generationenübergreifenden Zusammenhalt im Sozialstaat zu finden.

Pflegebedarf, Arbeitskräftemangel und Generationenbalance im Fokus

Die demografische Entwicklung stellt verschiedene gesellschaftliche Bereiche vor wachsende Herausforderungen. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Altersstruktur: Der Anteil der über 65-Jährigen in Deutschland lag im Jahr 2020 bei 22 % (Stand: 2020). Prognosen deuten für das Jahr 2025 auf einen Anstieg auf rund 22,3 % hin (Stand: 2025). Diese Verschiebung hat konkrete Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, den Arbeitsmarkt und die sozialen Sicherungssysteme.

Alternde Gesellschaft: Bevölkerungsanteile und Projektionen

Mit steigendem Altersdurchschnitt wächst der Bedarf an pflegerischer Versorgung und medizinischer Betreuung. Gleichzeitig erreicht die Generation der Babyboomer in den kommenden Jahren das Rentenalter. Die Herausforderung besteht darin, neue Lösungen für die Generationenbalance im Sozialstaat zu entwickeln.

Arbeitsmarkt und Nachwuchsbedarf

Parallel zum wachsenden Pflegebedarf verändert sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Das erwerbsfähige Bevölkerungspotenzial soll schrumpfen, während der Bedarf an Nachwuchs steigt (Stand: 2025). Diese Entwicklung vollzieht sich trotz einer hohen Erwerbstätigenquote und Zuwanderung. Besonders betroffen sind:

  • Gesundheits- und Pflegeberufe
  • Soziale Dienstleistungen
  • Fachkräfte in technischen Bereichen

Die demografische Entwicklung macht deutlich, dass die sozialen Sicherungssysteme und der Arbeitsmarkt nur durch ein abgestimmtes Miteinander der Generationen zukunftsfähig bleiben können.

Gemeinsam für einen zukunftsfesten Sozialstaat

Die aktuellen Herausforderungen für den Sozialstaat erfordern ein abgestimmtes Vorgehen auf mehreren Ebenen. Politik, Verbände und jede einzelne Bürgerin und jeder Bürger können dazu beitragen, die soziale Sicherheit für alle Generationen zu erhalten und zu stärken.

Mögliche Reformansätze

Die Diskussion um die Zukunft des Sozialstaats konzentriert sich auf mehrere zentrale Handlungsfelder. Dazu gehört die nachhaltige Finanzierung der Sozialversicherungen, die angesichts des demografischen Wandels neu justiert werden muss. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Arbeitsmarktintegration, insbesondere von jungen Menschen und Geflüchteten, um die sozialen Sicherungssysteme langfristig zu stabilisieren. Ebenso wichtig ist der Ausbau generationenübergreifender Begegnungsorte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern und Solidarität zwischen Alt und Jung praktisch erfahrbar machen.

Was jeder tun kann

Jenseits politischer Reformen kann auch das persönliche Engagement einen Unterschied machen:

  • Sich über lokale Caritas-Angebote informieren und diese unterstützen
  • Zeit schenken durch ehrenamtliche Tätigkeiten in sozialen Einrichtungen
  • Im eigenen Umfeld generationsübergreifende Begegnungen aktiv fördern

Diese konkreten Schritte tragen dazu bei, das Miteinander in der Gesellschaft zu stärken und die soziale Infrastruktur vor Ort zu erhalten. Die Delegiertenversammlung 2025 des Deutschen Caritasverbands hat gezeigt, dass die Debatte über die Zukunft des Sozialstaats weiterhin mit großer Dynamik geführt wird – und dass jede Stimme in diesem Diskurs zählt.

Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Caritasverbands e.V.

Weiterführende Quellen:

10 Antworten

  1. Die Verantwortung der Caritas ist wirklich enorm! Es wäre schön zu hören, welche konkreten Maßnahmen geplant sind. Was denkt ihr über den Vorschlag der Ministerpräsidenten zur Arbeitsmarktintegration?

    1. Das klingt vielversprechend! Aber ich frage mich, ob das schnell genug geht angesichts des demografischen Wandels.

  2. Es ist toll zu sehen, wie die Caritas sich engagiert! Die Herausforderungen des Sozialstaats sind groß und erfordern unser aller Einsatz. Wie steht ihr zur Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme?

    1. Ich finde es wichtig, dass wir alle darüber nachdenken, wie wir unseren Sozialstaat zukunftsfähig machen können!

  3. Die Themen in der Diskussion sind so wichtig. Ich finde es gut, dass die Caritas auf generationenübergreifende Solidarität setzt. Was könnten wir als Gesellschaft tun, um das Miteinander zu fördern?

    1. Das Miteinander ist so entscheidend! Vielleicht mehr Veranstaltungen oder Projekte zwischen den Generationen initiieren? Jeder kann seinen Teil beitragen!

    2. Ich denke auch, dass jeder Einzelne etwas tun kann! Ehrenamtliche Arbeit könnte ein Anfang sein, um den Zusammenhalt zu stärken.

  4. Die demografische Entwicklung ist echt besorgniserregend! Wie können wir sicherstellen, dass auch in Zukunft genug Unterstützung für ältere Menschen da ist? Die Politik muss hier wirklich aktiv werden.

  5. Ich find es toll, dass die Caritas sich für alle Generationen einsetzt. Es ist wirklich wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen, egal ob jung oder alt. Wie denkt ihr über die Rolle der Caritas in unserer Gesellschaft?

    1. Ich stimme zu! Wir sollten mehr über die Angebote von Caritas wissen. Vielleicht könnte man mal eine Infoveranstaltung organisieren? Was haltet ihr davon?

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